Der Hund, der die Welt rettet. Ross Welford
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Wogegen ich absolut nichts hatte. Und dann … spazierte ich eines Freitags nach der Schule in die Küche, wo Dad saß. »Mach die Augen zu!«, rief er, doch da hatte ich schon das Winseln hinter der Tür gehört.
Ich bin noch nie so glücklich gewesen wie in dem Moment, als Dad die Tür zum Wohnzimmer öffnete und ich dieses Fellbündel sah, dessen Schwanz so wedelte, dass der gesamte Rücken wackelte. Ich fiel auf die Knie, und als der Hund mir das Gesicht leckte, verliebte ich mich auf der Stelle unsterblich in ihn.
Dad hatte ihn aus Sankt Bello, und wir wussten nicht, wie alt er war. Der Pfarrer, der sich damit ganz gut auskennt, schätzte ihn auf fünf Jahre. Natürlich erfüllte er auch sonst keine Kriterien meiner Lieblingshunderassen.
Also habe ich eine neue Liste geschrieben, auf der Mischlinge an erster Stelle stehen.
Es hat einen Monat gewährt. Siebenundzwanzig Tage, um genau zu sein. Siebenundzwanzig Tage reinen Glücks und dann war es vorbei. Zerstört von Jessica. Ich versuche echt, sie zu mögen – vergeblich.
3. Kapitel
An Mister Maschs »Gasproblem« lag es nicht.
Also, ich wäre damit auf jeden Fall klargekommen. Obwohl einem der Geruch schon mal die Tränen in die Augen treiben konnte, hielt er nie lange vor. Nein, es lag hundert Prozent an Jessica.
Erst kam der Husten, dann der pfeifende Atem und dann der Ausschlag an ihren Händen. Jessica reagierte total allergisch.
»Hast du das denn nicht gewusst?«, jammerte ich.
Jessica schüttelte den Kopf. Ob ihr’s glaubt oder nicht, Jessica war einfach noch nie zuvor lange genug mit Hunden in engem Kontakt gewesen, um zu wissen, dass sie auf die Haare, den Speichel oder sonst was allergisch reagierte. Oder vielleicht hat sie es auch erst als Erwachsene entwickelt. Ich glaube nicht, dass sie uns was vorspielt. So gemein ist sie auch wieder nicht.
Okay, manchmal habe ich das schon gedacht. Aber nachdem Jessica einen Asthma-Anfall hatte und sie anschließend völlig erschöpft war und ihr Haar ganz verschwitzt, war klar, dass Mister Masch zurück ins Tierheim musste.
Dass man den besten und den schlimmsten Tag seines Lebens innerhalb eines Monats hat, kommt wohl nicht oft vor, zumal ich da erst zehn war.
Eine Woche lang habe ich nur geweint. Jessica hat immer wieder beteuert, wie leid es ihr tut, und wollte mich in ihre knochigen Arme nehmen, aber ich war stinksauer. Manchmal bin ich es immer noch.
Mister Masch landete wieder im Sankt Bello. Und das einzig Gute ist, dass er noch da ist. Der Pfarrer erlaubt mir auch, ihn jederzeit zu besuchen.
Ich arbeite jetzt nämlich ehrenamtlich im Sankt Bello. Offiziell bin ich natürlich viel zu jung dafür, aber Dad hat seinen Freund überredet, die Regeln ein wenig zu beugen.
Dass Mister Masch nach wie vor da ist, ist eigentlich nicht das einzig Gute. Gut ist auch, dass es in Sankt Bello ganz viele Hunde gibt und ich sie alle gernhabe.
Aber am liebsten habe ich Mister Masch und ohne ihn hätten wir anderthalb Jahre später nie Dr. Pretorius kennengelernt.
4. Kapitel
Es war morgens so gegen neun. Über dem Strand hing noch ein kühler Nebelschleier. Da waren ich, Ramzy, Mister Masch und noch zwei Hunde aus Sankt Bello.
Ich hatte Mister Masch von der Leine gelassen und er war die Stufen hinunter zum Strand gelaufen, denn er frisst so gern die weißen Schaumkronen der kleinen Wellen. Ramzy hielt den hässlichen Dudley, den man nicht frei laufen lassen kann, weil er null Rückruf hat, das heißt, wenn man ihn ruft, kommt er nicht. Einmal ist Dudley bis zum Leuchtturm gelaufen, und er wäre wahrscheinlich auch noch weitergerannt, wenn die Flut nicht gekommen wäre.
