Die große Trickkiste für Hunde. Manuela Zaitz

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Die große Trickkiste für Hunde - Manuela Zaitz Hundesport

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vorsichtig mit der Nase die Schublade anstupsen und sie so schließen. Das Problem ist, der Hund kennt den Plan in unserem Kopf nicht. Ermuntern wir ihn also nur, nun etwas mit der Schublade zu tun, kann es sein, dass er eine ganz andere Idee hat, eventuell mit beiden Pfoten gegen die Schublade springt. Nehmen wir weiter an, es läuft schief, und während sich die Schublade donnernd schließt, rutscht er mit den Krallen daran hinunter und macht so gleich ein neues Muster hinein. Viele Menschen rufen an dieser Stelle dann entsetzt: „Nein!“ Das ist zum einen recht unfair, denn ohne uns wäre der Hund wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, sich mit der Schublade zu beschäftigen. Zum anderen setzen wir ein Nein! gern als universelles Verbot ein.

      Stellt euch vor, ihr trefft mit eurem Hund auf einen schönen großen Haufen Pferdeäpfel. Ihr sagt: Nein!, und das soll dem Hund nun sagen: Nicht fressen! Nicht apportieren! Nicht drin wälzen! Nicht da drangehen. Nix damit machen. Abgesehen davon, dass das auch keine sehr gut durchdachte Idee ist, wird hier das Dilemma klar, wenn wir das Nein! auf unsere Schublade übertragen. Klar, die Idee war, dem Hund auf diese Weise zu sagen, dass das Arbeiten mit der Pfote nicht gewünscht ist. Aber woher soll er das wissen? Und wenn Nein! sonst bedeutet: Lass es sein, ganz gleich, was du damit vorhast. Wie soll er dann verstehen können, dass es bei manchen Dingen nicht gilt? Nur weil wir ihn gleich wieder ermuntern, es noch mal mit der Lade zu versuchen.

      Es stellt sich also die Frage: Wie umgehen wir nun dieses Dilemma? Ich versuche immer den Aufbau so fehlerarm wie möglich zu gestalten. Eine Möglichkeit wäre, dem Hund ein sicheres Signal für Berühre es mit deiner Nase zuerst beizubringen und erst danach mit solchen Dingen wie einer Schublade anzufangen. Man kann auch eine kleine Schublade nehmen und sie auf Nasenhöhe des Hundes halten. So ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Nase zum Einsatz kommt.

       Trainingstagebuch

      Wisst ihr, wie viele Signale euer Hund beherrscht? Listet doch einfach alle Signale auf, ihr werdet überrascht sein, wie groß die Zahl sein kann. Eine wunderbare Idee ist es, die Fortschritte und Erfahrungen aufzuschreiben. Es gibt vorgefertigte Trainingstagebücher, ihr könnt euch aber auch mit einem Notizheft behelfen. Ich würde für die Signale die Seiten folgendermaßen anlegen: Zunächst lege ich eine Tabelle mit vier Spalten an. In die erste notiere ich das Verhalten des Hundes. Zum Beispiel: Hund setzt sich hin. In die zweite Spalte schreibe ich das Sichtzeichen: erhobener rechter Zeigefinger. In der dritten Spalte halte ich das entsprechende Lautsignal fest: Sitz. Die vierte Spalte ist für den Trainingsstand vorgesehen. Dort könnt ihr Sternchen vergeben: Ein Sternchen, wenn ich gerade mit dem Training begonnen habe, drei für: Sitzt bombenfest auch unter massiver Ablenkung an den unterschiedlichsten Orten. Alles dazwischen sind zwei Sternchen. So habe ich einen guten Überblick und sehe, wo wir noch Übungsbedarf haben.

      Zusätzlich enthält mein Trainingstagebuch auch eine Liste der Tricks, die ich meinem Hund noch gern beibringen möchte. Wann immer ich eine Idee habe, mache ich mir dort eine kurze Notiz.

      Handlungsketten für schwierige Tricks unterteile ich in einzelne Trainingsphasen und notiere mir den kompletten Ablauf der einzelnen Schritte in der richtigen Reihenfolge.

      Habt ihr einen hibbeligen oder manchmal unkonzentrierten Hund, empfiehlt es sich, die äußeren Umstände jedes Trainingstags zu notieren. Dazu gehören der Trainingsort, das Wetter und die Stimmungslage bei Hund und Mensch. Gab es Unterbrechungen? Hat vielleicht das Telefon geklingelt? Auch die Art des Leckerchens und die Fortschritte, die ihr als Team gemacht habt, solltet ihr in eurem Trainingstagebuch festhalten. Wenn ihr das über einige Wochen fortführt, werdet ihr ein besseres Gefühl für euren Hund entwickeln und lernen, die besten Trainingsbedingungen für ihn herauszufiltern. Gerade wenn ihr zwei Hunde oder mehr habt, werdet ihr auf diese Weise schneller die Stärken und Schwächen des jeweiligen Hundes herausfinden, um besser darauf eingehen zu können.

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       Foto © M. Zaitz

       In einem Trainingstagebuch könnt ihr die Fortschritte festhalten, aber auch notieren, wo es noch ein wenig hakt.

       Training mit Ablenkung

      „Eigentlich kann er das, aber gerade ist er einfach zu abgelenkt.“ Kommt euch dieser Satz bekannt vor? Vielleicht, weil ihr auch Sachen mit eurem Hund geübt habt, die er „eigentlich“ kann, aber nur, wenn die Ablenkung nicht zu groß ist? Die gute Nachricht ist: Das kann man üben, und so schwer ist es gar nicht. Ab dem Zeitpunkt, zu dem ihr ein Verhalten gut mit einem Signal verknüpft habt und es abrufen könnt, solange die Ablenkung nicht zu groß ist, beginnt ihr gezielt, ebendiese zu steigern.

      Angenommen, ihr habt mit dem Hund das Ablegen des Kopfes geübt. Nun beginnt ihr vorsichtig, die Anforderung zu steigern, und macht eine minimale Winkbewegung mit der Hand. Dieses ablenkende Winken sollte anfangs so klein ausfallen, dass euer Hund den Trick noch zeigen kann. Markert und belohnt, wenn er diese Hürde schafft. Klappt es nicht, überlegt, welchen Zwischenschritt ihr noch einbauen könnt, damit euer Hund es hinbekommen kann. Immer wenn es gut klappt, steigert ihr die Anforderungen, das heißt, ihr bringt mehr Bewegung mit der Hand ins Spiel. Schafft euer Hund mit fortschreitendem Training auch das, steigert ihr den Schwierigkeitsgrad. Nun wedelt ihr mit der Hand, die ein Spielzeug oder ein Leckerchen hält. Für die nächste Hürde lasst ihr das Spielzeug fallen und euer Hund soll trotzdem den Kopf abgelegt lassen. Als weiteren Schritt könntet ihr Kekse neben den Hund fallen lassen.

      Achtet aber immer darauf, nur so weit zu gehen, dass der Hund auch eine Chance hat, den nächsten Schwierigkeitsgrad zu schaffen. Zu früh eine Handvoll Kekse neben den Hund zu werfen und ihn dann zu hemmen, damit er nicht drangeht, ist nicht zielführend. Je mehr unterschiedliche Ablenkungen ihr kleinschrittig aufbaut, umso sicherer wird euer Hund das Verhalten trotzdem zeigen können. Und das ist wirklich lohnenswert. Behaltet auch hier wieder im Hinterkopf, dass ihr den Trick auch draußen und an verschiedenen Orten so kleinschrittig aufbauen müsst, damit es funktioniert.

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       Foto © M. Zaitz

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