Taubenblut. Lutz Kreutzer
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Читать онлайн книгу Taubenblut - Lutz Kreutzer страница 13
Sentlinger durchfuhr ein Schauer. Ihm war die Begegnung mit Charlie unangenehm.
Charlie nutzte den Wirbel um den Guru, der sich gerade mal wieder feiern ließ, um Sentlinger unbemerkt in ein Etablissement im ersten Stock zu führen. Hier wurde er von Jeab und Muu empfangen. Als Sentlinger die beiden sah, verschlug es ihm den Atem. Sie lächelten ihn an und strahlten um die Wette. Wie schön sie waren, dachte er. Ihr Anblick traf ihn bis ins Mark. Beide trugen Frauenkleidung, wie man sie in einem Haus wie diesem erwarten würde. Sie waren dezent geschminkt und bewegten sich so, dass kein Mensch vermuten würde, dass es sich um zwei Männer handelte. Allein das Wissen darum aber machte Sentlinger schier verrückt. Perfekte Ladyboys, dachte er, wunderschön. Sein Gesicht verklärte sich, und in ihm begann die Leidenschaft zu rasen.
Charlie bemerkte seine Verzückung und fragte: »Können wir dir etwas Gutes tun?«
Sentlinger schreckte auf. Diese plötzliche Unterbrechung ließ ihn aus seinen Gedanken fallen. Er stammelte: »Ähh … nein … nichts.« Er schluckte trocken.
»Einen Drink?«, fragte Charlie.
»Ja, das wäre gut. Bring mir ein Bier.«
Schnell gab Charlie den beiden ein Zeichen. Sie lächelten höflich, drehten sich um und verschwanden.
Charlie ging einen Schritt auf ihn zu. »Es freut mich, dir wieder dienen zu können. Wie geht es dir, Meister?«, fragte er mit demütigem Blick.
Sentlinger war sichtlich nervös. »Gut, danke, Charlie. Schön auch, dich zu sehen.« Er drehte sich zum Fenster und fragte: »Seit wann bist du hier?«
Charlie ging einen Schritt zurück und sagte leise: »Seit der Guru angekommen ist. Ich wollte mich schon früher …«
Sentlinger schoss herum. »Wage es nicht, mich hier zu kontaktieren!«, herrschte er ihn an. »Wenn wir was miteinander zu schaffen haben, dann melde ich mich bei dir. Verstanden? Du hältst dich zurück.«
Charlie nickte und sah zu Boden.
»Und jetzt lass mich alleine!«
Charlie nickte erneut, verneigte sich und verließ den Raum. Unmittelbar danach klopfte es an der Tür. Jeab und Muu kamen mit einer Flasche Mineralwasser und einem Bier zurück. Sentlinger spürte, wie sein Kreislauf wieder angeworfen wurde. Er ließ sie die Getränke auf den kleinen Tisch stellen und nahm in einem der Plüschsessel Platz. Als Jeab sich zum Tisch hinabbeugte, streichelte Sentlinger ihm vorsichtig mit der linken Hand über den Oberschenkel. Jeab lächelte. Muu kam hinzu, stellte das Bier ab und streichelte Sentlingers Wange. Sentlinger fuhr auch ihm mit der anderen Hand unter den Rock und erfasste die Vorderseite von Muus Slip. Dort spürte er die Wölbung, die den Unterschied zwischen einer Frau und diesem für ihn wundervollen Geschöpf klarstellte. Sentlinger war derart verzückt von den beiden Katoeys, dass er nicht merkte, dass die Tür aufging und Nuh Poo Tubkim hereinkam.
»Lass dich umarmen, mein lieber Freund«, sagte er überschwänglich und ging auf Sentlinger zu. »Wir haben uns lange nicht gesehen, und ich bin froh, dass wir uns hier treffen können. Wie schön es ist, dich zu sehen.«
Sentlinger fuhr hoch, drängte die beiden Katoeys zur Seite und sortierte sich schnell.