Mister Masch war also unten am Wasser, Dudley zog an der Leine und Sally-Ann, die Lhasa Apso Hündin, beschnüffelte widerwillig die Steinstufen. Sally-Ann ist ein »zahlender Gast« im Sankt Bello, ich glaube echt, dass sie sich den anderen Hunden überlegen fühlt, wie eine Herzogin, die in einem billigen Hotel gestrandet ist. Am Ende der Stufen stand eine hochgewachsene alte Dame, die sich ihre weiße Mähne unter eine gelbe Gummibadekappe stopfte.
Ich stieß Ramzy an. »Das ist sie, die Frau von Spanish City«, flüsterte ich. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie sie hieß, gesehen hatten wir sie zwar schon, aber noch nicht kennengelernt.
Wir blieben oben an den Stufen stehen. Die alte Dame setzte sich eine Schwimmbrille auf, warf ihren langen Bademantel ab und lief über den Strand zum Wasser. Es war Flut, also musste sie nicht lange laufen, aber lange genug, dass wir ihr verwundert hinterherstarren konnten.
Ihr Badeanzug war farblich auf die knallgelbe Badekappe abgestimmt, wodurch ihre langen braunen Arme und Beine noch dunkler wirkten. Ihr Hintern war quasi nicht vorhanden, nur eine leichte Wölbung unter dem Rückenausschnitt des Badeanzugs. Langsam, aber selbstsicher lief sie, ohne stehen zu bleiben, ins Wasser, watete bis zur Taille hinein und schwamm dann in ruhigen Zügen die fünfzig Meter bis zur Boje.
Was eine Viertelstunde später geschah, war einzig Mister Maschs Schuld. Mittlerweile waren Ramzy und ich auch am Strand. Wir hatten beobachtet, wie die alte Dame aus dem Wasser gekommen und zu ihren Klamotten gelaufen war. Irgendwie sah sie ein wenig Furcht einflößend aus, und ich wollte auf dem Rückweg nicht noch mal an ihr vorbei, deshalb liefen wir unten am Wasser weiter.
Wie Mister Masch darauf kam, dass man eine gelbe Gummibadekappe fressen könnte, weiß ich nicht, aber er schoss ganz plötzlich den Strand hoch, wo die alte Dame die Kappe neben den Stufen hatte fallen lassen, und schon hatte er sie im Maul.
»Hey! Du! Lass das!«, rief sie. Und dann spurtete ich los.
»Mister Masch! Aus! Aus! Lass los!«, rief auch ich.
»Gib’s her!«, brüllte die alte Dame und damit nahm alles seinen Lauf. Mister Masch sprang mit der Badekappe im Maul an ihr hoch und warf sie um. Dabei knallte sie mit der Hand gegen die Stufen. Ein schürfendes Geräusch ertönte und die alte Dame schrie vor Schmerz auf.
»Tut mir leid, tut mir leid! Er freut sich nur so!«, rief ich.
Die alte Dame setzte sich auf, der Sand klebte ihr an der nassen Haut. Sie rieb sich das Handgelenk, während der verrückte Köter sich hinter ihr langsam die Badekappe einverleibte.
An ihrem Handgelenk prangte eine große Uhr, eine mit Ziffern und Zeigern, und darauf schaute sie. Dann zeigte sie mir den dicken Kratzer auf dem Uhrenglas.
»Das war dein Hund«, sagte sie. »Und was zum Teufel macht er da mit meiner Badekappe?«
»Tut mir wirklich leid«, mehr fiel mir in dem Moment nicht ein. Am liebsten wäre ich weggelaufen.
Ramzy rang die Hände und trippelte im Sand umher, als müsste er mal dringend aufs Klo, sein Mund war vor Angst zu einem schmalen Strich verzogen. Die Schulshorts schlackerten ihm um die dünnen Beine, so zitterte er. Dudley zerrte an der Leine und kläffte aufgeregt, während sich Sally-Ann demonstrativ abwandte, als ginge sie das ganze Theater nichts an.
Die Frau