Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. Winter
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Gegen diese Flut stemmt sich auch eine Elitetruppe wie die Exterminatoren vergeblich!, warnte der Extrasinn.
Es war so, kein Zweifel. Wir würden zurückweichen müssen, aber wenigstens kämpfend, damit die Grauen Heere nicht so schnell vorankamen.
Was nutzt der winzige Zeitgewinn?, fragte mein Logiksektor. Ihr gewinnt nur eine Galgenfrist. Die Kosmokraten haben euch mit völlig unzureichenden Mitteln in einen Kampf geschickt, der schon deshalb von vornherein aussichtslos war. Auf Terra nannte man ein solches Verhalten früher verbrecherisch.
Ich lachte bitter. Wir dürfen trotzdem nicht kapitulieren! Jedenfalls so lange nicht, wie es auf dem Vagenda noch Raum gibt, in den wir zurückweichen können.
Ich schaltete den Helmfunk auf größere Reichweite. »Atlan an die Exterminatoren und unsere anderen Gefährten!«, rief ich. »Das Grauleben greift massiert an. Zieht euch in das Terrain zurück, das durch die Auflösung des goldenen Nebels frei geworden ist! Lethos-Terakdschan, Jen Salik und ich folgen euch. Wir werden eine hinhaltende Verteidigung aufbauen.«
»In Ordnung«, hörte ich gleich darauf die Stimme Sokrats. »Ich brenne darauf, an deiner Seite zu kämpfen und die Sturmtruppen der Grauen Lords zu vernichten, mein Ritter!«
Mit meinem Orbiter ging wieder das halutische Temperament durch. Aber auch er würde kein Wunder vollbringen können angesichts der überwältigenden Übermacht.
»Er wird anscheinend nicht gefragt, ob Er mit den vorgeschlagenen Vorkehrungen einverstanden ist«, ertönte die hochmütig-nörgelnde Stimme eines der beiden Jaschemen.
»Allerdings nicht«, gab ich kompromisslos zurück, damit die Technotoren sich nicht erst der Illusion hingaben, sie hätten ein Mitbestimmungsrecht. »Außerdem irrst du dich, wenn du meine Befehle mit Vorschlägen verwechselst. Atlan, Ende!«
Wir waren in breiter Front in den Streifen aus Grünflächen, Gebäudekomplexen und kleinen Festungen eingedrungen, der bereits vom goldenen Nebel der Vitalenergieglocke freigegeben war und etwa 20 bis 50 Kilometer breit sein mochte.
Auf Anraten des Tabernakels von Holt hatten wir dabei Ausschau gehalten nach den Lla Ssann, den sogenannten Tiefenschwimmern, die Hüter des Vagendas sein sollten. Das Tabernakel beschrieb sie als wurmförmige, um die drei Meter lange und fünfzig Zentimeter durchmessende Lebewesen, die in der Körpermitte ein faustgroßes, unter der Haut pulsierendes, golden schimmerndes Organ besitzen sollten – und außerhalb der Vitalströme telekinetische Kräfte zur Fortbewegung benutzten.
Mehr hatte das Tabernakel uns nicht über diese Lebensform verraten – und es schien auch nicht nötig zu sein, denn allem Anschein nach waren sie ausgestorben. Wir entdeckten nicht ein einziges dieser Wesen. Die Grünflächen waren verwahrlost, die Landeplätze leer bis auf etliche Schrotthalden, und die Gebäudekomplexe erwiesen sich als Geisterstädte, durch deren leere Fensterhöhlen der Wind heulte und deren Straßen sich in karg bewachsene Dünenlandschaften verwandelt hatten.
Lediglich einige der festungsähnlichen Bauwerke waren nicht völlig leer geräumt. Die Exterminatoren entdeckten dort Kriegsmaterial wie Projektorstäbe, Sprengdrähte, Elektronetze sowie ein Sammelsurium handlicher Waffen mit Munition und unterschiedlichste Minen. Diese Funde weckten in mir Erinnerungen an erbitterte Stellungskämpfe während des Methankriegs zwischen Arkoniden und Maahks. Wir hatten auf zahlreichen Planeten gegen erdrückende Übermachten kämpfen müssen und versucht, dieses Handikap durch taktisch überlegenen Einsatz selbsttätiger Defensivwaffen auszugleichen. Aufgrund dieser Erinnerungen wies ich die Terminatoren an, den gut zehn Kilometer breiten Streifen, den wir bereits durchquert hatten, mit allen Schikanen wie Belastungs- und Akustikminen, Springminen und fernzündbaren Sprengsätzen zu spicken. Außerdem ließ ich die Straßen mit in den Sanddünen vergrabenen Elektronetzen und die Gebäude mit Sprengdrähten präparieren. Die Projektorstäbe wurden so eingestellt und postiert, dass sie die Ortungs- und Zielpositroniken anrückender Kampfmaschinen verwirrten.
