Wildfell Hall. Anne Bronte
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»Ich bin erstaunt, Mrs. Graham, wie Sie sich eine so verfallene, wackliche, alte Boutique, wie diese, zum Wohnen aussuchen konnten. Warum haben Sie nicht eine nette, kleine Cottage gemiethet, wenn Sie nicht im Stande waren, das ganze Haus mit Ihren Leuten zu füllen und es renovieren zu lassen?«
»Vielleicht war ich zu stolz dazu, Mr. Fergus,« antwortete sie lächelnd; »vielleicht hatte ich auch eine besondere Vorliebe für dieses romantische, altmodische Gebäude gefaßt — aber es besitzt wirklich auch viele Vorzüge vor einer Cottage — erstens, sehen Sie, sind die Zimmer größer, und höher, zweitens können die unbewohnten Gemächer, für die Ich nichts bezahle, zu Rumpelkammern dienen, wenn ich etwas hineinzustecken habe; und dann sind sie von großem Vortheil für meinen kleinen Sohn, der an Regentagen, wo er nicht ausgehen darf, darin herumlaufen kann, und dann habe ich auch den Garten für ihn zum Spielen, und für mich zum Arbeiten. Sie sehen, daß ich bereits einige Verbesserungen angebracht habe,« fuhr sie, zum Fenster gewendet, fort: »Dort in der Ecke ist ein Beet mit jüngeren Gemüse, und hier blühen schon einige Schneeglöckchen und Schlüsselblumen — und dort, im Sonnenscheine, öffnet sich eben ein gelber Crokus.«
»Wie können Sie es aber in einer solchen Lage aushalten — Ihre nächsten Nachbarn in zwei Meilen Entfernung, und keinen Menschen, der Sie besucht, oder hier vorübergeht? — Rosa würde in einer solchen Wohnung Wahnsinnig werden. Sie kann nicht leben, wenn sie des Tages nicht wenigstens ein halbes Dutzend verschiedene Kleider und Hüte sieht — von den Gesichtern darunter gar nicht zu sprechen; aber Sie können den ganzen Tag hier am Fenster sitzen und aufpassen, ohne auch nur eine alte Frau zu erblicken, die ihre Eier zu Markte trägt.«
»Ich möchte sagen, daß die Einsamkeit des Hauses eine seiner besten Empfehlungen gewesen ist — ich finde kein Vergnügen daran, am Fenster zu sitzen und nach den Vorübergehenden auszuschauen; und ich habe es gern still.«
»O, das ist so viel, als wollten Sie sagen, Sie wünschten, daß wir uns Alle um uns selbst bekümmern und Sie ungeschoren lassen.«
»Nein, ich bin einer weit ausgebreiteten Bekanntschaft abgeneigt; wenn ich aber einige Freunde habe, so sehe ich sie natürlich gern von Zeit zu Zeit. Kein Mensch kann in ewiger Einsamkeit glücklich leben. Wenn Sie daher mein Haus als Freund betreten, Mr. Fergus, so werde ich Sie willkommen heißen, wo nicht, so muß ich allerdings gestehen, daß es mir lieber ist, wenn Sie wegbleiben.«
Hierauf wendete sie sich zu Rose und Elisen, und richtete einige Worte an diese.
»Und, Mrs. Graham,« sagte er fünf Minuten später von Neuem, »wir stritten uns auf unserem Wege über eine Frage, die Sie am besten entscheiden können, da sie hauptsächlich Sie selbst betrifft — wir haben wirklich oft Diskussionen über Sie; denn Viele von uns haben weiter nichts zu thun, als von den Angelegenheiten unsrer Nachbarn zu sprechen, und wir, die einheimischen Erzeugnisse des Bodens, kennen einander so lange, und haben einander so oft besprochen, daß und dieses Spiel wahrhaft zum Ekel geworden ist, und ein Fremder, der sich unter uns niederläßt, eine unscheinbare Vermehrung unserer erschöpften Unterhaltungsquellen darbieten Nun, die Frage, oder Fragen, um deren Lösung wir Sie ersuchen —«
»Halt den Mund, Fergus!« rief Rosa in einem Fieber von Furcht und Zorn.
»Ich will nicht, sage ich Dir. Die Fragen, um deren Lösung Sie ersucht werden, sind: — Erstlich, Ihre Geburt, Familie und früherer Aufenthaltsort. Manche behaupten, Sie seien eine Ausländerin; Andere sagen, Sie seien eine Engländerin; manche, Sie seien im Norden, und Andere, Sie wären im Süden zu Hause; wieder Andere sagen —
»Nun, Mr. Fergus, ich will es Ihnen sagen. Ich bin eine Engländerin — und ich sehe nicht ein, warum Jemand daran zweifeln sollte — und ich bin weder im äußersten Norden, noch im äußersten Süden unserer glücklichen Insel geboren, und habe den größten Theil meines Lebens auf dem Lande zugebracht, und nun, hoffe ich, sind Sie zufrieden; denn ich habe jetzt keine Lust, weitere Fragen zu beantworten.«
»Nur diese eine —«
»Nein keine einzige mehr!« lachte sie, indem sie von — ihrem Stuhle aufsprang, an dem Fenster, wo ich saß, Zuflucht suchte, und sich in der Verzweiflung, und um den Verfolgungen meines Bruders zu entgehen, bemühte, mich ins Gespräch zu ziehen.
