Das heiße Bett. Anonym
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„Sie sind verbittert wegen der Nelsons, nicht wahr? Sie glauben, daß Ihr Vater von ihnen ausgebeutet wurde. Aber was hätten Sie denn getan, wenn Ihnen die Fabrik gehört hätte?“
„Das sind doch reine Vermutungen.“
„Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß Sie nicht zurückblikken sollten“, sagte sie.
„Wenn Sie die Wahrheit hören wollen … mein Alter ist nicht an einer Sache gestorben, die sich in der Fabrik ereignet hat. Er und ein Freund sind in die Everglades gegangen. Auf Entenjagd. Es war ein kalter, regnerischer Tag. Es hat höllisch gestürmt. Mein Alter holte sich eine Lungenentzündung und ist daran gestorben. Sein Freund hat’s überlebt. Mich ärgert nur, daß Dad nie so richtig gelebt hat. Ich meine, wirklich gelebt.“
„Wahrscheinlich war er mit seinem Leben zufriedener, als Sie glauben. Viele Leute damals haben ein vollkommen glückliches Leben geführt, auch wenn es uns heute hart scheinen will. Was ich nicht verstehen kann, ist all Ihr Haß. Warum? Warum einem schönen, alten Herrenhaus ein solches Ende bereiten? Es gibt doch weiß Gott genügend andere Lokalitäten für so was wie das hier.“
Ich begriff plötzlich, daß mich diese Unterhaltung nirgendwohin brachte. Deshalb lächelte ich gewinnend und fragte: „Darf ich Ihnen etwas von der Bar holen?“
„Scotch mit Soda, bitte“, sagte Nitra. „Und für Luanne auch.“
Mir fiel ein, daß sie mir bisher ihre Begleiterin nicht vorgestellt hatte. Sie mußte wohl auch daran gedacht haben, denn sie sagte: „Oh, entschuldigen Sie! Aber ich war zu sehr mit Geschichte beschäftigt. Luanne, das ist Cory Barnett. Luanne Dorton, Cory. Ich darf Sie doch einfach Cory nennen, nicht wahr, Mr. Barnett?“
„Ich tu’s regelmäßig“, sagte ich lächelnd. „Freut mich sehr“, wandte ich mich an Luanne. Ich nickte ihr zu. Dabei dachte ich, daß ich — falls ich überhaupt noch einen Funken Verstand hatte — Luanne Dorton ein bißchen mehr Beachtung schenken sollte. Sie war eine Brünette, und ich hatte schon immer eine Schwäche für Dunkelhaarige. Natürlich liebte ich auch Blondinen. Und alles, was sich dazwischen befand. Um ganz genau zu sein … ich lehne kaum irgendeine Frau ab. Aber solange Nitra West anwesend war, fiel es mir verdammt schwer, Luanne irgendwelche Aufmerksamkeit zu widmen.
Ich winkte einen der Kellner heran und gab unsere Bestellung auf. Während wir auf die Drinks warteten, musterten die beiden Puppen weiter mein Lokal und machten Bemerkungen darüber. Ich betrachtete Nitra West. Und wo fängt ein Bursche an, wenn er zum ersten Mal eine Frau ansieht? Ich meine, nach dem Gesicht?
Sie waren nicht gerade das, was man groß nennt. Sie waren nur von mittlerer Größe und standen wie Zwillingskegel vom Körper ab. Nitra trug ein in der Mitte geschlitztes Kleid, so daß man allerhand sehen konnte, ohne es allzu auffällig zu machen. Ich glaube, Nitra wußte genau, was ich tat, denn sie reckte ihre Brust noch ein bißchen weiter heraus, so daß ihre Titten noch spitzer nach vorn ragten und leicht wippten. Das wissende Lächeln um ihren Mund verriet, daß sie genau wußte, was sie da machte.
„Vielen Dank für den Drink“, sagte Luanne. Sie hob ihr Glas und nippte daran.
„Ja, danke“, sagte Nitra. „Hoffentlich beanspruchen wir Ihre Zeit nicht über Gebühr. Ich weiß doch, daß Sie hier alle Hände voll zu tun haben müssen.“
„Ich habe gutes Personal, das ohne viel Aufsicht mit dem Betrieb fertig wird“, sagte ich.
