Schiff der Versuchung. Barbara Cartland

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Schiff der Versuchung - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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der dafür besser geeignet wäre als Sie.«

      »Sie schmeicheln mir«, sagte der Marquis, »aber ich weiß genau, daß Sie das nur tun, um Ihren Willen durchzusetzen.«

      Er seufzte unüberhörbar.

      »Nun gut, ich werde reisen, aber nur, wenn Sie mir zusichern, daß ich unterhaltsame Gesellschaft mitnehmen kann.«

      »Was Sie mir zu verstehen geben wollen«, bemerkte Lord Rosebery, »bedeutet nichts anderes, als daß Ihre Mission davon abhängt, ob der augenblickliche Gegenstand Ihrer unbeständigen Herzensneigung Ihre Einladung annimmt.« Er machte eine Pause, ehe er hinzufügte: »Ich kenne Sie schon lange, Vivien, und habe noch nie erlebt, daß irgendeine Frau Sie abgewiesen hätte.«

      »Es gibt für jeden ein erstes Mal.«

      »Sorgen Sie dafür, daß es nicht bei dieser Gelegenheit ist.«

      Lord Rosebery fuhr beim Aufstehen fort.

      »Ich werde zu einem Treffen erwartet. Können Sie morgen mit mir zu Mittag essen? Dann kann ich Ihnen mehr über die Lage in Siam berichten und Ihnen auch Briefe an den König und an unseren Gesandten und Generalkonsul in Bangkok geben, Captain Henry Michael Jones, der zudem Träger des Victoria Cross ist.«

      »Ich habe das seltsam unbehagliche Gefühl, daß Sie mich in dieser Sache unter Druck gesetzt haben«, antwortete der Marquis. »Wenn irgendetwas schief geht, Archibald, schwöre ich, daß dies das letzte Mal ist, daß ich mich einem Ihrer Vorschläge beuge; als Sie früher Außenminister waren, hat mich das in Teile der Welt geführt, deren Kennenlernen mich nicht besonders begeistert hat.«

      »Unsinn!« antwortete Lord Rosebery. »Sie wissen genauso gut wie ich, daß Sie sich freuen werden, von den Intrigen in Marlborough House und den endlosen Essen wegzukommen, derer Sie oft schon allzu überdrüssig waren. Und wer weiß - in neuen Weidegründen finden Sie vielleicht die seltene Orchidee, oder war es ein Stern - das Ziel Ihrer geheimen Suche und Wünsche?«

      Der Marquis starrte ihn ungläubig an.

      »Wer sagt, daß ich nach irgendetwas suche?«

      »Natürlich tun Sie das«, antwortete Lord Rosebery. »Mit Ihrem Aussehen, Vivien, Ihrer Position und Ihrem Reichtum haben Sie alles, außer dem, was für einen Mann das Wichtigste ist.«

      »Und was ist das?« fragte der Marquis mit gereizter Stimme, da er die Antwort schon im voraus kannte.

      »Liebe«, antwortete Lord Rosebery.

      Der Marquis wollte gerade einwenden, das sei das letzte, was er sich wünsche, und er komme sehr gut ohne zurecht, da fiel ihm ein, daß Lord Rosebery erst vor vier Jahren seine Frau verloren hatte; alle seine Freunde wußten, was für ein einsamer und unglücklicher Mann er seither gewesen war.

      Er besann sich daher anders und bemerkte nur leichthin: »Mir hat man immer gesagt, daß der am schnellsten reist, der allein reist.«

      »Eine etwas abgedroschene Bemerkung für Sie, Vivien«, sagte Lord Rosebery trocken, »obwohl es natürlich darauf ankommt, auf welcher Art von Reise Sie sich befinden.«

      Der Marquis würdigte die feinsinnige Anspielung der Bemerkung, da der Außenminister ihn oft genug gebeten hatte, seine ungewöhnlichen und glänzenden Gaben auf seriösere Weise zu benutzen als in seinen augenblicklichen Amouren.

