Kellerkinder und Stacheltiere. Группа авторов
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Spoerl hatte – offiziell vom Reichsfinanzministerium anerkannt – Prominentenstatus erreicht.48 Er erzielte 1939 ein Jahresbruttoeinkommen von 124.276 Reichsmark, davon entfielen 50.719 Reichsmark auf den Film.49 Den Normvertrag für Drehbuch, der noch bei DER MAULKORB zur Anwendung gekommen war, unterschrieb Spoerl danach nicht mehr; er konnte für sich autorenfreundlichere Konditionen durchsetzen. Dies galt bis zuletzt, als sich andere unter Kriegsbedingungen mit Einschränkungen abfinden mussten. Am 12.12.1944 wandte sich Wolfgang Liebeneiner als Produktionschef der Ufa-Filmkunst an Staatsrat Hans Hinkel, den Reichsfilmintendanten: Bei dem Projekt »Der Zauberknopf« wolle Spoerl der Ufa nur die Rechte am Drehbuch übertragen, die Weltrechte am Stoff aber behalten. Liebeneiner bat darum, dem Autor diesen Wunsch zu erfüllen, »da Herr Dr. Spoerl ein besonders bewährter Drehbuchautor ist«.50
»Der Zauberknopf« wurde nicht geschrieben; nach 1945 versiegte Spoerls literarische Produktion. Der Film DER GASMANN wurde von den Alliierten verboten. Die zweite Verfilmung DIE FEUERZANGENBOWLE (1943/44) – der Einfluss Heinz Rühmanns auf Drehbuch und Inszenierung wäre eine spezielle Untersuchung wert – dagegen wurde zum Kinoerfolg auch in der Bundesrepublik (und errang einen bizarren Kultfilm-Status). Alle Romane erwiesen sich als viel gelesene und ständig neu aufgelegte Bestseller, denen die veränderten Verhältnisse nichts anhaben konnten. Dazu kamen Bühnenaufführungen – Spoerl war ein geschickter Mehrfachverwerter, noch während DER MAULKORB im Kino lief, kam bereits die erste Theaterproduktion auf die Bühne – und in den 1950/60er Jahren, als dem deutschen Film nichts weiter als Remakes bekannter Filme einfielen, kamen Neuverfilmungen aller Spoerl-Klassiker wieder ins Kino. Wolfgang Staudte nahm sich, wenig inspiriert, 1958 des MAULKORB an und besetzte O. E. Hasse als Staatsanwalt von Treskow. Im Fernsehen wurden diverse Inszenierungen gezeigt, u.a. von Hans Quest (mit Werner Hinz)51 oder als Vehikel für Willy Millowitsch.52
An seinen Büchern brauchte Spoerl nichts zu ändern. Auch »Der Gasmann« wurde ohne jegliche Änderung gedruckt (und erreichte allein als dtv-Taschenbuch 180.000 Exemplare). Nur bei dem Band »Man kann ruhig darüber sprechen« sah sich der Autor gezwungen, kleine Retuschen vorzunehmen und einige Geschichten wegzulassen, weil sie inzwischen gegenstandslos oder unverständlich geworden seien.53 Es entfiel unter anderem »Die Angst vor dem Witz«.
1 Heinrich Spoerl: Die Angst vor dem Witz. In: Film-Kurier, Nr. 3, 6.2.1935. Es handelte sich um einen Nachdruck aus Der Angriff. — 2 Albert Schneider: DER MAULKORB. In: Lichtbild-Bühne, Nr. 36, 11.2.1938. — 3 Heinrich Spoerl an Olaf Fjord, 21.12.1934. Der Nachlass von Heinrich Spoerl befindet sich im Heinrich-Heine-Institut, Rheinisches Literaturarchiv, Düsseldorf. Alle nachfolgenden Zitate aus Spoerls Korrespondenz stammen aus dieser Quelle. — 4 Spoerl an Fjord, 4.1.1936. — 5 Universum-Film Aktiengesellschaft, Dr. Krüger, an Heinrich Spoerl, 27.2.1935. — 6 Hans Reimann, der regelmäßig von Spoerl einen Anteil an den Tantiemen erhielt. Reimanns Behauptung, nach Spoerls Tod erhoben, alleiniger Verfasser von »Die Feuerzangenbowle« zu sein, ist jedoch unhaltbar. — 7 Fjord an Spoerl, 18.4.1935. — 8 Fjord an Spoerl, 7.3.1935. – Gegen die Besetzung Paul Henkels’ hatte Spoerl Vorbehalte, sah er doch von Treskow nicht als Rheinländer, sondern als »Ostelbier«. — 9 Fjord an Spoerl, 25.2.1935. — 10 Zit. nach: Spoerl an Fjord, 12.3.1935. Spoerls Schreiben an Schwarz van Berk datiert 15.2.1935. — 11 Spoerl an Fjord, 12.3.1935. — 12 Fjord an Spoerl, 3.5.1935. — 13 Fjord an Spoerl, 18.4.1935. Da Spoerl die Zensurfrage auf sich genommen hatte, wollte Fjord ihn mit diesen Kosten belasten, was Spoerl ablehnte. — 14 Spoerl an Fjord, 13.3.1935. — 15 Fjord an Spoerl, 14.3.1935. — 16 Fjord an Spoerl, 3.2.1936. — 17 Syndikat Film an Spoerl, 31.1.1936. — 18 Spoerl an Syndikat Film, 7.4.1936. — 19 Spoerl an Syndikat Film, 17.7.1936. — 20 Spoerl an Tobis, 23.9.1937. — 21 K. J. Fritzsche an Spoerl, 6.11.1937; Spoerl an Tobis, 8.11.1937. — 22 Spoerl an Meyer, Syndikat Film, 8.11.1936. — 23 Spoerl an Syndikat Film, 13.7.1936. — 24 Spoerl an Tobis Magna Filmproduktion, 26.5.1937. — 25 Emil Jannings an Spoerl, 26.6.1937. — 26 K. J. Fritzsche, Tobis Magna Filmproduktion, an Spoerl, 6.8.1937. — 27 Erich Engel an Vorstand der Tobis Tonbild Syndikat A.G., 8.11.1937. — 28 Anni Engel an Spoerl, 11.11.1937. — 29 Erich Engel an Tobis, 3.11.1937. — 30 Spoerl an Erich Engel, 13.11.1937. — 31 Engel an Spoerl, 14.11.1937. Spoerl antwortete darauf anderntags mit einem siebenseitigen Schreiben. — 32 Spoerl an Fritzsche, Tobis Magna, 12.11.1937. — 33 Christian Adam: Lesen unter Hitler. Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich. Berlin: Galiani 2010, S. 159. Adam widmet Spoerl vier Seiten. Außer einer kurzen biografischen Skizze von Jan-Christoph Hauschild in: Bernd Kortländer (Hg.): Literatur von nebenan 1900–1945. 60 Porträts von Autoren aus dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen. Bielefeld: Aisthesis 1995, S. 314-339, sowie dem von Joseph A. Kruse herausgegebenen Katalog: Heinrich Spoerl. Buch – Bühne – Leinwand. Düsseldorf: Droste 2004 ist keine Sekundärliteratur nachweisbar. — 34 Heinrich Spoerl: Man kann ruhig darüber sprechen. Heitere Geschichten und Plaudereien. Berlin: Neff 1937, S. 133. — 35