Kursbuch 204. Группа авторов

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Kursbuch 204 - Группа авторов Kursbuch

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eine »doch ziemlich exklusive«. Ausdruck einer glücklichen, aber vielleicht begrenzten Phase von Wohlstand und Überfluss – die auch hierzulande längst nicht alle Menschen gleichermaßen so erleben.8

      Holycrab-Gründer Lukas Bosch steigt an dieser Stelle aus. Zu oft hat er die Diskussion geführt. Zu schnell driftet sie ab. Nimmt gewollt oder ungewollt Wind aus den Segeln. Junge Menschen, zumeist aus den Großstädten der Republik, besetzen Themen, bauen ein Business möglichst nachhaltig auf, bieten Alternativen an – und dann kommt der Satz: Tolle Idee, tolles Produkt, können sich jedoch nur bestimmte Leute leisten. »Innovationen entstehen immer aus der Nische heraus«, so Bosch, »und sind nie gleich zu Anfang in allen Belangen perfekt und für jeden erschwinglich.« Der erste Bioladen eröffnete 1971 in Berlin – vermutlich zog er mit seinen selbst gemischten Müslis und Tofu-Bratlingen auch nur eine bestimmte Personengruppe mit etwas mehr im Geldbeutel an. Heute finden sich Bioprodukte in jedem Supermarkt, und für die Tierschutzorganisation PETA ist ALDI der »veganfreundlichste Supermarkt«. Warum soll es in fünf, zehn oder 20 Jahren nicht normal sein, invasive Arten zu essen? Es gibt genug davon, auch Pflanzen. Wie den japanischen Staudenknöterich, der sich nicht nur in Berlin, sondern auch im Allgäu viel zu breitmacht. »Die Stängel schmecken gekocht wie Rhabarber«, sagt Bosch, »ideal für Kompott und Chutneys.«

      Im Grunde wäre das eine Chance für seine Zunft. Zwischen Spitzengastronomie und Food to go klafft eine riesige Lücke, die es zu besetzen gilt. Doch gerade mal »18 000 Köche und Köchinnen sind derzeit in Ausbildung, das ist erschreckend wenig«, so Fricke. Der Grund: Die Betriebe schaffen es nicht, Leute zu gewinnen, die wirklich Bock auf Kochen haben, »sondern sich nur für die Lehre entscheiden, weil Maurer noch anstrengender klingt«. Die wenigen, denen es wirklich ernst ist, geben oft vorzeitig auf. Desillusioniert nach monatelangem Bodenschrubben und fertigem Kartoffelsalat aus dem Fünf-Liter-Eimer. Ein Blick in die Hauptstadt gibt Fricke Hoffnung. Dort versucht die Initiative Kantine Zukunft Berlin den Beruf des Kantinenkochs aufzuwerten, indem sie derzeit sieben Küchenbetreiber wieder zum Kochen und Backen bringt – kein Berufsstand wurde vom eigenen Handwerk so entfremdet. Gleichzeitig arbeiten die beiden Start-ups Aitme und DaVinci an Kantinenrobotern, die schon im kommenden Jahr in Büros Pasta und Bowls frisch zubereiten sollen, die Zutaten frei wählbar per App. Auch hier: Bedürfnis (besseres Mittagessen) – Idee – Business.

      Bereits seit mehreren Jahren bietet Fricke deswegen Kochkurse für Schulen an – »das Interesse ist da, aber leider oft kein Budget« – und veranstaltet Pop-up-Restaurants. Immer zu einem anderen Trendthema. Was bedeutet eigentlich Plant Based Food? Zero Waste und No Leftovers? Root to Leaf und Nose to Tail? »Wer nicht weiß, dass der Brokkolistiel geschält nach Kohlrabi schmeckt, wird ihn auch weiterhin wegschmeißen. Wer vom Tier noch nie Bäckchen, Schwanz, Zunge oder Innereien zubereitet hat, wird beim Metzger auch weiterhin die teuren Edelstücke Filet, Rücken und Keule kaufen. Oder Hack.« Trends in die Breite tragen, erfordere Transfer.

      Saward steht auf seinem Acker, 25 Kilometer von seinem Restaurant in der Frankfurter Innenstadt entfernt. Bevor der erste Frost kommt, müssen noch

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