Schiff der Versuchung. Barbara Cartland

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Schiff der Versuchung - Barbara Cartland страница 6

Schiff der Versuchung - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

Скачать книгу

dasaß und die Augen in offensichtlicher Bewunderung nicht von ihrer Kusine wandte, sprach Betty so, wie sie gesprochen hatte, als sie siebzehn war und sich erwachsen fühlte, während Tarina mit fünfzehn in gewisser Weise noch ein Kind war.

      »Was hat sich zugetragen?« fragte Tarina, als Betty innehielt.

      »Ich bin eingeladen worden«, sagte Betty langsam, »auf eine Kreuzfahrt zu gehen - auf einer Yacht mit dem Marquis von Oakenshaw.«

      »Auf einer Yacht?« rief Tarina. »Wirst du nicht seekrank?«

      »Das ist belanglos«, sagte Betty rasch. »Er ist der gefeiertste, bestaussehende, am schwersten einzufangende Mann in ganz London, und ich habe das Gefühl, er bemüht sich um mich.«

      »Wie phantastisch! Wie aufregend!« rief Tarina aus. »Wird er um deine Hand anhalten?«

      Betty lachte leise.

      »Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich, denn er ist ein eingeschworener Junggeselle - wie alle Frauen sich beeilt haben, mir zu erzählen.«

      Tarina sah verwirrt drein.

      »Ich verstehe nicht...«

      Betty sah sie an und sagte dann schnell: »Natürlich könnte ich ihn vielleicht dazu bringen, seine Meinung zu ändern, aber inzwischen werde ich sein Gast sein, und alle anderen Frauen die ihn je gekannt haben werden vor Neid platzen!«

      Tarina fragte sich, was daran so befriedigend sein mochte, doch gleichzeitig beteuerte sie, aus Liebe zu ihrer Kusine: »Ich freue mich so für dich. Wann wirst du abreisen?«

      »Beinahe sofort - in zwei Tagen. Tarina, ich bezweifle, ob ich bis dahin mit allem fertig werde!«

      Tarina lächelte.

      »Ich bin sicher, du hast zahllose Freunde, die dir helfen.«

      »Ich müßte zwar neue Kleider haben, aber das ist in der kurzen Zeit wohl nicht möglich. Gott sei Dank habe ich ein paar fabelhafte Kleider aus Paris mitgebracht. Ich habe ein Vermögen dafür ausgegeben!«

      Tarina betrachtete das Kleid, das Betty trug und beim Anblick der reichen Seide und der echten Spitzen, mit denen es besetzt war, erkannte sie, daß sie von dem, was es gekostet hatte, mindestens ein Jahr hätte behaglich leben können.

      Sie verdrängte solche Gedanken und sagte: »Ich bin hergekommen, Betty, nicht um dir lästig zu fallen, sondern nur, um dich zu bitten... ob du mir helfen könntest, indem du mir eine... Empfehlung gibst.«

      »Eine Empfehlung?«

      Das Erstaunen in Bettys Augen ließ Tarina lächeln.

      »Liebste, du mußt wissen, daß Papa zu seinen Lebzeiten kein eigenes Geld besaß außer seinem kleinen Gehalt. Jetzt ist er gestorben, und ich muß meinen Lebensunterhalt selbst verdienen.«

      »Oh, Tarina, es tut mir so leid!« rief Betty. »Wie schrecklich für dich! Was wirst du nun anfangen?«

      »Ich werde als Gouvernante arbeiten«, sagte Tarina ruhig. »Es gibt nichts anderes, für das ich qualifiziert wäre. Vermutlich muß ich anfangs Gouvernante für Kleinkinder sein, da ich selber noch so jung bin.«

      »Du beabsichtigst, dein Hirn, von dem dein Vater immer sagte, es sei so fähig wie das eines Jungen, an eine Menge plärrender Kinder zu verschwenden?« fragte Betty. »Tarina, das kannst du nicht wollen!«

      »Ich werde schon zurechtkommen«, antwortete Tarina. »Aber wie du weißt, Betty, finde ich nie eine anständige Stellung, wenn ich nicht eine wirklich ausgezeichnete Empfehlung vorweisen kann, und ich habe außer dir niemanden, den ich darum bitten könnte.«

      »Meine Liebe, ich werde dir eine Lobrede schreiben, die in jedem den Wunsch erweckt, dich sofort zu engagieren!«

      »Vielen Dank!« sagte Tarina erleichtert.