Wir unterhielten uns noch etwa eine halbe Stunde lang. Die Hälfte unserer Unterhaltung war wichtig, die andere Hälfte Quatsch. Ich konnte den beiden zu verstehen geben, daß ich oben wohnte … nur für den Fall, daß sie genügend daran interessiert sein sollten, mich noch einmal ausfindig zu machen. Beide ließen mich wissen, daß sie noch ledig waren, daß sie sehr freizügige Ansichten hatten, daß sie bis zu einem gewissen Punkt Swinger waren … und daß sie nicht daran interessiert zu sein schienen, einen Mann unbedingt zur Ehe zu verleiten.
„Sie sind ein sehr praktischer Geschäftsmann, Cory“, sagte Nitra. „Mag meine persönliche Meinung über dieses Lokal sein, wie sie will … Sie scheinen jedenfalls einen guten Griff getan zu haben. Man spricht in der Stadt viel über Ihr Haus.“
„Ja, das stimmt“, pflichtete Luanne bei.
„Und sicher nur Gutes, möchte ich wetten!“ sagte ich lachend.
Nitra und Luanne standen auf. Ich natürlich auch. Jetzt konnte ich Nitra einmal in voller Lebensgröße mustern. In ihren hochhackigen Schuhen war sie genauso groß wie ich. Viel mehr ließ sich nicht so ohne weiteres über sie sagen, außer daß sie nicht gerade mißgestaltet war.
Sie trug ein weißes Sommerkleid mit Goldstickerei am Saum. Schuhe und Handtasche waren ebenfalls goldfarben. Sie hatte eine Gardenie im Haar, die mir bisher nicht aufgefallen war. Der dezente Duft in Verbindung mit dem von ihr benutzten Parfüm schuf ein Aroma höchst köstlicher Natur. Sie sah kühl, attraktiv und absolut selbstbewußt drein.
Luanne bildete einen beinahe totalen Kontrast. Ihr Kleid war schwarz und wies am Halsausschnitt eine Goldbordüre auf. Das Kleid umschloß die Figur sehr eng und ließ feste Brüste und geschwungene Hüften erkennen.
„Es war in interessanter Abend, Cory“, sagte Nitra. „Ich wäre ganz gern noch ein bißchen länger hiergeblieben, aber wir haben noch eine Verabredung. Vielleicht können wir uns ja ein andermal wieder unterhalten.“
„Ja, ich möchte auch ganz gern noch etwas mehr über dieses Lokal erfahren“, sagte Luanne. Sie blickte dabei über die Treppe nach oben.
Ich verstand diese Botschaft sofort. Mein Schwanz auch, denn er zuckte kurz in der Hose.
„Dann schauen Sie doch einfach wieder mal herein“, sagte ich. „Meistens bin ich hier.“
Nitra lächelte.
„Vielleicht morgen.“
Ich lächelte ebenfalls … ein großes, breites, allwissendes Lächeln … ein Diese-beiden-Puppen-wollen-gefidct-werden-Lächeln. Zwei gutaussehende Fotzen kommen hereinspaziert und machen einen Burschen scharf, der drauf und dran ist, sein ganzes Ego explodieren zu lassen. Ich — Cory Barnett, der Junge, dem früher nicht mal erlaubt wurde, den geheiligten Rasen dieser ehemaligen Besitzungen auch nur zu betreten — wurde von zwei kleinen Fotzen aufgesucht, die damals bestimmt ihr sommersprossiges Stupsnäschen über mich gerümpft hätten! Tja, also, Mädchen … Schwanz ist Schwanz … und Pussy ist Pussy … und es ist an sich verdammt gleichgültig, wieviel Geld dahintersteckt.
Ich brachte die beiden zum Ausgang. Nitra gab mir die Hand. Wie eine Dame von Welt. Ohne jeglichen versteckten Druck oder Gefühl.
Ich hatte an diesem Abend viel zum Nachdenken. Da war zum Beispiel der kleine Knuff, den Luanne mir mit ihren festen Tittchen versetzt hatte. Diese Nachricht war klar und deutlich genug gewesen.
Jetzt aus der Rückschau ist es verdammt einfach, zu wissen, was ich damals hätte tun sollen. Aber in diesem Moment hätte mich kein Mensch auf Erden dazu überreden können, in die Biscayne Bucht zu springen und dabei nicht den Atem anzuhalten. Niemand erzählte mir etwas von jener alten Grube, aus der die Nelson Company den Lehm für die Herstellung der Dachziegel gebuddelt hatten. Niemand hatte seit Jahren an diese alte Lehmgrube auch nur gedacht, denn der Lehm war schon vor vielen