»Mr. Markham,« sagte sie mit beflügelten Worten und erhöhter Gesichtsfarbe, die ihre Unruhe nur zu deutlich blicken ließen, »haben Sie die schöne Seeaussicht vergessen, von der wir vor einiger Zeit sprachen? Ich denke, ich werde Sie nun bemühen müssen, mir den nächsten Weg dorthin zu beschreiben, denn wenn dieses schöne Wetter anhält, so werde ich vielleicht im Stande sein, hinzugehen und meine Skizze zu machen; ich habe alle übrigen Gegenstände er schöpft und sehne mich, diesen zu sehen.«
Ich war im Begriffe ihrem Wunsche zu entsprechen, wurde jedoch Von Rosa daran verhindert.
»O, sage es ihr nicht, Gilbert!« rief sie; — »sie soll mit uns gehen. Sie meinen gewiß die Bai, Mrs. Graham. Es ist ein weiter Weg für Sie, und für Arthur ganz unmöglich, hinzugehen. Aber wir hatten im Sinne, eines schönen Tages ein Picknick zu machen und sie anzusehen; und wenn Sie warten wollen, bis sich das schöne Wetter befestigt, so werden wir Alle hocherfreut sein, Sie bei uns zu haben.«
Die arme Mrs. Graham sah bestürzt aus, und wollte Entschuldigungen vorbringen; aber Rosa, die entweder mit ihrem einsamen Leben Erbarmen hatte, oder sich eifrig bemühte, nähere Bekanntschaft mit ihr anzuknüpfen, war entschlossen, sie mitzunehmen, und besiegte alle ihre Einwendungen. Man sagte ihr, daß die Gesellschaft nur klein sein, und blos aus Freunden bestehen solle, und daß die beste Aussicht von der Klippe, die volle fünf Meilen, entfernt liege, sei.
Ein hübscher Spaziergang für die Herren,« fuhr Rosa fort« »aber die Damen werden abwechselnd gehen und fahren; denn wir nehmen unseren Ponywagen mit, der groß genug ist, um den kleinere Arthur und drei Damen, und Ihr Zeichnenmaterial, und unsere Mundvoräthe zu fassen.«
Der Vorschlag wurde also endlich angenommen, und nach einigen Diskussionen über die Zeit und Art der beabsichtigten Excursion, erhoben wir uns und nahmen Abschied.
Wir waren aber erst im März; ein kalter, feuchter April, und zwei Wochen des Mai vergingen, ehe wir mit der vernünftigen Hoffnung, das Vergnügen angenehmer Aussicht, heiterer Gesellschaft, frischer Luft, guter Speisen und Getränke und Leibesübung, welches wir suchten, ohne die Beimischung von schlechten Wegen, kalten Winden und drohenden Wolken zu genießen, unseren Ausflug anzutreten wagen konnten. Dann aber zogen wir eines schönen Morgens unsere Streitkräfte zusammen, und machten uns auf den Weg. Die Gesellschaft bestand aus Mrs. und Master Graham, Mary und Elise Milward, Jane und Richard Wilson, und Rosa, Fergus und Gilbert Markham.
Mr. Lawrence war ebenfalls eingeladen worden, hatte es aber, aus ihm wahrscheinlich am besten bekannten Gründen, abgeschlagen, uns seine Gesellschaft zu schenken. Ich hatte ihn selbst darum gebeten. Als ich dies that, zauderte, er und fragte, wer Alles mitgehe. Da ich Jane Wilson nannte, schien er halb und halb zum Kommen geneigt zu sein, als ich aber in dem Glauben, daß dies eine weitere Versuchung sei, Mrs. Grahams Namen erwähnte, schien dieß gerade die entgegengesetzte Wirkung auszuüben, und er lehnte es gänzlich ab — die Wahrheit zu gestehen, nicht eben zu meinem Mißvergnügen, obgleich ich Ihnen kaum den Grund davon angeben könnte.
Es mochte etwa Mittag sein, als wir unseren Bestimmungsort erreichten. Mrs. Graham ging die ganze Strecke, bis nach den Klippen zu Fuße, und der kleine Arthur that den größten Theil des Weges über das Gleiche; denn er war jetzt bei weitem abgehärteter