Lustvolle Verführungen: Sieben erotische Novellen. Vanessa Salt

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Lustvolle Verführungen: Sieben erotische Novellen - Vanessa Salt

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kann man in meiner kleinen Zweizimmerwohnung im Vorort hören. Nicht einmal die Nachbarin, die immer mit Holzschuhen über mir langzugehen scheint. „Gibt es hier eine Seele?“

      Jamila stöhnt. „Kann man denn mit noch mehr Klischee anfangen?“

      „Psst.“

      „Was war das?“

      „Nichts.“

      „Er hat sich bewegt!“

      „Entschuldigung, das war ich.“

      „Wie viele Seelen gibt es im Zimmer?“, frage ich und blicke ins Halbdunkel. In die Küche. Den Flur. Wo noch Licht brennt.

      Isak seufzt. „Das Spiel ist ätzend. Können wir nicht einen Film gucken? Es gibt einen neuen Horrorfilm, der heißt …“

      „Psst. Wie heißt du?“

      „Wenn ich tot wäre, würde ich auf diese pathetischen Fragen auch nicht antworten. Muss lustiger sein, rumzugehen und Leute zu erschrecken.“

      Jamila schnauzt ihn an. „Kannst du nicht mal drei Sekunden leise sein? Ich habe was gehört.“

      „Ich auch“, flüstert Frida.

      Es klopft an der Fassade. Kratzt. Es klingt … merkwürdig, aber es ist klar, dass das Zweige sind. Sind es immer. Zu jedem Geräusch gibt es eine natürliche Erklärung. Leute, die an Geister glauben, sind dumm.

      Wie Isabelle. Sie glaubte an Geister, obwohl sie fünfunddreißig war. Da hätte ich schon kapieren sollen, dass sie nicht die Richtige für mich war.

      Ich sehe zum Fenster und die anderen folgen meinem Beispiel. Aber auf der anderen Seite der Scheibe ist es rabenschwarz.

      „Das ist der Wind“, sage ich.

      „Komisch.“ Frida knabbert an einem Nagel. „Es hat nicht geweht, als wir hergegangen sind. Es hat nur ein bisschen geschneit.“

      „Aber jetzt windet es. Okay, Konzentration.“ Ich bringe den Zeiger zum Zittern. „Nächste Frage. Bist du eine gute Seele?“

      „Als ob der antworten würde auf so eine …“

      Isak verstummt mitten im Satz. Der Zeiger bewegt sich. Langsam gleitet er zum Nein.

      Frida zieht die Luft ein, aber mehr hört man nicht. Alle starren auf das Brett. Es ist, als ob niemand zu atmen wagt. Oder zu blinzeln. Sich einen Millimeter zu bewegen. Mein Puls schlägt in den Schläfen.

      „Wie heißt du?“, flüstere ich.

      Das Brett buchstabiert, einen Buchstaben nach dem anderen.

       ISABELLE.

      „Äh …“ Isak räuspert sich. „Nicht witzig. Wer hat das gemacht?“

      „Niemand würde Amir das antun und er würde das selber nicht schreiben.“ Jamila nimmt ihren Finger weg. „Hallo, Amir? Wie geht’s dir?“

      „Oh my God“, murmelt Frida.

      Ich tue alles, um keine Gefühle zu zeigen. „Leg den Finger zurück, Jamila. Du darfst den Kreis nicht unterbrechen.“

      Sie gehorcht. „Aber wie geht’s dir?“

      „Ist schon okay.“

      Obwohl es überhaupt nicht okay ist. Denn ich weiß, dass es stimmt, was sie gesagt hat. Niemand würde mir das antun.

      Niemand – von uns.

      Wir haben nicht so eine Art von Umgang. Wir kennen uns seit dem Gymnasium und respektieren die Gefühle der anderen, was Ex-Partner angeht. Es gibt Namen, die wir nicht nennen, und Isabelle ist einer davon.

      Ich lege mehr Gewicht auf meinen Finger, befeuchte meine Lippen und schiele zu den anderen. Es sieht aus, als wüsste ich, was ich tue. „Du meinst, dass du Isabelle heißt?“

       Nein.

      Haben wir falsch gelesen?

       ANASTASIA.

       ERIKA.

       SANDRA.

      „Verdammt.“ Isaks Hand zittert. „Der zählt alle deine Ex-Freundinnen auf.“

      Es braust in meinen Ohren. Pocht. Pocht. Was passiert hier?

      GABRIELLA.

      Jamila blickt auf. „Wer ist das?“

      „Nur eine Sommeraffäre.“ Ich runzle die Augenbrauen. „Isak, du bist der Einzige, der davon wusste.“

      „Ich schwöre, ich beweg das nicht …“

      Es kratzt am Fenster. Ich sehe hin. Schwarz. Aber da draußen kann nichts sein, ich wohne im dritten Stock. Kein Baum oder Ast kommt ans Fenster ran. Nur an die Fassade ein paar Meter weiter unten.

      Bäm! Die Weihnachtslichter gehen aus.

      „Himmel!“, ruft Isak.

      Ich sehe mich schnell um. „Im Flur brennt noch Licht.“

      Aber das Licht flackert. Im Wohnzimmer ist es dunkel.

      Frida jammert. „Ich will nicht mehr spielen.“

      „Ach, bleib ganz ruhig.“ Jamila bewegt sich etwas zur Seite. „Du drängelst.“

      „Mach ich nicht.“

      „Was?“

      „Ich habe mich nicht bewegt.“

      „Ruhe! Alle Finger zurück. Schnell!“ Ich öffne den Mund, um die Seele, oder was es auch immer ist, zu bitten zu gehen. Kann das aber nicht sagen, weil der Zeiger sich wieder bewegt.

       TOT.

      Frida springt auf und rennt in den Flur. „Ich gehe nach Hause, das halte ich nicht aus!“

      Die Lampe im Flur geht aus. Jetzt brennt nur noch in der Küche Licht. Frida reißt die Wohnungstür auf und verschwindet.

      „Jaha.“ Jamila steht auf. „Wir gehen dann auch. Ich sollte ihr hinterherrennen. Aber es war nett und alles.“

      „Wir müssen das Spiel beenden, ihr könnt nicht einfach … Alle müssen dabei sein, wenn wir den Zeiger zum Auf Wiedersehen ziehen.“

      „Aber wir sind jetzt nicht mehr alle da. Frida ist draußen und schreit auf der Straße rum.“

      „Aber …“

      Isak legt mir eine Hand auf die Schulter. „Bist du jetzt gläubig? Hör auf damit.“

      „Wir

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