Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone Staffel

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will nicht schmeicheln, ich will nur reden, ohne immer Angst haben zu müssen, daß ich etwas falsch mache. Und Sie wissen doch ohnehin, daß der Fürst von Lukorin und ich…«

      »Es gab keine Verlobung, Hoheit?« fragte Archie rasch.

      »Nein, nicht direkt«, antwortete Edina zögernd und rührte wie selbstvergessen in ihrer Kakaotasse. »Aber das heißt nichts, gar nichts heißt das. Wir werden uns verloben, ganz bestimmt. Aber so plötzlich geht das nicht. Dazu braucht man eine gewissen Vorbereitungszeit, und die Eltern müssen sich auch gegenseitig besprechen und so. Gestern war dafür die Zeit zu kurz.« Edina legte den Löffel entschlossen neben die Tasse. »Aber lange wollen wir trotzdem nicht mehr warten.«

      Archie hatte die Prinzessin heimlich beobachtet. Die Tatsache, daß es noch keine Verlobung gegeben hatte, erleichterte ihn ungemein und machte ihn sehr froh, aber so recht klug wurde er nicht aus den Reden des jungen Mädchens.

      Manchmal hatte er den Verdacht, daß Edina nur ein bißchen phantasierte, daß sie sich die Liebesgeschichte nur einbildete, wie es junge Mädchen oft tun.

      »Ich wünsche Ihnen, daß Sie recht glücklich werden, kleine Hoheit!« sagte Archie innig, und verwirrt blickte Edina auf.

      Da war etwas in der Stimme gewesen, was sie irritierte, etwas, was sie noch nicht kannte, was aber sehr angenehm war.

      Sie fühlte, wie sie ganz leicht errötete. Seltsamerweise störte es sie diesmal nicht, während sie sich sonst immer sehr darüber ärgerte.

      »Sie sind nett, Archibald«, bemerkte Edina. »Ich mag Sie sehr.«

      Hoppla! Jetzt hätte der Butler Archibald doch beinahe mit dem Ärmel die Kanne umgeworfen.

      Edina war es, die mit beiden Händen zugriff und buchstäblich in letzter Sekunde das Unglück verhinderte.

      »Oh, das hätte leicht schiefgehen können!« sagte sie aufatmend und ein bißchen triumphierend.

      Sie schaute Archie an, dieser blickte sie an – und dann lachten sie beide wie zwei vergnügte, glückliche Kinder.

      *

      »Edina, ich habe gerade die Post durchgesehen«, erklärte Königin Ilara Theresia, »es gibt eine Überraschung für dich.«

      »Eine Überraschung, Mutti?«

      Edinas Herz klopfte wie rasend, denn natürlich, wie könnte es anders sein, dachte sie gleich an den Fürsten von Lukorin.

      Doch nicht er hatte geschrieben, die Überraschung kam von anderer Seite, und wenn es bei Edina eine ganz kleine Enttäuschung gab, so war dieses doch fast sofort vergessen.

      »Besuch hat sich angesagt für dich, Edina. Was glaubst du wohl, wer nach Norawa kommen will?«

      »Ich habe keine Ahnung.«

      »Dabei hast du selbst deine Freundin doch immer wieder bestürmt, daß ihr eure Ferien zusammen verleben wolltet.«

      »Ernestine kommt?«

      »Ganz recht, Edina.« Die Königin lachte. »Baronesse Ernestine von Wallenberg kündigt ihr Kommen an. Sie wird morgen schon hiersein.«

      »Mutti, das ist ja herrlich. Ach, wie ich mich freue! Wir werden es uns wunderschön machen. Ich werde Ernestine alles zeigen, sie war ja noch nie hier. Darf sie die Räume neben meinen beziehen, Mutti?«

      »Natürlich, warum nicht. Du kannst gleich bei den Vorbereitungen mithelfen.«

      Edina war sofort Feuer und Flamme.

      Gerade in diesem Moment, wo ihr das Herz so voll war, brauchte sie jemanden, mit dem sie reden konnte. Ernestine würde für alles Verständnis haben, sie war ja selbst jung und, wie Edina wußte, in einen Grafen verliebt.

