50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По

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50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 - Эдгар Аллан По

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man keinen Tag sicher ist, wenn ein junger Mann den fröhlichen Finken einfangen will. – Kind, ich habe nur dich und wünsche, daß du glücklich werdest. Ich gebe dir die Wahl frei und will dir nicht einreden, wen du heiraten sollst, das ist ganz deine Angelegenheit.«

      Mit rotem Köpfchen saß Binia da – sie schluckte, als wollte sie etwas sagen.

      Ein mißtrauischer Blick des Vaters, dann sagte er streng: »Es giebt einen Namen, der in unserem Haus nicht mehr ausgesprochen wird. Verstehst du! – Im übrigen habe ich dir die Jugendthorheit verziehen.« – –

      Binia steht sinnend in ihrer Kammer.

      Zwei Jahre noch – dann kommt Josi – er kommt wie ein Held – er tritt mit einer That vor das Volk, so gewaltig, wie noch keine im Bergland geschehen ist – er erlöst St. Peter von der Blutfron an den Weißen Brettern und alle jubeln: »Josi Blatter ist größer als Matthys Jul.«

      Und er besiegt den Vater.

      So lang will sie tapfer kämpfen, den Vater nicht reizen, aber Josi treu sein im Herzen.

      Und unter Thränen lächelnd küßte sie den Tautropfen, den er ihr gegeben hat.

      Kapitel Dreizehn

      »Pate! – Ein Brief von Josi! Er ist gesund, es geht ihm gut.« Mit strahlendem Gesicht jubelt es die sonst zur Stille geneigte Vroni und hält den in großen ungefügen Buchstaben gemalten Brief in zitternden Händen. »Hört, wie er lautet:

      »Liebes Schwesterlein! Ich will Dir auch wieder einmal berichten, wie's mir geht. Es geht mir gut und George Lemmy ist recht mit mir, aber scharf und vom Schaffen klöpft mir schier der Rücken. Das ist gesund. Wir sind jetzt an einem Berg, der heißt Himalaja. Die Stadt heißt Srinigar, aber wir sind nicht darin. Wir machen eine Straße. Liebes Vroneli, Du wirst denken, ich schreibe nicht schön. Das kommt vom Felsensprengen und Du mußt nicht lachen. Thue dich gar nicht kümmern wegen mir. Bet und denk an die Mutter selig. – Und an den Vater selig, was ich auch thue. Es ist dann noch etwas wegen der Binia, aber sie hat es Dir gewiß schon erzählt. Und wenn ich in der Nacht zwei Sternlein beisammen sehe, so sage ich: ›Du liebes Bineli – du liebes Vroneli‹. Ich muß manchmal in den Hemdärmel beißen, sonst würde ich brüllen. Der Indergand vertreibt mir etwa das Heimweh. Das Papier ist aus. Ich lasse das Bineli tausendmal grüßen. Dich auch, den Eusebi und alle. Und ich komme dann schon wieder heim. Schreibe mir recht bald. Dein treuer Bruder Josi. Die Adresse steht auf dem Umschlag.«

      Noch am gleichen Tag schrieb Vroni einen viel größeren Brief, als sie empfangen, an Josi. Wie in ihrer Hand die Feder gut lief!

      Aber über eine Stelle hinweg wollte sie nicht gehen, auf diese fielen ein paar Tropfen, die den schönen Brief fast verdarben.

      Die unglückselige Liebe zu Binia! Sie wollte dem Bruder nichts Betrübliches schreiben, aber sie wußte schon, daß aus dieser Liebe nichts Gutes entstehen konnte. Binia war fast noch die Schlimmere als Josi. Auch jetzt kam sie gelaufen und bat und bettelte, daß sie den Brief lesen dürfe. Als sie ihren Namen darin sah, wurde sie ganz überstellig und tanzte mit Vroni. Und unter den Brief Vronis schrieb sie:

      »Tausendmal geliebter Josi! Denke nur immer an die zuckenden Vögel von Santa Maria del Lago und lasse die Hoffnung nicht fahren. Sie haben schon den Tod gesehen, und nun stiegen sie doch über Land und Meer. In herzlicher Liebe und Treue. Dein Bineli.«

      Vroni sah den Gruß mit Schmerzen, der trotzige Mut Binias, die doch mehr einer wehrlosen Blume als einer Kämpferin glich, kam ihr wie eine Vermessenheit vor.

      Von diesem Kummer abgesehen, ging es Vroni gut.

