Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
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Marmaduke kam einer Antwort zuvor, indem er fortan mit einer Würde und Umsicht, welche die Einwendungen seines Vetters mit einemmal zum Schweigen brachten, die weitere Leitung der Fischerexpedition übernahm, Benjamin zu Lande nach dem Dorf zurückschickte und das Netz in einer Weise ans Land holen ließ, daß die Fische alle ungefährdet entkamen.
Die Verteilung der Beute ging in der gewöhnlichen Weise vor sich indem man einen aus der Gesellschaft aufstellte, der mit abgewandtem Gesichte denjenigen namhaft machen mußte, welchem dieser oder jener Haufe gehören sollte. Billy Kirby streckte sich an der Seite des Feuers der Länge nach auf dem Grase aus, um bis zum Morgen das Netz und die Fische zu bewachen; die übrigen aber schifften sich in dem Kahn ein, um nach dem Dorf zurückzukehren.
Die sich Entfernenden bemerkten noch, wie der Holzfäller über den Kohlen sein Nachtessen kochte, und als sich das Boot dem Ufer näherte, zeigte sich die Flamme aus Mohegans Kahn wieder unter dem Dunkel der östlichen Berge. Plötzlich hörte sie auf, sich zu bewegen, und nun flogen die Feuerbrande in die Luft, worauf sich alles in so tiefe Dunkelheit hüllte, wie sie die Nacht zusammen mit dem Wald und dem Gebirge nur immer herbeiführen konnte.
Elisabeths Gedanken wanderten von dem Jüngling, der einen Baldachin von Umschlagtüchern über sie und Luise ausgebreitet hielt, zu dem Jäger und dem indianischen Krieger, und ein Verlangen erwachte in ihr, die Hütte zu besuchen, wo Menschen von so verschiedenen Gewohnheiten und Temperamenten sich zusammengefunden hatten.
XXV.
Schwatz uns nicht stets von diesen Berg’ und Tälern,
Du alter Tor; denn niemand horcht auf Mären
Aus deiner Kinderzeit, womit du quälst
Der Hörer Ohr. – Drum rasch! zur Sache!
Duo
Herr Jones stand am folgenden Morgen mit der Sonne auf, ließ sein und Marmadukes Pferd satteln und verfügte sich mit ungewöhnlich wichtiger Miene in das Schlafgemach des Richters. Die Tür war nicht verschlossen, und Richard trat mit einer Freimütigkeit ein, die nicht nur das gute Einvernehmen mit dem Vetter, sondern auch die gewohnte Weise des Sheriffs charakterisierte. –
»Nun, Duke, zu Pferde«, rief er, »und ich will dir auseinandersetzen, was ich gestern abend mit meinen Andeutungen meinte. David sagt in seinen Psalmen – nein, es war Salomo; doch das ist gleichgültig, er gehörte zur Familie – Salomo sagt, alles habe seine Zeit, und nach meiner unmaßgeblichen Ansicht ist eine Fischpartie kein geeigneter Moment, um wichtige Angelegenheiten zu besprechen. – Ha was soll das? Was zum Teufel fehlt dir, Marmaduke? Bist du nicht wohl? Laß mich deinen Puls fühlen. Du weißt, mein Großvater war –«
»Dem Körper nach befinde ich mich ganz wohl, Richard«, fiel der Richter ein, indem er seinen Vetter zurückschob, der eben im Begriff war, dem Doktor Todd ins Handwerk zu greifen, »aber mein Gemüt ist leidend. Als ich in der letzten Nacht zurückkam, fand ich unter anderen Briefen auch diesen vor.«
Der Sheriff nahm den Brief auf, ohne jedoch seine Augen auf das Schreiben zu richten; denn er betrachtete fortwährend das Äußere des Richters mit großem Erstaunen. Von dem Antlitz seines Vetters wanderte sein Blick nach dem Tisch, wo mehrere Briefe, Pakete und Zeitungen lagen, und dann im Zimmer umher. Auf dem Bett war der Eindruck eines menschlichen Körpers sichtbar, ohne daß jedoch die Decke zurückgeschlagen gewesen wäre; alles verkündete, daß der Bewohner des Gemachs eine schlaflose Nacht zugebracht hatte. Die Kerzen waren bis in die Leuchter niedergebrannt und augenscheinlich von selbst erloschen. Marmaduke hatte seine Vorhänge aufgezogen und die Fenster geöffnet, um die balsamische Luft eindringen zu lassen, aber seine blassen Wangen, seine bebenden Lippen und seine eingesunkenen Augen zeigten so wenig die gewohnte männliche und heitere Ruhe des Richters, daß der Sheriff mit jedem Augenblick bestürzter wurde. Endlich fand Richard Zeit, seine Blicke auf den Brief zu werfen, den er noch immer ungeöffnet und zusammengeballt in seiner Hand hielt.
