Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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die Aufmerksamkeit seines Vetters auf eine Angelegenheit zu lenken, die mit jeder Stunde mehr an dem Herzen des Sheriffs nagte und die wohl von großer Wichtigkeit sein mochte, wenn anders wir eine Folgerung aus seinem häufigen Verkehr mit dem Mann ziehen dürfen, der dem Leser in der Wirtsstube ›Zum kühnen Dragoner‹ unter dem Namen Jotham vorgeführt wurde. – Endlich wagte es der Sheriff, wieder auf den Gegenstand anzuspielen, und eines Abends Anfang Juli gab ihm Marmaduke das Versprechen, ihn am andern Morgen auf dem ersehnten Ausflug zu begleiten.

      XXVI

       Inhaltsverzeichnis

      So sprich, mein lieber Vater; deine Worte

       Sind mir wie milde Lüfte aus dem Westen.

      Milman

      Es war ein milder, sanfter Morgen, als Marmaduke und Richard ihre Pferde bestiegen, um den Ausflug vorzunehmen, mit dem sich die Gedanken des letzteren schon geraume Zeit fast ausschließlich beschäftigt hatten. In demselben Augenblick erschienen auch Elisabeth und Luise, für einen Spaziergang angekleidet, in der Halle.

      Die Kopfbedeckung der Predigerstochter bestand aus einem niedlichen, kleinen Hut von grüner Seide, unter dem ihre bescheidenen Augen mit der schmachtenden Weichheit, welche ihr ganzes Äußere charakterisierte, hervorleuchteten; aber Miss Temple schritt durch die weiten Gemächer ihres Vaters mit dem Tritt der Gebieterin, indem sie den Strohhut, der die glänzenden, ihre Marmorstirn üppig umspielenden Locken bedecken sollte, an einem seiner Bänder in der Hand trug.

      »Wie? Hast du im Sinn, einen Spaziergang zu machen, Beß?« rief der Richter, einen Augenblick sein Roß zügelnd, um mit väterlicher Freude die weibliche Schönheit und Anmut seines Kindes zu betrachten. »Vergiß aber nicht, liebe Tochter, daß der Juli ein heißer Monat ist, und wage dich nur so weit, daß du vor Mittag wieder zu Hause sein kannst. Wo ist dein Sonnenschirm, Mädchen? Es ist um deine weiße Stirn geschehen, wenn du dich nicht sorgfältig gegen unsere Sonne und unsern Südwind verwahrst.«

      »Ich werde dann nur um so besser zu meiner Verwandtschaft passen«, erwiderte Miss Temple lächelnd. »Vetter Richard hat ein so rosiges Aussehen, daß ihn eine Dame darum beneiden könnte, und so ist zur Zeit die Ähnlichkeit zwischen uns so unbedeutend, daß kein Fremder glauben würde, wir stammten von zwei Schwestern ab.«

      »Nur stehst du um einen Grad entfernter, Base Elisabeth«, versetzte der Sheriff. »Doch beeile dich, Richter Temple; Zeit und Flut warten auf niemand; und wenn du dir von mir raten läßt, Vetter, so kannst du ihr heute in zwölf Monaten aus ihrem Kamelhaarschal einen Sonnenschirm machen und ihn mit gediegenem Silber beschlagen lassen. Für mich will ich nichts, Duke, du hast dich immer freundlich gegen mich erwiesen; und zudem geht ja, wenn mein Stündlein schlägt, all mein Eigentum auf Beß über; es ist daher gleichgültig, wer es ihr über kurz oder lang hinterläßt, ich oder du. Aber wir haben eine Tagereise vor uns, Vetter; mache also, daß du vorwärts kommst oder steige wieder ab und sage es gleich, daß du nicht gehen willst.«

      »Geduld, Geduld, Dick«, erwiderte der Richter, indem er sich abermals an seine Tochter wandte. »Wenn du das Gebirge besuchen willst, Liebe, so verliere dich ja nicht zu tief in den Wald; denn obgleich man es oft ungestraft tun kann, so ist es doch bisweilen gefährlich.«

      »In dieser Jahreszeit wohl nicht, lieber Vater«, sagte Elisabeth, »denn ich will nur gestehen, daß ich und Luise im Sinn haben, ein bißchen unter den Bergen umherzustreifen.«

      »Im Winter ist’s freilich minder rätlich, meine Liebe, aber doch könnte es gefährlich werden, wenn du dich zu weit wagst. Wenn du aber auch waghalsig bist, Elisabeth, so gleichst du doch zu sehr deiner Mutter, um nicht auch klug zu sein.«

      Die Augen des Vaters wandten sich nur mit Widerstreben von seiner Tochter ab, und Richter und Sheriff ritten langsam durch den Torweg, um bald hinter den Gebäuden des Dorfes zu verschwinden.

