Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Robert Louis Stevenson

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Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson - Robert Louis Stevenson

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die Zeit über ist es gewachsen, bis es jetzt eine Sache sein dürfte von genau – ganz genau,« hier hielt er inne und stotterte – »von ganz genau vierzig Pfund!« Das stieß er hervor mit einem seitlichen Blick über die Schulter und setzte im nächsten Augenblick beinahe mit einem Schrei hinzu: »schottisch!«

      Da ein schottisches Pfund soviel wert war wie ein englischer Schilling, war der Unterschied ein beträchtlicher. Ich konnte außerdem leicht sehen, daß die ganze Geschichte eine Lüge sei, zu irgend einem Zweck erfunden, den zu erraten es mich lockte. So machte ich gar keinen Versuch, den spöttischen Ton meiner Stimme zu verbergen, als ich ihm antwortete.

      »Oh, Herr, denkt nochmal nach! Pfund Sterling, glaube ich.«

      »Ja, das sag' ich eben,« antwortete mein Onkel. »Pfund Sterling! Und wenn du einen Augenblick zur Tür hinausgehen wolltest, um vielleicht nach dem Wetter zu sehen, so will ich es für dich herausholen und dich dann wieder hereinrufen.«

      Ich tat nach seinem Wunsche und lächelte im Stillen höhnisch, daß er glauben könnte, ich wäre so leicht zu betrügen. Es war eine finstere Nacht und nur wenige Sterne standen am Himmel. Als ich eben vor der Tür stand, hörte ich das dumpfe Heulen des Windes drüben in den Bergen. Ich sagte mir, daß das Wetter nach Umschlag und Gewitter aussehe und wußte nicht, von wie großer Bedeutung dies noch für mich werden sollte, ehe der Abend verging.

      Als ich wieder hineingerufen wurde, zählte mir mein Onkel siebenunddreißig Goldguineen auf die Hand; der Rest lag in kleinen Gold- und Silbermünzen in seiner Hand, aber da versagte ihm die Kraft, und er kramte das Kleingeld wieder in seine Tasche.

       »Da,« sagte er, »da siehst du, ich bin ein sonderbarer Mensch und fremd gegen Fremde, aber mein Wort ist ein Pfand, und dies ist der Beweis dafür.«

      Mein Onkel schien so elend, daß ich durch seine plötzliche Freigebigkeit wie vor den Kopf gestoßen war und keine Worte finden konnte, ihm zu danken.

      »Nein, nein, kein Wort!« sagte er. »Keinen Dank, ich will keinen Dank. Ich tue meine Pflicht. Ich will nicht sagen, daß ein jeder sie getan hätte; aber ich für meinen Teil, wenn ich auch ein vorsichtiger Kauz bin, mir macht's Freude, dem Sohn meines Bruders Gutes zu tun; und es macht mir Freude, zu glauben, daß wir uns nun als gute Freunde vertragen werden, so wie es sich für uns gehört.«

      Auch ich sprach so freundlich und in so schönen Worten zu ihm, wie ich es nur konnte; aber all die Zeit über war ich neugierig, was dann kommen würde und warum er sich von seinen kostbaren Guineen getrennt hatte. Denn was den Grund anbelangte, den er selbst vorgab, so hätte den auch nicht einmal ein Baby anerkannt.

      Dann sah er mich von der Seite an.

      »Und siehst du,« sagte er, »dies für das!«

      Ich erklärte mich bereit, ihm meine Dankbarkeit innerhalb vernünftiger Grenzen zu beweisen, worauf ich eine ungeheure Forderung erwartete. Doch als er endlich den Mut fand, zu sprechen, sagte er mir nur (noch dazu sehr freundlich, wie es mir schien), daß er alt werde und gebrechlich und daß er mich bäte, ihm dabei behilflich zu sein, Haus und Garten zu bestellen.

      Ich sprach ihm in meiner Antwort meine Bereitwilligkeit aus, ihm zu dienen.

      »Gut,« sagte er, »wir wollen gleich anfangen.« Er zog einen riesigen Schlüssel aus seiner Tasche hervor. »Da,« sagte er, »da ist der Schlüssel zur Turmstiege am Ende des Hauses. Du kannst nur von außen dazu gelangen, denn dieser Teil des Hauses ist nicht ausgebaut. Geh dort hinein und die Stiege hinauf und bring mir die Kiste herunter, die ganz oben steht. Es sind Papiere drin«, fügte er hinzu.

      »Kann ich ein Licht haben, Herr«, sagte ich.

