Zwei Jahre Ferien. Jules Verne
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Zwei Jahre Ferien - Jules Verne страница 27
»Dann, wenn es gut ist, ess’ ich auch davon!« erwiderte Costar, dem schon das Wasser im Munde zusammenlief.
»Oh, es ist sogar ausgezeichnet«, versicherte Moko, der gar nicht genug rühmen konnte, wie schmackhaft das Fleisch der Schildkröten sei.
Da man nicht daran denken konnte, diese schwere Masse nach der Yacht zu befördern, musste man sich zum Ausweiden derselben an Ort und Stelle entschließen. Das war zwar eine etwas widerwärtige Arbeit; die jungen Schiffbrüchigen gewöhnten sich indessen schon langsam an die mancherlei recht unangenehmen Notwendigkeiten dieses Robinsonlebens. Die schwierigste Aufgabe war es, das Brustschild zu zersprengen, dessen metallische Härte selbst die Schneide einer Axt schartig gemacht hätte. Es gelang das endlich nach Einführung eines Bankmeißels in die Verbindungsstellen der Platten. Darauf wurde das in Stücke geschnittene Fleisch nach dem »Sloughi« geschafft.
Noch am nämlichen Tag konnten sich alle überzeugen, dass die Schildkrötenbouillon wirklich vorzüglich schmeckte, ganz zu schweigen von den gerösteten Fleischschnitten, welche verzehrt wurden, obwohl Moko auf den glühenden Kohlen sie hatte etwas schwarz werden lassen. Auch Phann bezeigte auf seine Weise, dass die Reste des Tieres für eine Hundezunge nicht zu verachten waren.
Die Schildkröte hatte über sechzig Pfund Fleisch geliefert, wodurch es möglich wurde, die Vorräte der Yacht zu schonen.
Unter solchen Verhältnissen verstrich der Monat März. Während der drei Wochen seit dem Schiffbruch des »Sloughi« hatte jeder nach besten Kräften gearbeitet, schon im Hinblick auf ein längeres Verweilen an dieser Küste. Jetzt kam es, ehe der Winter seinen Einzug hielt, darauf an, die wichtige Frage, ob Festland oder Insel, mit Bestimmtheit zu lösen.
Am 1. April wurde es offenbar, dass die Witterung in nächster Zeit umschlagen würde. Das Barometer stieg langsam, und der Wind, der auf das Land zustand, schwächte sich mehr und mehr ab. Man konnte sich über diese Vorzeichen einer bevorstehenden Ruhe der Atmosphäre, und zwar einer länger andauernden, nicht täuschen. Die Umstände gestatteten damit einen Forschungszug nach dem Innern des Landes.
Die Großen sprachen an jenem Tag schon davon und begannen nach reiflicher Überlegung bereits die Vorbereitungen zu jenem Ausflug, dessen hohe Bedeutung sich keiner verhehlte.
»Ich denke«, begann Doniphan, »dass uns nichts abhält, schon morgen früh aufzubrechen …?«
»Ich hoffe, nichts«, antwortete Briant, »und dann werden wir uns zu früher Stunde aufmachen müssen.«
»Ich habe aufgeschrieben«, ließ Gordon sich vernehmen, »dass die Landgrenze der im Osten wahrgenommenen Wasserlinie sich sechs bis sieben Meilen vom Vorgebirge befinden soll.«
»Ja«, bestätigte Briant; »da sich die Bai aber tief ins Land hineinzieht, ist es möglich, dass die Entfernung von unserem Lager aus eine kürzere wäre.«
»Und dann«, nahm Gordon das Wort, »könnte euer Ausflug ja kaum über vierundzwanzig Stunden in Anspruch nehmen.«
»Gewiss, Gordon, wenn es uns möglich ist, direkt nach Osten hin vorzudringen; doch werden wir einen Weg durch die Wälder finden, wenn wir das Steilufer erst hinter uns haben?«
»Oh, das ist die Schwierigkeit nicht, die uns aufhalten dürfte«, bemerkte Doniphan.
»Zugegeben«, antwortete Briant, »doch andere Hindernisse könnten uns den Weg verlegen, ein Wasserlauf, ein Sumpf oder was weiß ich? Es erscheint also gewiss ratsam, sich mit Nahrungsmitteln für eine mehrtägige Reise zu versehen.«
»Und mit Munition«, setzte Wilcox hinzu.
»Das versteht sich von selbst«, erwiderte Briant, »und du, Gordon, brauchst dich, im Falle wir nach vierundzwanzig Stunden noch nicht zurück wären, um uns nicht zu ängstigen.«
»Ich werde schon unruhig sein, wenn eure Abwesenheit auch nur einen halben Tag dauert«, antwortete Gordon. »Doch was reden wir hiervon — der Ausflug ist einmal beschlossen, und ihr werdet ihn unternehmen. Übrigens darf der Zweck desselben nicht allein der sein, das im Osten gesehene Meer zu erreichen; ihr müsst auch das Land jenseits des Steilufers ins Auge fassen. An unserer Seite hier haben wir keine Höhle gefunden, und wenn wir den »Sloughi« erst verlassen müssen, wollen wir unser Lager doch da aufschlagen, wo es vor den Seewinden geschützt ist. Die schlechte Jahreszeit auf diesem Strand zuzubringen erscheint mir untunlich.«
»Du hast recht, Gordon«, stimmte Briant ihm zu, »und wir werden nach einem Plätzchen suchen, wo wir uns später häuslich niederlassen können …«
»Es sei denn, es kann gezeigt werden, dass wir diese vermeintliche Insel für immer verlassen können«, bemerkte Doniphan, der immer wieder auf seine Idee zurückkam.
»Das versteht sich, vorausgesetzt, dass die schon weit vorgeschrittene Jahreszeit es gestattet«, antwortete Gordon. »Nun, wir werden ja unser Bestes tun. Morgen also zum Aufbruch!«
Die Vorbereitungen waren bald beendet. Lebensmittel für vier Tage, in Säcken, welche an einem breiten Gurt getragen wurden, vier Flinten, vier Revolver, zwei kleine Schiffsäxte, ein Taschenkompass, ein weittragendes Fernrohr, um das Land in einem Umkreis von drei bis vier Meilen genau überblicken zu können, Reisedecken, ferner neben dem gewöhnlichen Inhalt der Taschen, Lunten und Feuerstahl, nebst Streichhölzern, das schien für die Bedürfnisse einer kürzeren, aber nicht ungefährlichen Expedition zu genügen. Briant wie Doniphan, ebenso Service und Wilcox, welche jene begleiten sollten, mussten jedenfalls vorsichtig vorgehen, die Augen immer überall hinwenden und durften sich nicht trennen.
Gordon sagte sich wohl, dass seine Anwesenheit zwischen Briant und Doniphan nicht unnütz gewesen wäre; es erschien ihm aber doch klüger, bei dem »Sloughi« zu bleiben, um die kleineren Gefährten zu überwachen. Von Briant, den er einmal beiseite nahm, erhielt er übrigens die Zusicherung, dass dieser jede gereizte Auseinandersetzung und jeden Streit unbedingt vermeiden werde.
Die