Der Hund, der die Welt rettet. Ross Welford
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Читать онлайн книгу Der Hund, der die Welt rettet - Ross Welford страница 6
Ich nickte. »Es … es tut mir leid wegen ihrem Handgelenk. Tut es weh?«
»Und ob es wehtut! Es schmerzt wie Hölle und im Uhrenglas ist ein riesengroßer Kratzer.«
»Tut mir sehr leid.«
»Ja, ja, ja, du wiederholst dich. Ich kapier’s schon. Es tut dir leid. Du liebe Güte, frisst die verdammte Töle etwa das komplette Ding auf? Hat ganz den Anschein.« Ihr gigantischer Afro wippte beim Sprechen. Als sie den sehnigen Hals reckte, um mich besser sehen zu können, muss ich beim Anblick ihrer blassblauen Augen überrascht gequiekt haben. Unwillkürlich starrte ich sie an, denn ich hatte noch nie eine Schwarze mit solchen Augen gesehen. Mühsam riss ich mich von dem Anblicklos und sah zu Mister Masch.
»Aus, Mister Masch!«, sagte ich. Ich versuchte, ihm die Badekappe zu entreißen, aber da war sie schon hinüber. »Tut mir leid!«, stammelte ich wieder. »Aus, Dudley!«, rief ich Dudley zu, der eine tote Möwe im Maul hatte. Es war ziemlich chaotisch.
Die alte Dame setzte sich ihre dicke Brille auf, dann verschränkte sie die dürren Arme mit der Pergamenthaut. Sie musterte mich von oben bis unten. »Wie alt bist du?«, knurrte sie.
»Ich bin elf.«
»Hhmm. Und Mr. Madrid da drüben?« Mit dem Daumen deutete sie auf Ramzy, der vor Angst noch immer von einem Bein aufs andere sprang. Er trug sein schwarzes Real-Madrid-Trikot, wobei er, soweit ich weiß, gar kein großer Fan ist. Es ist auch kein Original-Trikot, sondern eines von Adidas, aber Ramzy stört das nicht.
»Er ist zehn«, antwortete ich.
»Und einssiebenundsechzig«, warf Ramzy ein und sah sofort beschämt drein. Er ist der Jüngste in unserem Jahrgang.
Auf dem Gesicht der alten Dame zeigte sich der Anflug eines Lächelns, ein Mundwinkel ging nach oben, mehr nicht. Da wusste ich noch nicht, dass ich diesen Ausdruck bald häufiger zu sehen bekommen würde. Sie bewegte ihr Handgelenk und verzog das Gesicht. »Einssiebenundsechzig, was? Mein lieber Scholli!« Dann nahm sie einen tiefen Atemzug durch die Nase, als müsste sie gut überlegen, was sie als Nächstes sagt.
»Ich möchte nur ungern eine Anzeige machen.« Ihr Blick war aufs Meer gerichtet, doch sah sie rasch zu mir, um meine Reaktion abzuschätzen. »Ihr wisst schon, eine gestohlene Badekappe, eine womöglich schlimme Verletzung, eine kaputte Uhr, ein Hund, der außer Kontrolle …«
»Oh, Mister Masch ist nicht außer …«
»Wie gesagt, ich möchte ungern eine Anzeige machen. Das wäre doch Mist. Aber ihr zwei könntet mir helfen.« Sie wandte sich uns beiden zu und stemmte die langen Hände in die schmalen Hüften. »Ihr kennt doch Spanish City?«
»Ja, klar.« Ich zeigte zur weißen Kuppel in nicht allzu weiter Ferne.
»Klar, kennt ihr Spanish City. Kommt da heute Abend um sechs hin. Vielleicht können wir dann all das hier … vergessen. Und zu niemandem ein Wort!«
Ramzy nickte wie wild, aber das lag bloß an seiner Tante Nush, bei der er lebt und die super viel Wert auf gutes Benehmen legt. Ich glaube, er kann sich keinen Ärger mehr leisten, da wäre er mit allem einverstanden gewesen. Ich allerdings …
Ich hob die Hand und sagte: »Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber wir sollen es keinem erzählen, sagen Sie. Nur kennen wir Sie doch gar nicht und …«
Ohne zu blinzeln, sah sie mich an, durch die dicken Brillengläser wirkten ihre blassen Augen noch größer.
