Untergang der Juno. Hans Leip
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Parish raffte sich auf, seine schöne, würdevolle Frau hatte ihm zugenickt. Dann war es immer Zeit, etwas zu reden und für die Stimmung zu tun. „Gastfreiheit, lieben Gäste“, äusserte er daher, „ist ein zwiespältliches Unterfangen, dessen zu rühmen sich auch mein Freund, nennen wir ihm Lang-lebe-Er, den Ehrgeiz brennen liess. Sein Leumund seines gebildeten Geistes und guten Essens und Trinkens lief über in ganz Deutschland, England und so weiter, bei denen Gelehrten und schönen Künsten, wie wir oft es lobten. Im geheimen aber würden alle die mit Erröten ihren Freitisch bezahlen, sollten sie, ohne dass ich dazu beitragen will, in Erfahrung bringen, wie sehr er betrieb unter seine Freunde, wozu auch ich die Ehre hatte, mich zu rechnen, die Einrichtung eines gesonderten, eigenen Hauses für diese, die er Schulfüchse, Federfüchser, Bilderschmierer, Versefritzen und Singefinken zu bezeichnen vorging, sie darin abzufüttern, ohne dass sie einem ins Haus liefen.
Nun, wenn ich mich dessen zu erinnern getraue, so sang dieses Lied, das uns durch die Fenster vom Transporte schallt, sehr hübsch die Schwiegertochter eines gewissen Herrn Forster, der nach England und zu den alten ehrlichen Käptn Cook als Naturforscher mit ihm ging, was mich auf die Gastfreiheit meines verstorbenen Freundes L. brachte. Als Herr Forster aus England zurückkam, musste er ein Souper erster Klasse bei ihn einnehmen und ging in Bezauberung von der ganzen Humanität nach Hause, denkend unter seiner Hand, dieser edle Gönner, geschätzt mit Wahrscheinlichkeit auf über eine Million, werde es geniessen, ihn aus einer Verlegenheit zu ziehen. Ging also hin, morgens ins Kontor, und entwickelte sein Anliegen der Reise, sie fortzusetzen zur Heimat. Mein L. lachte ihm ins Gesicht. Er hatte nicht die Manieren eines Gentlemans. Herr Forster antwortete: ‚Mein Gott, Ihr Essen gestern muss das Doppelte gekostet sein, als womit Sie dringlichste Not im Augenblick von einer ehrlichen Familie wenden könnten.‘ Ein Argument, das mein L. sehr unverschämt erachtete und ihm die Hälfte schliesslich anbot, welche Forster aber als Ehrenmann kaum genommen haben wird. Mein L. wollte mit berühmte Namen segeln und Prunk machen. Aber darüber weg gab es nichts als zue Knöpfe. Darum Prost, Prost, Prost die verehrlichen Gäste!“
„Ach der!“ schmunzelte jemand anderes nach dem Tusch und setzte das nicht sehr glücklich gewählte Thema fort. „War nicht auch, um auf unser Militär zu kommen, der berühmte Baron Trenck bei ihm?“ Und er erzählte folgendes: „Kaum war Baron Trenck in Hamburg angekommen, so erhielt er eine dringende Einladung, sich zu einem Prunkdiner einzufinden. Er nahm die Aufforderung an, schrieb aber dem Kaufmanne zugleich: Seine zuvorkommende Gefälligkeit gegen einen Unbekannten lasse ihn nicht zweifeln, dass er ihm gegen einen Wechsel eine gewisse Summe vorstrecken werde. Der Kaufmann antwortete: Da er ihn nicht näher kenne, so fände er das Ansinnen sehr sonderbar. ‚Und da ich Sie nicht‘, antwortete der rauhe Ungar, ‚so hab’ ich den Teufel von Ihrer Fresserei!‘“
Diese drastische Wendung erntete ein sonderbar bitteres Beifallsgelächter. Und die sonst so vornehme Madame Poel sagte zu ihrer Nachbarin (und sie hatte auf einen schneidigen Nachbarn gehofft): „Man braucht die schnodderige Antwort nur im ersten Teil zu ändern in: Und da die Offiziers nicht kommen! — Das ist denn meine Ansicht.“
Früher, als man sich vorgenommen, ertönten die Rufe nach Johann, Heinrich oder wie die Kutscher hiessen, die Türen der Kaleschen wurden heftig von innen zugezogen, und das Trinkgeld an die Dienstboten wurde vergessen. Was übrigblieb, setzte sich zu Whist und L’hombre.
Die Küchenmädchen, die sich auf die Leutnantsburschen gespitzt hatten, sangen schwermütig „Die Reise nach Jütland“.
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