G.F. Barner Jubiläumsbox 9 – Western. G.F. Barner

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hat, das hat sein Bruder sicherlich gewußt. Du kannst es mit beiden zu tun bekommen.«

      »Ich weiß«, antwortete Big John kühl. »Vielleicht gibt es gar keinen zweiten Mann. Vielleicht war es Angus, der auf den alten Löwen feuerte. Archie, dann hat Angus mit Sicherheit auf der Lauer gelegen, denn er wußte; für Walsh war gesorgt, der würde ihm nicht mehr in die Quere kommen können. Wenn du beten kannst, dann tue es. Ich fürchte aber, es wird Lionel McGruder nicht mehr helfen.«

      Big John Warren zog sein Pferd herum und preschte davon.

      *

      Der Alte spie aus, grunzte vor sich hin, als wäre er ein wilder Eber. Doch dann grinste er wieder.

      »Nun ja«, brummte er. »Hat Mut, das Frauenzimmer, sieht wirklich fein aus, muß ich schon sagen. Hat mir mächtig gefallen, wie sie für ihn eingetreten ist. Aber dieser Bartschabevater dabei – pfui Teufel, so was in der Verwandtschaft zu haben, direkt entsetzlich! – Wenn er wenigstens kein geborener Mexikaner wäre, der Kerl. Will meinem Söhnchen ein Pony schenken, der…«

      Er schüttelte sich, sah sich nach dem Pony um, über dessen prächtigen Sattel er eine Decke gebunden hatte, damit der Sattel auch schön blank war, wenn er zur Barfoot-Ranch kam.

      »Der wird Augen machen, der kleine Bursche, was?« fragte der Alte kichernd das Pony. »Bin mal neugierig, was er sagt, wenn sein richtiger Großvater mit dem feinen Pony und dem prächtigen Sattel ankommt. Na, was sagst du, wird er sich freuen, der Junge? Wehe, du wirfst mir meinen Enkelsohn ab, du langmähniges, dickschweifiges Ungeheuer! Dann bekommst du es mit mir zu tun. Und wer immer es mit mir zu tun bekommen hat – geschmeckt hat das noch kein…«

      Das Pony wieherte grell und sprang mit allen Vieren zugleich in die Luft, als der Knall durch den Rough Gulch raste.

      Es kam Lionel McGruder vor, als hätte ihn jemand nur gerade so eben mit dem Finger gegen die rechte Schulter gestoßen, mehr spürte er zuerst nicht. Dann warf er sich zur Seite, in das Nachrollen des Schusses hinein, tauchte weg, zur Flanke des Pferdes.

      Rumms!

      Der zweite Schuß krachte.

      Aus, dachte der Alte, aus – vorbei, die Kugel mäht mich um.

      Pfeifend strich es über ihn hinweg, zupfte irgendwo an seiner Sonntagsjacke.

      Doch nicht umgemäht, was? Runter, Lionel, tiefer weg, ganz an die Flanke des Pferdes und festhalten um jeden Preis! Der Schmerz, der verfluchte Schmerz in der Schulter!

      Der Alte fiel, hing mit der Linken in der Mähne, steckte mit dem linken Stiefel fest im Steigbügel. Seine Rechte hatte die Sattelpacken hinten umkrallt.

      »Lauf!« stöhnte der Alte, während die Schmerzen sich von der Brust bis zu den Hüften ausdehnten. »Lauf doch – lauf!«

      Dort waren Büsche, einzelne Kakteen, Felsbrocken – aber weit, sehr weit entfernt war das noch alles. Auch zwanzig Yards können weit sein.

      Rumms!

      Aus, dachte er, das Pferd ist hin. Keine Chance mehr, die Büsche zu erreichen. Hölle und Pest, der Gaul steilt schon…

      Lionel McGruder warf sich zur Seite. Geröll kam ihm entgegen, Steine. Herrgott, die Hände vor den Kopf, abrollen und…

      Plötzlich war der Schatten da.

