Perry Rhodan 3089: Das Atlan-Update. Kai Hirdt
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Vielleicht war es nicht klug, einen Mann zu bedrohen, der einem Minuten später mit einem Skalpell das Hirn bearbeiten sollte. Doch wenn er mich versehentlich oder absichtlich lobotomierte, würde ihn das nicht gerade vom Verdacht reinwaschen. Außerdem hatte ich immer noch eine faire Chance, dass mein Zellaktivator den Schaden behob, auch wenn diese Herausforderung trotz unserer langen gemeinsamen Zeit neu für ihn war.
Remsch sah mich unsicher an. Mein Blick bezeugte deutlich, dass ich es ernst meinte.
»Na gut«, sagte der Mediker schließlich. »Leg dich hin!«
Er wies auf das Operationsareal, in dem vor noch nicht einmal einer Stunde Sergeant Halampa verstorben war. Ein Roboter hatte es gereinigt und desinfiziert, aber sämtliche Behandlungsgeräte waren noch aufgebaut.
»Sind Allergien oder Unverträglichkeiten gegen Betäubungsmittel bekannt?«, erkundigte sich Remsch. Man hörte, dass er die Frage viele tausend Male gestellt hatte.
»Keine Betäubung«, erklärte ich.
Die Antwort war ihm offensichtlich neu. »Was?«
»Keine Betäubung«, sagte ich noch einmal. »Ich werde die Operation bei vollem Bewusstsein mitverfolgen. Ich kann sonst nicht ausschließen, dass jemand während meiner Betäubung die Befunde verfälscht und dich zu einer Falschaussage zwingt.«
»Aber wer sollte ... Und wie?«
Ich lächelte ein Lächeln, das deutlich zeigte, dass die Debatte aus meiner Sicht beendet war. »Ich vertraue dir meine Unversehrtheit an. Bitte vertrau du mir, dass ich einen guten Grund für mein Handeln habe. Und jetzt fang an!«
Ich legte mich auf das Behandlungsbett, strich die Haare zurück und blickte zur Decke.
Unsicher trat Remsch an mich heran. »Nicht einmal ein Lokalanästhetikum?«
Ich verdrehte die Augen. »Meinetwegen.«
Der Arzt instruierte einen Medoroboter. Bevor dieser jedoch die Spritze setzen konnte, piepste mein Multikom.
Mit einem Handzeichen ließ ich unterbrechen und nahm das Gespräch an.
Das Holo eines goldfleckigen Gesichts mit waagerecht geschlitzten Pupillen baute sich auf – ein Cairaner!
»Was du vorhast, wird nicht nötig sein, Atlan«, erklärte der Unbekannte ohne Begrüßung. »Ich muss dich über einige Dinge in Kenntnis setzen. Wir sollten uns treffen.«
Ich lächelte bekümmert. Da hatte ich meinen Beweis: Die Cairaner wussten, was auf der THORA vor sich ging. Und zwar nicht nur allgemein, im Großen und Ganzen, sondern sekundengenau. Seit einem Monat hielt ich mich vor ihnen versteckt. Wahrscheinlich hatten sie meinen Aufenthaltsort die ganze Zeit gekannt.
»Gern«, antwortete ich. Gerade an diesem Morgen hatte ich vorgeschlagen, mich in cairanische Hände zu begeben. Nun kam der Plan schneller zum Tragen, als ich selbst geahnt hatte. »Wo?«
Ich rechnete damit, Koordinaten für einen Rendezvouspunkt beim Sternenrad zu bekommen. Entsprechend erschrocken war ich über die Antwort. »Im Grüngürtel um die Zentrale. Du findest mich in der Laube. Lass mich noch etwas für Ordnung sorgen – in einer Stunde?«
»In einer Stunde«, bestätigte ich, wie betäubt, auch ohne Anästhetikum.
Der Cairaner versteckte sich nicht irgendwo zwischen den Sternen. Er war an Bord meines eigenen Schiffs!
5.
Eine Stunde war nicht viel Zeit, um eine heikle Mission vorzubereiten, insbesondere, wenn man niemandem an Bord trauen konnte. Ich war sicher, dass der Cairaner noch mehrere Verbündete unter der Besatzung haben musste, wenn er sich offen zu erkennen gab. Anderenfalls wäre das Risiko für ihn viel zu groß gewesen.
