Zu Vermieten. John Galsworthy

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Zu Vermieten - John Galsworthy Forsyte

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er gegeben worden war, hatte einen Erwachsenen im Haus, mit einem Husten und einem großen Klumpen Kitt, aus dem er ein Gesicht formte, deshalb kam sie so gut wie nie zum Teich hinunter, um nach ihm zu sehen. Einmal jedoch brachte sie zwei andere Erwachsene mit. Der kleine Jon, der gerade seinen nackten Körper mit den Aquarellfarben seines Vaters mit hellblauen und gelben Streifen bemalt und ein paar Entenfedern in die Haare gesteckt hatte, sah sie kommen und – legte sich zwischen den Weiden auf die Lauer. Wie er es vorhergesehen hatte, gingen sie sogleich zu seinem Wigwam und knieten sich hin, um hineinzusehen, sodass er Tante June und die erwachsene Frau mit einem markerschütternden Schrei fast vollständig skalpieren konnte, bevor sie ihn küssten. Die Namen der beiden Erwachsenen waren Tante Holly und Onkel Val, der ein braunes Gesicht hatte und ein wenig humpelte und schrecklich über ihn lachte. Er mochte Tante Holly, die auch eine Schwester zu sein schien, aber sie gingen beide noch am selben Nachmittag fort und er sah sie nicht wieder. Drei Tage bevor sein Vater und seine Mutter wieder zurückkommen sollten, ging auch Tante June in großer Eile fort, zusammen mit dem hustenden Erwachsenen und dessen Klumpen Kitt. Und Mademoiselle sagte: »Der arme Mann, er war sehr krank. Du darfst nicht in sein Zimmer gehen, Jon.« Der kleine Jon, der selten etwas tat, nur weil man ihm gesagt hatte, dass er es nicht tun durfte, ging nicht hinein, obwohl er gelangweilt und einsam war. In Wahrheit waren die Tage des Teichs vorüber und er war innerlich durch und durch von Unruhe und dem Wunsch nach etwas Anderem erfüllt – kein Baum, kein Gewehr – etwas Sanftes. Jene letzten beiden Tage waren ihm wie Monate erschienen, trotz Cast up by the Sea, in dem er von Mother Lee und ihrem schrecklichen verheerenden Freudenfeuer las. Er war die Treppen in jenen zwei Tagen vielleicht hundert Mal auf und ab gegangen und hatte sich mehrmals vom Kinderspielzimmer, wo er nun schlief, in das Zimmer seiner Mutter geschlichen, alles dort angesehen, ohne etwas anzufassen, und war dann weiter ins Ankleidezimmer gegangen, und auf einem Bein neben der Bade­wanne stehend, wie Slingsby, hatte er geheimnisvoll geflüstert: »Ho, ho, ho! Donnerwetter!« – das sollte Glück bringen. Dann hatte er sich zurückgeschlichen, den Kleiderschrank seiner Mutter geöffnet und tief eingeatmet und der Duft schien ihn näher an etwas zu bringen – an was, wusste er nicht.

      Er hatte ebendies gerade erst getan, als er in dem Sonnenstrahl stand und überlegte, auf welche der verschiedenen Arten er das Treppengeländer hinunterrutschen sollte. Sie schienen ihm alle dumm, und von einer plötzlichen Trägheit befallen, begann er eine Stufe nach der anderen hinunterzusteigen. Während diesem Abstieg, konnte er sich ganz deutlich an seinen Vater erinnern – an den kurzen grauen Bart, das Zwinkern in seinem tiefen Blick, die Falte zwischen seinen Augen, das lustige Lächeln, die dünne Gestalt, die dem kleinen Jon immer so groß vorkam, doch seine Mutter konnte er nicht sehen. Alles, was sie verkörperte, war etwas sanft Wiegendes mit zwei dunkeln Augen, die zu ihm zurückblickten, und der Duft ihrer Kleidung.

      Bella war in der Halle, sie zog die dicken Vorhänge zur Seite und öffnete die Haustür. Der kleine Jon sagte in bettelndem Tonfall:

      »Bella!«

      »Ja, Jon.«

      »Lass uns doch unter der Eiche Tee trinken, wenn sie kommen, ich weiß, das wäre ihnen am liebsten.«

      »Du meinst, das wäre dir am liebsten.«

      Der kleine Jon dachte nach.

      »Nein, ihnen, weil sie mir damit eine Freude machen.«

      Bella lächelte. »Gut, ich bringe den Tee nach draußen, wenn du still hier wartest und keinen Unfug anstellst, bevor sie kommen.«

      Der kleine Jon setzte sich auf die unterste Stufe und nickte.

      Bella kam zu ihm und sah ihn prüfend an.

      »Steh auf!«, sagte sie.

      Der kleine Jon stand auf. Sie musterte ihn von hinten, er war nicht grün und seine Knie schienen sauber zu sein.

      »In Ordnung!«, sagte sie. »Meine Güte, wie braun du bist! Gib mir einen Kuss!«

      Und der kleine Jon bekam einen Schmatz aufs Haar.

