Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин
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Die Tarsen der Vorderfüße sind bei vielen männlichen Käfern verbreitert oder mit breiten Haarpolstern versehen, und bei vielen Gattungen von Wasserkäfern sind sie mit einem runden platten Saugapparate ausgerüstet, so daß das Männchen sich an dem schlüpfrigen Körper des Weibchens festhalten kann. Es ist ein viel ungewöhnlicheres Vorkommen, daß die Weibchen mancher Wasserkäfer ( Dytiscus) ihre Flügeldecken tief gefurcht und bei Acilius sulcatus dicht mit Haaren besetzt haben, als Halt für das Männchen. Die Weibchen einiger anderer Wasserkäfer ( Hydroporus) haben ihre Flügeldecken zu demselben Zweck punctiert.564 Bei dem Männchen von Crabro cribrarius (Fig. 9) ist es die Tibia, welche in eine breite hornige Platte mit äußerst kleinen häutigen Flecken erweitert ist, wodurch sie ein eigenthümliches siebartiges Ansehen erhält.565 Bei den Männchen von Penthe (einer Gattung der Käfer) sind einige wenige der mittleren Antennenglieder erweitert und an der unteren Fläche mit Haarkissen versehen, genau denen an den Tarsen der Carabiden gleich »und offenbar zu demselben Zwecke«. Bei männlichen Libellen sind die Anhänge an der Spitze des Schwanzes in »einer fast unendlichen Verschiedenartigkeit zu merkwürdigen Formen modificiert, um sie fähig zu machen, den Hals des Weibchens zu umfassen«. Endlich sind bei den Männchen vieler Insecten die Beine mit eigenthümlichen Dornen, Höckern oder Spornen besetzt oder das ganze Bein ist gebogen oder verdickt – (dies ist aber durchaus nicht unabänderlich ein sexueller Charakter); – oder ein Paar oder alle drei Paare sind, und zwar zuweilen zu einer ganz außerordentlichen Länge ausgezogen.566
Fig. 9. Crabvo cribarius. Obere Figur das Männchen, untere Figur das Weibchen.
In allen Ordnungen bieten die Geschlechter vieler Species Verschiedenheiten dar, deren Bedeutung nicht zu erklären ist. Ein merkwürdiger Fall ist der von einem Käfer (Fig. 10), dessen Männchen die linke Mandibel bedeutend vergrößert hat, so daß der Mund in hohem Maße verzerrt ist. Bei einem andern carabiden Käfer, dem Eurygnathus567 haben wir den, soweit es Mr. Wollaston bekannt ist, einzigen Fall, daß der Kopf des Weibchens, allerdings in einem variablen Grade, viel breiter und größer ist als der des Männchens. Derartige Fälle ließen sich in beliebiger Zahl anführen. Sie sind auch unter den Schmetterlingen unendlich zahlreich; einer der außerordentlichsten ist der, daß gewisse männliche Schmetterlinge mehr oder weniger atrophierte Vorderbeine haben, wobei die Tibien und Tarsen zu bloßen rudimentären Höckern reduciert sind. Auch weichen die Flügel in den beiden Geschlechtern oft in der Vertheilung der Adern568 und zuweilen auch beträchtlich in dem Umrisse von einander ab, so bei Aricoris epitus, wie mir im British Museum Mr. A. Butler gezeigt hat. Die Männchen gewisser südamerikanischer Schmetterlinge haben Haarbüschel an den Rändern der Flügel und hornige Auswüchse auf den Flächen des hinteren Paars.569 Bei mehreren britischen Schmetterlingen sind, wie mir Mr. Wonfor gezeigt hat, nur die Männchen theilweise mit eigentümlichen Schuppen bekleidet.
Fig. 10. Taphroderes distortus (stark vergrößert). Obere Figur das Männchen, untere Figur das Weibchen
Der Zweck der Leuchtkraft beim weiblichen Leuchtkäfer ist vielfach Gegenstand der Erörterung gewesen. Das Männchen leuchtet schwach, ebenso die Larven und selbst die Eier. Einige Schriftsteller haben vermuthet, daß das Licht dazu diene, die Feinde fortzuschrecken, andere, daß es das Männchen zum Weibchen leite. Endlich scheint Mr. Belt570 die Schwierigkeit gelöst zu haben: er findet, daß alle Lampyriden, welche er darauf untersucht hat, allen insectenfressenden Säugethieren und Vögeln äußerst widerwärtig sind. Es steht nun mit der später mitzutheilenden Ansicht des Mr. Bates in Einklang, daß viele Insecten die Lampyriden streng nachahmen, um für solche gehalten zu werden und der Zerstörung zu entgehen. Er glaubt ferner, daß die leuchtenden Arten davon Vortheil haben, daß sie sofort als ungenießbar erkannt werden. Wahrscheinlich läßt sich dieselbe Erklärung auf die Elateren ausdehnen, bei welchen beide Geschlechter stark leuchten. Es ist unbekannt, warum die Flügel des weiblichen Leuchtkäfers sich nicht entwickelt haben; in dem jetzigen Zustand gleicht derselbe aber sehr einer Larve, und da so viele Thiere von Larven sich ernähren, können wir wohl verstehen, warum das Weibchen so viel leuchtender und auffallender als das Männchen geworden ist und warum selbst die Larven auch leuchten.
Verschiedenheit in der Größe beider Geschlechter. – Bei Insecten aller Arten sind gewöhnlich die Männchen kleiner als die Weibchen; und diese Verschiedenheit kann oft schon im Larvenzustande nachgewiesen werden. Die Verschiedenheit zwischen den männlichen und weiblichen Cocons des Seidenschmetterlings ( Bombyx mori) ist so beträchtlich, daß sie in Frankreich durch eine eigenthümliche Methode des Wägens von einander geschieden werden.571 In den niederen Classen des Thierreichs scheint die bedeutendere Größe der Weibchen allgemein davon abzuhängen, daß sie eine enorme Anzahl von Eiern entwickeln, und dies dürfte auch in einer gewissen Ausdehnung für die Insecten gelten. Dr. Wallace hat aber eine viel wahrscheinlichere Erklärung aufgestellt. Nach einer sorgfältigen Beobachtung der Entwicklung der Raupen von Bombyx Cynthia und Yamamai und besonders einiger zwerghafter, aus einer zweiten Zucht mit unnatürlicher Nahrung gezogener Raupen fand er, »daß in dem Verhältnis, als der individuelle Schmetterling schöner ist, auch die zu seiner Metamorphose erforderliche Zeit länger ist; und aus diesem Grunde geht dem Weibchen, welches das größere und schwerere Insect ist, weil es seine zahlreichen Eier mit sich herumzutragen hat, das Männchen voraus, welches kleiner ist und weniger zu zeitigen hat«.572 Da nun die meisten Insecten kurzlebig und vielen Gefahren ausgesetzt sind, so wird es offenbar für das Weibchen von Vortheil sein, sobald als möglich befruchtet zu werden. Dieser Zweck wird dadurch erreicht werden, daß die Männchen zuerst in großer Anzahl reif werden, bereit der Ankunft der Weibchen zu warten,