Unter normalen Umständen wäre ich zu dem Treffen gegangen, um meine langersehnten Informationen zu bekommen – aber mit einer ganzen Kompanie TARA-Kampfroboter und Raumsoldaten als Rückendeckung.
Allerdings war die Lage kompliziert: Ich konnte mich nicht zur Einsatzbesprechung mit den Truppenführern treffen, da jeder ein Verräter sein konnte, der den gesamten Plan an den oder die Cairaner weitergab.
Also verlegte ich mich notgedrungen auf eine Strategie, die mir zutiefst zuwider war: die strikt reglementierte Weitergabe von Informationen. Wenn einzelne Kampfgruppen den Gesamtplan nicht kannten, sondern nur ihre ureigene Aufgabe, konnten sie auch nur diese Bruchstücke weitergeben. Im konkreten Fall hieß das: Es sollten ein halbes Dutzend unterschiedliche Einheiten in den Einsatz gehen, Teile der Bordsicherheit ebenso wie Teile der Kampfgruppen; Teile der Stammbesatzung der THORA ebenso Kampfeinheiten, die den Beibootbesatzungen zugeordnet waren.
Dabei achtete ich darauf, Einheiten zu wählen, die kein Übermaß brillanter Verbesserungsvorschläge eingereicht hatten. So mochte es sein, dass ich einen faulen Apfel unter den Einsatzleitern antraf. Mit Pech zwei, je nachdem, wie gründlich die Cairaner das Schiff infiltriert hatten.
Mehr jedoch war extrem unwahrscheinlich, und das hieß: Es würden immer noch vier Einheiten unabhängig voneinander zu meinem Schutz agieren, sobald ich das Signal gab. Da jede dieser Gruppe über ihre eigenen TARAS verfügte, musste ich mir auch keine Sorgen machen, dass die Roboterunterstützung von einer einzelnen Schwachstelle her ausgehebelt wurde.
So weit die Vorteile. Die Nachteile dieses Vorgehens wogen jedoch schwer. Eine große Stärke terranischer Soldaten war immer ihr gut koordiniertes Vorgehen und ihre Eigeninitiative gewesen. Beides fiel flach, wenn die Kämpfer nichts voneinander wussten und keinen Überblick über die Gesamtlage haben durften.
Die jeweiligen Einsatzbefehle mussten deshalb so klar sein, dass sie diese Schwächen kompensierten. Also saß ich in meinem Quartier und grübelte über einer schematischen Skizze des Erholungsbereichs. Bullys Lustgarten hieß der Grüngürtel im Bordjargon. Verglichen mit Ogygia, dem riesigen Park auf der RAS TSCHUBAI, war er eine Bonsaischale.
Aber als Schauplatz einer Auseinandersetzung, deren Verlauf man haarklein voraussehen wollte, war er doch ganz schön groß geraten. Bullys Lustgarten umlief die autarke Zentralekugel der THORA an der breitesten Stelle, hatte also einen Innendurchmesser von 500 Metern. Der Ring selbst war 400 Meter breit, wobei je nach Position zwischen 300 und 350 Meter für die Landschaftsgestaltung genutzt wurden. Insgesamt ergab das gut einen Quadratkilometer Fläche mit künstlichen Bergen, Seen und Wäldern, hervorragend zum Häuserkampf geeigneten Restaurants und allerhand weiteren Ausstattungsmerkmalen, die es in unbequemes Gefechtsterritorium verwandelten. Vom Bodenniveau bis zur Decke waren 200 Meter Platz. Sogar ein Luftkampf war also möglich.
Ohne dass ich den Grund klar benennen konnte, hatte ich ein Gefühl, wo sich der Showdown abspielen würde. Ich zeichnete für jeden meiner Einsatztrupps separate Anweisungen auf, wie sie sich dieser Stelle nähern sollten. Einige würden von außen, andere aus der Zentralekugel eindringen, wieder andere sich von der Decke fallen lassen und den Vorteil der Lufthoheit ausnutzen.
Ich beendete die sechste Aufzeichnung der separaten Einsatzbefehle mit den gleichen Worten wie die fünf Male davor: »Während meines Vorstoßes lasse ich mein Multikom aktiviert. Die Tonübertragung bleibt abgeschaltet. Aber ihr seht alles, was ich sehe, und könnt eure Vorgehensweise entsprechend planen. Der Zugriff erfolgt erst auf meinen ausdrücklichen Befehl. Ich programmiere das Armband so, dass es euch automatisch das Signal