Schöpfung ohne Schöpfer?. Группа авторов

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wenn wir ähnlich strenge Maßstäbe für „naturwissenschaftlich“ anlegen wie für den Design-Ansatz. Diese Frage ist nicht nur von abstraktem wissenschaftstheoretischem Interesse. Sie hat eine Auswirkung auf den epistemischen, d. h. potenzielle Erkenntnisse darstellenden Gehalt solcher Theorien: Als Auffassung, dass es bei der Entstehung und Evolution von Lebewesen ausschließlich mit natürlichen Faktoren zugegangen sei, muss die Evolutionstheorie einen naturwissenschaftlichen Anspruch haben und diesen auch adäquat einlösen können (anders als ein Design-Ansatz). Sonst ist sie rational nicht gerechtfertigt und liefert keinen substanziellen Beitrag zum Verständnis der Welt. Kann sie aber wirklich diesen Anspruch einlösen?

      Die Frage hat auch Relevanz für einen ganz anderen Gesichtspunkt: Kritiker von Evolutionstheorien werden des Öfteren als „wissenschaftsfeindlich“ diffamiert, wenn sie mit dieser Kritik direkt oder indirekt Evolution als historischen Gesamtprozess in Frage stellen (vgl. den Beitrag „Evolution und Evolutionstheorien “ in diesem Band1). Dies geht sogar so weit, dass Anhänger von Schöpfungskonzepten als Gefahr für die Gesellschaft bezeichnet werden. Die Argumentation ist dabei etwa wie folgt:

      1. Wissenschaft wird als Pfeiler unseres Gemeinwesens und unserer zivilisatorischen Errungenschaften angesehen.

      2. Das Für-Wahr-Halten von Evolution wird als einzig legitime wissenschaftliche Haltung angesehen, Skepsis daran sei folglich eine wissenschaftsfeindliche Haltung.

      3. Konklusion: Wer Evolution in Frage stellt, stellt daher unser Gemeinwesen bzw. unsere zivilisatorischen Errungenschaften in Frage.

      Dieses Argumentationsmuster hat sich beispielsweise die Parlamentarische Versammlung des Europarates im Oktober 2007 zu eigen gemacht.2 Die genannte Argumentation ist aber aus mehreren Gründen unhaltbar:

      • Wesentliche Aspekte unserer zivilisatorischen Errungenschaften wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenrechte, Sozialwesen usw. sind keine Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung, sondern entstammen zumindest teilweise einem christlichen Menschenbild oder anderen philosophischen Ideen (z. B. SCHMIDT 2004). Nur auf einer solchen Grundlage kann auch die moderne Technik, die mit dem naturwissenschaftlichen Fortschritt verbunden ist, allgemein segensreich wirken.

      • Die Evolution (im Sinne von Makroevolution) betrifft im besten Fall einen anderen Typus von Naturwissenschaft als den, der für unsere moderne Technik und Zivilisation relevant ist. Bei Evolution geht es um Naturgeschichte (was vor langer Zeit mutmaßlich passiert ist) und das hypothetische natürliche Entstehen sehr komplexer Dinge, während die moderne Technik wesentlich auf experimentellen Methoden beruht (wie funktionieren die Dinge) und ihrem gezielten, planmäßigen Aufbau auf Grundlage unserer Kenntnis der Naturgesetze (Ingenieurskunst), wodurch sogar eine Verbindung zu Intelligent Design besteht. Ablehnung von Evolution bedingt jedenfalls kein Ablehnen experimenteller Wissenschaft und der darauf aufbauenden Technik.

      • Makroevolution kann mit guten wissenschaftlichen Gründen in Frage gestellt werden. Kritik an möglicherweise nicht zutreffenden Hypothesen ist keinesfalls wissenschaftsfeindlich, sondern erforderlich für Wissenschaft. Vielmehr ist ein faktisches Kritikverbot an Hypothesen wissenschaftsfeindlich, da es den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess unterminiert. Konkret: Ein prinzipieller Ausschluss von Schöpfung als naturgeschichtliche Hypothese ist wissenschaftsfeindlich.

      Evolution betrifft im besten Fall einen anderen Typus von Naturwissenschaft als den, der für unsere moderne Technik und Zivilisation relevant ist.

      • Darüber hinaus kann mit guten Gründen die Naturwissenschaftlichkeit und die Erklärungskraft von relevanten Evolutionstheorien in Frage gestellt werden.