»Ich sehe, meine beiden schönsten Mädchen haben dich bereits herzlich empfangen, so wie es dir, mein alter Freund, gebührt. Und Charlie hast du sicher auch schon begrüßen können.«
Sentlinger stand wie angewurzelt da und stopfte sich das Hemd in die Hose. Nuh Poo kam auf ihn zu und umarmte ihn.
»Wie geht es dir, Erwin?«
»Gut, sehr gut, bei dem Empfang!«, sagte Sentlinger süffisant und betrachtete die beiden Katoeys, die ihn immer noch anlächelten.
»Ja, die beiden sind meine Schätze«, sagte Nuh Poo und verdrehte verzückt die Augen. »Sie sind mir die Liebsten. Magst du sie auch?«
Sentlinger überkam eine Wallung. Wie wunderbar sie waren. Er nickte und schluckte dabei.
Nuh Poo grinste ihm schelmisch zu und hob den Finger. »Du bist kein Kostverächter, oder wie sagt man? Du magst die beiden, oder?«
Sentlinger nickte verhalten. Er nahm sich wieder zusammen. Ein paar Sekunden sagten beide nichts. Nuh Poo spürte, dass eine eigenartige Spannung in der Luft lag. Dann platzte es aus Sentlinger heraus: »Poonish, wie kommst du dazu, einfach hier aufzutauchen? Bist du verrückt geworden? Was treibst du hier?«, fragte er zischend. »Und gerade hier in Tuntenhausen! Das ist der Sitz des katholischen Herrenordens! Und ich bin der Ehrenvorsitzende.«
»Was bedeutet das?«, fragte Nuh Poo lächelnd.
»Das ist ein heiliger Ort. Einer der heiligsten Orte Bayerns. Ihr müsst hier wieder weg.«
Nuh Poo gab den beiden Katoeys ein Zeichen, woraufhin sie sich lächelnd zurückzogen.
»Bitte setzt dich«, sagte der Guru und bot Sentlinger wieder einen Platz an, bevor er sich theatralisch in den anderen Sessel fallen ließ. Dann breitete er die Arme aus. »Ich bringe euch lieben Deutschen meine Mädchen hierher. Ihr braucht nicht mehr zu reisen. Verstehst du, Erwin? Ihr könnt jetzt alles hier bei euch haben.« Er glänzte über das ganze Gesicht und rollte enthusiastisch mit den Augen.
»Aber die Deutschen wollen nach Thailand reisen, wir wollen das hier nicht haben.«
Nuh Poo lächelte sanft. »Aber Erwin, sieh doch, wie sie alle kommen. Das Haus ist voll, meine Mädchen sind gefragt. Als Gesprächspartner und Gesellinnen. Sie sprechen ein bisschen Deutsch, sie sind ausgebildet. Ich habe ihnen alles beigebracht über das Land und seine Männer. Was die Deutschen so mögen.«
»Poonish, hör zu, das ist doch etwas ganz anderes, ob du das in Thailand machst oder hier bei uns! Bitte hör auf damit. Das gibt einen Skandal.«
»Wieso Skandal? Was heißt das? Ich habe Familie hier, und die möchte ich bald kennenlernen. Du wirst mich zu ihnen führen, so wie du es mir versprochen hast, als ich noch ein kleiner Junge war.«
Sentlinger räusperte sich. »Ja, das ist schon lange her. Damals habe ich mich um dich gekümmert, weil dein Vater ein guter Freund von mir war und ich das deiner Mutter versprochen hatte. Aber jetzt?«
Nuh Poo beugte sich vor. »Versprochen? Geschworen hast du es. Beim Tod meines Vaters. Ich will sie alle kennen lernen.«
Sentlinger baute sich vor Nuh Poo auf und musterte ihn von oben bis unten. »So kann ich dich doch nicht vorstellen. Das wollen deine Verwandten doch … gar nicht.«
»Warum weigerst du dich?«, fragte Nuh Poo verärgert.
Sentlinger seufzte. »Sie leben ja alle nicht mehr. Bis auf die Schwester deines Vaters. Aber die will dich nicht sehen«, log er. Sein Gesicht wurde hart. »Sie weiß um deine Leidenschaften, und damit will sie nichts zu tun haben.«
Nuh