Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte. Clara Viebig

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Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte - Clara Viebig

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nicht mit Freuden:Jetzt dürfte man nicht so allein sein. Ihre Stirn krauste sich, es war viel Unruhe in ihr. Gestern war ihre Mutter einmal bei ihr gewesen, nicht alles war angenehm, was die erzählt hatte. Die Matuschkas wollten sich scheiden lassen; das war ihr nicht überraschend, die Schwester hatte dem Gatten den Affront bei der Assemblee damals nicht verziehen, sie nannte ihn nur den Barbaren. Sie hatte jetzt Beziehungen zu einem Hauptmann von Schönberg. Er, Matuschka, er hatte auch Beziehungen angeknüpft. «Er ist aber kein Barbar», sagte die Mutter, «sogar sehr anständig, er will ihr das Haus in der Mohrenstraße belassen. Er zieht auch von mir seine Beihilfe nicht ab.» Aber daß der Vater seine Entlassung bekommen hatte aus des Königs Kapelle, das war in der Tat traurig – warum nur entlassen? «Er hat einmal seinen Einsatz verpaßt, da hat ihn der König scharf angesehen. Und dann ist’s ihm noch mal passiert, da hat der König gesagt: ‹Ein Musikant und ein König müssen immer richtig einsetzen, tun sie das nicht, sind sie zu alt, taugen nicht mehr für das Ensemble. Ich werde Ihn pensionieren müssen. Aber meine Gande hat Er!›»

      Die Tochter war darüber bis ins Innerste erschrocken gewesen:

      Wie kam es nur, daß der Vater nicht richtig eingesetzt hatte, er, ein so sicherer Musiker?

      «Ach, der Enke ist nie mehr recht beieinander», sagte die Mutter. «Er sitzt und sinniert den ganzen Tag, gibt gar nicht acht auf das, was man sagt. Kein Wunder, daß er falsch spielt. Aber der König ist diesmal nicht knausrig gewesen, er gibt uns die Hälfte vom Traktament als Pension.»

      Ach, der Vater, der liebte seine Kapelle, und nun einer augenblicklichen Zerstreutheit wegen aus ihr verstoßen? Welche Kränkung! Die Tochter empfand diese lebhaft mit ihm. Und die Brüder, wie ging es denn denen? Sie waren jetzt Soldaten; der eine bei den Jägern, der andere Stallbursche. «Wenn du dich doch mal bei ihm für die Brüder verwenden würdest, du kannst das ja leicht», hatte die Mutter gesagt. Und dann, als sie das nicht wollte, war die Mutter empfindlich geworden: «Du bist ungefällig, bist wohl zu vornehm dazu.»

      Wilhelmine fühlte es, ein Spalt hatte sich aufgetan zwischen ihr und den anderen. Ach ja, sie war sehr allein. Wenn er doch käme! Gestern abend nicht da, vorgestern abend nicht da – ob er wohl heute kommen würde? Er hatte keine Botschaft geschickt. Ob Rietz jetzt vielleicht noch eine gebracht hatte? Sie stürzte nach Hause zurück: keine Minute versäumen! Sie hatte so große Sehnsucht nach ihm. Aber die Rietzin kam ihr schon im Flur entgegen und zuckte die Achseln: «Gar nichts gekommen!» Da rannte Wilhelmine in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.

      Was hatte man ihr getan, warum sie weggerissen aus Vaterhaus und aus Kindheit, aus allem, was sie bisher gekannt? Warum so einsam sie hierher gesetzt, ach, und sie sehnsüchtig gemacht?! Die Amseln draußen hatten zusammen gesungen, es war ja Frühling – sie aber, sie blieb wieder allein! Allein einen dritten, einen endlosen Abend. Allein – ach, sie möchte nicht mehr leben! Sie warf die Arme lang über den Tisch und weinte in Ungeduld. Aber jetzt würde sie schreiben. Er hatte es gewünscht, sie sollte ein Tagebuch führen – nein, kein Tagebuch, wohlgesetzt und ohne Fehler –, nein, auf diesen Zettel hier, durcheinander, ganz ungeordnet, nicht in wohlgeformten Sätzen, nein, in abgerissenen Worten das niederkritzeln, was sie ihm heut hätte sagen mögen und doch nicht ihm sagen konnte!

      Ihre Feder kratzte und eilte – übers Papier sprühende schwarze Spritzer –, es ging ihr noch immer nicht rasch genug. Wen hatte sie denn weiter, um ihn zu lieben und von ihm geliebt zu werden, nur ihn, nur ihn! Ihre Wangen glühten, sie atmete hastig, ihr ganzes Wesen war hingenommen, sie sah und hörte nichts anderes. Sie hörte nicht ein Geräusch im Flur, nicht das Öffnen der Stubentür – doch jetzt –, mit einem Schrei fuhr sie auf. Sie hing ihm am Halse. Seine Arme umschlangen sie, ihre Arme umschlangen ihn, sie preßte ihn glühend an sich.

      Jetzt war die Stunde gekommen, das fühlte er.

      Der Morgen sah schon ins Fenster, seine Arme umfaßten die Geliebte noch einmal zum Abschied: «Du, meine süße Wilhelmine, nie, nie werde ich dich und deine Liebe vergessen!»

      Da lag auf dem Tisch noch der Zettel, auf dem sie gestern abend Worte gekritzelt hatte, schnelle Worte stammelnder Sehnsucht. Erster Morgenstrahl beschien ihn jetzt hell. Der Prinz nahm ihn auf, las ihn mit steigender Rührung, die Tränen kamen ihm, er küßte das dürftige Papier, barg es an seiner Brust: «Dank, Dank!» Er war wie ein Jüngling, der zum erstenmal Liebe genossen hat, trunken vor Glück, noch in der Ekstase. «Ich werde dir auch etwas schreiben, Geliebte. Das sollst du ewig bewahren. Lesen, wenn ich längst schon gestorben bin!» Heftig bewegt ergriff er den Federkiel: «Nein, nicht mit Tinte! Armseliges, totes Naß!» Eh sie’s verhindern konnte, ergriff er das Messer, mit dem man die Kielfeder zuspitzt, schnitt sich schnell in den Ballen der linken Hand. Und mit seinem tröpfelnden Blut schrieb er’s ihr nieder:

      «Ich werde Dich niemals verlassen. Bei meinem fürstlichen Ehrenwort, Dein treuer Freund bis zum Tode.»

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