Ein feuchter Mittsommernachtstraum und 11 andere erotische Fantasien. B. J. Hermansson

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Ein feuchter Mittsommernachtstraum und 11 andere erotische Fantasien - B. J. Hermansson LUST

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springen über einen Graben und das wildwuchernde Gras kitzelt unsere nackten Beine. Der Sommer hat gerade erst angefangen, aber ist dennoch bereits seit einer Ewigkeit da. Unsere Körper haben vergessen, wie sich die Schwere von Klamotten anfühlt. Nur die nächtlichen Sonnenstrahlen berühren unsere Haut. Und wir selbst. Hand in Hand, mit geschlossenen Augen, legen wir uns auf ein Bett aus Blumen. Wer muss sieben Sorten Blumen pflücken und sie unter das Kopfkissen legen, wenn man sich direkt drauflegen kann. Wiesenkerbel, Lupinen, Butterblumen, Acker-Senf, Klee, Margariten und Vergissmeinnicht als Kissen und Matratze für unseren müden Körper. Unsere Knie sind mit Schürfwunden und Sommersprossen geschmückt. Von der Sonne geküsste Körper, überstreut mit blauen Flecken. Blaue Flecken von Bad und Klippen, vom auf Bäume klettern, vom Turnen. Mit dem Sommer kam die Wiedergeburt unserer Jugend. Die Hemmungen tauten gleichzeitig mit dem Schnee. Jetzt leben wir wie Libellen in der Wahnvorstellung, Schildkröten oder Krokodile zu sein, Reliquien aus dem Anbeginn der Zeit, die alle überleben werden.

      Das Gras kitzelt unter meinen Handflächen, die wilde Wiese umschließt mich in einer wiegenden Umarmung. Die Wahl, die Augen offen zu halten, um den hellrosa Himmel und die einzelnen flauschigen Wolken zu sehen, die langsam vorbeiziehen – oder die Augen zu schließen und dadurch dem Boden und den Gefühlen im Körper noch näher zu kommen. Ich entscheide mich, die malerische Nacht auszuschließen. Das Äußere der schönen Nacht darf außerhalb meiner Reichweite existieren. Ich brauche ihre Schönheit in diesem hier und jetzt nicht. Der Sehsinn wird eingeschränkt, um der Sehnsucht des Körpers und der Seele Raum zu geben, ein Teil der Natur zu sein. Eine Glockenblume schaukelt im Wind. Ein Halm, der die anderen berührt, im Kreislauf der Liebkosungen.

      Ich liege zwischen Fredrik und Sofia und Veronika und Felicia. David, Leo und Torbjörn liegen auch in der Nähe, genau wie alle anderen. Wir sind alle ein großer Organismus, der gibt und nimmt, Streicheln, Küsse und nackte Umarmungen. Ich klettere auf Sofia, knie auf allen Vieren über ihr und halte sie fest. Flechte meine Finger in ihre und drücke zu. Diese majestätische Frau, die so viel größer und stärker ist als ich, genießt es, mich über ihr zu haben. Ihre bessere Hälfte packt meinen Po und drückt seinen Ständer in meine feuchte Scheide. Als ob er es schon oft getan hätte. Er gleitet langsam hinein und legt ein Teil seines Gewichtes auf mich, was dazu führt, dass mein Körper fest an Sofias gedrückt wird und ich kämpfe damit, meinen ersten herannahenden Orgasmus zwischen den beiden glatten Körper hinauszuzögern. Ich begegne Sofias Blick und ihren Lippen, sie sind unglaublich weich und schmecken nach Erdbeerwein. Ihre Zunge ist glatt und sanft. Sie umarmt sowohl mich als auch ihren Freund so gut es geht mit ihren langen Armen und Beinen. Ich bin vollkommen umringt von ihren Körpern, Düften und Berührungen. Mein ganzes System erscheint zu überhitzen von meiner feuchtesten Fantasie, die plötzlich fantastische Wirklichkeit ist. Überall um uns herum hört man Stöhnen, glucksende Geräusche von Körperflüssigkeiten und Körpern, die sich miteinander bewegen. Stöhnen und Schreien und Vogelgezwitscher.

      Metadata:

      Wir tobten wie Kinder durch den Wald. Tannenzweige kratzten an unseren nackten Körpern. Unter unseren nackten Füßen knackten Tannenzapfen und trockenes Moos. Die Sonne hatte den Boden aufgewärmt, aber die Luft war kühl. Zwei Paar Hände schieben nun mein Nachthemd hoch. Mein nackter Körper spürt jeden Grashalm an jeder Zelle. Meine nackten Brüste werden von dem plötzlichen Windzug steif und die Brustwarzen spannen, sodass sie beinahe schmerzen. Ich kann nicht mehr länger warten.

      Mittsommer. Das Fest der Natur, der Wiedergeburt, der Fruchtbarkeit und der Liebe. Auf einem idyllischen Anwesen weitab vom großstädtischen Stress trifft sich eine Gruppe von Freunden, um zu feiern. In Malin Edholms neuer Kurzgeschichte wird aus einem schönen, sommerlichen Fest eine erotische Erfahrung des Verbundenseins – miteinander und im Einklang mit der Natur.

