Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane. Sandy Palmer

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Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer

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in den Bart, das keiner von ihnen verstand. Leicht vornübergebeugt verschwand er aus der Gaststube.

      Sie genossen ihre einsame Zweisamkeit. Während sie aßen, sprachen sie viel über Vergangenheit und Zukunft. Das Wetter, das draußen tobte, interessierte sie nicht. Es würden auch wieder sonnige Stunden folgen. Es konnte ihr Glück nicht stören.

      Das Unwetter würde bald abziehen, wie die helleren Streifen am Horizont schon andeuteten. Dafür aber zogen unsichtbar für das menschliche Auge andere düstere Wolken auf. Sie waren nicht natürlicher Art, sondern Vorboten des Schicksals.

      6

      »Schluss für heute«, schimpfte Peter Finkenthal. »Es hat keinen Sinn mehr, bei diesem Wetter weiterzuarbeiten.«

      Missgestimmt schlug er die Axt in den Stamm der Fichte, unter der sie zusammengekauert standen. Er wischte sich über das regennasse Gesicht und stieß einen Fluch aus.

      »Stimmt«, bestätigte sein Kollege Bruno Atztaler. »Ich bin nass wie ein Fisch. Ein Irrsinn ist’s, wenn ihr mich fragt. Heut’ wird nix mehr mit dem Wetter.«

      Auch der Dritte im Bund, Beppo Bergner, nickte zustimmend. Es war unmöglich, bei einer solchen Witterung die ganzen umgestürzten Bäume zu entästen und zu zersägen.

      Seit einer Viertelstunde goss es wie aus Kübeln. Eine Weile hatten sie den Regen einfach ignoriert, doch nun wurde er noch heftiger. Sie mussten sich unter eine mächtige Fichte stellen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis auch die mächtige Krone die Tropfen nicht mehr zurückhalten konnte.

      »Los, lasst uns rauf zum Fernauer Bernd gehen«, schlug Peter Finkenthal vor. »Da können wir uns wenigstens ein bisserl aufwärmen. Und eine Maß oder ein Enzian wären bei diesem Sauwetter gewiss auch net schlecht.«

      Die beiden anderen Holzfäller nahmen den Gedanken gerne auf. Sie schulterten ihre Äxte und Sägen und machten sich an den anstrengenden Aufstieg zu dem einsamen Berggasthof. Sie benötigten eine knappe halbe Stunde. Völlig durchnässt und missmutig erreichten sie das Haus und traten ein. Peter Finkenthal war der Erste, die anderen folgten prustend und schüttelten den Regen von den Umhängen und Hüten.

      Der junge Holzfäller erstarrte, als er die beiden einzigen Gäste in der Gaststube entdeckte. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er seinen Schrecken und Zorn in den Griff zu bekommen versuchte.

      Er hatte Johanne sofort erkannt.

      Während seine Begleiter den alten Wirt freundlich grüßten und über das Wetter schimpften, nickte er der jungen Frau knapp zu und steuerte den wuchtigen Tresen im hinteren Teil der Stube an.

      »Grüß dich, Fernauer«, sagte er schlecht gelaunt. »Schenk mir auch eine Maß und einen Enzian ein! Ich kann’s brauchen.«

      Als er sich auf einen der hohen Hocker setzte, warf er einen verstohlenen Blick zur Seite. Er zermarterte sich das Gehirn, wer der Mann an Johannes Seite sein mochte.

      Der Zorn in ihm wuchs. Niemand hatte das Recht, mit seiner Johanne herumzupoussieren. Sie gehörte ihm und niemand anderem.

      Die anderen Männer merkten, dass er nicht ganz bei der Sache war und entweder abwesend in sein Glas schaute oder zum Fenster hinüber schielte. Hin und wieder ließ Bruno Atztaler eine Bemerkung los, die ihn ärgerte. Noch aber hatte er sich in der Gewalt und antwortete entsprechend.

