Die fliegende Schule der Abenteurer. Thilo

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Die fliegende Schule der Abenteurer - Thilo

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gerne genießen, ohne dich.“

      Damit drehte sie sich um und stampfte auf einen Stehtisch zu, an dem zwei Lehrer kühle Getränke und traditionelle Gurkensandwichs servierten.

      „Belle!“, rief ihr Vater ihr hinterher. „Was hast du denn?“

      Doch Belle drehte sich nicht noch einmal um. Ein Lehrer, der wie eine Birke aussah, hielt Belle sein Tablett hin. Doch ihr war der Appetit vergangen. Sie wollte nur noch möglichst schnell auf ihr Zimmer.

      Vor dem Eingang der Burg hatte sich eine Schlange gebildet. Belle stellte sich hinten an, was sonst. Neben dem Tor stand ein rothaariger älterer Mann mit ebenso rotem Bart und begrüßte jeden der Ankömmlinge mit Handschlag. Beim Näherkommen erkannte Belle in ihm einen Lehrer, den sie schon bei ihrem Vorstellungsgespräch vor ein paar Monaten kennengelernt hatte.

      Harold Godric McFinnegan trug wie immer einen dreiteiligen Tweed-Anzug und sah genauso aus, wie Belle sich einen ehrbaren Professor vorstellte. Jedenfalls wirkte er ganz und gar nicht wie ein verwegener Abenteurer. Aber er repräsentierte den Club mit altenglischem Charme und Klasse – auch wenn er natürlich stolzer Schotte war, wie Belle wusste.

      „Ohne Krawatte hockt der sich noch nicht mal in die Badewanne“, behauptete ein Schüler hinter Belle felsenfest.

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      Als Belle an vorderster Stelle in der Schlange war, erklang hinter den Dächern von Deep Fog Castle ein Knallen wie von Pistolenschüssen. Alle fuhren herum. Ein merkwürdiges Fluggerät kurvte zwischen den Türmen hindurch. Es sah aus wie eine Wurst aus Eisen, aus drei dicken Rohren quoll schwarzer Rauch hervor. Das Ding drehte einen Looping, stoppte mit quietschenden Bremsen in der Luft und senkte sich dann zu Boden. Zischend öffnete sich eine Luke und eine vierköpfige Familie kletterte ins Freie, Vater, Mutter und zwei Jungen. Der jüngere von ihnen sah sich mit puterrotem Kopf um. Der Vater nahm die Schutzbrille ab und schob seinen Sohn auf McFinnegan zu.

      „Harold, wie schön!“, grüßte der Mann. „Bewunderst du meine neuste Erfindung? Es ist ein Ü-Boot. Das Ü steht für Über – Überland, Überwasser, Überwolken!“

      McFinnegan nickte höflich, aber nicht überschwänglich.

      „Darf ich dir deinen neuen Schüler vorstellen“, fuhr der Pilot fort. „Das ist Oli!“

      Der Junge sah beschämt zu Boden. „Ich heiße Oliver!“, beschwerte er sich mit piepsiger Stimme. „Das i am Ende eines Namens ist die Verniedlichungsform. Ich bin aber kein Wellensittich!“

      „Oliver Snyder, willkommen“, begrüßte McFinnegan den Jungen. „Wir haben dich in Zimmer Machu Picchu untergebracht.“

      Olivers Vater klatschte in die Hände. „Ah, herrlich! Das war auch meine Bude – und die deiner Großmutter!“, er lachte überlaut. „Machu Picchu, Oli, die sagenumwobene Inkastadt in den Anden! Wir sind eben für Höheres geboren!“

      Oliver Snyder rollte mit den Augen.

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      Belle biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht war sie doch zu streng mit ihrem Vater gewesen. Egal wie peinlich er sich benahm, offenbar ging es noch viel, viel schlimmer …

      Mitten im Park erschien nun wie aus dem Nichts ein riesiger Elefant. Auf seinem Rücken hockte eine 90-jährige Frau mit dunkler Haut und schneeweißen Haaren. Sie trug unzählige Ketten um den Hals. An ihren Schultern hielt sich ein Mädchen fest, das mit großen Augen die Burg begutachtete. Ebenso neugierig schielte ein Erdmännchen aus ihrem Rucksack hervor.