      »Welche Marmelade?«, fragte er. »Ich habe keine Lust mehr auf Warten.«

      »Stachelbeere und Erdbeere.«

      Mm! Die mochte er am liebsten!

      Nachdem sie gegangen war, saß er fast eine Minute lang still da. Es war ruhig in der großen Halle, die nach Osten hin offen war, sodass er einen seiner Bäume sehen konnte, eine Brigg, die sehr langsam über den oberen Rasen segelte. In der äußeren Halle warfen die Säulen schräge Schatten. Der kleine Jon stand auf, sprang auf einen davon und lief um die Gruppe von Schwertlilien, die das Bassin aus grau-weißem Marmor in der Mitte füllten. Die Blumen waren hübsch, aber sie dufteten nur ganz wenig. Er stand in der offenen Tür und sah nach draußen. Was, wenn – wenn sie nicht kommen würden! Er hatte so lange gewartet, dass er das Gefühl hatte, das nicht ertragen zu können, und mit einem Schlag wanderte seine Aufmerksamkeit von derartiger Endgültigkeit zu den Staubkörnchen in dem hereinfallenden bläulichen Sonnenlicht: Er streckte die Hand hoch und versuchte welche davon zu fangen. Bella hätte dieses Luftstück abstauben sollen! Aber vielleicht war es gar kein Staub – sondern das, woraus das Sonnenlicht gemacht war, und er ging nachsehen, ob das Sonnenlicht draußen genauso war. War es nicht. Er hatte gesagt, dass er still in der Halle bleiben würde, aber er konnte es einfach nicht mehr länger, und er ging über den Kies der Auffahrt und legte sich auf der anderen Seite ins Gras. Er pflückte sechs Gänseblümchen, wählte mit Bedacht verschiedene Namen für sie – Sir Lamorac, Sir Tristram, Sir Lancelot, Sir Palimedes, Sir Bors, Sir Gawain – und ließ immer zwei gegeneinander kämpfen, bis nur noch Sir Lamorac, den er wegen seines besonders dicken Stängels ausgewählt hatte, seinen Kopf hatte, und selbst der sah nach drei Auseinandersetzungen mitgenommen und wackelig aus. Ein Käfer krabbelte langsam im Gras, das bald wieder gemäht werden musste. Jeder Halm war ein kleiner Baum, um dessen Stamm der Käfer kriechen musste. Der kleine Jon streckte Sir Lamorac mit den Füßen voran aus und stupste das Tierchen damit. Es zappelte hektisch. Der kleine Jon lachte, verlor das Interesse und seufzte. Sein Herz fühlte sich leer an. Er rollte sich auf den Rücken. Die blühenden Linden strömten einen Honigduft aus und das Blau des Himmels war schön, mit ein paar weißen Wolken, die wie Zitroneneis aussahen, und vielleicht auch so schmeckten. Er konnte Bob Way down upon the Suwannee River auf seiner Ziehharmonika spielen hören, und es gefiel ihm und es machte ihn traurig. Er rollte sich wieder auf den Bauch und drückte sein Ohr an den Boden – Indianer konnten Dinge hören, die ganz weit weg waren – aber er konnte nichts hören – nur die Ziehharmonika! Und fast genau in diesem Moment hörte er ein Knirschen, ein schwaches Hupen. Ja! Es war ein Auto – sie kamen – sie kamen! Er sprang auf. Sollte er in der Vorhalle warten oder schnell nach oben rennen und dann, wenn sie hereinkamen, rufen: »Schaut mal!«, und langsam das Geländer hinunterrutschen, mit dem Kopf voran? Sollte er? Das Auto fuhr in die Auffahrt ein. Es war zu spät! Und er wartete einfach und sprang auf und ab vor Aufregung. Das Auto kam schnell, surrte und blieb stehen. Sein Vater stieg aus, ganz so, wie er in echt aussah. Er beugte sich hinunter und der kleine Jon hopste zu ihm hoch – sie stießen zusammen. Sein Vater sagte: »Hopsala! Na, du bist aber braun geworden, alter Mann!« – so, wie er immer redete. Und das Gefühl der Erwartung – dem Wunsch nach etwas – brannte weiter ungestillt in dem kleinen Jon. Dann sah er mit einem langen, schüchternen Blick seine Mutter, in einem blauen Kleid, einen blauen Schal über ihrer Kappe und ihrem Haar, lächelnd. Er hüpfte so hoch, wie er konnte, verschlang seine Beine hinter ihrem Rücken und umarmte sie. Er hörte sie nach Luft schnappen und fühlte, wie sie ihn ebenfalls an sich drückte. Erst dann blickten seine sehr dunkelblauen Augen in ihre sehr dunkelbraunen, bis ihre Lippen seine Augenbrauen küssten, und als er sie so fest er konnte drückte, hörte er sie ächzen und lachen und sagen: »Du bist stark, Jon!«

      Daraufhin ließ er sich hinuntergleiten, rannte in die Halle und zog sie an der Hand mit.

      Während

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