Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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sollte, niederstrich, und begann endlich: »Dem Vernehmen nach ist Miss Temple auf dem Gebirge in eine gefährliche Nähe mit den Panthern gekommen.«

      Marmaduke machte nur eine leichte, bejahende Kopfbewegung, ohne zu sprechen.

      »Ich glaube, es steht eine gesetzliche Belohnung auf den Skalpen«, fuhr Hiram fort, »und in diesem Falle hat Lederstrumpf ein gutes Geschäft dabei gemacht«

      »Ich werde Sorge tragen, daß ihm seine Belohnung zuteil werde«, erwiderte der Richter.

      »Ja, ja, ich kann mir’s wohl denken. Niemand in der Gegend zweifelt an des Richters Großmut. Darf ich wohl fragen, ob der Sheriff hinsichtlich des Lesepultes oder des Diakonus-Standes unter der Kanzel zu einem Entschluß gekommen ist?«

      »Mein Vetter hat in der letzten Zeit nichts über diesen Gegenstand gesprochen«, versetzte Marmaduke.

      »Soviel ich schließen kann, werden wir diesmal eine ziemlich langweilige Gerichtssitzung haben. Jotham Riddel und der Mann, der sein Anwesen kaufte, sind, wie ich höre, eins geworden, ihren Streit durch Schiedsrichter schlichten zu lassen, und so werden, glaube ich, nicht mehr als zwei Zivilsachen auf die Tagesordnung kommen.«

      »Ich freue mich darüber«, sagte der Richter, »denn nichts tut mir weher, als wenn ich sehe, daß die Leute ihre Zeit und ihr Geld in unvorteilhaften Streitigkeiten vor dem Gericht verschwenden. Ich hoffe, es wird sich so verhalten, wie Ihr sagt.«

      »Ich denke wohl, daß es durch die Schiedsmänner ausgeglichen wird«, fügte Hiram mit einer Miene bei, welche zwischen Zweifel und Gewißheit die Mitte hielt, die aber Richter Temple für die letztere nehmen zu müssen glaubte. »Ich vermute, daß ich selbst in dem Fall beigezogen werde; denn Jotham sagte mir, er wolle mich nehmen. Der Gegenpart hat’s dem Anschein nach auf den Kapitän Hollister abgesehen, und wir beide sind schon halbwegs eins geworden, Squire Jones als den dritten zu wählen.«

      »Werden vielleicht Verbrecher vor Gericht gestellt?« fragte Marmaduke.

      »Wir haben die Falschmünzer vorzunehmen«, antwortete die Magistratsperson. »Da sie auf der Tat ertappt wurden, so wird vermutlich das Verdikt gegen sie lauten, in welchem Falle es wahrscheinlich ist, daß es ihnen an den Hals geht.«

      »Ah, diese Leute habe ich ganz vergessen. Hoffentlich gibt’s nichts Weiteres?«

      »Je nun, am letzten Unabhängigkeitsfest sind Feindseligkeiten vorgefallen; aber ich weiß nicht gewiß, ob das Gesetz einschreiten wird. Es soll sich dabei nur um Schimpfworte handeln; denn ich habe nichts davon gehört, daß es zu Tätlichkeiten gekommen sei. Man spricht auch davon, daß auf der Westseite des Patents, bei den Einzelsiedlungen, von einigen Squattern ein und der andere Hirsch außer der Zeit geschossen worden sei.«

      »Man soll jedenfalls eine Klage gegen sie einreichen«, rief der Richter. »Ich bin entschlossen, bei allen solchen Übertretungen das Gesetz buchstäblich in Vollzug zu setzen.«

      »Nun, ja, ich dachte mir’s, daß es dem Richter so genehm sein würde. Ich bin zum Teil selbst wegen einer derartigen Angelegenheit hier.«

      »Ihr?« rief Marmaduke, der jetzt mit einemmal einsah, wie ganz er sich durch die Schlauheit des andern hatte fangen lassen. »Und was habt Ihr vorzubringen, Sir?«

      »Ich glaube, Natty Bumppo hat im gegenwärtigen Augenblick einen erlegten Hirsch in seiner Hütte, und komme hauptsächlich deshalb her, um eine Vollmacht zur Haussuchung zu holen.«

      »Ihr glaubt nur, Sir? Wißt Ihr nicht, daß das Gesetz einen Eid für die Tatsache fordert, ehe ich eine Urkunde ausstellen kann? Müßige Eingriffe in das Hausrecht eines Bürgers auf einen leichten Verdacht hin sind nicht statthaft.«

      »Ich meine fast, ich könne es selbst beschwören«, erwiderte der unerschütterliche Hiram. »Auch ist Jotham auf der Straße und wartet nur, um in derselben Sache eine Angabe zu beeiden.«