      „Oni Amaka“, murmelte der Lehrer. „Scheint die Gabe ihrer Urgroßmutter geerbt zu haben …“

      Die Elefantenkuh umfasste ihre Reiterin mit dem Rüssel und setzte sie behutsam neben einem Pfefferminzbeet ab. Oni hangelte an den Falten des Dickhäuters wie an einer Strickleiter herunter. Das Erdmännchen feuerte sie mit lautem Kreischen an. Kaum waren beide unten, verschwammen die Umrisse des Elefanten, bis er schließlich ganz verschwunden war.

      Belle lachte wie irre los. Der Elefant verschwand einfach! Sie blickte sich um, doch keiner der anderen Menschen rundherum schien das für besonders außergewöhnlich zu halten.

      Belle schnaufte tief durch. Einerseits hatte sie noch mehr das Gefühl, nicht gut genug für diese Akademie zu sein. Andererseits brannte sie darauf, die Geschichte jedes einzelnen Schülers zu hören.

      Als sie wieder nach vorne sah, stand eine Frau neben ihrem Lehrer. Sie hatte schulterlange dunkle Haare und war ganz in vornehmes Schwarz gekleidet. Ihr roter Lippenstift betonte nicht nur ihre Schönheit, sondern verlieh ihr auch etwas Geheimnisvolles.

      „Belle Pompadour, willkommen auf Deep Fog Castle“, begrüßte sie Belle auf Französisch. Belle mochte sie nicht nur deshalb sofort. „Ich bin Catherine Noir, die Präsidentin des ACE. Ich glaube, wir beide habe mehr gemeinsam als unsere Nationalität.“

      Sie lächelte rätselhaft. Dann sah sie an der Burg hinauf. Hinter einem der Fenster erkannte Belle Severin Maximov, den Direktor der Akademie, der sie damals eingeladen hatte.

      „Ob unser Gespensterjäger das Phantom schon gesichtet hat?“, murmelte Noir McFinnegan zu.

      Dann räusperte sie sich und wandte sich an alle Schülerinnen und Schüler: „Herzlich willkommen, oder auch: willkommen zurück auf Deep Fog Castle! Bezieht nun erst einmal eure Zimmer, und seht zu, dass ihr nachher pünktlich zur Schuljahres-Anfangs-Zeremonie erscheint!“

      Einige der Eltern klatschten, die Schüler kommentierten den Spruch mit coolem Nicken oder aßen einfach weiter.

      Wieder leiser, nur zu Belle und McFinnegan, sagte Noir: „Ich ziehe mich in mein Büro zurück. Es gibt noch ein paar Dinge, die ich vorzubereiten habe.“

      Belle verstand nullkommanull, was diese Sätze zu bedeuten hatten. Sie ließ sich von McFinnegan erklären, wie sie zu ihrem Zimmer namens Luxor kam, und schleppte ihren Seesack die breite geschwungene Steintreppe in den ersten Stock hinauf. Beim Anblick des Himmelbettes spürte Belle plötzlich, wie erschöpft sie war, und ließ sich auf die dicke Matratze fallen. Ein kleines Nickerchen vor dem Fest war sicher nicht verkehrt.

      Vielleicht hätte sie ihren Vater doch nicht nach Hause schicken sollen? „Wie auch immer“, murmelte Belle in ihr Kissen. „Ich werde dich und Mama nicht enttäuschen.“

      Dann war sie fest eingeschlafen.

      Zu spät!

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      Mit einem Ruck wurde Belle wach. Sie brauchte einen Moment, um sich zurechtzufinden. Wo war sie? Wer war sie? Und vor allem wann war sie?

      Noch völlig wirr im Kopf warf Belle Pompadour einen Blick auf die Uhr ihres Smartphones.

      „Merde!“, rief sie und sprang aus dem Bett. „Merde, merde, merde!“

      Belle riss ihren Seesack auf und fischte ihr Festtagskleid heraus. Gleichzeitig streifte sie ihre Hose ab und rannte los. Bevor sie die Zimmertür erreicht hatte, stolperte sie über einen Rucksack mit afrikanischem Muster darauf

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