      Wenn sie am Sonntagmorgen mit dem Garden, der Gardin und Eusebi im Glotterhütchen, unter dem die zwei blonden Zöpfe niederhingen, mit blauen lachenden Augen, das hellseidene gefranste Brusttuch über die junge Fülle gekreuzt, das silberbeschlagene Betbuch und den Rosmarinstrauß in den Händen, sittig die Kirchentreppe zum Kirchhof hinaufschritt, so flüsterten die Leute: »Wenn nichts Ungeschicktes dazwischen kommt, so giebt die keine Wildheuerin.«

      Am hübschesten aber war die Zwanzigjährige wohl, wenn sie mit Rechen und Gabel frisch und gesund im Morgentau über die Wiesen schritt. Etwas vom stillen Wesen der Gardenfamilie war auf sie übergegangen, ein rasches Vorwärts, ein lautes Thun war nicht ihre Sache, aber was sie in Ruhe that, ging ihr mühelos und anmutig von der Hand. Und wo sie in stillem Frohsinn mitwerkte, lief allen alles leicht, die Knechte sogar sagten es.

      Und sie selber wünschte sich nichts Schöneres, als das wandernde Sommerleben der Bauernleute von St. Peter. Für ein paar Tage ritt man, das Notwendigste zum Unterhalt mitnehmend, nach Hospel in die Reben, wo jeder Bauer von St. Peter ein kleines Haus besaß, dann hielt man sich einige Tage auf der Maiensasse auf, um dort das Vieh grasen zu lassen oder zu heuen, wieder etwas später arbeitete man auf dem Acker beim Dorf und am Sonntag ritt die Familie auf die Alpen zu Besuch.

      Da saß der ganze Haushalt mit den Knechten vor der Hütte, die Glocken des Viehes klangen friedlich in die tiefe Stille und die Enzianen standen wie im Gebet.

      »Vroni, erzähle eine Geschichte,« sagte das eine Mal der Garde, das andere Mal die Gardin, selbst Bonzi, der Viehknecht, war ein dankbarer Zuhörer, und mancher, der des Weges kam, setzte sich auch hinzu, Vronis Glockenspiel hatte bald eine kleine Gemeinde, darunter junge hübsche Burschen, die sich nicht bloß wegen der Geschichten in den Kreis drängten.

      »Sie ist halt grad wie die Fränzi selig, darum hält sie der Garde so in Ehren.«

      So sprach man im Dorfe, und niemand war Vroni gram, die Burschen aber waren ihr gut.

      »Frau,« sagte der Garde, »wir müssen uns entscheiden. Es geht um das Mädchen wie um frisches Brot. Vor vierzehn Tagen hat der Fenkenälpler gefragt, ob sein Aeltester am Sonntag zum Mittagessen kommen dürfe. Er würde Vroni gern einen Antrag machen. Heute ist der alte Peter Thugi gekommen und hat so eindringlich gebeten, wir möchten sie dem jungen Peter geben, er sei ein so guter und ehrbarer Mann. Ich habe aber beiden abgewinkt.«

      »Hättest du doch lieber zugesagt,« schmollte die Gardin, »Vroni setzt sich sonst noch in den Kopf, sie bekomme Eusebi.«

      »Geschehe nichts Schlimmeres!« erwiderte der Garde.

      »Und ich meine, es wäre jetzt, wo Eusebi im Militärdienst ist, gerade die rechte Gelegenheit, daß wir Vroni aus dem Haus bringen, natürlich in allen Ehren. Ich habe nichts gegen sie – es geht mir nur so stark gegen das Herz, daß unser einziger ein Wildheuermädchen nehmen soll. Hätte ich drei Buben, so könnte einer schon Vroni nehmen – aber der einzige. Wir sollten doch auch auf eine gute Verwandtschaft sehen! Und Eusebi ist so zuweg, daß er überall anfragen darf.«

      »Das thätest du deinem Buben zuleide, daß du Vroni in seiner Abwesenheit gehen ließest. – Nein, Gardin, Vroni bleibt da!«

      Mit Festigkeit erklärte es der Garde.

      Frisch und lebensfroh kam Eusebi vom Dienst zurück. »Vater, ich habe mich furchtbar zusammennehmen müssen, daß ich immer nachgekommen bin, aber es ist gut gegangen.« Das spürte man Eusebi an. Er erzählte seine Erlebnisse so hellauf, wie ihn noch nie jemand gesehen.

      »Ja, aber Eusebi,« lachte der Garde, »bei uns giebt's auch Neuigkeiten. Vroni bleibt wohl nicht mehr lang da, die Burschen im Dorf gucken sich fast die Augen aus nach ihr, und zwei, die ich nicht verraten will, haben sich schon als Freier gemeldet.«

      Vroni,

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