Perry Rhodan 3095: Unterhaltung mit einem Monster. Kai Hirdt
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 3095: Unterhaltung mit einem Monster - Kai Hirdt страница 3
»Sie kommen zum einzig möglichen Zeitpunkt«, unterbrach Unapeshe. »Hast du meine Warnung damals überhaupt gelesen?«
Er startete ein Holo, das sich sowohl vor seinem als auch vor Sturus Gesicht aufbaute. Der Friedensgedanke ist so tief in der cairanischen Psyche verwurzelt, dass ein kriegerischer Akt – und als solcher kann die Strafversetzung eines ganzen Planeten betrachtet werden – zu kollektivem Entsetzen führen kann. Die möglichen Konsequenzen sind latente Ablehnung des Regierungshandelns und nachlassender Einsatz bei der Befehlsbefolgung. Dies bereitet den Boden für konkretere Gefahren: Jedweder Auslöser kann zu dezentralen Widerstandsbewegungen führen, die nicht notwendiger-, aber möglicherweise kritische Infrastruktur des Sternenrads oder des Trajekts als Ziel wählen.
»Der Durchbruch der Terraner«, erklang Unapeshes Stimme durch die Darstellung, »war dieser Auslöser.«
»Du hast also gewarnt, dass irgendwann, irgendwo aus irgendeinem Grund jemand unzufrieden werden könnte«, stellte Sturu fest. »Exzellente Arbeit. Geht es noch konkreter? Wer steckt hinter dem Widerstand, wie halten wir ihn auf?«
»Geheimdienstarbeit braucht Zeit«, sagte Unapeshe mit enervierender Ruhe. »Das Einschleusen von Spionen und Rekrutieren von Informanten dauert Jahre. Wie soll das gelingen bei einer Gruppe, die sich erst vor wenigen Wochen gefunden hat?«
»Mit anderen Worten: Du hast das Problem nicht rechtzeitig erkannt, und ich muss es nun lösen.«
Illustration: Swen Papenbrock
Unapeshe totenschädelhafter Kopf ruckte hoch. »Was hast du vor?«
»Bis zum Abschluss des Trajekts lasse ich keine Komplikationen zu«, antwortete der Konsul. »Ich muss ein Exempel statuieren, das jede Lust auf Widerstand im Keim erstickt.«
Nun zeigte sich ein goldener Schimmer in den dunklen Tiefen von Unapeshes Augenhöhlen. »Was hast du vor?«, wiederholte er.
»Truppen auf Gihad.«
Der Schimmer erlosch. Unapeshe schwieg.
»Was?«, fuhr Sturu ihn an. Es war das erste Mal in dem Gespräch, dass seine Gereiztheit sich in seinem Tonfall niederschlug.
»Du willst einen Fehler mit einem größeren Fehler korrigieren«, sinnierte der Geheimdienstler. »Das Problem auf Gihad ist: Die örtlichen Sicherheitskräfte stehen hinter den Aufständischen. Wer sagt dir, dass es bei den Soldaten nicht ebenso ist?«
Ärger brodelte in Sturu hoch und vertrieb den letzten Rest von Mattigkeit.
Unapeshe fuhr unbeeindruckt fort. »Möglicherweise bringst du gut ausgerüstete und gut ausgebildete Kämpfer dazu, sich den Zivilisten anzuschließen.«
Nachdem er fertig war, schwieg Unapeshe erwartungsvoll.
Der Konsul rang seinen Ärger nieder und dachte nach. Lange. »Gut«, sagte er schließlich. »Kein Militär auf Gihad. Jedenfalls nicht wie geplant. Aber wir müssen trotzdem etwas gegen diese Widerständler tun.« Seinen Ärger hatte er im Griff, aber er musste feststellen, dass dafür nun Verzweiflung von ihm Besitz ergreifen wollte. »Unsere Leute müssen verstehen, wer da eingedrungen ist. Das ist Perry Rhodan! Er gefährdet das Trajekt, unser Volk, unsere ganze Zukunft! Mach den Aufständischen klar, dass sie ihre Hoffnung auf ein Monster setzen!«
»Du forderst eine Desinformationskampagne?«, vergewisserte sich Unapeshe.
