Schiff der Versuchung. Barbara Cartland

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Schiff der Versuchung - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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gesagt, und zwar nicht nur einmal, sondern viele Male, »ich werde eben nie heiraten!«

      »Natürlich wirst du es einmal müssen«, antwortete Harry. »Du mußt schließlich einen Erben haben, und, offen gesagt, würde es der Gastfreundschaft auf deinem Schloß guttun, wenn am Ende der Tafel eine Hausherrin säße.«

      Der Marquis hätte nicht aufgebrachter sein können, wenn Harry eine Bombe unter seinen Füßen gezündet hätte.

      »Willst du damit etwa sagen«, fragte er, »daß ich kein guter Gastgeber bin?«

      »Niemand könnte ein besserer sein«, antwortete Harry, »aber bei deinen Einladungen - und die könnten bei niemandem wohl großzügiger sein - wirkt es irgendwie unausgewogen, daß nicht am anderen Ende der Tafel eine schöne Frau sitzt und die Oakenshaw-Diamanten trägt, die sie auch bei der Zeremonie zur Parlamentseröffnung tragen würde.«

      Der Marquis lachte aus vollem Hals.

      »Du redest genau wie meine Mutter«, sagte er.

      Gleichzeitig wußte er aber, daß Harry recht hatte.

      Es wurde von ihm erwartet und war unvermeidlich, daß er schließlich eine Frau nähme, die als Herrin im Schloß, in London und in seinen anderen Häusern in verschiedenen Teilen des Landes auftreten und außerdem bei Hofe den ihr zustehenden Platz neben ihm einnehmen würde.

      Dann dachte er an die Langeweile, die er zu ertragen hätte, wenn er sich das Geschwätz irgendeines jungen Mädchens beim Frühstück, beim Mittagessen und auch noch beim abendlichen Dinner anhören müßte, und zwar in dem entsetzlichen Bewußtsein, dies würde unverändert für den Rest seines Lebens so bleiben.

      »Ich kann und werde es nicht tun«, sagte er sich.

      Nachdem er sich Daisy erfolgreich vom Halse geschafft und ihr in seiner üblichen Großzügigkeit diese Kränkung mit einem außerordentlich teuren Geschenk in Form eines Diamanten versüßt hatte, sah er sich nach einer neuen Augenweide um.

      Er hatte noch niemanden diesbezüglich gefunden, bis er letzte Woche bei der Dinnerparty eines Abgeordneten, den er gewöhnlich ignorierte, Tischnachbar einer Dame gewesen war, die er nie zuvor gesehen hatte: Es war Lady Bradwell.

      Sie war schön, aber das verstand sich von selbst; er wußte genau, daß man sie sonst nicht neben ihn gesetzt hätte.

      Doch sie war insofern ungewöhnlich, als ihre Schönheit von dem Zirkel in Marlborough House nie zuvor erblickt oder sonst wie gewürdigt worden war.

      »Wo haben Sie sich bisher versteckt?« erkundigte sich der Marquis.

      »Ich war in Paris«, antwortete sie, »und ein Jahr lang in Trauer.«

      »Das erklärt alles.«

      Er meinte, das erkläre nicht nur, daß er sie noch nicht kennengelernt hatte, sondern auch ihre außerordentlich elegante Kleidung und die Art, wie sie sprach und seine kühneren Avancen mit einer Gewandtheit parierte,, die den meisten englischen Damen fehlte.

      Nach Beendigung des Dinners war der Marquis sichtlich fasziniert.

      Zwei Tage später machte er sich auf eine Verfolgung, die, wie er aus Erfahrung wußte, nicht lange dauern würde und deren Ausgang unzweifelhaft war.

      Der Marquis war nicht übermäßig eitel, er hätte sich jedoch als extrem stumpf erwiesen, wenn es ihm nicht aufgefallen wäre, daß jede Frau, auf die er einen Blick warf, stets und sofort bereit war, sich seinen Wünschen zu fügen, und ihm jenen, zur Rettung ihres Stolzes nur gespielten Widerstand entgegensetzte.

      Lady Bradwell jedoch hatte ihn nicht nur fasziniert, sondern es auch fertiggebracht, ihn mit einer Klugheit, auf die er nicht gefaßt war, im Ungewissen zu lassen.

