Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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das Backbord das Ruder, Meister Kirby«, rief der alte Seemann; »Backbord, so gut Ihr könnt! Es würde den ältesten General in der britischen Flotte in Verlegenheit bringen, ein Netz hübsch auszuwerfen, wenn das Kielwasser wie ein Korkzieher hinter einem herkommt Steuerbord, Bursche! ans Steuerbord das Ruder, – wollt Ihr?«

      »Hört, Meister Pump«, sagte Kirby trotzig, indem er zu rudern aufhörte, »ich verlange eine höfliche Sprache und eine manierliche Behandlung, wie es zwischen Mann und Mann recht und billig ist Wenn Ihr hott wollt, so sagt’s, und ich fahre hott um des allgemeinen Besten willen; aber ich bin’s nicht gewöhnt, mich kommandieren zu lassen wie das unvernünftige Vieh.«

      »Wer ist ein unvernünftiges Vieh?« entgegnete Benjamin, indem er sein abstoßendes Gesicht zornig dem Licht des Kahnes zuwandte, von wo aus man in jedem seiner Züge den Ausdruck des Unmutes zu unterscheiden vermochte. »Wenn Ihr mir so kommt und die Richtung des Boots bestimmen wollt, so hol’ Euch der Henker; Ihr würdet mir ein schönes Steuern zuwege bringen. Wir brauchen nur noch das Netz in die Achtersitze zu heben, und die Sache ist im reinen. Ich frage Euch noch einmal, ob Ihr noch um ein paar Faden weiter rudern wollt? Wenn ich aber wieder ein solches Walroß, wie Ihr seid, an Bord nehme, so soll mich alle Welt einen Schiffsesel nennen.«

      Wahrscheinlich durch die Aussicht einer baldigen Beendigung seines Geschäfts ermutigt, nahm der Holzfäller sein Ruder wieder auf und führte mit demselben einen so kräftigen Schlag ins Wasser, daß das Boot nicht nur von dem Netze, sondern auch in demselben Augenblicke von dem Majordomo befreit wurde. Benjamin hatte sich hinten an der kleinen Plattform, wo das noch nicht ausgeworfene Netz lag, aufgestellt, und der gewaltige, durch den kräftigen Arm des Holzfällers veranlaßte Ruck hatte jenen Ehrenmann vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Die beiderseitigen Lichter ließen diesen Vorfall sowohl im Kahn als an der Küste gewahr werden, und der schwere Sturz ins Wasser zog aller Augen nach dem Majordomo, den man einen Augenblick auf der Oberfläche zappeln sah.

      Ein lautes Gelächter erscholl, zu welchem Kirbys Lungen keinen kleinen Teil beitrugen, und hallte an den östlichen Bergen wider, bis es in der Ferne unter den Felsen und Wäldern dahinstarb. Man sah den Körper des Hausmeisters langsam verschwinden. Als aber die durch seinen Fall veranlaßten Wellenschläge ruhig wurden und das Wasser über seinem Kopfe eine ununterbrochene Ebene bildete, bemächtigten sich der Zuschauer ganz andere Gefühle.

      »Wie geht’s Euch, Benjamin?« brüllte Richard vom Ufer aus.

      »Der dumme Teufel kann nicht schwimmen!« rief Kirby, indem er aufsprang und die Kleider beiseite zu werfen begann.

      »Rudert drauflos, Mohegan!« sagte der junge Edwards. »Das Licht wird zeigen, wo er ist; ich will dann nach ihm hinunter.«

      »Oh, rettet ihn! Um Gottes willen rettet ihn!« rief Elisabeth, indem sie entsetzt ihren Kopf über den Rand des Kahnes beugte.

      Einige kräftige und gewandte Schläge von Mohegans Ruder brachten den Kahn rasch zu der Stelle, wo der Hausmeister ins Wasser gefallen war, und ein lauter Schrei von Lederstrumpf kündigte an, daß er den Körper sah.

      »Haltet mit dem Boot, bis ich untergetaucht bin«, rief Edwards wieder.

      »Gemach, Junge, gemach«, sagte Natty. »Ich will den Burschen in der halben Zeit mit meiner Gabel heraufgeholt haben, und so geht es, ohne daß jemand sein Leben aufs Spiel setzt.«

      Benjamins Körper lag zur Hälfte auf dem Grund, während seine Hände krampfhaft einige Binsen gefaßt hielten. Elisabeth überfiel es eiskalt, als sie die Gestalt eines Mitmenschen so unter den Wassermassen ausgestreckt sah; denn seine Bewegungen schienen nur noch von den Wellen herzurühren, während sein Gesicht und seine Hände, im Schein des Lichtes und durch das Wasser gesehen, bereits die Farbe des Todes zeigten.

