Franken Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer
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Der Deutsche Orden
Der neben dem Templer- und Johanniterorden mächtigste Ritterorden war im Jahre 1190 während des dritten Kreuzzugs in der Hafenstadt Akkon gegründet worden. Nachdem das Heilige Land an die „Ungläubigen“ verloren gegangen war, breitete sich der Orden vor allem in Ostpreußen aus. Die zur Ehelosigkeit verpflichteten Ordensritter missionierten die „Heiden“ mit Bibel und Schwert und erwarben ein Territorium von fürwahr königlichem Ausmaß. Ihr Expansionsdrang wurde erst 1410 durch die Niederlage gegen Polen in der Schlacht bei Tannenberg gestoppt. Nachdem Albrecht von Brandenburg 1526 die Hochmeisterwürde niedergelegt und das preußische Ordensland in einen weltlichen Staat protestantischer Prägung verwandelt hatte, verlagerte sich der Schwerpunkt des Ordens auf die Kernlande des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Besonders Franken war diejenige deutsche Landschaft, aus der traditionell die meisten Ordensritter stammten und der Orden trotz Bauernkrieg und reformatorischen Gedankenguts noch immer einen gewissen Rückhalt hatte.
Schloss: Das eindrucksvollste Bauwerk in Ellingen ist mit Abstand das imposante Deutschordensschloss. Es entstand auf den Fundamenten einer gotischen Wasserburg und eines Renaissancenachfolgebaus. Vom letzteren wurden der Ostflügel und die Fundamente des Südflügels in den barocken Neubau miteinbezogen. Die quadratische, vierflügelige Anlage ist von lang gestreckten Wirtschaftsgebäuden umgeben. Der Grundriss erinnert immer noch ein wenig an eine Burg. Der nördliche Flügel wird von der barocken Schlosskirche gebildet, die auch schon einen gotischen Vorläufer hatte. Der Ordensbaumeister Franz Keller und sein Nachfolger Franz Joseph Roth schufen diesen prachtvollen barocken Komplex in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein raumgreifendes repräsentatives Treppenhaus führt zu den fürstlichen Residenzzimmern im zweiten Obergeschoss. Diese und die sog. Marschallzimmer der Fürsten von Wrede, deren Einrichtung aus dem 19. Jahrhundert stammt, können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Im Westflügel befindet sich mit dem Kulturzentrum Ostpreußen ein weiteres Museum, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerung an den ostpreußischen Kulturraum zu bewahren. Ausgestellt sind Majolika, historische Jagdwaffen, Bernsteinschmuck, Kupferstiche und ein Königsberger Bürgerzimmer. Einen Abstecher lohnt auch der Schlosspark mit seinem alten Baumbestand, der sich hinter der Schlosskirche erstreckt.
♦ Schlossführungen: April bis Sept. Di-So stündl. zwischen 9 und 18 Uhr, zwischen Okt. und März um 10, 11, 12, 13, 14 und 15 Uhr. Teilnahmegebühr 5 €, erm. 4 €.
Kulturzentrum Ostpreußen: April bis Sept. tgl. außer Mo 10-12 und 13-17 Uhr, Okt. bis März tgl. außer Mo 10-12 und 14-16 Uhr. Eintritt 2,50 €, erm. 2 €. www.kulturzentrum-ostpreussen.de.
Kastell Sablonetum: Etwas außerhalb von Ellingen liegt das frei zugängliche römische Kastell (leicht zu finden, da gut beschildert). Das im ersten Drittel des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung errichtete Kastell wurde schon hundert Jahre später wieder aufgegeben, wobei keinerlei Spuren auf einen Kampf hinweisen. Auf dem etwa 80 mal 90 Meter großen Areal dürften ungefähr 200 Mann stationiert gewesen sein. Das Kastell wurde von einer Mauer mit vier Ecktürmen und zwei Toren gesichert. Der Westturm und die Nordmauer konnten nach den Ausgrabungen rekonstruiert werden.
Praktische Infos
Information Tourist-Info, Schlossstr. 3, 91792 Ellingen, Tel. 09141/976543. www.ellingen.de.
Verbindungen Häufige Zugverbindungen mit Weißenburg, Pleinfeld, Roth, Schwabach und Nürnberg (R 6).