      Mit anderen Worten: Der Marquis hatte sein Ziel noch nicht erreicht, so daß er, obwohl der Ausgang der Angelegenheit unzweifelhaft war, gleichwohl keineswegs den Wunsch hegte, gerade jetzt ins Ausland zu fahren.

      Plötzlich fiel ihm ein, daß Lady Bradwell ja keinen Gatten hatte und es daher nicht schwer wäre, sie vielleicht zu überreden - natürlich mit einer angemessenen Anstandsdame -, ihn auf die Reise zu begleiten.

      Deshalb stellte er an den Außenminister die Frage: »Wann soll ich mich zu dem aufmachen, was Sie als Gefälligkeitsbesuch bezeichnen, Archibald? Was genau wird von mir erwartet?«

      Am Lächeln auf dem Gesicht des Außenministers und seinem Augenzwinkern sah er, daß Lord Rosebery nicht nur über seine Zusage entzückt war, sondern auch den Grund dafür mehr oder weniger erriet.

      »Die Antwort auf Ihre erste Frage lautet: so bald wie möglich«, teilte er ihm mit. »Und was die zweite Frage betrifft - da Sie ja wissen, was in Siam geschehen ist, brauche ich Ihnen nicht zu erklären, daß Sie das Unbehagen des Königs wegen der englisch-französischen Übereinkunft vom vorigen Jahr beschwichtigen sollen.«

      Er lächelte, als er fortfuhr: »Sie müssen Seine Majestät davon überzeugen, daß es seinem Land nicht schaden, sondern im Gegenteil seine Unabhängigkeit vielmehr sichern wird.«

      »Das soll heißen«, bemerkte der Marquis, »daß die Kolonialmächte, die Briten in Burma und die Franzosen in Laos, Siam als Pufferstaat entwickeln möchten.«

      »Genau«, stimmte der Außenminister zu. »Aber nach all den Unannehmlichkeiten der letzten Zeit - insbesondere durch die Franzosen —, zeigt sich König Chulalongkorn natürlich nervös und hegt gewisse Befürchtungen für die Zukunft.«

      »Ich hoffe, daß er nicht allzu sehr seinen Zweifeln freien Lauf läßt«, bemerkte der Marquis. »Ich war schließlich immer mit Ihnen der Meinung, daß Chulalongkorn einer der großen Könige unseres Zeitalters ist und sicherlich in die Geschichte eingehen wird.«

      Der Außenminister nickte.

      Beide Männer erinnerten sich daran, wie der König seine Herrschaft mit der Erklärung begonnen hatte, die Kinder von Sklaven sollten zu freien Menschen werden, und seither seine Untertanen allmählich von der Sklaverei befreit hatte.

      Er hatte ein modernes Postsystem eingeführt, Eisenbahnlinien gebaut und regionale Feudalherren, die viel zu sehr ihre Macht genossen, durch zentral eingesetzte Gouverneure ersetzt, die nur direkt dem Thron verantwortlich waren.

      Als der Marquis einige Jahre zuvor Siam besucht hatte, war er damals überaus beeindruckt vom König und dessen Reformen gewesen, vor allem, als Seine Majestät ihm persönlich gesagt hatte: »Alle Kinder, von meinen eigenen bis zu den ärmsten, werden die gleichen Bildungschancen haben.«

      König Chulalongkorn war entschlossen, Siam nicht einfach zu einer westlich orientierten Kolonie zu machen; eines der Mittel, das zu vermeiden, bestand darin, den Weg zum Fortschritt selbst und ohne fremde Hilfe einzuschlagen.

      Da Großbritannien zur gleichen Zeit die gesamte Kontrolle über Burma hatte, beunruhigten ihn berechtigterweise der Machtzuwachs und der Einfluß der Franzosen in Indochina.

      Im vorigen Jahr hatte es ärgerliche Zwischenfälle gegeben, als zwei französische Kanonenboote auf dem Weg nach Bangkok bei der Einfahrt in den Chiapana-Fluß die Thai-Festungen beschossen hatten.

      Beide Seiten hatten Verluste erlitten, inzwischen sollten sich aber alle Feindseligkeiten gelegt haben.

      »Sie«,

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