      In demselben Augenblick bemerkte man, wie sich die Zinken von Nattys Gabel dem Kopfe des Verunglückten näherten und rasch in die Haare seines Zopfes und in den Kragen seines Rockes eindrangen. Der Körper wurde nun langsam in die Höhe gezogen, und die geisterbleichen Züge traten an die Oberfläche. Die Ankunft von Benjamins Nasenlöchern in ihrer eigenen Atmosphäre wurde durch ein Schnauben verkündet, das einem Meerschwein Ehre gemacht hätte. Natty hielt den Majordomo eine kleine Weile mit dem Kopf über dem Wasser schwebend, und inzwischen öffneten sich dessen Augen langsam, wobei er um sich stierte, als sei er in einem neuen, nie gesehenen Lande angelangt.

      Da alles zugleich handelte und sprach, so wurde diese Rettung in weit kürzerer Zeit bewerkstelligt, als wir zu ihrer Erzählung gebraucht haben. In einem Nu befand sich das Boot an der Seite der Gabel, das sofort Benjamin aufnahm und rasch dem Ufer zu ruderte. Kirby brachte unter Richards Beistand, der in der Angst um seinen Lieblingsgehilfen ihm ins Wasser entgegengesprungen war, den besinnungslosen Hausmeister ans Gestade und setzte ihn ans Feuer, während der Sheriff jene Belebungsmittel anordnete, die man damals bei Ertrunkenen für die erprobtesten hielt.

      »Lauft, Billy«, rief er, »lauft ins Dorf und holt den vor der Tür liegenden Rumkrug, in dem ich den Weinessig angesetzt habe. Sputet Euch, Junge, und haltet Euch nicht damit auf, den Essig in ein anderes Gefäß zu füllen; und nehmt bei Herrn Le Quoi ein Päckchen Tabak und ein halbes Dutzend Pfeifen mit – und laßt Euch von Remarkable etwas Salz und einen ihrer Flanellunterröcke geben – und sagt zu Doktor Todd, er solle seine Lanzette schicken und selbst herauskommen; und – ha! Duke, was machst du? Willst du einen Mann, der voll Wasser ist, umbringen, daß du ihm Rum gibst? Hilf mir seine Hand öffnen, daß ich sie reiben kann.«

      Während dieser ganzen Zeit saß Benjamin starr mit verbissenem Mund und krampfhaft geschlossenen Händen da, in denen sich noch Reste der Binsen befanden, die er in der Verwirrung des Augenblicks ergriffen und wie ein echter Seemann so fest gehalten hatte, daß sein Körper nicht wieder an die Oberfläche auftauchen konnte. Seine Augen standen jedoch offen und stierten gräßlich auf die Gruppe um das Feuer, während seine Lungen wie Schmiedeblasebälge arbeiteten, als wollten sie sich für die Minute einer unfreiwilligen Untätigkeit schadlos halten. Die gewaltsam zusammengepreßten Lippen nötigten die Luft, durch die Nasenlöcher ihren Aus-und Eingang zu nehmen, was denn auch mit einem so gewaltsamen Schnauben geschah, daß nichts als die übermäßige Aufregung des Sheriffs seine voreiligen Anordnungen rechtfertigen konnte.

      Die Flasche, welche Marmaduke an die Lippen des Hausmeisters brachte, wirkte wie ein Zauber. Sein Mund öffnete sich instinktiv Seine Hände ließen die Binsen fallen und griffen nach dem Glas seine Augen erhoben sich aus ihrem horizontalen Stieren zum Himmel, – und der ganze Mann schien für den Augenblick in einen neuen Gefühl aufzugehen. Zum Unglück für Benjamins Neigung war nach einem dieser Züge, ebensogut wie nach seinem Untertauchen, ein neues Atmen nötig, und so mußte er endlich die Flasche fahren lassen.

      »Ei, Benjamin!« rief der Sheriff, »das ist ja etwas Schreckliches. Wie kann ein Mann, der schon so viele Ertrunkene hat behandelt sehen, so töricht verfahren? Schüttet Ihr jetzt, da Ihr halbvoll Wasser seid, den Rum hinunter – –«

      »Um mich ganz voll Grog zu machen«, fiel ihm der Majordomo ins Wort, indem seine Züge mit erstaunlicher Schmiegsamkeit wieder ihre natürliche Form annahmen. »Aber sehen Sie, Squire, ich hielt meine Luken verschlossen, so daß nur wenig Wasser in meinen Unterraum gelangte. Hört, Meister Kirby! Ich habe den größten Teil meines Lebens auf dem Salzwasser zugebracht und auch die Schifffahrt auf solchen Weihern mitangesehen, und so kann ich Euch denn nachrühmen, daß Ihr der ungeschickteste Tölpel seid, der sich je auf einer Bootsducht breit machte. Mag meinetwegen mit Euch fahren, wer will, aber ich will verdammt sein, wenn ich je wieder in Eurer Gesellschaft das Ufer dieses Sees besuche. Ich will Euch sagen, warum: weil Ihr ebensogern einen Menschen ins Wasser werft wie einen dieser Fische und nicht soviel Verstand habt, einem ehrlicher Christenmenschen, wenn er driftig wird, auch nur ein Stückchen Seil zuzuwerfen. – Natty Bumppo, gebt mir Eure Hand! Man

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