Rattes Gift - Ostfriesland-Krimi. Mischa Bach

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Rattes Gift - Ostfriesland-Krimi - Mischa Bach

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Kotz dich aus!«, schoss er zurück.

      Minka warf ihm einen wütenden Blick zu und wandte sich dann demonstrativ an Henry: »Was ist denn nun mit ihr?«

      Henry öffnete den Mund, doch diesmal war Ratte schneller: »Sag bloß nicht, sie muss in ein Krankenhaus. Sie ist ... also sie kam direkt auf mich zu, ich mein’, bevor sie umgekippt ist, also ... keine Ahnung, ob sie mich gesehen hat. Und ich mein’, Scheiße, wenn sie mich gesehen hat, nach dem Ding mit der Streife ...«

      »Dann kannste auch gleich selbst zu den Bullen gehen«, beendete Zoff den Satz für ihn. »Oh Mann, du hast echt ein Händchen für Ärger!«

      Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen, das Henry schließlich brach. »Ich glaub nicht, dass sie in ein Krankenhaus muss. Überleben wird sie’s auch so.«

      Er schaute von einem zum anderen. Ratte wirkte, als sei ihm eine Zentnerlast von den Schultern genommen, Minka lächelte befreit, Glatze schaute nachdenklich und Zoff nickte langsam.

      Nur Geli war nicht überzeugt: »Seid ihr jetzt alle übergeschnappt?! Das ist doch nicht euer Ernst, ihr könnt sie doch nicht hierbehalten wollen, das ist doch ...«

      Henry unterbrach ihn, sachlich, bestimmt, mit der Autorität des Experten, der er als gelernter Krankenpfleger war: »Für ein paar Tage wird’s schon gehen. Was sie außer Ruhe braucht, kann ich aus dem Krankenhaus besorgen, kein Problem. Und sobald sie wieder halbwegs auf dem Damm ist, verschwindet sie. Ist das klar, Ratte?!«

      Er sah seinen Freund auffordernd an, bis der schließlich nickte. Das schien das Zeichen zu sein, auf das Glatze gewartet hatte. Er schob die anderen beiseite und griff sich Charlie, hob sie auf, als sei sie ein Kind oder eine Puppe. Die anderen machten Platz, damit er sie ins Haus schaffen konnte, allein Geli passte das nicht. Er trat Glatze in den Weg. Aber der hatte sich nun mal entschlossen, also würde er sich nicht aufhalten lassen. Mit ruhiger Gewissheit, die so nur große und kräftige Menschen haben, schaute Glatze auf Geli runter: »Mach keinen Zwergenaufstand. Wenn Minka was passieren würde, würdest du dann wollen, dass sie einfach liegen bleibt?«

      Geli trat zur Seite. Glatze trug die bewusstlose Frau auf seinen Armen zum Haus. Die anderen samt Kippes und Bunny, die das Ganze wie ein bizarres Schauspiel durchaus interessiert, doch leicht distanziert beobachteten, folgten ihm. Ratte kletterte noch einmal in den Bulli, um seinen Rucksack rauszuholen. Er stutzte, denn auf der Schaumstoffmatratze, da, wo die Frau gelegen hatte, lag ein kleines, viereckiges Plastikobjekt: eine 3,5-Zoll-Diskette musste das sein, seit seiner Schulzeit hatte er so etwas nicht mehr gesehen. Kopfschüttelnd steckte er das Ding in die Hosentasche, pfiff nach Lusche und lief den anderen hinterher, die bereits das Haus erreicht hatten. Er hatte es plötzlich eilig, wollte wissen, wie es weiterging, und außerdem war ihm inzwischen scheißkalt. Jedenfalls hoffte er, dass das der Grund für das Zittern war. Schnell rein ins Haus ...

      ... doch so schnell ging’s nicht. Vor dem Eingang hatte sich Geli postiert, immer noch sauer auf ihn, aber das war ja nichts Neues. Er packte Ratte am Arm: »Wenn’s nicht wegen Henry wär, wenn’s nicht sein Haus wär, wärst du schon lang nicht mehr hier«, zischte er.

      Ratte machte sich los. »Wenn’s nicht dein Schlagzeug wär, wärst du eh nicht hier.« Sprach’s und schob sich am anderen vorbei durch die Tür ins Haus.

      »Leg sie da hin. Vorsichtig.« Das war Henrys Stimme und sie kam aus Rattes Zimmer am Ende des Flurs. Rasch ging er an der Küche vorbei zu dem kleinen Raum, der ursprünglich irgendwas zwischen Vorratskammer und Kinderzimmer, vielleicht auch ein Bügelzimmer oder Hauswirtschaftsraum gewesen sein musste. Das wusste nicht mal Henry so genau, und der kannte die Bude, die irgendein Großonkel einst gebaut hatte, seit Kindertagen. Als er nach dem Tod seines Bruders das Haus mit Ratte bezogen hatte, hatte der sich ausgerechnet dieses Zimmer ausgesucht, obwohl es das kleinste von allen war. Erdgeschoss war gut, da konnte man im Bedarfsfall das Fenster als Tür nutzen. Und neben der Küche zu wohnen, bedeutete, nah an Wasser- und Nahrungsquellen zu sein, auch das machte Sinn.