»Nein, eine Informationskampagne«, korrigierte Sturu. »Rhodan ist gefährlich.«
»Unsere Datenbanken sind voll von entsetzlichen Geschichten über ihn. Sie sind allesamt ausgedacht«, merkte der Agent an. »Ich zweifle, ob sich davon jemand täuschen lässt.«
»Ich gewinne den Eindruck, du willst unsere Probleme gar nicht lösen«, sagte der Konsul scharf. »Darf ich dich erinnern, dass du geschworen hast, Schaden vom cairanischen Volk abzuwenden?«
»Ich handle nach Fakten, nicht nach Wünschen«, versetzte der Agent. »Das hilft bei der Erfüllung dieses Eides.«
»Tu, was ich dir befehle!« Wütend beendete der Konsul das Gespräch.
*
So renitent Unapeshe war: In manchem hatte er recht. Konsul Sturu änderte den Befehl für die Soldaten, die auf Gihad niedergehen würden. Sie würden nicht die Aufstände niederschlagen, sondern publikumswirksam eine Legatin verhaften, die Sicherheitskräfte gegen das eigene Volk eingesetzt hatte. Das würde die Lage für Erste befrieden, lange genug, bis das Problem Rhodan gelöst war.
Noch während er den Befehl abfasste, blinkt das nächste violette Warnlicht auf. Mit Prioritätskennzeichen.
Sturu nahm das Gespräch gereizt entgegen. »Ja?«
»Wir wissen, wo Rhodan ist!«, meldete sein Adjutant.
Die Müdigkeit kehrte schlagartig zurück. »Das nächste unklare Ortungsergebnis, das nur einen einzigen, völlig unwiderlegbaren Schluss zulässt?« Er hob seinen Becher mit dem inzwischen abgekühlten Sud an die Lippen.
»Nein«, sagte sein Helfer verwirrt. »Ein Bericht von Legatin Noinolidse. Sie hat mit ihm gesprochen.«
Bedächtig stellte Sturu den Becher zurück. »Sag das noch einmal.«
2.
Dupa Emuladsu stand in der Zentrale der RAS TSCHUBAI und starb innerlich.
Der Mensch Perry Rhodan war ins Sternenrad eingedrungen. Er hatte ein Ding der Unmöglichkeit vollbracht und den Weißen Schirm durchbrochen.
Rhodans Helfer hatten Emuladsus Sohn Aipu aus den Fängen der cairanischen Regierung befreit und an Bord der RAS TSCHUBAI gebracht.
Nach diesen zwei eigentlich undenkbaren Ereignissen hatte sie alle Hoffnung auf die Terraner gesetzt. Der Glaube an ihn hatte ihr den Mut gegeben, Purai Noinolidse über den Mund zu fahren, der Legatin des Planeten Ghibona. Sie hatte von Noinolidse verlangt, mit Konsul Sturu zu sprechen – dem Mann, der für Aipus Entführung verantwortlich war und höchstwahrscheinlich auch für das Verschwinden ihrer sieben anderen Kinder.
Mit Rhodan im Rücken war sie sich für einen Moment unbesiegbar vorgekommen. Doch nun zeigte sich: Der Terraner hatte nicht einmal den Anflug eines Plans!
Die RAS TSCHUBAI war entdeckt. 10.000 cairanische Kampfschiffe warteten nur auf Befehl und Gelegenheit, sie zu zerstören. Rhodans Konterplan war gewesen, die Lichtschleusen im Weißen Schirm zu öffnen und Verstärkung ins Sternenrad zu lassen – aber ohne jede Ahnung, wie er das bewerkstelligen sollte.
So stand sein Schiff allein gegen die erdrückende Übermacht, ohne eine Idee, ohne Chance, ohne Hoffnung. Rhodans Terraner und Emuladsu selbst, sie war sich ihres Anteils der Schuld voll bewusst, hatten Aipus Leben nicht gerettet, sondern beendet. Entweder ihr Sohn starb bei der Zerstörung des Schiffs, oder nach dessen Eroberung auf dem Planeten Ghibona, im Hyperschub-Dom des Sternenrads.
Das war das Schicksal, das Sturu ihm von Beginn an zugedacht hatte. Die Flucht und die Zusammenarbeit