Nice Girls. Louise Boije af Gennäs

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Nice Girls - Louise Boije af Gennäs

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das Spaß gemacht, jetzt aber nicht mehr, also habe ich aufgehört.«

      »Ich fand, du warst gut«, sagte Lizzie.

      »Das fand ich allerdings auch, und normalerweise kann ich Reklame auf einem Tetra Pak nicht von einem Picasso unterscheiden«, ergänzte Stella.

      »Ich war es aber nicht«, sagte Catta und lehnte sich zurück, »also finde ich, wir vergessen jetzt, daß ich überhaupt gemalt habe.«

      Für Stella war das okay; sie hatte es im Grunde genommen schon vergessen. Eigentlich war sie überhaupt nicht mehr an der Diskussion interessiert. Sie dachte nur daran, wie sie bald ihren Kram zusammenpacken und eine Ausrede finden konnte, um nach Hause zu Benjamin zu verschwinden. Sie hielt es nicht mehr lange aus in dieser ach so reizenden Gesellschaft, in dieser aufgesetzten Zusammengehörigkeit mit den falsch schimmernden Champagnergläsern und den herzigen, albernen Schlafanzügen. Sie hatten einmal zusammengehört, sie waren einmal die besten Freundinnen gewesen, aber das war lange her!

      Seit damals waren viele Operncafébesuche, Pressebekanntschaften, Partys und Romanzen den Strom hinuntergeflossen. Das hier konnten unmöglich ihre besten Freundinnen sein; diese drei Schulkameradinnen, denen man ihr Alter deutlich ansah und die nicht annähernd so up to date waren wie sie selbst, Stella! Wenn sie ausnahmsweise mal zusammen ausgingen, schämte sich Stella zu Tode, zumindest über Lizzie und Gunvor, und hier zu Hause bei Lizzie fand sie ja doch keine Ruhe. Das konnten nicht ihre besten Freundinnen sein, das war nur noch ein Mythos aus früheren Tagen! So mußte es sein. Stella schämte sich über ihre Gefühle, und die Mädels würden sicher enttäuscht sein, wenn sie ging – waren sie ihr vielleicht doch nicht ganz egal? –, aber daran war nichts zu ändern. Sie hatte schon fast vier Stunden hier zugebracht; sie hatte ihre gute Tintenfischsoße zur Pasta zubereitet, sie hatte das Saunabad der anderen durchlitten, und sie hatte geredet und gelacht, so viel sie nur konnte. Sie hatte die üblichen Gefühle von Neid und Eifersucht bei der kleinen Gunvor und der spitzzüngigen Catta herausgelockt, obwohl sie sich vorgenommen hatte, es diesmal zu lassen. Sie hatte ihr schwarzes Vergnügen gehabt, ihr allergeheimstes: zu erreichen, daß andere Frauen sich unterlegen fühlten. Das war ihre Paradenummer, das konnte sie am besten. Erst wenn sie wieder allein war, kam das Schamgefühl, aber dann konnte sie ganz schnell in ein Rockmusikblatt, ein Fernsehprogramm oder eine Party fliehen.

      Außerdem wollte sie aus einem anderen Grund nicht länger bleiben. Sie wollte nicht riskieren, noch mehr zu trinken. Trank sie mehr, stellten sich die Gedanken an ihre Mutter ein, und dann war es schwer, überhaupt mit dem Trinken aufzuhören.

      Sie wollte auch nicht riskieren, noch mehr zu essen, denn dann wäre sie gezwungen, ins Bad zu gehen und sich zu übergeben. Nicht daß die Mädels das nicht kannten; es ging ja schon das zwölfte Jahr so. Doch Stella haßte es, hinterher ins Zimmer zu kommen und der gedrückten Stimmung zu begegnen, die ihr bulimistisches Verhalten auslöste. Dann schämte sie sich, dann fühlte sie, daß sie die Lage nicht unter Kontrolle hatte, daß sie in der schwächeren Position war. Solange sie nur unglaublich mager war, ohne darauf zu verweisen, wodurch, hatte sie alles in der Hand. Und so sollte es sein.

      »Wie geht es deiner Mutter, Stella?« fragte Lizzie. »Geht es ihr besser?«

      »Oh«, erwiderte Stella, »meiner Mutter? Der geht’s gut. Sie ist jetzt völlig trocken. Hat seit Jahren keinen Tropfen getrunken.«

      Warum nun noch das? Ihr Gequatsche über Benjamin hätte ja wohl gereicht. Warum mußte sie nun auch noch mit Mama anfangen? Erschöpft, sabbernd, allein und betrunken, vollgeschissen und ausgegrenzt saß sie zu Hause. Warum war Stella gezwungen, auch in der Sache noch zu lügen?