      »Dann fertige die Vollmacht selbst aus! Warum behelligst du mich mit der Sache, Doolittle, da du der Friedensrichter bist?« »Je nun, ich meinte, weil es die erste derartige Klage sei, und weil ich wisse, wie das Herz des Richters an solchen Dingen hängt, so sei es am besten, wenn ich das Dokument hier ausfertigen ließe. Zudem bin ich viel in den Wäldern wegen des Bauholzes und möchte mir daher Lederstrumpf nicht gerne zum Feind machen. Nun hat aber der Richter ein Gewicht in der Grafschaft, das ihn aller Besorgnisse überhebt.«

      Miss Temple wandte ihr Antlitz nach dem hartnäckigen Baukünstler und fragte: »Was hätte wohl ein ehrlicher Mann von dem alten Lederstrumpf zu besorgen?«

      »Ei Miss, es ist nicht schwerer, die Büchse auf eine Magistratsperson abzudrücken als auf einen Panther. Wenn übrigens der Richter die Vollmacht nicht geben will, so muß ich freilich heimgehen und sie selbst ausfertigen.«

      »Ich habe Euch mit Eurem Gesuch nicht abgewiesen, Sir«, versetzte Marmaduke, dem es mit einemmal klar wurde, daß sein Ruf der Unparteilichkeit auf dem Spiele stand. »Geht auf mein Arbeitszimmer, Herr Doolittle, ich will nachkommen und den Befehl unterzeichnen.«

      Richter Temple beschwichtigte die Gegenreden, welche Elisabeth nach Hirams Entfernung vorbringen wollte, dadurch, daß er die Hand auf ihren Mund legte und sagte: »Die Sache klingt schlimmer, als sie wirklich ist, mein Kind. Vermutlich hat Lederstrumpf einen Hirsch geschossen; denn die Jagdzeit ist nicht mehr fern, und wie du selber sagst, war er mit seinen Hunden aus, als er dir in einem so gelegenen Augenblick Hilfe brachte. Aber was ist’s auch, wenn man seine Hütte untersucht und das Tier darin findet, da du ja die Strafe aus deinem eigenen Beutel zahlen kannst, Beß. Ich sehe wohl, diese Harpyie will sich durch nichts als durch die dreizehneinhalb Dollar beschwichtigen lassen, und sicherlich ist mein Ruf als Richter mehr wert als diese Kleinigkeit.«

      Elisabeth ließ sich durch diese Versicherung vollkommen beruhigen, und ihr Vater entfernte sich, um das Hiram gegebene Versprechen zu erfüllen.

      Als Richter Marmaduke nach Vollziehung dieser unangenehmen Pflicht sein Arbeitszimmer verließ, traf er auf Oliver Edwards, der mit weiten Schritten und einem sehr aufgeregten Gesicht den Kiesweg vor dem Herrenhaus heraufkam. Sobald der Jüngling des Richters ansichtig wurde, trat er auf ihn zu und rief ihm mit einer Wärme, die er selten gegen Marmaduke an den Tag legte, entgegen:

      »Ich wünsche Ihnen Glück, aus dem Grunde meines Herzens wünsche ich Ihnen Glück, Richter Temple. Schon ein Augenblick des Zurückschauens auf ein solches Los wäre entsetzlich gewesen! Ich habe eben die Hütte verlassen, wo der alte Natty, nachdem er mir seine Skalpe gezeigt, gelegentlich auch der Rettung der Damen erwähnte. In der Tat, Sir, meine Worte vermögen nicht die Hälfte von dem auszudrücken, was ich« – der Jüngling hielt einen Augenblick inne, als erinnere er sich plötzlich, daß er vorgezeichnete Grenzen überschreite, und schloß mit großer Verlegenheit – »was ich bei dieser Gefahr für Miss Grant und – Ihre Tochter fühlte, Sir.«

      Marmadukes Herz fühlte sich jedoch zu weich gestimmt, um sich bei Kleinigkeiten aufzuhalten, und ohne die Verwirrung des andern zu beachten, entgegnete er: »Ich danke dir, ich danke dir, Oliver, du hast recht – schon der Gedanke an ein so entsetzliches Ende wäre unerträglich gewesen. Doch komm mit zu Beß; denn Luise ist bereits in die Rektorei zurückgekehrt.«

      Der junge Mann eilte voran, warf die Tür auf, an der seine Hast dem Richter kaum den Vortritt gestattete, und befand sich im Nu in Elisabeths Zimmer. Die abgemessene Kälte, die sich so oft in den Verkehr der Erbin mit Edwards mischte, war jetzt ganz verschwunden, und die drei ergingen sich zwei Stunden lang in der freien und ungezwungenen Weise alter und geschätzter Freunde.

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