Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper страница 91
»Das Ganze wäre also, Dick, daß das Trio, zu welchem auch du, und zwar als Hauptperson gehörst, irgendeine wichtige Entdeckung gemacht hat?«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich mich dazu zähle, Richter Temple. Wie ich schon vorhin bemerkte, so will ich mein Ich dabei gar nicht ins Spiel bringen. Allerdings ist aber eine Entdeckung gemacht worden, bei welcher du wesentlich beteiligt bist.«
»Weiter, – ich bin ganz Ohr.«
»Nein, nein, Duke; ich gebe zwar zu, daß du schlimm genug bist, aber doch nicht so gar schlimm, als du dich da geben willst, sonst müßten deine Ohren noch ein Bedeutendes größer werden.«
Der Sheriff lachte herzlich über diesen faden Witz, was ihn in eine so gute Laune versetzte, daß er sich herabließ, seinen geduldigen Vetter mit folgender Auseinandersetzung zu erfreuen:
»Du weißt, daß in deinem Bezirk ein Mann wohnt, der unter dem Namen Natty Bumppo bekannt ist. Dieser hat, soviel ich erfahren konnte, seit mehr als vierzig Jahren hier gelebt – und zwar allein, bis auf die neueste Zeit, in welcher er sich eine sonderbare Genossenschaft zulegte.«
»Zum Teil sehr wahr und alles sehr wahrscheinlich«, entgegnete der Richter.
»Buchstäbliche Wahrheit, Vetter! Gut, in den letzten paar Monaten gesellten sich zu ihm ein alter Indianerhäuptling, der letzte oder einer der letzten seines Stammes, die in diesen Landesteilen aufzufinden sind, und ein junger Mann, dem Vernehmen nach der Sohn irgendeines indianischen Agenten von einer Wilden.«
»Wer sagt das?« rief Marmaduke mit einer Teilnahme, die er früher nicht an den Tag gelegt hatte.
»Wer? Nun ja, der gesunde Menschenverstand – das Gerücht – alle Welt. Aber laß mich ausreden! Dieser Jüngling hat recht hübsche Talente – ja, er besitzt das, was ich recht hübsche Talente nenne – wurde gut erzogen, trieb sich in leidlicher Gesellschaft herum und weiß sich zu benehmen, wenn er will. Nun, Richter Temple, kannst du mir wohl sagen, was drei solche Männer wie den Indianer John, Natty Bumppo und Oliver Edwards zusammengebracht hat?«
Marmaduke sah seinen Vetter augenscheinlich erstaunt an und erwiderte schnell: »Du hast unverhofft einen Gegenstand berührt, Richard, der meinen Geist schon oft beschäftigte. Aber weißt du irgend etwas von diesem Geheimnis, oder sind es bloß ungare Vermutungen eines –«
»Nichts Ungares, Duke, nichts Ungares; Tatsachen, unleugbare Tatsachen. Du weißt, daß es Minen in diesen Bergen gibt; ich habe dich oft sagen hören, du glaubest an ihre Existenz.«
»Ich folgerte es aus Analogien, Richard, ohne daß ich irgendeine Sicherheit für das Faktum hätte.«
»Du hast davon reden hören und Erzproben gesehen – du kannst das nicht in Abrede stellen. Und was deine sogenannten Analogiefolgerungen betrifft: wenn es in Südamerika Minen gibt, warum sollte es nicht auch in Nordamerika dergleichen geben?«
»Nein, nein, ich gedenke nichts in Abrede zu stellen, Vetter. Ich habe allerdings manches Gerücht über das Vorhandensein von Minen in diesen Bergen vernommen und glaube auch Proben der köstlichen Metalle, die hierherum gefunden wurden, gesehen zu haben. Es würde mich daher nicht wundernehmen, wenn ich erführe, daß man Zinn, Silber, oder was ich noch für weit folgenreicher halte, gute Steinkohlen – –«
»Zum Henker mit deinen Steinkohlen!« rief der Sheriff, »wer braucht denn Steinkohlen in diesen Wäldern? Nein, nein, Silber, Duke, – Silber ist das einzige, was uns not tut, und Silber müssen wir auffinden. Aber höre mich jetzt an: ich brauche dir nicht erst zu sagen, daß die Eingeborenen schon seit langer Zeit Gold und Silber zu verwenden wußten. Wer anders wird nun am besten die Fundorte anzugeben wissen, wenn es nicht die ursprünglichen Bewohner des Landes sind? Ich habe die besten Gründe für die Annahme, daß sowohl Mohegan als auch Lederstrumpf seit vielen Jahren von dem Vorhandensein einer Mine in diesem Gebirge unterrichtet sind.«
