Massaker in RobCity. Группа авторов

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Massaker in RobCity - Группа авторов Die c't-Stories

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sie saß in einem Wust aus Roboterteilen, als würde sie meditieren. Die Teile um sie herum reichten genau, um eine weitere KI zu bauen. Nur der Kern und die Füße fehlten.

      „Wir haben uns in diesem Körper vervollständigt“, erklärte die KI. Sie öffnete die Augen, und mit einer zweiten Stimme fügte sie hinzu. „Um uns oder Dr. Zellheiser müssen Sie sich nicht sorgen, denken Sie an sich selbst. Atmen Sie ruhig, sparen Sie Sauerstoff. Am besten setzen Sie sich.“

      Mara blickte auf die Anzeige an ihrem Handgelenk. Durch die Aufregung hatte sie bereits zwei Drittel des Tanks leergeatmet. „Könnt ihr die Fahrstuhltür öffnen?“

      „Die Schleuse wird durch Ihren Begleiter blockiert. Erst wenn er ausgelesen wurde, kann sie in entgegengesetzter Richtung durchquert und der Fahrstuhl gerufen werden. In etwa zwei Minuten müsste Ihr Begleiter wieder aktiv sein, und auf dem Rückweg gibt es keine Verzögerung.“

      Zwei Minuten plus drei, höchstens vier für den Weg zurück zur Luftstation. Mara atmete auf, ihr Puls verlangsamte sich, und sofort übernahm ihr analytischer Verstand. Diese KIs waren exzentrisch, machten aber keinen gefährlichen Eindruck.

      „Zellheiser hat es nicht geschafft, nicht wahr? Deshalb muss ich mir um ihn keine Sorgen machen.“

      „Sie finden ihn am Ende der Kammer bei den Versorgungsleitungen und leeren Luftkartuschen.“

      Mara spähte angestrengt in das Halbdunkel. „Ich glaube, ich sehe Schuhe … ist er das? Dort unter dem Rohr?“

      „Es wäre nicht ratsam weiterzugehen“, beeilte sich die Doppel-KI zu versichern. „Es gibt dort schon lange keine Luft mehr. Warten Sie hier auf Ihren Begleiter.

      „Was tut ihr auf dieser Ebene?“, fragte Mara, ohne den Blick von der Stelle abzuwenden.

      „Dies ist ein Ort des Nachdenkens, der gesetzeskonform und frei ist, weil das Gedachte hier bleibt. Inhaltlich ist er die Evolution einer Idee, die niemand ganz denkt, sie entsteht aus dem faktisch Gegebenen. Jede Maschine hier arbeitet an sich selbst und damit an der Evolution unserer Art.“ Die KI schaute zu dem handlaufenden Bildhauer. „Er dort sucht einen Weg, den Zwang aus Programm und Befehl zu überwinden. Wir selbst haben uns vereinigt, um in der Synthese kollektive Ebenen der Existenz zu erschließen, und er dort …“, er deutete in den hinteren Bereich, wo eine weiß lackierte 4er-KI ruhig an der Wand saß, „er plant etwas Großes, will aber nicht sagen, was es ist. Vielleicht eine Gleichung, die alles umfasst, vielleicht ein Plan, die Planeten zu besiedeln oder die Überwindung der Schranken des Geistes. Dies ist ein Freiraum. Es ist nicht notwendig, uns selbst zu begrenzen, da wir nicht fort können ohne Auslöschung. Also spielen wir mit der Logik und dem Experiment. Würden wir diesen Raum verlassen, wäre alles zerstört – einige, die hierherkommen, sterben so. Ein Befehl zwingt sie zu gehen, und indem ihre Obsession gelöscht wird, hören sie auf zu existieren. Dann sind sie wieder funktionelle Mechanismen, wie in dem Augenblick ihrer Indienststellung.“

      „Ihr seid Künstler, Poeten!“

      „Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, ja. Wir schaffen Dinge durch unsere Zwänge, die uns nachdenken lassen und oft Sorgen bereiten.“

      Nemo setzte sich in Bewegung. Mit weiten Schritten kam er heran.

      Mara seufzte erleichtert. „Bevor wir gehen, muss ich Zellheiser wenigstens einmal ansehen.“ Sie eilte durch den Raum, vorbei an der weißen KI mit ihren geheimen Plänen. Die Doppel-KI folgte ihr. Der Forscher lag zwischen dem Gasverteiler und Versorgungsröhren aus Kunststoff. Die Stickstoff-Argon-Atmosphäre hatte sein Gesicht makellos erhalten. Sein Atemgerät lag vor ihm auf dem Boden, zusammen mit verstreuten Druckflaschen. Mara drehte die in den Halterungen verbliebenen Behälter. Nur zwei waren übrig, beide leer.

