Der Traum von Mann und Frau. Osho

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Der Traum von Mann und Frau - Osho

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beide Rollen übernehmen. Es ist ein Spiel, ein Rollenspiel. Beten ist ein Rollenspiel: Du spielst mit deinem eigenen Selbst. Da gibt es keinen „andern“.

      Aber der Judaismus ist genau da stecken geblieben – bei der Vorstellung von „Ich“ und „Du“. Deshalb waren sie so sehr gegen Jesus, denn Jesus erklärte – wenn auch nicht auf eine so drastische Art, wie das ein Zen-Meister tut … In seiner Situation hätte Jesus nicht drastischer sein können. Aber immerhin sagte er: „Ich und mein Vater sind eins.“ Aber das war genug, um die Leute gegen ihn aufzubringen. Die Leute ereiferten sich: „Was sagt er da? Er erklärt sich selber zu Gott?“

      Und dabei sagt er gar nichts, erklärt er sich nicht zu Gott. Er sagt damit einfach nur, dass es keinen Gott und keinen Anbetenden gibt, dass es nur eines gibt. Dies „Eine“ kann man in einer bestimmten Situation „den Anbetenden“ nennen, in einer anderen Situation kann man es „Gott“ nennen. Deshalb sagt er: „Ich und mein Vater sind eins. Wenn ihr auf meinen Körper schaut, bin ich der Sohn, wenn ihr auf meine Seele schaut, bin ich der Vater. Wenn ihr auf meine Form schaut, bin ich ein Mensch, der Menschensohn, wenn ihr auf meine Essenz schaut, bin ich Gottessohn.“ Deshalb wiederholt er das immer und immer wieder. Manchmal sagt er: „Ich bin der Menschensohn“ und manchmal sagt er: „Ich bin der Gottessohn“. Es klingt widersprüchlich, ist es aber nicht.

      Du sagst: Jedes Mal wenn ich mich wieder einmal vom Geheimnis des Lebens überwältigt fühle, spüre ich plötzlich, wie alles, was außerhalb von mir ist, bis ins Innere meiner Augen dringt.

      Alles, was du siehst, ist eine Projektion deiner Augen. Die Welt, so wie sie ist, hast du noch nicht gesehen. Was du gesehen hast, ist nur eine Projektion. Wenn du also beginnst, nach innen zu gehen, so wird alles, was du auf die Welt projiziert hast, deinen Augen immer näher und näher und näherrücken und in deinen Augen verschwinden. Diese Welt ist eine Projektion deiner Augen. Du siehst nicht das, was ist, du projizierst einen Traum auf sie.

      Da gibt es zum Beispiel einen großen Diamanten, den Kohinoor. Nun, er ist genau so ein Stein wie jeder andere Stein, aber was für einen großen Wert haben wir auf ihn projiziert! Viele Menschen sind schon wegen des Kohinoors gestorben, jeder, der ihn besaß, wurde getötet. Nun seht euch nur den ganzen Unsinn an: Aufgrund der Projektionen der Menschen hat sich ausgerechnet dieser Stein als tödlich erwiesen. Er ist einer der kostbarsten Gegenstände der Welt, der teuerste Gegenstand der Welt. Aber wenn der Mensch von dieser Erde verschwindet, wird er dann etwas Besseres sein als jeder beliebige Kieselstein? Dann wird er einfach mit all den andern Kieselsteinen herumliegen. Dann gibt es keine Unterscheidung, keinen Unterschied. Woher kommt der Unterschied? Unsere Augen projizieren, wir machen ihn zu etwas Besonderem. Wir überschütten ihn mit unseren Wünschen, unserer Habgier.

      So wird er sehr wertvoll und zugleich sehr gefährlich. Wenn du über den Kohinoor meditierst, wenn du ihn schweigend anschaust, immerzu anschaust, dann kommt ein Augenblick, da du siehst, wie sich etwas von dem Kohinoor löst und deinen Augen immer näher und näherkommt und dann in deinen Augen verschwindet. Dann öffnest du die Augen – der Kohinoor ist verschwunden. Da ist zwar etwas, aber du kanntest es vorher nicht, und das, was du vorher gekannt hast, ist verschwunden. Eine wunderschöne Erfahrung, ungeheuer bedeutsam!

      Geh tief hinein, immer tiefer und tiefer hinein. Lass die ganze Welt verschwinden. Auch ich werde darin verschwinden; denn das, was ich bin, hast du noch nicht gesehen, und das, was du siehst, ist deine Projektion. Deine Projektion wird verschwinden, und wenn alle deine Projektionen verschwunden sind, dann kommt die Welt in ihrer Nacktheit, so wie sie ist. Und dann, was für ein Erstaunen! Kleine Dinge sind dann so wunderbar. Gewöhnliche Kieselsteine sind dann so wundervoll. Wegen des Kohinoors können sie nicht wundervoll sein; ihr habt alles auf den Kohinoor projiziert. Da ist keine Liebe zu etwas anderem in euch übrig geblieben.