      Während dieses kurzen Gesprächs stand der junge Edwards, aufmerksam horchend, mit einer Fischerrute in der Hand in der Nähe; denn auch ihn hatte der schöne Tag veranlaßt, das Haus zu verlassen, um die frische Luft zu genießen. Als die Reiter sich entfernt hatten, näherte er sich den jungen Mädchen, die eben nach der Straße einbogen, und er war eben im Begriff sie anzureden, als Luise haltmachte und hastig sagte:

      »Herr Edwards will mit uns sprechen, Elisabeth.«

      Miss Temple hielt gleichfalls und wandte sich an den Jüngling – zwar höflich, aber mit einer leichten Kälte in ihrem Wesen, welche die Freimütigkeit, womit er herangetreten war, merklich zügelte.

      »Es scheint Ihrem Vater nicht zu gefallen, daß Sie ohne Geleit in die Berge gehen, Miss Temple. Wenn ich Ihnen meinen Schutz anbieten darf –«

      »Hat mein Vater Herrn Edwards ausersehen, mir das, was ihm mißfällt, zu bedeuten?« fiel ihm die Dame ins Wort

      »Gütiger Himmel! Sie verkennen meine Meinung. Ich hätte statt Mißfallen Beunruhigung sagen sollen. Ich bin sein Diener, Fräulein, und folglich auch der ihrige. Wenn Sie nichts dawider haben, so wiederhole ich daher, daß ich meine Angelrute mit einer Vogelflinte vertauschen und, falls Sie das Gebirge besuchen, in ihrer Nähe bleiben will.«

      »Ich bin Ihnen sehr verbunden, Herr Edwards, aber wo keine Gefahr ist, bedarf es auch keines Schutzes. Zum Glück ist es nicht nötig, daß man unter diesen freien Bergen im Geleit einer Leibgarde einherwandelt, und sollte es je der Fall sein, so ist auch hierfür gesorgt. Komm her Brave – Brave, mein wackerer Brave!«

      Der ungeheure Bullenbeißer, den wir bereits erwähnt, erschien vor seiner Hütte und gähnte und reckte sich in träger Schläfrigkeit. Aber als seine Gebieterin abermals rief: »Komm, lieber Brave! Du hast vordem deinem Herrn treue Dienste geleistet; laß einmal sehen, wie du deine Pflicht bei seiner Tochter erfüllst«, wedelte der Hund mit dem Schwanz, als verstehe er die Worte, schritt stattlich an ihre Seite hin, setzte sich nieder und sah zu ihrem Antlitz mit einem Verstand auf, der dem, welcher aus den liebenswürdigen Zügen seiner Herrin blitzte, nur wenig nachzugeben schien.

      Sie nahm ihren Spaziergang wieder auf, machte aber nach einigen Schritten abermals halt und fügte in einem versöhnlichen Tone bei:

      »Sie können uns gleichwohl einen Dienst leisten, der Ihnen, wie ich vermute, angenehmer sein dürfte, Herr Edwards, – wenn Sie uns nämlich ein paar von Ihren Lieblingsbarschen für die Mittagstafel besorgen.«

      Sie ging weiter, ohne zurückzublicken und zu sehen, wie der Jüngling diese Zurückweisung aufnahm; dagegen wandte sich, noch ehe sie das Tor erreichten, Luises Kopf mehrere Male um.

      »Ich fürchte, Elisabeth«, begann sie, »daß wir Herrn Oliver gekränkt haben. Er steht noch immer an seine Angelrute gelehnt, wo wir ihn verlassen haben. Er mag uns wohl für stolz halten.«

      »Dann hat er recht«, rief Miss Temple, wie aus einem tiefen Traum erwachend, »dann hat er vollkommen recht. Wir sind zu stolz, um von einem jungen Mann in einer so zweideutigen Lage derartige Aufmerksamkeiten anzunehmen. – Jawohl! – ihn zum Begleiter unserer geheimsten Spaziergänge zu machen! Es ist Stolz, Luise, aber es ist der Stolz eines Weibes.«

      Es dauerte mehrere Minuten, ehe Oliver sich aus der gedankenvollen Stellung erhob, in welcher ihn Luise zuletzt gesehen hatte; aber als er es endlich tat, murmelte er rasch und unzusammenhängend etwas vor sich hin, warf seine Angelrute über seine Schulter und schritt mit der stolzen Haltung eines Kaisers die

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