Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane. Sandy Palmer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer страница 6

Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer

Скачать книгу

musste schlucken. Die Worte ihres Sohnes hatte das Tiefste ihrer Seele berührt. Ihr wurde einmal mehr klar, was für einen wunderbaren Sohn sie hatte. Für ihn würde sie durchs Feuer gehen - und er für sie.

      Sie hauchte ihm nur einen Kuss auf die Stirn und strich ihm wieder über das braune Haar.

      »Ich wusste ja immer, dass du ein schlauer Bursche bist«, meinte sie stolz. »Und vor allen Dingen ein gescheiter Sohn. Iss dein Frühstück, damit dir unterwegs net schlecht wird, wenn du rauf zum Gipfel kraxelst! Du wirst schon wissen, was richtig für dich ist. Und grüß mir die Johanne recht schön von mir, gell?«

      »Aber sicher doch, Mutter«, erwiderte Raphael und erwiderte ihren Kuss, indem seine Lippen ihre Wangen fanden.

      Während Helga Harlander aufstand und sich dem Abwasch widmete, genoss Raphael das reichliche Frühstück. Wie immer hatte seine Mutter mehr hergerichtet, als er essen konnte.

      Er hatte keine Eile. Trotzdem merkte er, dass er immer häufiger zur alten Wanduhr schaute, als befürchte er, es könne irgendwann zu spät sein, rechtzeitig am Treffpunkt zu sein.

      Irgendwie fühlte er sich irritiert, während er den letzten Happen Spiegelei aß und mit einem Schluck Kaffee hinunterspülte. Es war lange her, dass er sich derart euphorisch gefühlt hatte.

      Vor drei Jahren in München hatte er dieses Empfinden als letztes Mal gehabt. Sie hieß Claudia, war Studentin der Philosophie und ein wunderbares Geschöpf. Sie war die einzige Frau gewesen, die zeitweilig den Gedanken an Johanne hatte verblassen lassen. Er hatte geglaubt, sie zu lieben, doch das Erwachen war um so schrecklicher gewesen. Ihre Beziehung hätte wegen ihrer exzentrischen Lebensvorstellung nicht lange gehalten. Die Zuneigung zu Johanne aber war danach umso stärker geworden.

      Plötzlich schrak Raphael auf. Er hatte vor sich hingeträumt und beinahe die Zeit vergessen.

      »Ich muss los!« Er wischte sich den Mund mit einer Serviette ab, stand auf und verabschiedete sich mit einem Kuss von seiner Mutter.

      Eine Minute später trat er hinaus in den gleißenden Sonnenschein eines jungen Morgens.

      Helga Harlander schaute ihrem Sohn lange durch das Fenster nach. Ihr Gedanken schweiften ab in die Vergangenheit, wo der Grundstein für den ewig scheinenden Zwist zwischen den Harlanders und den Giefners lag.

      Ein sinnloser Zwist, der längst seine Bedeutung verloren hatte. Zwei alte Sturköpfe aber führten ihn fort, als wären sie verpflichtet, den Fehlern ihrer Väter und Großväter nachzueifern.

      Nein, sie hatte lange genug zugeschaut. Sie wusste nur zu gut, dass auch Frieda Giefner, Johannes Mutter, ähnlich dachte. Das Glück der Kinder ging vor. Dafür würde sie kämpfen und für nichts auf der Welt zurückweichen, wenn es nötig war.

      5

      Johanne konnte sich nicht entsinnen, jemals in ihrem Leben derart nervös gewesen zu sein. Schon eine halbe Stunde vor ihrer Verabredung war sie am Treffpunkt. Die junge Frau war zwar unruhig, doch innerlich hatte sich auch so etwas wie Genugtuung breitgemacht. Der Vater hatte keinerlei Verdacht geschöpft, da ihre Aufgabe, dem Wirt vom Berggasthof ein paar Flaschen hinaufzubringen, seit Tagen feststand, und auch die Mutter schien ahnungslos zu sein.

      Johanne musste keine Furcht haben, dass man sie vielleicht vom Hof aus beobachten könnte. Sie hatte es sich hinter der Wegbiegung auf einem Felsbrocken gemütlich gemacht. Sie genoss die Wärme der Morgensonne. Zu ihrem Glück fehlte nur noch Raphael.