Wir waren keineswegs schon mit allem fertig, da quollen die Angriffsspitzen der Grauen Heere bereits auf den oberen Rand des Vagendaplateaus. Zielstrebig näherten sie sich der verlassenen Zone. Ich war froh darüber, dass die Lords ihre Kriegsmaschinen vorschickten und die aus vielen Völkern rekrutierten Sturmtruppen teils erst mit mehreren Kilometern Distanz folgen ließen.
Als die ersten Maschinen von Explosionen zerrissen, unter in sich zusammenstürzenden Bauwerken begraben und von den Energiestößen der Elektronetze geschmolzen wurden, geschah das, womit niemand von uns gerechnet hatte. In den Geisterstädten wimmelte es mit einem Mal von Robotern aller Couleur. Viele von ihnen fielen schon in den ersten Minuten nach ihrem Erscheinen unseren Installationen zum Opfer. Doch Hunderttausende dieser kleinen Maschinen blieben unversehrt und stürzten sich mit solcher Vehemenz auf uns, dass unsere Gegenwehr schnell überrannt wurde.
Wären diese Roboter auf Töten programmiert gewesen, es hätte für uns alle wohl das Ende bedeutet. Allerdings trafen sie keine Anstalten, uns Schaden zuzufügen – vorerst jedenfalls.
Ich selbst wurde innerhalb weniger Augenblicke von mindestens einem Dutzend Robotern umringt – zwergenhafte, etwa einen Meter große Gestalten aus rostrotem Metallplastik. Zweifellos gehörten sie zum Vagenda. Sie hatten jeder zwei kurze Beine und vier bis zum Boden reichende Arme. Die Köpfe waren silbrig schimmernde Spitzkegel ohne sichtbare Öffnungen oder Sensoren.
Die Roboter redeten! Sie gebrauchten den Tiefenslang, den wir alle beherrschten.
»Ich bin dein Diener!«, schallte es mir vielstimmig in den Ohren, während Dutzende von Greifhänden an meinem TIRUN zupften und zerrten. »Du brauchst nur zu befehlen; ich gehorche.«
Ich schielte zu den Gefährten. Die Exterminatoren waren so gut wie vom Boden verschluckt, denn sie hatten sich in bestens getarnten Verteidigungsstellungen eingenistet. Nur die beiden Jaschemen, Jen Salik, Tengri und unsere drei Orbiter befanden sich in meiner Nähe auf einem halb unter Sanddünen begrabenen Platz. Sie alle reagierten relativ hilflos oder zumindest irritiert. Die Jaschemen hatten ihre Schutzschirme aktiviert, etwas anderes war von ihnen auch nicht zu erwarten gewesen. Dass sogar Domo Sokrat darauf verzichtete, seine Kräfte einzusetzen, um die zierlich wirkenden Roboter zu zerquetschen, ließ mich schmunzeln.
Dieser Anflug von Ironie verging mir allerdings, als ich sah, dass eine Horde Roboter drei Exterminatoren aus einem Bunker zerrte und die Tiefenpolizisten förmlich in Stücke riss. Anschließend eilte jeder Roboter mit seinem Stück davon. Sie schienen in ihrem irren Drang, jeder einen Herrn zu finden, auch mit dem Stück eines Herrn vorliebzunehmen, wenn nicht für jeden ein Herr da war.
»Schaltet die Schutzschirme ein!«, befahl ich über Funk. »Notfalls zerstört die Roboter! Sie sind nur Maschinen. Lasst sie keinesfalls zu nahe an euch heran!«
Gegen unsere Energieschirme waren die Roboter in der Tat machtlos. Sie wurden bei der Berührung teils schwer beschädigt oder auch nur zurückgeschleudert. Dennoch drängten sie sich immer wieder an uns heran und schränkten allein dadurch unsere Bewegungsfähigkeit enorm ein. Zwar blieben die meisten Kriegsmaschinen der Grauen Heere von den Explosionen aufgerissen oder ausglühend in den Minenfeldern liegen, und die Sturmtruppen verhielten sich abwartend, doch unaufhörlich quollen in breiter Front weitere Maschinen über den Rand des Plateaus. Irgendwann, und das wohl sehr bald, würden unsere Vorrichtungen erschöpft sein.
»Zurück!«, ordnete ich an. »Zieht euch durch die tote Zone an die Grenze des Glaslabyrinths zurück!«
Aber