Der Traum von Mann und Frau. Osho
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Etwas sehr Bedeutsames wird in diesem Sutra gesagt: Das Licht ist zwar leicht zu bewegen, aber schwer zu fixieren. Also versucht gar nicht erst, es zu fixieren. An dieser Stelle versucht Yoga etwas zu tun, was nicht so leicht ist. Daher die Schwierigkeit, die Härte von Yoga – Yoga versucht, das Licht zu fixieren. Es versucht auch, das Licht zwischen den beiden Augen zu fixieren; ganz genau zwischen den beiden Augenbrauen, im Zentrum des Dritten Auges, versucht Yoga es zu fixieren.
Das ist der Unterschied zwischen Tao und Yoga: Yoga will es festnageln: Konzentriere dich auf das Dritte Auge! Das ist in einer Nussschale die ganze Philosophie des Yoga: Wenn du dein gesamtes Bewusstsein auf das Dritte Auge konzentrieren kannst, wirst du transformiert werden, werden deine zwei Augen eins und du wirst voller Licht sein.
Und genau über dem Dritten Auge – das Dritte Auge ist das sechste Zentrum auf dem Yoga-Atlas des Bewusstseins – genau über dem sechsten ist das siebte. Das siebte wird der „Tausendblättrige Lotus“ genannt. Wenn das Licht sich im Dritten Auge konzentriert, wenn es zu stark wird, wird es dem siebten Zentrum einen Schub geben, wird es wie Wasser in einem Stausee ansteigen. Und der Schub zum siebten Zentrum hin wird die Knospe öffnen – die Knospe, die jahrhundertelang geschlossen, die Millionen von Leben lang Knospe geblieben war.
Tao nimmt da einen ganz anderen Weg. Tao sagt: Das Licht zu fixieren ist sehr schwierig. Gib dich gar nicht erst damit ab, das zu versuchen. Die leichte Methode ist, es zirkulieren zu lassen. Dem Verstand leuchtet ein Kreislauf immer ein: Bewegung ist die Natur des Verstandes. Der Verstand findet es immer schwierig, sich zu konzentrieren. Warum also nicht die natürliche Kapazität des Verstandes ausnutzen? Warum nicht der Strömung folgen?
Tao ist eine spontane Wissenschaft. Kultiviere nichts, zwinge dich zu nichts, bereite dir keine unnötigen Schwierigkeiten; nutze die natürliche Fähigkeit des Verstandes – dass er sich bewegt, dass er Bewegung liebt, dass er ein Wanderer ist. Mache es dir zunutze, lasse das Licht kreisen! Später werden wir erfahren, wie es gemacht werden muss – wie man Wege findet und es in Umlauf bringt. Wir werden die eigentliche Methode, wie man das Licht in Kreislauf bringt, noch kennenlernen. Hier geht es vorerst um den Hintergrund, sodass ihr den Ansatz der Taoisten genau versteht. Sie sagen, dass das Licht, wenn ihr es kreisen lasst und es immer weiter kreisen lasst, sich dann an einem bestimmten Punkt ganz von selbst kristallisiert, ohne dass ihr euch Gedanken darüber zu machen hättet, wie ihr es fixieren sollt. Lasst es zirkulieren, zirkulieren, zirkulieren, und irgendwann – plötzlich – seht ihr, wie alles stillsteht, und dass alles, worum Yoga sich so sehr bemüht, geschehen ist. Im Tao ist es ein Geschehenlassen, im Yoga ist es ein langer harter Treck der Anstrengung. Yoga orientiert sich am Männlichen.
Tao orientiert sich nicht allein am Weiblichen, Tao ist beides – eine Synthese. Zirkulieren ist männliche Energie, Fixieren ist weibliche Energie. Gelange zum Nichthandeln, gelange zum Passiven durch Handeln; gelange durch Mühe zur Mühelosigkeit.
Bei der Durchführung dieses Grundsatzes braucht ihr nach keinen anderen Methoden zu suchen, sondern müsst einfach die Gedanken darauf sammeln.
Durch das Sammeln der Gedanken kann man fliegen und wird im Himmel geboren.
Die Goldene Blüte ist das Lebenselixier …
Dies ist das Geheimnis aller Unsterblichkeit. Dies ist es, was die westlichen Alchimisten des Abendlandes den „Stein der Weisen“ nannten, was wir in Indien amrit – Elixier, Nektar – nennen. Das hier ist eine alchimistische Abhandlung; sie verrät euch die Geheimnisse, wie ihr eure Chemie in Alchimie verwandeln könnt, wie ihr niederes Metall in Gold verwandeln könnt. So wie ihr jetzt seid, seid ihr nur das niedere Metall, aber die Geheimnisse stecken in euch. Wer diese Geheimnisse ausfindig gemacht hat, wird in Gold verwandelt – das Gold der Unsterblichkeit.
Die Goldene Blüte ist das Lebenselixier.