      Weil Lizzie gefragt hatte.

      Die blöde Lizzie. Sie war dicker als sie selbst, und dieses verdammte Gör im Bauch würde sie noch fetter machen. Wie konnte man zulassen, schwanger zu werden und Zuchtkuh zu sein? Ganz besonders bei einem Mann wie Frank! Wirklich unbegreiflich.

      Stellas eine Hand lag auf ihren Rippen. Sie wehrte die unangenehmen Gedanken ab und widmete sich den üblichen, leichteren, die ihr eigenes Aussehen betrafen. Sie fühlte mit Befriedigung, daß die Rippen sich deutlich an den Seiten ihres Brustkorbs abzeichneten, ohne daß deshalb der Busen an Umfang verloren hätte. Die ganze Woche hatte sie so gut wie nichts gegessen, und offenbar hatte es geholfen. Benjamin würde zufrieden sein.

      Er lag ihr ständig in den Ohren: Nimm ab, du Fettkloß. Sie war dünn wie ein Strich, das konnte sie manchmal sogar selbst sehen, aber es reichte nicht. Für Benjamin mußte sie immer noch ein bißchen dünner sein. Wenn man dünn ist, sieht man jünger aus. Wenn man dünn ist, sieht man intelligenter aus. Benjamin hatte eine Menge zu den Vorteilen des Magerseins zu sagen, aber er hatte natürlich leicht reden, soviel Drogen, wie er konsumierte.

      Benjamin selbst war fast nur ein Schatten, beinah zwei Meter groß und schwarzgekleidet von Kopf bis Fuß, in Sachen, die aussahen, als hätte man ihn ins Wasser gestoßen. Außer der riesigen Lederjacke natürlich, der Jacke, die Benjamins Erkennungszeichen war. Stella pflegte darin zu schlafen, und allein deshalb bestand ja wohl kein Zweifel daran, daß sie auf dieser Pyjamaparty fehl am Platz war. Stella schielte auf die Uhr. Benjamin würde bald nach Hause kommen, und dann wollte sie auch da sein. Stella fühlte, daß sie möglicherweise nicht ohne ihn leben konnte, und der Gedanke erschreckte sie so sehr, daß es in ihren Schläfen zu hämmern begann. Ihr wurde der Mund trocken.

      Benjamin wurde demnächst dreiundzwanzig.

      5.

      Doch nach der ersten Flasche Dom Perignon begann es auch in Stellas Gliedern angenehm zu kribbeln. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und blickte mit glitzernden Augen in die Runde.

      »Habt ihr den letzten Klatsch gehört?« fragte sie.

      Das war ihr Spiel. Ein Spiel, das sie schon in der Zehnten zu spielen begonnen hatten, ein Spiel mit fest abgesteckten Revieren und unverschämten Überschreitungen, mit eindeutigen Favoriten und ausgesprochenen Sündenböcken. Es war ein Spiel, das ebenso in ungestümen Kitzelangriffen und Lachkrämpfen wie in heulendem Elend, in Ohrfeigen und regelrechten Schlägereien enden konnte.

      Jetzt war es lange her, daß sie es gespielt hatten.

      »Was für einen?« schrien die anderen.

      Sie begriffen sofort. Die Frage wirkte wie ein Signal, und die Freundinnen waren die Pawlowschen Hunde. Stella schaute sie an.

      »Per Gessle ist schwul«, sagte sie langsam, mit offensichtlichem Wohlbehagen. »Ich habe es direkt von einem Musikjournalisten.«

      »Hör auf!« brüllte Gunvor. »Das ist nicht wahr!!!«

      Per Gessle gehörte ihr, ihr allein. Keine der anderen hatte ihn mit ihr teilen wollen. Die Gruppe »Gyllene tider« gehörte zu ihren Idolen, und sie gestattete niemandem, ihnen, und vor allem Gessle, auch nur ein Haar zu krümmen.

      »Ich sitz auf meinem Sofa ... mit schmollenden Lippen ...!« sang Stella aufreizend.

      Lizzie und Catta kicherten entzückt.

      »Okay«, schrie Gunvor aufgebracht und zeigte mit dem Finger auf Stella, »aber du bist selbst schuld. Du hast es so gewollt!«

      »Immer los«, erwiderte Stella.

      Gunvor überlegte fieberhaft. Es durfte nicht einfach erfunden sein, so lautete die Regel. Erst mußte ein Gerücht existieren, irgendeine Behauptung mußte der Beschuldigung zugrunde liegen.

      Jetzt

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