Elfenzeit 6: Zeiterbe. Uschi Zietsch
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Читать онлайн книгу Elfenzeit 6: Zeiterbe - Uschi Zietsch страница 29
»Das ist zu viel von ihr verlangt!«, mischte sich David ein, als er den Schmerz seiner Schwester nicht mehr ertragen konnte. Er stürmte vor an ihre Seite und wappnete sich für das Donnerwetter, das nun unzweifelhaft auf so eine Respektlosigkeit folgen würde.
Doch überraschenderweise zeichnete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Herrin vom See ab. »Glaubt mir, ich habe bereits alles versucht, was es an Heilkraft auf dieser und jeder anderen Welt zu finden gibt.«
»Warum sind wir dann hier?« Diesmal war es Rian, die sprach, bevor David dieselbe Frage deutlich ruppiger gestellt hätte. »Die Blaue Dame sagte, meine Heilkünste würden gebraucht!«
»Ja, weil ihr mir und meiner Tochter auf andere Art helfen könnt«, sagte Nimue ernst. »Genau genommen, seid ihr beide die Einzigen, die diese Aufgabe übernehmen können. Einen allerletzten Versuch, um Eloise zu retten.«
Rian hob fragend die Brauen. »Aber wie?«
»Ihr müsst für mich auf eine weite Reise gehen, um etwas zu finden, das ich vor langer Zeit verloren und versteckt habe«, antwortete Nimue und in ihrer Stimme schwang eine ganze Heerschar an Gefühlen mit.
David schüttelte den Kopf. »Nein. Das geht nicht. Wir haben keine Zeit. Nicht jetzt. Nicht unter diesen Umständen. Nadja zählt auf uns! Sie rechnet damit, dass wir sie suchen und befreien!«, rief er. »Hierher zu kommen, war eine Sache, aber das? Noch eine Reise? Nein, das kann ich nicht!«
Er spürte die Hand seiner Schwester, wie sie sich beruhigend auf seinen Rücken legte. Doch mehr nicht. Sie verbot ihm nicht den Mund, ruderte nicht zurück und entschuldigte sich nicht für seine Worte. Und das war ihm mehr Trost als alles andere in diesem Moment.
»Nadja«, wiederholte Nimue, als wollte sie den Klang des Namens schmecken. »Nadja Oreso, nicht wahr? Die kleine Halbelfe, die dir ins Herz gekrochen ist.«
Perplex schluckte David die weiteren Worte hinunter und fragte stattdessen: »Woher wisst Ihr so viel von ihr?«
»Ich nehme an, jeder in der Anderswelt kennt mittlerweile eure Geschichte. Eine Menschenfrau, die mit den Königszwillingen durch die Welt wandert, um unsere Unsterblichkeit wiederzufinden.«
David schmunzelte flüchtig. Es klang so unglaublich naiv und unmöglich, wenn jemand anderer es aussprach. Doch mit Nadja war so einiges möglich geworden, das auch er früher für Spinnerei gehalten hätte. Wie im Reflex legte er eine Hand auf seine Brust – dorthin, wo sein Stück Seele wuchs.
»Offenbar wisst Ihr noch nicht, dass Bandorchus Getreuer sie während des Kampfes zwischen den tapferen Kriegern der Sidhe Crain und den Dienern der Dunklen Königin entführt hat«, erklärte Rian.
Doch David wollte selbst sprechen und sich erklären. »Seither ist Nadja wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt keine Nachricht, nichts. Jede Minute, die wir verstreichen lassen, ist sie diesem Monster weiterhin ausgeliefert. Sie und unser ungeborenes Kind. Ja, so ist es. Ich werde selbst Vater und muss mein Kind schützen!«
Nimue atmete sichtlich betroffen tief ein und nickte dann ein paar Mal. »Doch, ich wusste es. Ein Zwiespalt, der dich in der Tat innerlich zerreißen muss«, gab sie zu. »Aber ich werde alles für das Überleben meiner Tochter tun.«
David biss die Zähne zusammen. Er wollte sich nicht mit Nimue anlegen. Doch seine Geduld war am Ende.
»Ich schlage einen Handel vor. Dann könnt ihr abwägen, was zu tun das Beste ist. Sowohl für meine Tochter als auch für Nadja Oreso und das Kind«, sagte Nimue und blickte David zum ersten Mal direkt in die Augen.