      »Aber zuerst möchte ich dir meine Kleider zeigen«, fuhr Betty fort, »die unverkennbar aus Paris stammen, und auch den neuen Kleiderschrank, den ich extra für sie gekauft habe.«

      Bei diesen Worten stand sie auf, und Tarina folgte ihr in das angrenzende Schlafzimmer, das noch eindrucksvoller war als das Boudoir.

      Das große Bett war mit Seidenvorhängen drapiert, die seitlich von geschnitzten goldenen Engeln gehalten wurden.

      Am Fußende des Bettes lag über einer Decke aus echten Spitzen eine Hermelindecke. Die Kissen hatten Rüschen der gleichen Machart, Spitzen von blauen Satinbändern durchzogen, in der Mitte war ein großes Monogramm eingestickt.

      Tarina sah sich erstaunt um. Oft hatte sie versucht, sich die Schlafzimmer eleganter Damen in ihren großen Häusern vorzustellen, doch an etwas so Hübsches oder Luxuriöses hatte sie nie gedacht.

      »Ich habe dieses Zimmer und das Boudoir neu dekoriert«, sagte Betty. »Jetzt habe ich im Salon angefangen; er ist von bedrückender Schwüle, wie es der Stimmung meines Mannes entsprach.«

      Unter ihren Wimpern hervor sah sie dabei ihre Kusine schelmisch an, so daß Tarina in der Ahnung, daß Betty nur versuchte, sie zu verunsichern, ausrief: »Betty, du solltest so etwas nicht sagen!«

      »Es stimmt aber. Oh, Tarina, es ist eine solche Erleichterung, von ihm befreit zu sein! Er sprach immer mit mir, als sei ich schwachsinnig, und nach unserer Hochzeitsreise, die ziemlich fürchterlich war, machte er mir nicht einmal ein Kompliment.«

      Der Schmerz klang in ihrer Stimme so offenkundig heraus, daß Tarina sie impulsiv umarmte und sagte: »Mach dir nichts draus, Liebste! Du bist so schön, daß der Marquis dich gewiß wird heiraten wollen. Oder vielleicht lernst du einen verführerischen Prinzen und Herrscher über eines dieser entzückenden kleinen Länder in Europa kennen, von denen ich immer in den Zeitungen lese.«

      Betty lachte.

      »Das hört sich ja wie ein Märchen an!«

      »Das sollte es auch sein: Du - eine Märchenprinzessin«, sagte Tarina. »Du hast gewiß das Aussehen dazu.«

      »Nur, weil meine gute Fee — oder vielmehr die Comtesse - mir geholfen hat, genau die Garderobe zu kaufen, die Aschenbrödel tragen würde. Einige meiner Kleider sind hier im Schrank, und nebenan habe ich noch ein ganzes Zimmer voll.«

      Sie ging auf den Kleiderschrank zu, der passend zu den Zimmerwänden blau und weiß gestrichen war, und dessen Spiegel die Möbel und den Sonnenschein, der durch die Fenster drang, reflektierten.

      Sie legte die Hand bereits auf den Griff des Schrankes, als es an der Tür zum Korridor klopfte.

      »Wer ist da?« fragte sie.

      »Ich bin es, Mylady.«

      »Kommen Sie herein, Bates.«

      Der Butler, der Tarina unten empfangen hatte, stand in der Tür.

      »Verzeihen Sie, Mylady, aber ich habe schlechte Nachrichten.«

      »Schlechte Nachrichten?« fragte Betty. »Was ist passiert?«

      »Jones, Mylady. Sie hatte einen Unfall.«

      »Wie

Скачать книгу