      »Nein,« sagte er schlau, »kein Licht in meinem Hause.«

      »Sehr gut, Herr«, sagte ich. »Ist die Stiege gut?«

      »Sie ist sehr breit,« sagte er und als ich mich zum Gehen wandte, »halte dich an der Mauer,« fügte er hinzu, »es ist kein Geländer da. Aber die Stiege ist gut und breit.«

      Hinaus ging ich in die Nacht. Der Wind heulte noch immer in der Ferne, obwohl kein Hauch bis an das Haus der Shaws gelangte. Die Finsternis war tiefer hereingebrochen als jemals und ich war froh, als ich, an der Mauer entlang tastend, endlich zur Tür der Turmstiege am anderen Ende des unfertigen Flügels gelangte. Ich hatte den Schlüssel ins Schlüsselloch gebracht und ihn eben umgedreht, als plötzlich, ohne eine Spur von Wind oder Donner, der ganze Himmel hell aufleuchtete in wilden Flammen und wieder verschwand. Ich mußte meine Hand vor die Augen legen, um mich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen; und ich war tatsächlich schon halb blind, als ich in den Turm hineinging.

      Drinnen war es so finster, daß man kaum atmen zu können meinte. Aber ich tastete mit Händen und Füßen weiter und stieß endlich mit jenen gegen die Wand und mit diesen an die unterste Stufe. Die Mauer war, soviel ich greifen konnte, aus gut behauenem Stein; die Stufen waren auch, obwohl etwas steil und eng, gut polierte Mauerarbeit, regelmäßig und fest. Eingedenk der Worte meines Onkels bezüglich des Geländers, hielt ich mich eng an der Turmseite und tastete meinen Weg durch die Finsternis mit klopfendem Herzen.

      Das Haus der Shaws war volle fünf Stockwerke hoch, den Boden nicht mitgezählt. Als ich nun so vorwärts kam, schien es mir, als ob die Stiege luftiger werde und eine Spur heller. Ich wunderte mich und dachte, was wohl der Grund dieser Veränderung sein könnte, als zum zweitenmal das Wetterleuchten aufblitzte und verschwand. Wenn ich nicht aufschrie, so geschah es nur, weil mir die Angst die Kehle zuschnürte; und wenn ich nicht fiel, so geschah es mehr durch Gottes Gnade als durch meine eigene Kraft. Nicht nur, daß der Blitz von allen Seiten hereinschien, durch unzählige Löcher in der Mauer, so daß ich auf einem freien Gerüst in die Höhe zu klettern schien, sondern die vorübergehende Helle zeigte mir, daß die Stufen ungleich lang waren und meine Füße in diesem Augenblick nur zwei Zoll weit vom inneren Absturz entfernt waren.

      Dies war die breite Stiege! Ich dachte nach, und mit dem Denken kam der Eigensinn und der Mut eines Verzweifelten über mich. Mein Onkel hatte mich sicherlich hierher geschickt, auf daß ich große Gefahr laufe, vielleicht auf daß ich sterbe. Ich schwor dieses »vielleicht« festzustellen und sollte ich dabei auch den Hals brechen. Ich ließ mich auf Knie und Hände nieder, und langsam wie eine Schnecke, jeden Zoll vor mich hintastend und die Festigkeit jedes Steines prüfend, fuhr ich fort, die Stiege hinauf zu kriechen. Die Finsternis schien im Gegensatz zum Blitz noch einmal so dunkel. Aber das war noch nicht alles. Die Fledermäuse schlugen im oberen Teil des Turmes einen großen, ohrenbetäubenden und sinnverwirrenden Lärm; die verfluchten Tiere flogen auch manchmal herunter und schlugen mir mit ihren Flügeln um Gesicht und Hände.

       Der Turm war, möchte ich sagen, viereckig und die Stufe an jeder Ecke war von einem großen Stein von etwas anderer Form zur Verbindung der Stockwerke gebildet. Ich war nun einer dieser Wendungen ganz nahe gekommen, als ich, wie gewöhnlich vorwärts tastend, mit der Hand von einer Kante abrutschte und dahinter nichts als gähnende Leere fand. Die Stiege war nicht höher gebaut worden; einen Fremden im Finstern hinaufschicken, hieß ihn geradewegs in den Tod schicken. Und obwohl ich (dank dem Blitz und meiner eigenen Vorsicht) selbst leidlich sicher ging, trieb mir der bloße Gedanke an die Gefahr, die ich gelaufen wäre und an die furchtbare Höhe, die ich hätte hinunterstürzen können, den Angstschweiß auf die Stirne, und ich hätte beinahe meinen festen Halt verloren.

      Aber ich wußte jetzt, was ich wissen wollte, wendete mich um und kroch den Weg wieder hinunter mit einer wunderbaren Wut im Herzen. Ungefähr auf halbem Wege abwärts sprang der Wind plötzlich um, schüttelte den Turm mit wildem Dröhnen und starb wieder hin. Der Regen folgte, und ehe ich den letzten Absatz erreicht hatte, fiel er in Bächen nieder. Ich steckte meinen Kopf in den Sturm hinaus und blickte

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