Perry Rhodan 3095: Unterhaltung mit einem Monster. Kai Hirdt
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Dass sie selbst bei dem Angriff auf die RAS TSCHUBAI umkommen würde, fiel schon gar nicht mehr ins Gewicht.
»Wir werden hier sterben«, sagte sie leise. Es war keine Anklage, nur eine Feststellung.
»Werden wir nicht.«
Emuladsu war überrascht, dass Rhodan sie überhaupt gehört hatte. Sie drehte sich langsam zu ihm. »Warum glaubst du das? Gibt es einen Grund zur Hoffnung? Einen nachvollziehbaren?«
»Erfahrung«, sagte Rhodan. »Die Lage ist heikel, ja. Aber dass die Legatin deine Gesprächsbitte an den Konsul weitergeleitet hat, ist ein gutes Zeichen.«
»Du willst mit dem Mann verhandeln, der meinen Sohn zum Tod verurteilt hat.«
»Dein Sohn lebt.«
»Er lebt noch. Und meine anderen sieben Kinder habe ich bei seiner Rettung verloren.«
»Was wir vielleicht hätten verhindern können, wenn du uns vor dem Risiko gewarnt hättest. Aber zugegeben: Dafür brauchen wir noch eine Lösung. Wir werden eine finden.«
Emuladsu lachte bitter. Schöne Worte, aber nach wie vor kein Plan. »Was tun wir also?«, fragte sie.
»Wir warten«, antwortete Rhodan.
»Worauf?«
»Auf eine Idee. Oder eine Gelegenheit«, sagte er leichthin. »Früher oder später stellt sich immer eine ein.«
Emuladsu senkte den Blick und gedachte ihrer Familie, die sie nie wieder zu Gesicht bekommen würde.
3.
»Er hat ein Raumschiff auf meinen Planeten abstürzen lassen!«, ereiferte sich Legatin Purai Noinolidse.
Das passte zu Sturus Bild von Rhodan. In völliger Rücksichtslosigkeit verfolgte der Terraner seine Ziele. Er hatte den jungen Cairaner Aipu Emuladsu entführen lassen, zum zweiten Mal bereits. Wer dabei litt, wer dabei starb – das war den Terranern völlig egal.
Rhodans Arroganz zeigte sich auch darin, dass er das Gespräch mit Noinolidse verweigerte. Er wollte mit niemand Geringerem als Ataidse Sturu selbst sprechen.
Das war gleich in mehrfacher Hinsicht ein Fehler. Rhodan bestand also darauf, mit einem überlegenen Gegner zu verhandeln? Das sollte er haben. Sturu würde die Gefahr erstens schneller und zweitens gründlicher beseitigen, als alle Noinolidses des Sternenrads es vermocht hätten. Zugleich würde er noch die Zweifler in der Bevölkerung zurück auf die richtige Seite ziehen.
»Ich übernehme die Verhandlungen«, informierte Sturu die Legatin. »Kümmere du dich um die Aufräumarbeiten an der Absturzstelle.«
Nachdem diese Nebensächlichkeit delegiert war, kümmerte er sich um das Wesentliche. Tatsächlich hielt sich die RAS TSCHUBAI in der Sonne Cayunin versteckt, einem der drei Orte, wo man sie vermutet hatte. Mittlerweile standen dem einzelnen Terranerschiff mehr als 10.000 Kampfeinheiten entgegen.
Die Übermacht hinderte Rhodan jedoch nicht, Forderungen zu stellen. Noinolidse hatte Sturu die Aufzeichnung ihres Gesprächs mit Rhodan überspielt. Mit Befremden hörte Sturu, was der Terraner von sich gab. Er leugnete einfach, Aipu Emuladsu entführt zu haben – den Jungen mit der unerklärlichen Bindung an die Superintelligenz HATH'HATHANG, der Erbauerin des Sternenrads.
Sturu ließ die Wiedergabe zum dritten Mal laufen. Er wollte seinen Gegner genau verstehen, bevor er direkt mit ihm sprach.