      »Hör mit dem Gerede auf, Bruno!«, warnte er, als sein Kollege die spitzfindigen Bemerkungen nicht unterließ. »Trink lieber deine Maß aus! Die nächste Runde geht auf dich.«

      Nach einer halben Stunde wurde die Stimmung in der Gaststube knisternd. Es war kein böses Wort gefallen, doch man konnte die Spannung fast spüren.

      Der Fernauer Bernd merkte es genauso wie Johanne und Raphael. Sie hatte ihn schnell über Peter Finkenthal und die Ansprüche, die er sich einbildete, aufgeklärt.

      Nach der dritten Maß und zahlreichen Schnäpsen erhob sich der Holzfäller und kam auf den Tisch beim Fenster zu. Er ignorierte die mahnenden Worte des Wirtes.

      »Jetzt weiß ich auch, wer du bist«, erklärte Finkenthal und fixierte Johannes Begleiter. »Du bist der Sohn vom Harlander, net wahr?«

      »Der bin ich«, bestätigte Raphael und streckte Finkenthal die Hand entgegen. »Komm, hock dich nieder, Peter! Lass uns auf alte Tage trinken! Deine Freunde sind natürlich auch eingeladen. Fernauer, schenk bitte noch vier Enzian aus!«

      Finkenthal brummte böse. Er kannte Raphael von Kindheit an, und er hatte schon früher seine Überlegenheit und Intelligenz nie gemocht.

      »Das kannst sein lassen, Fernauer«, lehnte er ab. »Ich wollt die Johanne nur etwas fragen.«

      »Und das wäre?« Die junge Frau kannte Peter sehr gut und wusste, dass er nur Streit suchte.

      »Draußen hat’s zu regnen aufgehört«, begann Finkenthal.. »Komm, ich bring dich heim! Allein ist’s an den Hängen nach so einem Regen net ungefährlich.«

      Er griff nach ihrem Unterarm, doch sie wich ihm aus.

      »Ich kann schon selbst auf mich aufpassen«, meinte sie ernst. »Warum lässt du mich net in Ruhe, Peter? Ich möcht’ mich hier in Ruhe unterhalten. Warum also störst du uns?«

      »Reden kannst du auch mit mir«, murrte Finkenthal. »Also, sput’ dich! Wir wollen gehen.«

      Erneut versuchte er sie zu zwingen, ihm zu folgen.

      »Meinst du net, dass die Johanne alt genug ist, selbst zu entscheiden, wann sie ...«

      »Jetzt reicht es mir, Finkenthal«, mischte sich der alte Wirt ins Gespräch und kam mit einem klobigen Wanderstab bewaffnet quer durch den Raum. »Hier unter meinem Dach gibt’s keinen Streit, Finkenthal, versteht mich? Die beiden hocken hier friedlich beieinander, und seitdem du hier hereingekommen bist, suchst nur Streit. Mach’, dass du deine Maß austrinkst und verschwind’, wenn du keine Ruhe geben kannst!«

      Für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als ob sich der Holzfäller auf den alten Mann stürzen wollte. Dann aber verschwand das eigenartige Funkeln in seinen hellen Augen.

      »Wie du meinst, Fernauer«, zischte er wütend. Er drehte sich auf dem Absatz um, warf einige Münzstücke auf die Theke und stampfte auf die Tür zu.

      »Wie ist’s Leute? Wollt ihr etwa noch länger in diesem verräucherten Loch bleiben?«

      Weder Bruno Atztaler noch Beppo Bergner machten Anstalten, ihm zu folgen.

      »Warum hast du’s plötzlich so eilig?«, fragte Atztaler provozierend. Er hasste Peters Wutausbrüche und seine Unbeherrschtheit wie die meisten in der Gegend. Er war und blieb ein unangenehmer Zeitgenosse, mit dem er zwangsläufig als Kollege leben musste.

      »Dann eben net«, schimpfte Finkenthal aufgebracht.

      Er hatte die Tür fast erreicht, als die harte Stimme des alten Wirts ihn zurückhielt.

      »Finkenthal«, rief er fast herrisch und gefährlich leise. »Bevor du gehst, noch ein Wort.«

      Der

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