Obwohl es sehr präzise funktioniert, ist es dennoch so fließend, dass es äußerste Intelligenz und Klarheit und äußerste Vertiefung und Stille erfordert.
Menschen ohne diesen höchsten Grad an Intelligenz und Einsicht finden den Weg nicht; Menschen ohne diese äußerste Aufnahmefähigkeit und Stille können es nicht festhalten.
Zwei Voraussetzungen … Als Erstes braucht man Intelligenz und Klarheit. Seid unbesorgt! Fangt nicht an zu überlegen, was ist, wenn ihr nun nicht intelligent seid. Jeder wird intelligent geboren. Intelligenz ist eine angeborene Eigenschaft – genau wie jeder atmend geboren wird, so wird jeder auch intelligent geboren. Die Vorstellung, dass ein paar Menschen intelligent seien und andere nicht, ist absolut falsch und hat schon viele, viele Menschen entwürdigt; sie ist äußerst beleidigend, degradierend. Alle werden intelligent geboren, obwohl ihre Intelligenz sich im Ausdruck unterscheiden mag. Der eine ist intelligent in Musik, ein anderer ist intelligent in Mathematik, aber wenn ihr hergeht und die Mathematik zum Kriterium macht, wirkt der Musiker unintelligent. Wenn ihr sie beide einem Examen unterzieht, in dem es auf Mathematik ankommt, fällt der Musiker durch. Ändert den Bewertungsmaßstab, macht die Musik zum Kriterium und lasst beide ein Examen ablegen, bei dem es auf die Musik ankommt. Dann steht der Mathematiker dumm da.
Nur weil wir gewisse Kriterien festgesetzt haben, sind so viele Menschen als dumm abgetan worden – sie sind es nicht! Mir ist noch kein einziger Mensch begegnet, der dumm gewesen wäre – so etwas gibt es nicht! Aber seine Intelligenz mag von anderer Art sein. Poesie erfordert eine andere Art Intelligenz als Business. Ein Dichter kann kein Geschäftsmann sein, und der Geschäftsmann wird es sehr schwer finden, ein Dichter zu sein. Ein Politiker braucht die eine Art von Intelligenz, ein Maler braucht eine andere Art von Intelligenz. Und es gibt Millionen von Möglichkeiten.
Vergesst nicht: Jeder wird intelligent geboren, niemand ist also davon ausgeschlossen. Finde deine Intelligenz einfach nur dort, wo sie ist. Und wenn du deine Intelligenz einmal gefunden hast, wirst du klar.
Die Menschen leben in Unklarheit, weil sie mit falschen Vorstellungen von sich selbst leben. Irgendwer hat dir mal gesagt, dass du nicht intelligent bist – ein Schulmeister, ein Rektor einer Universität. Aber ihr Kriterium ist einfach nur ein beliebiges Kriterium, es lässt sich nicht auf alle anwenden. Die „Universitäten“ sind noch lange nicht „universal“. Sie lassen nicht jede Art von Intelligenz zu, sie lassen nicht alle Erscheinungsformen von Intelligenz zu. Wenn du deine Intelligenz erst einmal akzeptiert hast und anfängst ihr mit Respekt zu begegnen, dann wirst du klar werden, dann wird es kein Problem mehr geben.
Der Dichter kommt sich dumm vor, weil er kein guter Geschäftsmann sein kann. Das schafft nun Verwirrung. In seinen eigenen Augen wird er minderwertig, er verliert seine Selbstachtung, verurteilt sich. Er versucht im Geschäftsleben erfolgreich zu sein, aber es gelingt ihm nicht. Damit tappt er im Dunkeln. Würde er doch einfach nur verstehen, dass er ein Dichter ist und nicht dazu bestimmt, Geschäftsmann zu sein, und dass Erfolg im Geschäftsleben Selbstmord für ihn bedeuten würde! Dass er als Dichter Erfolg haben muss! Das ist die ihm eigene Intelligenz, und diese Intelligenz muss auf seine eigene Art und Weise zum Blühen kommen. Er darf niemand anderen nachahmen. Vielleicht zahlt es sich in der Gesellschaft nicht aus, denn es besteht kein so großer Bedarf an Dichtkunst wie an Bomben.
Liebe wird nicht so viel gebraucht wie Hass. Deshalb ist Mord im Kino, im Radio, im Fernsehen erlaubt, er wird nicht als obszön bezeichnet. Aber Liebemachen ist nicht erlaubt, es wird als obszön verschrien. Diese Gesellschaft lebt durch Hass, nicht durch Liebe. Wenn jemand mordet, ist das total in Ordnung. Wenn dir jemand einen Dolch ins Herz stößt und das Blut wie ein Springbrunnen hervorsprudelt, so ist das völlig in Ordnung. Aber wenn jemand dich umarmt, dich küsst, dich liebt, dann bekommt es die Gesellschaft mit der Angst zu tun. Es ist merkwürdig,