»Ihr werdet meinen Wunsch erfüllen. Dafür suche ich in der Zwischenzeit nach der Halbelfe. Sobald ihr Erfolg hattet und zurückgekehrt seid, öffne ich euch einen Pfad, der direkt zu Nadja führen wird.«
David glaubte, seinen Ohren kaum zu trauen. Die Herrin vom See bot ihnen einen Handel an. Wenn es denn tatsächlich in ihrer Macht stand, Nadja zu finden und sie zu ihr zu bringen. Aber David hatte keinen Grund, an Nimues Worten und ihrer Ehrlichkeit zu zweifeln.
»Das … das wäre wirklich wunderbar«, stammelte er überwältigt. »Wir nehmen den Handel an. Was ist es, das wir für Euch tun sollen?«
»Ich werde euch ein Portal öffnen, durch das ihr an einen Ort reist, an den ich selbst nicht gelangen kann«, erklärte Nimue.
Doch Rian unterbrach sie sofort. »Es ging also von Anfang an gar nicht um meine Heilkünste?«
Die Herrin vom See lächelte. »Doch, aber nicht so, wie du dachtest.«
»Wohin genau wollt Ihr uns schicken?«, fragte David, den das nicht weiter interessierte, er wollte so schnell wie möglich den Handel erledigen.
Die Herrin vom See sah sie an und ihr Gesicht schien näher zu kommen. So nah, dass es Davids gesamtes Sichtfeld ausfüllte. Ihre Worte dröhnten in seinem Kopf, als sie sagte: »Ich schicke euch in die Vergangenheit, um etwas wiederzufinden, das die Welt verloren glaubt.«
13.
Die Strafe
Hügel von Tara
»Wie kannst du es wagen, mich zu hintergehen!«, schrie Bandorchu und schleuderte dem Getreuen ihre Macht entgegen. Die große vermummte Gestalt taumelte rückwärts, krachte gegen die Wand und sank in sich zusammen.
Gleich als sie zurückgekommen war und ihre Ahnung bestätigt fand, hatte sie ihren abtrünnigen Diener in ihr Schlafgemach befohlen, um ihn sich vorzunehmen. Um ihn zu bestrafen. Ihn leiden zu lassen und endlich Antworten aus ihm herauszupressen.
»Sag mir, wo sie ist!« Sie hastete ihm mit wallendem Gewand hinterher und packte ihn an der Kehle. Selbst ihre starke Hand konnte den Hals kaum umfassen, also bohrte sie ihre Nägel in sein Fleisch, bis er – einem Tier gleich – aufbrüllte. Rau und ungebändigt.
Bandorchu beugte sich vor. Die Zähne gebleckt, während sie seinen Kopf so zurechtrückte, dass er ihr in die Augen blicken musste. »Sie gehört mir, so wie auch du mir gehörst. Mit Haut und Haar. Ihr seid mein!«
Der Getreue regte sich nicht, nahm ihre Wut hin. Er bat nicht um Gnade, aber seine eisige Aura war erloschen.
Sie ließ von ihm ab und gab ihm die Freiheit zu atmen. Sein Kehlkopf wippte hektisch, als er nach Luft schnappte. Blut rann ihm den Hals hinab. Immer noch schwieg er.
Sie trat zurück, und er stand langsam auf.
»Sag etwas. Irgendetwas, damit ich einen Grund habe, dich zu treten«, zischte sie ihn herausfordernd an.
Der Getreue wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Hals. Er lehnte sich an die Wand. »Ich bin hier«, sagte er schließlich. »Nur das ist wichtig.«
»Du vergisst, wer hier entscheidet, was wichtig ist und was nicht«, entgegnete die Dunkle Königin mit lodernder Stimme. Diesmal würde sie nicht nachgeben. Diesmal konnte sie ihm seinen Ungehorsam nicht durchgehen lassen. Nicht, wenn es um Nadja Oreso und das Kind ging.
»Ich habe stets nur in Eurem Sinne gehandelt«, entgegnete er kurzatmig, aber ruhig, und seine tief hallende Stimme griff nach ihr.
Bandorchu fühlte ihr Blut schneller durch ihre