»Was, ein zu Schiff angekommener Brief«, rief er, »und aus England? Ha, Duke! der mag in der Tat wichtige Neuigkeiten enthalten.«
»Lies ihn«, versetzte Marmaduke, in heftiger Aufregung durch das Zimmer auf und ab schreitend.
Richard war gewöhnt, laut zu denken, und daher nicht imstande, einen Brief zu lesen, ohne einem Teil des Inhalts Worte zu leihen. Wir legen daher dem Leser das, was in dieser Weise von dem Briefe veröffentlicht wurde, nebst den gelegentlichen Bemerkungen des Sheriffs vor.
»London, den zwölften Februar siebzehnhundertdreiundneunzig – Was zum Teufel, das hat lange gebraucht! Aber der Wind ist, bis auf die letzten vierzehn Tage, sechs Wochen lang nordwestlich gewesen.
Sir, Ihre verehrlichen Schreiben vom 10. August, 23. September und 1. Dezember habe ich zur rechten Zeit erhalten und das erste umgehend beantwortet. Seit dem Empfang des letzteren habe ich –« hier folgte ein langer Satz, welchen der Sheriff unbestimmt vor sich hin murmelte. »Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, daß – hum, das ist allerdings schlimm – hoffe aber, daß es die gütige Vorsehung für passend gehalten hat – hum, hum, hum; scheint ein religiöser Mann zu sein, Duke, wahrscheinlich ein bischöflicher; hum, hum – Schiff abgesegelt von Falmouth, ungefähr am 1. September des vorigen Jahres und, – – hum, hum, hum. Wenn etwas von dieser betrübenden Sache verlauten sollte, so werde ich nicht ermangeln – hum, hum; in der Tat ein sehr gutherziger Mann für einen Rechtsgelehrten – kann jedoch nichts weiteres mitteilen – hum, hum. Der Nationalkonvent – hum, hum – unglückliche Louis – hum, hum – Beispiel Eures Washington – gewiß ein sehr verständiger Mann und keiner von jenen verrückten Demokraten. Hum, hum – unsere tapfere Flotte – hum, hum – unter unserem ausgezeichneten Monarchen – ja, mag ein guter Mann sein, dieser König Georg, hat aber schlechte Ratgeber. Hum, hum – schließe mit den Versicherungen meiner vollkommenen Hochachtung – Hum, hum. Andreas Holt! – Andreas Holt? – ein sehr verständiger teilnehmender Mann, dieser Andreas Holt, – schreibt aber schlimme Botschaft. Was willst du zunächst tun, Vetter?«
»Was kann ich tun, Richard, als die Zeit und die Führung des Himmels abzuwarten? Da ist ein anderer Brief aus Connecticut, welcher übrigens nur eine Bestätigung des früheren enthält. Nur eines tröstet mich bei diesen Neuigkeiten aus England, daß er nämlich mein letztes Schreiben erhalten haben muß, ehe das Schiff absegelte.«
»Das ist freilich schlimm genug, sehr schlimm, Duke, und macht alle meine Pläne, an dem Hause Flügel anzubringen, zu Wasser. Ich habe Vorkehrungen zu einem Ausritt getroffen, um dir etwas ungemein Wichtiges mitzuteilen. Es liegen dir immer Minen im Kopf –«
»Rede mir jetzt nichts von Minen«, fiel ihm der Richter ins Wort, »denn ich habe ohne Verzug eine heilige Pflicht zu erfüllen. Ich muß diesen Tag mit Schreiben zubringen, und du wirst mir helfen, Richard. Ich mag Oliver nicht in ein so wichtiges Geheimnis Einsicht nehmen lassen.«
»Nein, nein, Duke«, rief der Sheriff, dem Richter die Hand drückend, »ich stehe ganz zu deinen Diensten. Wir sind Geschwisterkinder, und Blut ist im Grunde doch der beste Mörtel, der die Freundschaft zusammenhält. Meinetwegen, es hat keine Eile mit der Silbermine; denn morgen ist so gut wie heute. Ich denke, wir werden hierbei den Dirky