      Würde er wirklich kommen?

      Obwohl sie wusste, dass es noch zu früh war, wurde sie mit jeder Minute unruhiger. Immer häufiger suchten ihre Augen den Waldrand ab. Kam er vielleicht doch über den Weg, der immer noch einer Morastrinne glich? Nein, gewiss nahm er den schmalen Pfad durch den Lärchenwald, den sie am Vortag gegangen waren.

      Ihre Ungeduld wuchs. Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz nach acht Uhr.

      In Johannes Magen bildete sich ein Kloß. Das erste Mal kamen ihr Zweifel, ob Raphael wirklich kommen würde. Gewiss hatte er sich nur einen Scherz mit ihr erlaubt. Von einer Sekunde zur anderen fühlte sie sich wie entblößt. Am liebsten wäre sie in den Erdboden versunken.

      Er hatte nur mit ihr gespielt. Ja, und sie dumme Gans hatte sich etwas darauf eingebildet, dass er mit ihr hinauf zum Fernauer Wirt gehen wollte. Wie hatte sie nur so blind sein können.

      Raphael Harlander war längst ein Stadtmensch geworden. Da liefen Frauen rum, die hundertmal schöner und begehrenswerter als sie waren.

      Sie erhob sich schwerfällig und nahm den Korb mit den schweren Flaschen. Traurig machte sie sich auf den Weg zum Berggasthof. Es würde ein einsamer Pfad werden, doch sie schwor sich, nie wieder einem Mann zu vertrauen.

      »Johanne!«

      Im ersten Augenblick glaubte sie, der Wind hätte ihr einen Streich gespielt. Trotzdem schaute sie sich um - und ihr Herz drohte, einen Schlag auszusetzen.

      Raphael!, durchfuhr es sie. Fast mechanisch stellte sie den Korb neben sich und war danach wie erstarrt. Der junge Mann kam mit großen Schritten den Hang hochgelaufen. Er schien außer Atem zu sein, aber er hielt erst inne, als er schnaufend vor ihr stand und nach Atem rang.

      »Ich bin ein Depp«, keuchte er. »Eigentlich wollt’ ich ja zuerst da sein, aber ich hab’ verschlafen«, log er. Noch fand er nicht den Mut, ihr zu sagen, dass er beim Frühstück von ihr geträumt und dadurch die Zeit vergessen hatte.

      Johanne war überglücklich, obwohl sich das schlechte Gewissen in ihr meldete.

      Wie nur hatte sie so schlecht über ihn denken können?

      »Ist schon recht«, meinte sie lächelnd. »Nun müssen wir uns aber sputen.«

      Wie selbstverständlich packte Raphael den Korb mit den Flaschen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Ostflanke des Falkenecks mit seinen breiten Waldgürteln und grauen Geröllhalden jenseits der Baumgrenze. Genau dort lag der kleine Berggasthof vom Fernauer Bernd. Besonders Bergtouristen und Bergsteiger suchten das einsame Haus in der Wildnis auf. Obwohl es weit ab oben in den Bergen lag, war es wegen seiner Gastlichkeit und guter Küche bei den Bergsteigern und Wanderern bestens bekannt.

      Lange Zeit gingen die beiden jungen Menschen schweigend nebeneinander her. So recht mochte kein Gespräch zustandekommen. Raphael versuchte mehrere Male, Johanne etwas aus der Reserve zu locken, doch es gelang ihm nicht. Sie antwortete ihm zwar freundlich und schien glücklich, dass er mit ihr sprach. Bald aber schon schlief das Gespräch wieder ein.

      Das änderte sich, als sie den Fernauer Hof über sich am Rande des Hanges sahen.

      »Noch eine halbe Stunde, dann sind wir da«, meinte Johanne. »Soll ich dir den Korb net eine Weile abnehmen?«

      »Warum? Sehe ich so schwach und gebrechlich aus«, scherzte Raphael und blieb stehen.

      Ehe Johanne etwas erwidern konnte, erreichten sie eine enge Wegbiegung. Ein umgestürzter Baum, der quer über dem engen Pfad lag und ein kleiner Erdrutsch lenkten sie ab.

      »Das sieht net gut aus«, wechselte Raphael das Thema. »Meinst du, dass du es bis darüber schaffst?«

      »Warum? Sehe ich

Скачать книгу