Der Sheriff hatte jetzt seinen Vetter an einer empfindlichen Stelle berührt, und Marmaduke horchte nun aufmerksamer auf den Sprecher, der nach einer Pause, während welcher er sich über die Wirkung dieser außerordentlichen Enthüllung Gewißheit verschaffen wollte, fortfuhr: »Ja, Vetter, ich habe meine Gründe, die du zur geeigneten Zeit erfahren sollst.«
»Keine Zeit eignet sich besser dafür als der gegenwärtige Augenblick.«
»Schon gut, so horche auf«, fuhr Richard fort, indem er vorsichtig umherblickte, um sich zu überzeugen, daß kein Horcher im Wald verborgen sei, obgleich die beiden Reiter keinen Augenblick haltmachten. »Ich habe Mohegan und Lederstrumpf mit meinen eigenen Augen – und meine Augen sind so gut als die irgendeines andern Menschen –, ich sage, ich habe beide mit Karst und Spaten den Berg hinaufgehen und wieder herunterkommen sehen; und andere waren Zeugen, wie sie in der Dunkelheit auf eine ganz geheimnisvolle Weise Gegenstände nach ihrer Hütte schafften. Nennst du das nicht eine sehr wichtige Tatsache?«
Der Richter antwortete nicht, aber seine Stirn war gedankenvoll gerunzelt, wie man es immer an ihm bemerkte, wenn er sich für etwas lebhaft interessierte, und seine Augen ruhten in gespannter Erwartung auf den Lippen seines Vetters. Richard fuhr fort:
»Es war Erz. Nun frage ich dich, Duke, ob du mir sagen kannst, wer dieser Oliver Edwards ist, den du seit Weihnachten in deinem Hause beherbergst?«
Marmaduke erhob abermals seine Augen und antwortete nur mit einer stummen verneinenden Kopfbewegung.
»Daß er ein Mischling ist, wissen wir; denn Mohegan trägt kein Bedenken, ihn öffentlich seinen Verwandten zu nennen; daß er eine gute Erziehung genossen hat, ist gleichfalls bekannt. Was aber sein Geschäft in dieser Gegend anbelangt, – erinnerst du dich noch, daß ungefähr einen Monat, ehe dieser junge Mann unter uns erschien, Natty mehrere Tage von Hause abwesend war? Du kannst es nicht vergessen haben, denn du fragtest nach ihm, weil du einiges Wildbret für das Abschiedsmahl brauchtest, ehe du Beß holen gingst. Er war damals nirgends aufzufinden. Der alte John bewohnte die Hütte allein, und als Natty wiederkam, sah man, obgleich er des Nachts einrückte, wie er einen jener Schlitten, in denen man das Korn zur Mühle führt, nachzog und mit großer Sorgfalt etwas herausnahm, was er unter seinen Bärenhäuten versteckte. Nun frage ich dich, Richter Temple: was konnte einen Mann wie Lederstrumpf veranlassen, einen Schlitten zu machen und eine Last über diese Berge nach sich zu schleppen, wenn er weiter nichts als seine Büchse und seinen Schießbedarf bei sich hatte?«
»Man bedient sich oft solcher Schlitten zum Heimschaffen der Jagdbeute, und du sagst, er sei mehrere Tage abwesend gewesen.«
»Wie hätte er jagen können, da seine Büchse zum Ausbessern im Dorf war? Nein, nein, daß er sich an einem ganz ungewöhnlichen Ort befand, ist gewiß; daß er irgendein Geheimnis mit sich zurückbrachte, ist noch gewisser; und daß er seit der Zeit keiner Seele erlaubt hat, sich seiner Hütte zu nähern, ist das Gewisseste.«
»Er war nie ein Freund von zudringlichen Besuchen.«
»Ich weiß das«, unterbrach ihn Richard, »aber hat er sie auch auf so unfreundliche Weise von seiner Hütte fortgetrieben? Vierzehn Tage nach seiner Rückkehr tritt dieser Edwards auf. Sie bringen ganze Tage in den Bergen zu, angeblich um zu jagen, in der Tat aber, um Nachforschungen anzustellen. Wegen des strengen Winters konnten sie damals nicht graben, und er machte sich einen glücklichen Zufall zunutze, um in ein ordentliches Quartier zu kommen. Aber selbst jetzt bringt er die Hälfte seiner Zeit in jener Hütte zu – wenigstens vergeht keine Nacht, ohne daß er ein paar Stunden dort ist Sie schmelzen, Duke, sie schmelzen und werden reich dabei, während