      Platz brauchte er nicht viel, er besaß ja kaum etwas, und das war nur teils der Tatsache geschuldet, dass er es erstens noch nie länger als ein paar Tage oder Wochen in irgendeinem normalen, also legalen Job ausgehalten hatte, mithin meist auf Stütze, Schnorren und Illegales angewiesen war, und er zweitens seine Einkünfte seit seinem achtzehnten Lebensjahr zwangsläufig anderweitig anzulegen pflegte. Nein, es war ihm genau recht, nur das Nötigste zu besitzen, und das sah man seinem Zimmer samt spärlicher Einrichtung an. Als Bett reichte eine Matratze auf einem Teppich, für die paar Klamotten taten es eine Reisetruhe ohne Deckel und ein Wäscheständer. Zur Aufhellung genügte der große, gesprungene Spiegel gegenüber dem Fenster. Umgedrehte Holzkisten dienten als Tischchen – unterm Spiegel für Malutensilien, neben dem verbeulten Fernsehsessel für die Comics und neben dem Bett für mehr Taschenbücher, Kerzen und Kaffeelöffel. Die Decke zwischen Bett und Sessel markierte Lusches Schlafplatz.

      Jetzt konnte der Hund dort nicht hin. Glatze hatte die Frau nach Henrys Anweisungen auf der Matratze abgelegt und hockte selbst auf der Hundedecke.

      »Halt mal«, sagte Henry zu Glatze, damit der ihm helfen sollte, die Bewusstlose aus der Lederjacke zu schälen, als Ratte den Raum betrat. Kippes und Bunny standen beim Uralt-TV-Gerät und bestaunten dessen Zimmerantenne, im Zeitalter von DVBT und digitalem Sat-TV höchstens noch ein antiker Schmuckgegenstand. Zoff lehnte beim Fenster an der Wand und wusste augenscheinlich nicht, ob er bleiben oder gehen sollte. Ein Zimmer weiter rauschte die Klospülung, dann flog die Klotür krachend auf. Gelis vom Ärger schwere Schritte stapften die Treppe in den ersten Stock hinauf.

      Minka erschien fast lautlos neben Ratte in der Zimmertür. »Wir sind oben«, sagte sie in den Raum hinein, dann wandte sie sich im Gehen an Ratte: »Der kriegt sich schon wieder ein.«

      Ratte zuckte mit den Schultern. Was Geli dachte, machte oder fühlte, interessierte ihn nicht die Bohne. Er wusste ja nicht mal, was er von der Situation hier und jetzt halten sollte, und die hatte er sich selbst eingebrockt. Henry war inzwischen dabei, die Frau auf dem Bett, die noch immer keine Regung zeigte, aus ihrem Pulli zu pellen.

      Zoff räusperte sich: »Sollte das nicht lieber Minka machen?«

      Henry schaute kopfschüttelnd zu ihm hoch und entdeckte bei der Gelegenheit Ratte, der nach wie vor im Türrahmen stand. »Steh da nicht so rum. Besorg lieber Wasser, heißes, und Verbandszeug«, sagte er zu seinem Freund. Der reagierte ihm nicht schnell genug, also setzte er im Krankenpflegerkommandoton hinterher: »Sofort! In der Küche!«

      Ratte ließ den Rucksack neben der Tür fallen und tat, wie er geheißen.

      Das heißt, er tat mehr oder weniger, wie Henry ihn geheißen. Zum einen mochte die Küche dank der eingebauten Koch-/Spülzeile an Kopf- und Fensterseite noch am ehesten einem vergleichbaren Raum in einem normalen Haus ähneln, doch auch hier herrschte das Chaos, das sich überall im Haus so oder so wiederfand: gestapelte Getränkekästen, mal Leergut, mal voll, mal nicht zu erkennen, Müllsäcke und dazu ein gefährlich hoher Spülstapel. Hier etwas zu finden oder nur an den Wasserhahn zu kommen, war nicht einfach. Zum anderen entdeckte Ratte auf dem Küchentisch, um den herum lauter verschiedene Stühle standen, etwas Hochinteressantes: Hier hatten die anderen vor seiner Ankunft zusammengesessen, Bier getrunken und Risiko gespielt – und zwischen all den dazugehörigen Utensilien lag ein kleiner Haufen weißes Pulver auf einem Stück Alufolie! Jetzt nicht, dachte Ratte bedauernd, jetzt musste er erst den verdammten Wasserkessel ... Ah, da war das Ding ja, mitten auf dem Herd, verdeckt von jeder Menge Schmutzgeschirr. Also schob er das unnütze Zeug beiseite, schnappte sich den Kessel und füllte ihn mit Wasser, wobei der Geschirrstapel in der Spüle bedenklich ins Wanken geriet. Feuerzeug gesucht, Gas angezündet, Kessel aufgesetzt – Teil eins war erledigt.

      »Wow,

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