»Ebenjenes Kind ist bei uns an Bord und im Moment wohlauf«, behauptete Rhodans Holoaufzeichnung. »Wenn ich das richtig verstehe, ist der Junge wichtig für euch. Insofern darf ich anregen, uns nicht in Asche und Staub zu verwandeln. Vielleicht sollten wir lieber über eine friedliche Beilegung unserer Differenzen sprechen.«
Rhodan klang freundlich, bot Gespräche an – aber was er tat, gefährdete Milliarden und Abermilliarden von Leben. Aipu in der Hand der Menschen. Das war nichts weniger als eine Katastrophe.
Er schlägt wieder zu, dachte Sturu still.
Er rief sich die Geschichten über den Terraner ins Gedächtnis, die Unapeshe als ausgedacht abgekanzelt hatte. Rhodan hatte auf seinem Weg zur Macht zahllose Welten vernichtet, Völker ausgerottet, ganze Sternhaufen in unbewohnbare Schlacke verwandelt. Es mochte stimmen, dass nicht alles davon sich ganz genauso zugetragen hatte; vieles hatte Sturu sich vor vier Jahrhunderten selbst ausgedacht und in die Datenbanken eingepflegt, einst, als die Cairaner Terra aus dem Universum entfernt und die Einigkeit der Terraner zerschlagen hatten.
Aber ihre Essenz stimmte. Rhodan war eine Gefahr für alles, was die Cairaner in den vergangenen Jahrhunderten geleistet hatten. Wie konnte ausgerechnet dieses Individuum jemanden zum Widerstand inspirieren?
Weil bekannt ist, dass wir mit gezielt gestreuten Mythen arbeiten, beantwortete er sich die Frage selbst. Etwas ganz anderes hingegen wäre ein unleugbarer Beweis, dass ein gefährlicher Verbrecher ins System eingedrungen war.
Ein interessanter Gedanke, befand Sturu. Er zeichnete eine Botschaft für Borgusd Unapeshe auf.
»Ich beschaffe dir Beweismaterial, was für ein Monster bei uns eingedrungen ist«, kündigte er an. »Etwas, das jeder Überprüfung standhielt und nichts anderes hervorrufen konnte als Entsetzen. Wir schaffen eine einheitliche Front gegen unseren Feind. Und dann zerstören wir ihn.«
*
»Perry Rhodan.« Ataidse Sturu betrachtete den Feind der Cairaner. Es war das erste Mal, dass er nicht nur Informationen über Rhodan studierte, sondern sich direkt mit ihm auseinandersetzte.
»Konsul Sturu.« Der hagere Terraner blieb respektvoll. Aber zugleich machte seine Haltung deutlich, dass er sich in einem Gespräch auf Augenhöhe wähnte.
Unter anderen Umständen wäre das wohl auch der Fall gewesen, schließlich sprachen zwei Weltenlenker miteinander, jeder mit mehr als 1000 Jahren Lebenserfahrung. Aber so lagen die Dinge nun einmal nicht. Rhodan war tot, seit er ins Sternenrad eingedrungen war. Er wusste es nur noch nicht.
»Du wolltest mich sprechen«, stellte Sturu fest.
»In der Tat«, sagte Rhodan. »Wir suchen den Frieden, genau wie die Cairaner es stets von den Völkern der Milchstraße fordern. Es ist unerklärlich, warum wir gegeneinander kämpfen sollten. Ich bin hier, um mit dir gemeinsam einen Ausweg aus dieser unnötigen Konfrontation zu finden.«
»Ihr habt ein cairanisches Kind in eurer Gewalt.«
»Wir haben ein cairanisches Kind zu Gast.« Rhodan lächelte. »Aipu kann jederzeit von Bord gehen, wenn er oder seine Mutter es wünschen. Aktuell ist das jedoch nicht der Fall.«
Sturu dachte nach. Er brauchte einen Satz von Rhodan. Einen einzigen Satz, den er gegen ihn verwenden konnte. Etwas, das die öffentliche Meinung so drehte, dass die Flotte frei gegen die Terraner agieren konnte.
Aber war das realistisch? Rhodan war sogar noch älter als Sturu. Er würde sich nicht so leicht in eine Falle locken lassen.
Aipu hingegen konnte er wohl leichter eine undurchdachte Aussage entlocken. »Davon