      Baronesse Ernestine von Wallenberg reiste am nächsten Tag an. Sie war eine große, schlanke Blondine und wirkte etwas älter als Edina, obwohl sie es nicht war.

      Ihre Ankunft hatte sich etwas verfrüht, so daß Edina nicht, wie sie es eigentlich wollte, bereits an der Mole auf die Freundin wartete. Baronesse von Wallenberg wurde in der Halle des großen Schlosses vom Butler begrüßt.

      »Darf ich Sie im Namen Seiner Hoheit des Königs von Norawa und dessen Familie auf Schloß Norawa willkommen heißen, Baronesse«, sagte Archie gewandt und machte eine tadellose Verbeugung.

      »Danke!« erwiderte Ernestine ein wenig von oben herab. Dienstboten jeder Art waren für sie uninteressant, und außerdem war sie ein bißchen enttäuscht, Edina nicht gleich hier zu sehen. »Ich möchte…«, sagte Ernestine und stutzte. Jetzt erst sah sie den Butler richtig an, und die Verblüffung, die sich auf ihrem hübschen Gesicht zeigte, war echt. »Wer sind Sie?« fragte sie ohne Umschweife.

      Auch das sonst immer so unbewegte Gesicht des Butlers Archibald hatte sich ein wenig verändert, es wirkte überrascht, um nicht zu sagen, bestürzt.

      Verflixt, daß er auch an eine solche Möglichkeit nicht gedacht hatte!

      Natürlich war er informiert darüber, daß der Besuch einer Freundin der Prinzessin erwartet wurde, er hatte ja selbst die Vorbereitungen dazu überwacht. Und selbstverständlich war ihm auch der Name des Besuches genannt worden. Archie hatte sich nichts dabei gedacht.

      Doch nun wußte er, daß er unaufmerksam gewesen war.

      Der Name hätte ihm nämlich etwas sagen müssen. Er hätte ihm vertraut sein müssen, denn ein Baron von Wallenberg war sein Studienfreund gewesen. Diesen Freund hatte er einmal in dessen Stammschloß besucht, und dort hatte er neben der weiteren Familie auch die Schwester des Freundes kennengelernt.

      Damals war sie zwar noch ein Schuldmädchen gewesen – aber sie hieß Ernestine. Ja, daran hatte er denken müssen, denn diese Ernestine – sie stand nun vor ihm, und sie hatte ihn erkannt.

      Was tun? Archie war sonst nicht so schnell aus dem Konzept zu bringen, aber diesmal verschlug es ihm doch für einen Augenblick die Sprache. Hier half nur noch die Flucht nach vorn. Es würde keinen Sinn haben zu leugnen.

      Er konnte nicht einfach behaupten, die Baronesse müsse sich irren, er sei nicht derjenige, für den sie ihn hielt. Diese Ernestine von Wallenberg sah nämlich ganz so aus, als wäre sie recht intelligent und keineswegs leicht hinters Licht zu führen.

      Nein, so ärgerlich er auch war, er mußte die junge Dame einweihen, wenigstens zum Teil. Und er mußte sie bitten, den Mund zu halten.

      Oder er konnte gleich die Koffer packen, ohne sein Ziel erreicht zu haben. Und das wollte Archie auf keinen Fall.

      »Baronesse Ernestine…«, begann er, doch weiter kam er nicht.

      Edina hatte nämlich inzwischen erfahren, daß die so sehnlichst erwartete Freundin bereits eingetroffen war, und wie ein Wirbelwind kam sie die in einem weiten Bogen geschwungene Treppe heruntergerannt.

      »Ernestine!« rief sie schon von oben. »Liebste, da bist du ja! Ach, wie ich mich freue! Ich konnte deine Ankunft kaum erwarten, und nun habe ich sie beinahe doch verpaßt! Du, ich freue mich ja so.«

      Edina fiel der Freundin um den Hals, ohne sich um das Personal zu kümmern.

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