Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank
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Читать онлайн книгу Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank страница 46
Aber offenbar hatte Ekatarina diesen Wortwechsel gebraucht, um so richtig in ihre große Szene als verschämte Braut einzusteigen.
»Ihr seid alle so gemein!« rief sie, auch wenn kein wirklicher Grund für diesen Ausbruch vorlag, und verließ das Zimmer.
»Hinterher!« ordnete Aribo vergnügt an.
Alexander hielt ihn zurück.
»Ihr könnt meinetwegen im Nebenzimmer oder an der Tür horchen – aber wenn jemand reingeht, um Ekatarina zu unterstützen, dann bin das nur ich! Klar?«
»Na, klar!« sagte Elena ungeduldig, und dann liefen sie alle drei hinter der inzwischen laut weinenden Ekatarina her.
Wie hatte sie das nur geschafft?!
Graf Gotthard und Gräfin Eliane Sturmeck saßen bei einem ziemlich ungemütlichen Tee im sogenannten Rosenzimmer. Es hieß so, weil die Seidentapete an den Wänden ein Muster aus rosa Rosen trug, das sich im Stoff der Vorhänge wiederholte. Die Sitzgarnitur war mit einer gerippten Seide im Rosaton der Rosen bezogen und auf dem Tisch, zwischen dem Meißner Rosenporzellan, prangte eine große Silberschale, gefüllt mit üppigen, duftenden Rosen in den verschiedensten Rottönen. Der Aubussonteppich, der auf dem kostbar eingelegten Eichenparkett lag, zeigte gleichfalls ein blasses Rosenmuster. An den Wänden hingen schöne, alte Bilder mit Blumenstilleben von holländischen Meistern. Es war ein ausgesprochen heiterer Raum – besonders wenn, so wie jetzt, die Nachmittagssonne ins Zimmer fiel.
Doch die Stimmung war alles andere als heiter.
»Deine Mutter ist abgereist«, sagte Eliane gerade zu Gotthard. »Ich wollte sie zum Tee bitten, um ihr zu zeigen, daß wir ihr nichts nachtragen.«
»Weißt du, wohin?« erkundigte sich ihr Mann überrascht.
»Emma behauptet, sie wisse es nicht. Wahrscheinlich lügt sie, diese gräßliche Person.« Eliane hatte sie noch nie wirklich leiden können.
Gotthard seufzte.
»Besser, sie ist nicht hier. Womöglich würde sie uns Vorwürfe machen. Oder gar weinen!« Die Vorstellung entsetzte ihn.
»Weinen! Wegen so jemandem!« Das war für Eliane unvorstellbar.
Gotthard zuckte die Achseln. Dann versuchte er, das Thema zu wechseln.
»Wo sind eigentlich die Kinder?«
»Du wolltest dir abgewöhnen, von ihnen immer als ›den Kindern‹ zu sprechen. Sie sind inzwischen wirklich erwachsen«, tadelte ihn Eliane gereizt.
Er seufzte und wiederholte die Frage:
»Wo sind – äh – Aribo und die Mädchen?«
»Auch unsere Töchter haben Namen«, erinnerte ihn Eliane wiederum tadelnd. »Sehr schöne, nach meinen russischen Vorfahren!«
»Jetzt reicht es!« ärgerte sich Gotthard. »Sage doch einfach, daß du nicht weißt, wo sie sind! Womöglich sind sie gleichfalls fortgelaufen! Wahrscheinlich wäre es das beste gewesen, wir hätten von der ganzen dummen Heiratsgeschichte meiner Mutter nicht so viel Aufhebens gemacht…«
»Gotthard!« Ein Entsetzensschrei seiner Gemahlin.
»Ach was! Schließlich kommt so etwas öfter vor!«
»Aber nicht in meiner Familie!« erregte sich Eliane.
»Es ist ja nicht in deiner Familie«, schnappte er, »sondern in meiner!«
Mit einem gekränkten Blick holte sie tief Luft:
»Die inzwischen auch die meine ist, wenngleich ist es im Augenblick fast bedaure!«
Bevor er etwas erwidern konnte, hörte man draußen schnelle Schritte und lautes Weinen. Die Tür flog auf, und Ekatarina stürzte herein.
»Es ist aus! Es ist aus! Er hat mich verlassen!« schrie sie und warf sich in einen der hübschen, zierlichen und gefährlich knackenden Sessel. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen, und ihre Schultern bebten von wildem Schluchzen.
Ihre Elter waren einen Moment wie erstarrt. Da Ekatarina sich eine andere Reaktion wünschte, rief sie klagend:
»Ihr seid schuld!«
Die beiden schienen zu Statuen erstarrt.
»Jawohl: ihr! Mir euren altmodischen Ansichten! Weil ihr die arme Omama so gemein behandelt habt!« Verflixt! weshalb sagten sie noch immer keinen Ton?!
»Was – was ist – passiert?« fragte ihr Vater nun, nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte.
»Alexander – er – hat mich verlassen! Er – liebt mich nicht mehr!!!!«
»Das – glaube ich nicht! Das kann nicht sein!« flüsterte Eliane, plötzlich ganz grau im Gesicht. »Warum denn nur? Es gibt doch gar keinen Grund!«
»Keinen Grund?!« Ekatarinas Stimme überschlug sich vor Zorn. »Euer Benehmen…«
»Unser – Benehmen…«
»Ja! Genau! Da lügt ihr, daß die Schönhausens nicht wollen, daß Alexander in eine bürgerlich versippte Familie heiratet – was überhaupt nicht zutrifft! Die beiden sind ganz entsetzt darüber, daß ihr sie da vorgeschoben habt…«
Gotthard warf seiner immer bleicher werdenden Frau einen strafenden Blick zu.
»Ich sagte dir ja gleich, wir sollten erst mit Jenny und Woldemar sprechen!«
»Ich wollte doch nur – daß die Geschichte aus der Welt geschafft ist, bevor sie ihnen zur Ohren kommt…«, jammerte Eliane.
»Jetzt ist es zu spät«, sagte Ekatarina und sah triumphierend von ihrem Vater zu ihrer Mutter. Wenn die beiden nicht so erschüttert gewesen wären, hätten sie bestimmt bemerkt, daß ihre Tochter keineswegs so verheult aussah, wie sie eigentlich nach den vorgespielten Tränenfluten aussehen müßte.
»Was soll ich nur tun?« Eliane war nun ihrerseits am Weinen.
»Ade, Erbprinz!« Ekatarinas Stimme bebte. Freilich mehr von unterdrücktem Lachen, als von unterdrückten Tränen. Nun weinte ihre Mutter wirklich.
»Wenn ich denke, daß ich das Glück meiner Tochter ruiniert habe – ich meinte es doch nur gut!« schluchzte sie.
»Ich kann es irgendwie nicht glauben«, murmelte Gotthard und sah flehend zu Ekatarina hin. Rasch setzte die wieder den passenden, verzweifelten Gesichtsausdruck auf. Sie schien wirklich sehr begabt zu sein – oder war ihr Vater nur so außer sich, daß er ihr das Theater abnahm?
»Es ist aber so«, sagte sie mit dumpfer Stimme. »Alexander erklärte, daß er niemandem mit einem so schlechten Charakter heiraten wolle. Wegen der Erbanlagen für die Kinder…«
»Aber – was hat das mit deinem Charakter zu tun?« fragte