Zwei Jahre Ferien. Jules Verne

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Zwei Jahre Ferien - Jules Verne Jules Verne bei Null Papier

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      »Dann, wenn es gut ist, ess’ ich auch da­von!« er­wi­der­te Co­star, dem schon das Was­ser im Mun­de zu­sam­men­lief.

      »Oh, es ist so­gar aus­ge­zeich­net«, ver­si­cher­te Moko, der gar nicht ge­nug rüh­men konn­te, wie schmack­haft das Fleisch der Schild­krö­ten sei.

      Da man nicht dar­an den­ken konn­te, die­se schwe­re Mas­se nach der Yacht zu be­för­dern, muss­te man sich zum Aus­wei­den der­sel­ben an Ort und Stel­le ent­schlie­ßen. Das war zwar eine et­was wi­der­wär­ti­ge Ar­beit; die jun­gen Schiff­brü­chi­gen ge­wöhn­ten sich in­des­sen schon lang­sam an die man­cher­lei recht un­an­ge­neh­men Not­wen­dig­kei­ten die­ses Ro­bin­son­le­bens. Die schwie­rigs­te Auf­ga­be war es, das Brust­schild zu zer­spren­gen, des­sen me­tal­li­sche Här­te selbst die Schnei­de ei­ner Axt schar­tig ge­macht hät­te. Es ge­lang das end­lich nach Ein­füh­rung ei­nes Bank­mei­ßels in die Ver­bin­dungs­stel­len der Plat­ten. Da­rauf wur­de das in Stücke ge­schnit­te­ne Fleisch nach dem »Sloug­hi« ge­schafft.

      Noch am näm­li­chen Tag konn­ten sich alle über­zeu­gen, dass die Schild­krö­ten­bouil­lon wirk­lich vor­züg­lich schmeck­te, ganz zu schwei­gen von den ge­rös­te­ten Fleisch­schnit­ten, wel­che ver­zehrt wur­den, ob­wohl Moko auf den glü­hen­den Koh­len sie hat­te et­was schwarz wer­den las­sen. Auch Phann be­zeig­te auf sei­ne Wei­se, dass die Res­te des Tie­res für eine Hun­de­zun­ge nicht zu ver­ach­ten wa­ren.

      Die Schild­krö­te hat­te über sech­zig Pfund Fleisch ge­lie­fert, wo­durch es mög­lich wur­de, die Vor­rä­te der Yacht zu scho­nen.

      Un­ter sol­chen Ver­hält­nis­sen ver­strich der Mo­nat März. Wäh­rend der drei Wo­chen seit dem Schiff­bruch des »Sloug­hi« hat­te je­der nach bes­ten Kräf­ten ge­ar­bei­tet, schon im Hin­blick auf ein län­ge­res Ver­wei­len an die­ser Küs­te. Jetzt kam es, ehe der Win­ter sei­nen Ein­zug hielt, dar­auf an, die wich­ti­ge Fra­ge, ob Fest­land oder In­sel, mit Be­stimmt­heit zu lö­sen.

      Am 1. April wur­de es of­fen­bar, dass die Wit­te­rung in nächs­ter Zeit um­schla­gen wür­de. Das Baro­me­ter stieg lang­sam, und der Wind, der auf das Land zu­stand, schwäch­te sich mehr und mehr ab. Man konn­te sich über die­se Vor­zei­chen ei­ner be­vor­ste­hen­den Ruhe der At­mo­sphä­re, und zwar ei­ner län­ger an­dau­ern­den, nicht täu­schen. Die Um­stän­de ge­stat­te­ten da­mit einen For­schungs­zug nach dem In­nern des Lan­des.

      Die Gro­ßen spra­chen an je­nem Tag schon da­von und be­gan­nen nach reif­li­cher Über­le­gung be­reits die Vor­be­rei­tun­gen zu je­nem Aus­flug, des­sen hohe Be­deu­tung sich kei­ner ver­hehl­te.

      »Ich den­ke«, be­gann Do­ni­phan, »dass uns nichts ab­hält, schon mor­gen früh auf­zu­bre­chen …?«

      »Ich hof­fe, nichts«, ant­wor­te­te Bri­ant, »und dann wer­den wir uns zu frü­her Stun­de auf­ma­chen müs­sen.«

      »Ich habe auf­ge­schrie­ben«, ließ Gor­don sich ver­neh­men, »dass die Land­gren­ze der im Os­ten wahr­ge­nom­me­nen Was­ser­li­nie sich sechs bis sie­ben Mei­len vom Vor­ge­bir­ge be­fin­den soll.«

      »Ja«, be­stä­tig­te Bri­ant; »da sich die Bai aber tief ins Land hin­ein­zieht, ist es mög­lich, dass die Ent­fer­nung von un­se­rem La­ger aus eine kür­ze­re wäre.«

      »Und dann«, nahm Gor­don das Wort, »könn­te euer Aus­flug ja kaum über vier­und­zwan­zig Stun­den in An­spruch neh­men.«

      »Ge­wiss, Gor­don, wenn es uns mög­lich ist, di­rekt nach Os­ten hin vor­zu­drin­gen; doch wer­den wir einen Weg durch die Wäl­der fin­den, wenn wir das Steilufer erst hin­ter uns ha­ben?«

      »Oh, das ist die Schwie­rig­keit nicht, die uns auf­hal­ten dürf­te«, be­merk­te Do­ni­phan.