Barock-Rundweg Die Stadt Ellingen hat einen Rundweg erarbeitet, auf dem sich die barocken Sehenswürdigkeiten erschließen lassen. Broschüre in der Tourist-Info (s. o.) erhältlich.
Essen/Übernachten Römischer Kaiser, private Herberge mit acht individuellen Gästezimmern, die im liebevoll barocken Stil eingerichtet sind. EZ 67 €, DZ 104 € (inkl. Frühstück). Bitte rechtzeitig anmelden! Weißenburger Str. 17, Tel. 09141/8731810. www.roemischer-kaiser-ellingen.de.
Ellinger Sommerkeller, die traditionsreiche Ausflugsgaststätte mit ihrem schönen Wald-Biergarten (keine Sperrzeit!) besitzt einen Kinderspielplatz. Mi Ruhetag. Sommerkeller 1, Tel. 09141/874262. www.fuerst-carl.de/de/erleben/sommerkeller.
Weißenburg18.250 Einw.
Weißenburg ist mit Sicherheit die kulturhistorisch interessanteste Stadt im südlichen Mittelfranken. Neben ihrer reichsstädtischen Tradition kann die 18.000 Einwohner zählende Kreisstadt auch mit einer römischen Vergangenheit aufwarten.
Der spektakuläre Fund des Römerschatzes im Jahre 1979 hat die Stadt in einen richtiggehenden „Römer-Taumel“ gestürzt. Das Heimatmuseum wurde flugs in ein Römermuseum umgewandelt, um den Schatz ansprechend präsentieren zu können. Man hat die Thermen des ehemaligen Lagers fachkundig restauriert und das Nordtor des einstigen Kastells rekonstruiert. Vieles spricht dafür, den Römern einmal nicht in Verona oder Rom nachzuspüren, sondern im fränkischen Weißenburg. Nachdem die UNESCO den Limes im Juli 2005 zum Weltkulturerbe erklärt hat, versucht Weißenburg sein Profil als Römerstadt mit einem Informationszentrum zu schärfen.
Neben den Relikten aus der Römerzeit besitzt die einstige Reichsstadt aber auch einen eindrucksvollen alten Kern sowie eine Stadtbefestigung, die noch größtenteils erhalten ist und immer wieder idyllische Ecken preisgibt. Mit der Renaissancefestung Wülzburg verfügt Weißenburg über eine weitere Attraktion.
Geschichte
Auch wenn in der Umgebung keltische Spuren nachzuweisen sind, so trat Weißenburg doch erst im Jahre 89 unserer Zeitrechnung, dem vermuteten Baubeginn des Römerkastells, ins Licht der Geschichte. Es war dies die Zeit, als die Römer die nördliche Grenze ihrer Provinz Raetien über die Donau hinaus ins Altmühl- und Rezat-Tal verschoben, um die Verbindungswege zwischen der obergermanischen und der raetischen Provinz, also zwischen Rhein und Donau, zu verkürzen. An dieser neuen Nordgrenze des Römischen Reichs ließ Kaiser Trajan den Limes errichten, jenen gewaltigen, 548 Kilometer langen Grenzwall, dessen drei Meter hohe Mauern den Einfall der „Barbaren“ abwehren sollten. Im Zuge der Sicherung dieser Landnahme entstand eine komplette Infrastruktur mit Siedlungen, Gutshöfen, Straßen und - nicht zu vergessen - Kastellen für die Hilfstruppen, die den Limes bewachen sollten. Ein ebensolches Holzkastell mit einer Grundfläche von 240 Meter mal 160 Meter stand damals auf dem Gebiet des heutigen Weißenburgs. Ihm folgte um die Mitte des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung ein westlich vom alten Lager errichtetes Steinkastell (Biriciana), das des Öfteren zerstört (z. B. 174 u. Z. von den Markomannen und 233 u. Z. von den Alamannen) und von den Römern zurückerobert wurde. Nach dem Jahr 260 bemächtigte sich ein Unterstamm der Alamannen endgültig des Gebiets um Weißenburg. Die freigelegten Reste der größten Thermenanlage Süddeutschlands zeugen außerdem von