      Das Pferd schien in den Himmel steigen zu wollen, neigte sich dann und drohte auf den Alten zu fallen. Da packte ihn die Angst, denn schlimmer konnte es nicht werden, als wenn man eingeklemmt unter einem Gaul lag und seinen Mörder mit der ganzen Hilflosigkeit einer noch lebenden, aber dennoch schon toten Kreatur herankommen sah. Nur nicht unter das Pferd geraten, wegrollen.

      Neben ihm schien der Boden zu explodieren, als der Gaul stürzte, auf die rechte Flanke schlug, die Hufe beim Auskeilen Steine wegschleuderten. Dann lag das Pferd in der Staubwolke still, und der Alte wälzte sich stöhnend herum.

      Rumms!

      Die vierte Kugel pfiff handbreit über ihn hinweg, prallte von den Steinen ab und sauste in den Himmel. Der Alte lag am Pferdebauch und machte sich klein.

      Dennoch war er verloren. Das Gewehr lag eingeklemmt unter dem Pferd.

      Das Kollern von Steinen war auf dem nördlichen Hang über dem Rough Gulch zu hören.

      Aus, dachte der alte Löwe, vorbei!

      Der Lump, dieser verfluchte Kerl – jetzt rennt er los. Er braucht nur achtzig Yards zu laufen, dann ist er an der Biegung und erreicht diese Seite. Also erwischt er mich mit Sicherheit, der Hund, der verfluchte. Gegen sein Gewehr bin ich machtlos.

      Der Mann lief. Der Alte hörte es und stemmte sich auf. Dann sprang er los, von höllischem Schmerz gepeinigt und rannte um sein Leben, das er so gern behalten wollte. Immerhin gab es einen kleinen Barrymore McGruder, wie? Und der sollte einen richtigen Großvater haben.

      Lauf, Lionel, hämmerte sich der Alte ein, lauf! Du mußt es schaffen, du mußt bis zu den Büschen kommen, sonst…

      Rumms – rumms!

      Link pfiff es vorbei, staubte, prallte von Steinen ab. Rechts klatschte die nächste Kugel gegen die Steine. Zehn Yards noch – acht – sechs – vier…

      Rumms – rumms!

      Und dann riß es ihm das linke Bein glatt weg. Von der Wucht des Einschlags wurde er bis dicht vor die Büsche geschleudert. Wie er trotzdem hochkam und auf nur einem Bein den Sprung in die Büsche tat – wie, das wußte er selbst nicht.

      Rumms!

      Die Kugel sirrte durch die Zweige, aber der Alte kroch, stöhnte, biß die Zähne zusammen, schob sich weiter.

      Nein, dachte er, so leicht nicht, Hundesohn! Noch hast du mich nicht, noch lange nicht. Du mußt kommen und mich holen. Das ist meine Chance: mein Colt gegen dein Gewehr! Du oder ich, klar? Und ich werde es nicht sein!

      Lionel McGruder, der alte Löwe, kroch zwischen zwei kniehohe Felsbrocken neben ein paar Kakteen und sah nach seinem Bein. Das Blut tropfte in den Sand.

      Die Blutspur!

      Der alte Löwe riß sich die Jacke auf, zerrte im Liegen das Hemd aus der Hose, griff in die Hosentasche und klappte sein Messer auf. Das schöne Sonntagshemd mußte dran glauben, aber wenn er es nicht tat und sich nicht verband, dann brauchte dieser Hundesohn, der jetzt irgendwo herankam, nur der Blutspur zu folgen.

      Du machst nicht schlapp, Lionel, sagte er sich. Du doch nicht, du hast nie aufgegeben!

      Der Wille war stark genug, daß er endlich weiterkroch, vor sich die Reihe kleiner Felsbrocken. Sie waren vielleicht drei Fuß hoch – eine Kette von Steinen am Hang. Der alte Löwe sah sich vorsichtig um.

      Rumms!

      Eine Kugel schlug dicht neben ihm ein. Er war mit den Beinen an einen Busch gestoßen, die Zweige hatten gewippt und der Lump geschossen. Links lag er, irgendwo dort oben und etwa siebzig Yards entfernt am Hang. Der Alte kroch schneller.

      Rumms – rumms!

      Zwei Kugeln warfen

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