      Nach einem kurzen Schweigen griff der Außenminister das vorige Thema auf: »Wenn Sie zurückkommen, habe ich einen ernsthafteren Vorschlag mit Ihnen zu besprechen.«

      Der Marquis hob fragend die Brauen: »Was kann das sein?«

      »Das werde ich Ihnen jetzt nicht erläutern«, antwortete Lord Rosebery, »aber ich habe es bereits Seiner Majestät gegenüber erwähnt, und ihm gefällt der Vorschlag sehr.«

      »Ich vermute«, sagte der Marquis langsam, »daß Sie an einen Gouverneurs Posten denken?«

      »Vielleicht etwas Höheres. Kommen Sie auf jeden Fall rasch zurück - ich möchte nicht, daß Sie zu lange draußen in der Wildnis sind.«

      Der Marquis erhob sich.

      »Ich werde morgen mit Ihnen zu Mittag essen, Archibald«, sagte er, »und Sie täten gut daran, mich zu überzeugen, daß meine Reise wirklich notwendig ist, sonst bin ich durchaus imstande, noch im letzten Moment abzusagen.«

      »Sie haben mich noch nie im Stich gelassen«, antwortete der Außenminister, »und ich wünschte mir wirklich, ich hätte die Zeit, Sie zu begleiten. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich nicht zögern, auf eine Entdeckungsreise zu gehen, die mich vielleicht zu meinem Goldenen Vlies führen könnte.«

      Beim Durchqueren des Arbeitszimmers legte Lord Rosebery die Hand auf die Schulter des jüngeren Mannes.

      »Ich bin ganz sicher, Vivien, sie wird Ihre Einladung begierig annehmen - tatsächlich nur zu begierig! Hoffen wir nur, daß sie Sie zumindest so lange zu unterhalten versteht, bis Sie zurückkommen.«

      »Ihre Unverfrorenheit verblüfft mich!« rief der Marquis aus.

      Beide Männer lachten, als sie aus dem Büro des Außenministers in den Flur traten.

      Tarina Worthington läutete die Glocke am Haus von Belgrave Square und wartete etwas nervös, bis die Tür von einem Lakaien in Livree geöffnet wurde.

      Ein Butler trat vom hinteren Ende der Eingangshalle heran, als sie sagte: »Ich bin gekommen, um Lady Bradwell zu besuchen.«

      »Haben Sie eine Verabredung mit ihr, Madam?«

      »Leider nicht«, antwortete Tarina, »aber würden Sie ihr ausrichten, daß ihre Kusine, Miss Tarina Worthington, sie sehen möchte?«

      »Natürlich, Miss.«

      Das beinahe feindselige Verhalten des Butlers änderte sich, als Tarina das Wort »Kusine« aussprach; er schritt langsam auf das Morgenzimmer zu, öffnete die Tür und ließ sie eintreten.

      »Ich werde meiner Herrin mitteilen, daß Sie hier sind, Miss«, sagte er.

      Tarina sah sich in dem rechteckigen, hohen Raum um, der auf eine Art ausgestattet war, die mehr Wohlstand als guten Geschmack verriet, und erblickte ihre eigene Erscheinung in einem großen Spiegel.

      Dabei wurde ihr bewußt, warum der Butler sie zuerst hatte abweisen wollen, statt sie einzulassen.

      Das schwarze Kleid, das sie anläßlich des Todes ihres Vaters gekauft hatte, war damals schon sehr billig gewesen und sah jetzt in der Wintersonne schäbig aus.

      Ihr Mantel, leider unentbehrlich bei einer Temperatur nur wenig über null Grad, war bereits fadenscheinig und hatte viele Jahre lang ihrer Mutter gehört.

      Mit einem traurigen Lächeln gestand sie sich ein, daß ihre Erscheinung völlig heruntergekommen sei.

      Sie hatte einfach nicht gewagt, viel Geld für Trauerkleidung auszugeben, weil all der Besitz, der über das nackte Überleben hinausging, aus der sehr kleinen Summe bestand, die nach der Beerdigung ihres Vaters auf der Bank noch übrigblieb.

      »Wie hätte Papa auch überhaupt je etwas sparen

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