»Es gibt eine Regel, die du kennen solltest, Herzchen. Wenn dich ein Erwachsener, den du kaum kennst, bittet, ein Geheimnis vor deinen Eltern zu bewahren, verheißt das nichts Gutes.«
Ich nickte. Warum hörte sie nicht endlich auf, mich anzustarren? Aber auch mir gelang es nicht, den Blick von ihr loszureißen.
»Es ist eine eiserne Regel«, sagte sie. Wieder nickte ich und schluckte. »Und ich bitte euch, sie zu brechen.«
Das mussten wir erst mal verdauen.
»Bis heute Abend um sechs.« In einer einzigen Bewegung sammelte sie ihre Sandalen und ihre gelbe Strandtasche ein und stakste zu den Treppenstufen. Da drehte sie sich noch mal zu uns um. »Pretorius. Dr. Emilia Pretorius. Hat mich gefreut.«
Neben mir würgte Mister Masch gerade die Badekappe in Einzelteilen hervor, nur um sie erneut zu fressen. (Später fügte ich noch Badekappe zu der immer länger werdenden Liste von Dingen hinzu, die Mister Masch gefressen hatte.)
»Was hältst du von ihr?«, fragte Ramzy und sah ihr hinterher.
Ich überlegte ein wenig und zeigte dann auf sein Fußballtrikot. »Wie viele Damen in ihrem Alter würden wohl das Auswärts-Trikot von Real Madrid erkennen?« Mich beeindruckte das. »Außerdem mag Mister Masch sie.«
Also war ich bereit, ihr eine Chance zu geben.
5. Kapitel
So sind wir also am Abend desselben Tages in Spanish City gelandet.
»Hahahahaaa!«, gackert Dr. Pretorius wieder, und ich glaube wirklich nicht, dass sie uns was vorspielt. Sie ist einfach aufgeregt.
Hinter den Flügeltüren ist es dunkel, komplett finster, bis Dr. Pretorius bellt: »Studiolicht!« Hoch, hoch über uns erwachen gleißend helle Strahler zum Leben, die an schmalen Metallschienen kreuz und quer im Gewölbe befestigt sind.
Wir stehen in einem riesengroßen runden Raum ohne Fenster, die Wände sind komplett – von oben bis unten – mit einem matten dunkelgrünen Zeug verkleidet … Schaumstoff? Wirkt schwammartig, aber ich traue mich nicht, es anzufassen. Die Decke und der Boden sind mattschwarz und in der Mitte des Raums steht ein einsamer Liegestuhl, so ein altmodisches Teil mit rot-weiß gestreiftem Segeltuch. Sonst nichts.
Wir befinden uns in der Kuppel von Spanish City, diesem auffälligen moscheeartigen Bau am Strand von Whitley Bay. Und diese Kuppel ist riesig.
»Gefällt’s euch?« Während ihre Stimme durch die gigantische Leere hallt, macht sie stolz eine ausholende Geste.
»Jaa!«, antworte ich, und Ramzy nickt, aber noch bevor meine Stimme verklungen ist, funkelt sie mich an.
»Lügnerin! Wie kann es dir gefallen? Du weißt ja nicht mal, was es ist. Ich habe euch gewarnt. Ihr müsst mir immer die Wahrheit sagen! Also noch mal von vorn. Gefällt’s euch?«
»Ähm …« Diesmal weiß ich wirklich nicht, was ich sagen soll, und ich habe Angst, was falsch zu machen. Diese Frau kann einen ganz schön einschüchtern. Ramzy rettet mich.
»Um ehrlich zu sein, Frau Dr. Pretorius«, sagt er, »da ist ja nicht viel zu mögen da. Aber es ist auf jeden Fall beeindruckend. Imposant. Ähm … außergewöhnlich.«
»Ha! Du lernst schnell! Weiter so. Du kennst eine Menge Wörter. Woher kommst du, mein Junge? In deinem Geordie-Dialekt schwingt noch was anderes mit, nicht wahr?«
Ramzy zögert. »Hhmm, mein Heimatland existiert nicht mehr. Es gab Krieg und …«
»Versteh