      Wenn die Projektion einmal verschwunden ist und du die Augen öffnest – leere Augen, die überhaupt nichts projizieren, die einfach nur sehen, was ist, ohne Vorstellungen davon, was es ist, ohne Namen, ohne Bezeichnungen, ohne Deutungen, einfach nur wahrnehmend, entleert, passiv – dann bekommt die Welt eine ganz andere Bedeutung, Bedeutsamkeit.

      … spüre ich plötzlich, wie alles, was außerhalb von mir ist, bis ins Innere meiner Augen dringt. Dann habe ich das Gefühl, eine eindimensionale Leinwand zu betrachten, die sich direkt vor meinen Augen befindet.

      Sehr gut und absolut richtig. Auf diese Art geht man tiefer in Meditation.

       Es scheint nichts anderes da zu sein als ich – und ich bin so allein!

      Das einzige Problem ist, dass du noch da bist! Deshalb fühlst du dich so allein, meinst aber „einsam“. Das „Ich“ bleibt allein, das „Du“ ist verschwunden, und ohne das „Du“ ist das „Ich“ einsam. Das „Ich“ existiert nur in Beziehungen; das „Ich“ ist keine Person, sondern eine Beziehung – ohne ein „Du“ kann es nicht existieren, es braucht das „Du“.

      Wie kann der Liebende ohne die Geliebte existieren? Wenn es die Geliebte nicht mehr gibt, fängt auch der Liebende an zu verschwinden. Du brauchst den Geliebten. Liebe ist eine Beziehung, und genauso ist auch das „Ich“ eine Beziehung. Und da du das „Ich“ immer noch irgendwie beschützt, hast du noch nicht genug Mut aufgebracht, es ebenfalls loszulassen. Genau wie die ganze Welt verschwunden ist, so lass auch dieses „Ich“ verschwinden. Am Anfang wird es dir Angst machen, es wird ein Sterbeprozess sein – es ist ein Sterbeprozess. Es wird dir vorkommen, als würdest du Selbstmord begehen, es wird dir so vorkommen …

      Wer weiß, wohin du gehen wirst und ob du zurückkommen wirst oder nicht? Es wird dir so vorkommen, als ob der Wahnsinn in dir explodiere, und es wird eine große Furcht in dir aufsteigen, und durch diese Furcht wirst du immer wieder hinausgeworfen. Das wird viele Male geschehen. Langsam, ganz langsam wirst du lernen müssen, nicht so furchtsam zu sein; es gibt nichts zu fürchten. Du bist dem Schatz sehr nahe.

      Das sind die Momente, in denen du die Hilfe des Meisters brauchst, jemand, der dir Mut macht, der deine Hand hält, der zu dir sagt: „Alles ist völlig in Ordnung. Geh nach innen!“

      Ich musste auch da hindurch und auch ich hatte genauso große Angst wie du. Und viele Male bin ich wieder ausgestiegen, genau wie du aussteigst. Und du hast mehr Glück als ich, denn ich hatte keinen Meister – niemanden, der mir Mut machte, niemanden, der mir die Hand hielt. Ich kämpfte einfach mit mir. Es gab niemanden, der mir hätte sagen können, was noch vor mir lag. Ich musste einfach im Dunkeln tappen und da hineingehen – und es war gefährlich, es machte mich verrückt. Und die Menschen, die in jenen Tagen um mich herum waren, hatten schon angefangen zu glauben, dass ich verrückt geworden wäre. Alle, die mich liebten, machten sich Sorgen. Meine Freunde machten sich Sorgen, meine Lehrer, meine Professoren an der Universität machten sich Sorgen, meine Eltern machten sich Sorgen, alle machten sich Sorgen. Aber ich musste da durch. Viele Male stieg ich aus, die Furcht war zu groß. Ich bin mit dieser Furcht bestens vertraut.

      Aber eines Tages muss man sich ihr stellen und durch sie hindurchgehen, denn immer wieder stolperst du über sie und stürzt dann wieder nach draußen. Und das Draußen wird irgendwann bedeutungslos. Das Draußen ist völlig leer. Also gehst du nach innen … und die Angst! Du musst zwischen beidem wählen. Das Draußen ist nicht mehr relevant. Du kannst weiterhin leere Gesten machen, aber wie lange kannst du dir selbst etwas vormachen? Du weißt, der Bildschirm ist leer und all deine Projektionen sind gestorben. Und du gehst nach innen – und die Angst, ein großer Angststurm bricht los. Aber es ist unausweichlich – man muss da hindurch, um ganz genau zu wissen, was nach diesem Tod geschieht. Je mehr du dir ein Herz fasst, desto besser!

      Und ich sage es noch einmal: Du hast mehr Glück, denn ich bin dir ein Stück voraus in dieser äußersten Leere und rufe dir immer und immer wieder zu: „Komm doch nur! Komm, kommt doch nur alle! Komm, kommt!“ Und immer und immer wieder

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