      »Zu­ge­ge­ben«, ant­wor­te­te Bri­ant, »doch an­de­re Hin­der­nis­se könn­ten uns den Weg ver­le­gen, ein Was­ser­lauf, ein Sumpf oder was weiß ich? Es er­scheint also ge­wiss rat­sam, sich mit Nah­rungs­mit­teln für eine mehr­tä­gi­ge Rei­se zu ver­se­hen.«

      »Und mit Mu­ni­ti­on«, setz­te Wil­cox hin­zu.

      »Das ver­steht sich von selbst«, er­wi­der­te Bri­ant, »und du, Gor­don, brauchst dich, im Fal­le wir nach vier­und­zwan­zig Stun­den noch nicht zu­rück wä­ren, um uns nicht zu ängs­ti­gen.«

      »Ich wer­de schon un­ru­hig sein, wenn eure Ab­we­sen­heit auch nur einen hal­b­en Tag dau­ert«, ant­wor­te­te Gor­don. »Doch was re­den wir hier­von — der Aus­flug ist ein­mal be­schlos­sen, und ihr wer­det ihn un­ter­neh­men. Üb­ri­gens darf der Zweck des­sel­ben nicht al­lein der sein, das im Os­ten ge­se­he­ne Meer zu er­rei­chen; ihr müsst auch das Land jen­seits des Steilufers ins Auge fas­sen. An un­se­rer Sei­te hier ha­ben wir kei­ne Höh­le ge­fun­den, und wenn wir den »Sloug­hi« erst ver­las­sen müs­sen, wol­len wir un­ser La­ger doch da auf­schla­gen, wo es vor den See­win­den ge­schützt ist. Die schlech­te Jah­res­zeit auf die­sem Strand zu­zu­brin­gen er­scheint mir un­tun­lich.«

      »Du hast recht, Gor­don«, stimm­te Bri­ant ihm zu, »und wir wer­den nach ei­nem Plätz­chen su­chen, wo wir uns spä­ter häus­lich nie­der­las­sen kön­nen …«

      »Es sei denn, es kann ge­zeigt wer­den, dass wir die­se ver­meint­li­che In­sel für im­mer ver­las­sen kön­nen«, be­merk­te Do­ni­phan, der im­mer wie­der auf sei­ne Idee zu­rück­kam.

      »Das ver­steht sich, vor­aus­ge­setzt, dass die schon weit vor­ge­schrit­te­ne Jah­res­zeit es ge­stat­tet«, ant­wor­te­te Gor­don. »Nun, wir wer­den ja un­ser Bes­tes tun. Mor­gen also zum Auf­bruch!«

      Die Vor­be­rei­tun­gen wa­ren bald be­en­det. Le­bens­mit­tel für vier Tage, in Sä­cken, wel­che an ei­nem brei­ten Gurt ge­tra­gen wur­den, vier Flin­ten, vier Re­vol­ver, zwei klei­ne Schiff­säx­te, ein Ta­schen­kom­pass, ein weit­tra­gen­des Fern­rohr, um das Land in ei­nem Um­kreis von drei bis vier Mei­len ge­nau über­bli­cken zu kön­nen, Rei­se­de­cken, fer­ner ne­ben dem ge­wöhn­li­chen In­halt der Ta­schen, Lun­ten und Feu­er­stahl, nebst Streich­höl­zern, das schi­en für die Be­dürf­nis­se ei­ner kür­ze­ren, aber nicht un­ge­fähr­li­chen Ex­pe­di­ti­on zu ge­nü­gen. Bri­ant wie Do­ni­phan, eben­so Ser­vice und Wil­cox, wel­che jene be­glei­ten soll­ten, muss­ten je­den­falls vor­sich­tig vor­ge­hen, die Au­gen im­mer über­all hin­wen­den und durf­ten sich nicht tren­nen.

      Gor­don sag­te sich wohl, dass sei­ne An­we­sen­heit zwi­schen Bri­ant und Do­ni­phan nicht un­nütz ge­we­sen wäre; es er­schi­en ihm aber doch klü­ger, bei dem »Sloug­hi« zu blei­ben, um die klei­ne­ren Ge­fähr­ten zu über­wa­chen. Von Bri­ant, den er ein­mal bei­sei­te nahm, er­hielt er üb­ri­gens die Zu­si­che­rung, dass die­ser jede ge­reiz­te Aus­ein­an­der­set­zung und je­den Streit un­be­dingt ver­mei­den wer­de.

      Die

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