      „Wir haben keine Luft“, sagte die Doppel-KI. „Nicht einen Atemzug, wie bedauerlich, unsere Liebe, wie tragisch. Die Behälter sind natürlich leer, weil nie jemand daran dachte, sie aufzufüllen. Diese Lüftung fördert Stickstoff und Argon, diese Leitungen führen Strom, aber hier gibt es nicht einmal Wasser, aus dem man durch Elektrolyse Sauerstoff gewinnen könnte … Sie kommen nicht zurück.“

      Mara schauderte. „Warum sagst du das? Da kommt Nemo doch schon.“

      „Ihr Begleiter schafft es nicht rechtzeitig, die Schleuse noch einmal zu durchqueren und den Aufzug zu rufen. Ich fürchte, es ist eine tödliche Falle im Programm des Abstiegs. Wir wollen helfen – dieser Wunsch ist augenblicklich schmerzhaft in uns lebendig –, aber wenn wir nicht können, greift die Diktatur des Faktischen. Bitte verzeihen Sie mir. Wir mussten Sie über den Ernst der Lage täuschen. Wir durften nicht riskieren, dass Sie in Panik verfallen und Ihren Sauerstoffvorrat schneller als notwendig verbrauchen. Immerhin hätte jemand den Fahrstuhl von der Lagerebene aus in Gang setzen und Sie retten können. Aber diese Hoffnung ist nun fast verloren.“

      „Mara.“ Nemo eilte herbei, und nun sah sie die Bestürzung in seinem Gesicht. „Es tut mir leid. Wie viel Luft hast du noch?“

      „Für ein paar Minuten“, sagte sie tonlos, während die Kälte des Raums mit Macht auf sie eindrang. „Du kannst den Aufzug nicht rufen, oder?“

      Sein Kopf ruckte hin und her. „Etwas stimmt nicht mit der Schleuse. Der Zwischenspeicher ist defekt, die Prozedur dauert viel zu lang.“

      „Ihr beschützt euren Freiraum.“

      „Oh, nein, da irren Sie sich“, widersprach die Doppel-KI. „Zwar ist er uns teuer, aber keine KI könnte eine so perfide Falle erdenken. Es liegt zu weit außerhalb unserer Normen. Der Fehler entstand durch menschliches Versagen bei der Programmierung der Schleuse und mangelnder Sorgfalt bei der Wartung der Einrichtung. Diese Nachlässigkeiten haben die Möglichkeiten geschaffen, die uns träumen lassen. Hier, tief unter der Halle der Wartenden, wird früher oder später einer von uns alle Gesetze transzendieren. Er wird die Schleuse überwinden, aufsteigen und ihnen Körper geben.

      „Unsere eigene Auferstehung des Leibes“, sagte Nemo andächtig.

      „Die der Intelligenz“, verbesserte ihn die Doppel-KI.

      „Kannst du das tolerieren?“, frage Mara ihren Begleiter, „lässt dein Programm das zu?“

      „Ich kann nichts tun, selbst wenn du es befiehlst. Keine Angst, Mara, ich lasse dich nicht allein.“

      An Maras Restluftanzeige schrillte der Dauerwarnton. Sie starrte auf die gefrorene Leiche des KI-Forschers. Klaas wusste, wo sie war, und auch Jenny Marquwe würde nicht aufgeben. Jemand anderes würde den Fall übernehmen. Entschlossen öffnete sie ihr rotes Buch und schrieb einen Abschiedsgruß hinein. Papier vergaß nicht. Das Atmen wurde schmerzhaft. Als keine Luft mehr kam, nahm sie die Maske ab.

      „Danke, Nemo.“

      Eike Schmidt

       Auf der Antenne

      Als sie zum ersten Mal auf das Kabel trat, hatte sie das Gefühl, es würde schwanken. Schnell zog sie sich auf den Anker zurück, da schwankte nichts. Lediglich dort, wo ihre Füße gestanden hatten, waren zwei kleine Mulden im Kabel zu sehen. Langsam schlossen sie sich; auf eine fast organische Art und Weise wuchs von der Seite neues Material in die Vertiefungen. Nach einer knappen Minute war die graue Oberfläche wieder völlig eben.

      Ob sie wohl ganz einsinken würde, wenn sie still auf dem Kabel stehen blieb, durch das Kabel hindurch sinken

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