      Das Kollektiv

      Prolog

      In einem Kollektiv am Rande Berlins leben sieben Menschen, die sich ursprünglich nicht kannten.

      Es gibt keine Regeln in dem Kollektiv. Mehrere der Bewohner haben zuvor erlebt, dass andere über ihr Leben herrschten. Sie wollten, hofften und glaubten – aber sie bekamen nichts. Andere diktierten immer, wie sie sein sollten und wie sie ihr Leben zu führen hatten. Einige von ihnen durften ihre künstlerischen Visionen nicht zum Vorschein bringen, weil es nicht dem Rechtschaffenen, dem Gewöhnlichen entsprechen würde. Andere durften nicht bestimmen, wen sie küssen wollten. Und manche hatten noch nie jemanden geliebt, weil es Menschen gab, die ihnen sagten, es sei falsch.

      Im Kollektiv gibt es keine derartigen Regeln. Hier gibt es keine Vorurteile. Niemand urteilt über den anderen. Niemand sagt einem, wie man zu sein hat, und niemand hat Erwartungen an den anderen. Im Kollektiv teilen alle miteinander. Mir gehört nichts und dir gehört auch nichts. Alles gehört allen. Du fragst dich, ob es zu Eifersucht kommt? Für die meisten ist es normal, dass man Dinge besitzt, die einem viel bedeuten und die man auf keinen Fall verlieren will, egal ob durch Zufall oder Absicht. Aber auch dies ist das Schöne am Kollektiv - denn solche Vorstellungen gibt es dort nicht.

      Vielleicht ist das Seltsamste an diesem Ort, wie die Beziehungen hier funktionieren. Viele verstehen es nicht (oder wollen es nicht verstehen). Es ist genauso wie mit materiellem Besitz. Niemand gehört jemand anderem. Niemand hat exklusive Rechte. Alle profitieren. Obwohl einige sogar verheiratet sind, wird gerecht geteilt. Sie kann einen anderen küssen. Er kann mit einer anderen intim sein. Sie kann sich wiederum mit der anderen vergnügen. Er kann mit dem anderen das Gleiche tun.

      Hier lieben alle sowohl die Regeln, die nicht existieren, als auch die Menschen, mit denen sie ihr Leben teilen.

      Und sie lieben sichkreuz und quer.

      F und R

      F liegt auf dem Bauch. Das Bett ist weich, das Laken faltig. Ein Sonnenstrahl fällt durch die Jalousien. Sie ist etwas gelangweilt und denkt darüber nach, was der Tag ihr bieten wird. Obwohl sie keine Kleider trägt, ist ihr Körper warm. Die lauwarmen Temperaturen machen es möglich. Vor allem aber glüht ihr Schoß – und will mehr. F ist geil. Das ist sie fast immer, sagen die anderen. Und das stimmt wirklich. Sie könnte jederzeit und überall Sex haben. Solange ihr ein schöner, intensiver Orgasmus versprochen wird, ist sie zu allem bereit. Für das Vergnügen der vollkommenen Befriedigung würde sie alles geben. Dafür lebt sie. Nicht für einen Mann, nicht für eine Frau, für nichts anderes – nur für den Orgasmus.

      Als R den Raum betritt, weiß sie nicht, dass er es ist. Sie hört, dass jemand kommt, und ergreift sofort die Chance. „Egal wer du bist, willst du mich ficken?“, fragt sie mit leichter, weicher Stimme. Es hätte auch R, E, E, D, O oder M sein können. Oder jemand ganz anderes. Nicht selten kommt es vor, dass Fremde das Kollektiv besuchen, um zu sehen, wie es funktioniert. Manchmal suchen sie einfach nur nach Antworten auf ihre Fragen, manchmal möchten sie sogar mitmachen. Und da niemand zu irgendjemandem gehört und alles gleich geteilt wird, gilt dies auch für die Menschen, die nicht im Kollektiv leben – wenn sie da sind und teilnehmen wollen, dann ist es ihnen erlaubt. Jeder kann hier sein, wer er will, solange man volljährig und freundlich ist.

      Aber diesmal ist es R, der den Raum betritt. Er sagt nichts. Er geht einfach zu F. Sie liegt mit leicht gespreizten Beinen da und mit dem Kopf auf ihrem Unterarm, der wie ein Kissen zwischen ihrem Gesicht und dem Laken ruht.

      Ihre Haut ist wunderschön. Hell, fast wie Marmor. Und ihr Körper ist so klein. Ihre Haare dagegen sind lang und wild. Sie breiten sich über ihren Hals aus und reichen bis zum Steißbein. Er sieht, wie ihr Körper atmet, und bemerkt, wie sie zuckt. Ihm ist klar, was sie will.

      Er zieht sich aus. Sie hört, wie er sich den Pullover (dem Geräusch nach kann es auch ein Hemd sein, die meisten hier tragen nämlich eher weiche als gestärkte

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