      Dieser letzte Punkt betrifft das Thema dieses Beitrags. Die Frage nach der Wissenschaftlichkeit von Evolutionstheorien hat in Bezug auf die oben geschilderte polemische Kritik am Design-Ansatz zwei Gesichtspunkte:

      1. Wenn Evolution im Kern nicht durch eine naturwissenschaftliche Theorie beschrieben werden kann, kann die Infragestellung einer allgemeinen Evolution (neben den genannten Gründen) nicht als „Angriff gegen die Naturwissenschaft“ gewertet werden.3

      2. Der Kontrast „Hier eine (vermeintlich) naturwissenschaftliche Evolutionsvorstellung, dort die nicht-naturwissenschaftliche Schöpfungsthese“ wäre nicht gerechtfertigt.

      Ein faktisches Kritikverbot an Hypothesen ist wissenschaftsfeindlich, da es den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess unterminiert.

      Daneben besteht die erwähnte epistemische Relevanz dieser Frage: Eine Evolutionstheorie, die keine wirklich naturwissenschaftlichen Erklärungen liefern kann, liefert zumindest keine Erklärungen, die spezifisch genug wären, um einen natürlichen Entstehungsprozess gegenüber Schöpfung zu favorisieren. Sie stellt in diesem Fall lediglich einen naturgeschichtlich-weltanschaulichen Deutungsrahmen bereit.

      Definition „Evolution“ und „Evolutionstheorie“

      Wenn von „Evolution“ und „Evolutionstheorie“ die Rede ist, muss definiert werden, was damit gemeint ist. Denn diese beiden Begriffe werden für recht verschiedene Inhalte genutzt. In diesem Beitrag soll unter „Evolution“ der hypothetische naturhistorische Prozess verstanden werden, der durch vererbbare Veränderungen der Lebewesen (Arten-, Form- und Funktionswandel) im Laufe von vielen Generationen ausgehend von einfachsten einzelligen Lebensformen zur Vielfalt aller Baupläne des Lebens geführt haben soll. Eine gemeinsame Abstammungsgeschichte aller Lebewesen ist aber nur ein Gesichtspunkt. Der wichtigste Aspekt ist, dass dieser Prozess als ein rein natürlich ablaufender Prozess angesehen wird, innerhalb dessen Planung und Zielorientierung keine Rolle spielen. Ein sehr nützlicher Begriff für die Kennzeichnung dieses Prozesses ist „Makroevolution“. Makroevolution* steht für Innovation* bzw. das Auftreten echter4 evolutionärer Neuheiten; das sind neuartige Konstruktionen mit neuartiger Funktionalität (im Vergleich zu mutmaßlichen Vorläuferstrukturen, ausführlicher im Glossar und bei JUNKER 2006a).

      Muss eine zutreffende Erklärung naturwissenschaftlich sein?

      Die Qualifizierung „naturwissenschaftlich“ (im hier definierten Sinne einer Erklärung von Phänomenen mittels Gesetzesaussagen und Randbedingungen) ist letztlich nicht entscheidend, insofern der naturwissenschaftliche Argumentations- und Begründungsmodus nicht der einzige legitime ist. Zum Beispiel wird in der Kriminalistik auch entscheidend auf Motive und andere geistige Merkmale eines Täters Bezug genommen oder auf Zeugenaussagen (d. h. sprachliche Daten). Solche Faktoren sind allesamt nicht naturwissenschaftlich analysierbar. Ähnliches gilt im Bereich der Geschichtsforschung, der Ethik oder in philosophischen Fragen. Auch dort kann es gute Gründe geben, bestimmte Hypothesen anderen vorzuziehen, während es sich nicht um naturwissenschaftliche Fragen handelt.

      Entsprechend steht auch die Frage im Raum, ob es gute Gründe gibt, dass die Entstehung mancher Phänomene der Natur naturwissenschaftlich nicht erklärbar ist. Die entscheidende Frage ist nicht, ob eine Antwort auf Ursprungsfragen „naturwissenschaftlich“ ist oder nicht, sondern ob angesichts der vorliegenden naturwissenschaftlich gewonnenen Indizien gute Gründe für sie sprechen. MONTON (2009, 58) schreibt dazu: „If science really is permanently committed to methodological naturalism, it follows that the aim of science is not generating true theories. … if science is not a pursuit of truth, science has the potenzial to be marginalized, as an irrelevant social practice.“

      Allerdings gibt es hier eine ggf. entscheidende Asymmetrie: Die Evolutionstheorie lebt notwendig von ihrem naturwissenschaftlichen Anspruch, der entsprechend auch einlösbar sein muss. Denn sie besteht wesentlich aus der These, dass es sich bei der Entstehung und Entwicklung des Lebens um rein natürliche Prozesse gehandelt haben muss.

      Die

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