Märchen für Kinder. Hans Christian Andersen
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Die verachtete Blume war bei dieser Gelegenheit ein anerkannter Prophet.
„Siehst du?“ sagte der Sonnenstrahl, „siehst du die Schönheit, siehst du die Macht derselben?“
„Ja, für Kinder!“ versetzte der Apfelzweig.
Da kam ein altes Mütterchen auf das Feld hinaus und grub mit ihrem stumpfen grifflosen
„Schönheit ist doch etwas Höheres!“ sagte der Apfelzweig. „Nur die Auserwählten kommen in das Reich des Schönen! Es giebt einen Unterschied zwischen den Gewächsen, wie es einen Unterschied zwischen den Menschen giebt.“
Der Sonnenstrahl sprach von Gottes unendlicher Liebe gegen alles Erschaffene und zu allem, was Leben hat, und daß er in Zeit und Ewigkeit alles gleichmäßig verteilt hätte.
„Ja, das ist nur Ihre Ansicht,“ sagte der Apfelblütenzweig.
Und nun traten Leute in das Zimmer, und die junge Gräfin kam, sie, die den Apfelzweig so hübsch in die durchsichtige Vase gestellt hatte, wo das Sonnenlicht ihn bestrahlen konnte. Sie brachte eine Blume, oder was es sonst war, die zwischen drei oder vier Blättern, die dütenähnlich um sie gehalten wurden, versteckt war, damit sie kein Zug oder Windhauch verletzen könnte. Dabei wurde sie mit einer solchen Sorgfalt und Vorsicht getragen, wie sie nicht einmal dem feinen Apfelzweig zu Teil geworden war. Ganz behutsam wurden nun die großen Blätter fortgenommen, und was kam zum Vorschein? Die kleine flockige Samenkrone der gelben verachteten Butterblume! Sie war es, die sie so sorgfältig gepflückt hatte und so sorgsam trug, damit nicht einer der feinen Federpfeile, die gleichsam ihre Nebelkappe bilden und so lose sitzen, abgeblasen würde. Unversehrt und herrlich hatte sie nun dieselbe; sie bewunderte ihre schöne Gestalt, ihre luftige Klarheit, ihre ganze eigentümliche Zusammensetzung, ihre Schönheit, wenn die Samenkrone vom Winde fortgeblasen würde.
„Sieh doch, wie wunderbar schön sie der liebe Gott geschaffen hat!“ sagte die Gräfin. „Ich will sie mit dem Apfelzweige malen; wohl ist dieser unendlich schön, aber in anderer Weise hat auch diese arme Blume vom lieben Gott gar viele Schönheiten erhalten. Wie verschieden sie auch sind, dennoch sind sie beide Kinder im Reiche der Schönheit.“
Und der Sonnenstrahl küßte die arme Blume und küßte den blühenden Apfelzweig, dessen Blätter dabei zu erröten schienen.
Das Feuerzeug.
marschiert. Er trug einen Tornister und einen Säbel, weil er im Kriege gewesen war. Da begegnete er einer alten Hexe, die entsetzlich häßlich war. Sie sagte: „Guten Abend, Soldat! Was für einen großen Säbel und zierlichen Tornister du doch hast! Du bist ein echter Soldat!“
„Schönen Dank, alte Hexe,“ sagte der Soldat.
„Siehst du dort den Baum?“ fragte die Hexe. „Er ist innen hohl. Wenn du ihn bis zum Gipfel ersteigst, erblickst du ein Loch, durch welches du hinabgleiten und bis tief in den Baum hinunterkommen kannst. Ich werde dir einen Strick um den Leib binden, um dich wieder heraufziehen zu können, sobald du mich rufst!“
„Was soll ich denn da unten im Baume?“ fragte der Soldat ganz verwundert.
„Geld holen!“ sagte die Hexe. „Du mußt wissen, sobald du auf den Boden des Baumes
„Nicht übel,“ sagte der Soldat. „Aber du willst doch auch was von dem Gelde haben?“
„Nein,“ antwortete diese, „nicht einen Pfennig. Hole mir nur das alte Feuerzeug, welches meine Großmutter vergaß, als sie zum letztenmale unten war.“
„Gut,“ sagte der Soldat, „knüpfe mir dann den Strick um den Leib.“
„Hier ist er,“ sagte die Hexe, „und hier ist meine blau karrierte Schürze!“
So kletterte denn der Soldat den Baum hinauf, glitt dann durch das Loch hinunter und stand nun in dem großen Gange, wo die vielen hundert Lampen brannten. Dann öffnete er die erste Thür. Uh! da saß der Hund mit Augen so groß wie Gänseeier, und glotzte ihn an.
Der beherzte Soldat setzte ihn gleich auf die Schürze der Hexe und füllte seine Taschen mit Kupfergeld, verschloß die Kiste, setzte den Hund wieder hinauf und ging in das andere Zimmer. Potztausend! da saß der Hund mit Augen so groß wie Mühlräder.
„Guten Abend,“ sagte der Soldat, hob den Hund herunter und öffnete die Kiste. Was sah er da für eine Menge Gold! Man hätte können ganz Kopenhagen und die Zuckerferkel, Zinnsoldaten, Peitschen und Schaukelpferde der ganzen Welt dafür kaufen. Nun warf der Soldat alles Silbergeld, womit er seine Taschen und seinen Tornister gefüllt hatte, fort und nahm statt dessen Gold, ja alle Taschen, der Tornister, der Tschako und die Stiefel wurden angefüllt, so daß er kaum gehen konnte. Nun hatte er Geld! Den Hund setzte er auf die Kiste, schlug die Thür zu und rief dann durch den Baum hinauf:
„Zieh mich nun empor, alte Hexe!“
„Hast du denn auch das Feuerzeug?“ fragte die Hexe.
„Wahrhaftig,“ sagte der Soldat, „das hatte ich rein vergessen,“ und nun ging er und nahm es. Die Hexe zog ihn empor und wie er wieder vom Baume herabstieg, da purzelten nur so die Goldstücke aus Taschen, Stiefeln und Tornister, so voll waren sie bis obenan.
„Was willst du denn mit dem Feuerzeug?“ fragte der Soldat, als er nun wieder auf den Beinen stand.
„Das geht dich nichts an!“ sagte die Hexe, „du hast ja Geld bekommen, gieb mir jetzt nur das Feuerzeug.“
„Larifari!“ sagte der Soldat; „gleich sagst du mir, was du damit willst, oder ich ziehe meinen Säbel und dann soll es dir schlecht bekommen!“
„Nein!“ sagte die Hexe.
Da wollte der Soldat mit dem Säbel nach ihr schlagen, aber ehe es dazu kam, lag sie schon mausetot da. Er aber band all sein Geld in ihre Schürze, nahm diese wie ein Bündel auf den Rücken, steckte das Feuerzeug in die Tasche und ging geraden Weges nach der Stadt.
Im besten Wirtshaus kehrte er ein, verlangte die besten Speisen und wohnte in den schönsten Zimmern, denn aus dem armen Soldaten war nun ein vornehmer Herr geworden. Man erzählte ihm von allen Herrlichkeiten der Stadt und von dem Könige und wie reizend seine Tochter, die Prinzessin sei.
„Wo kann man sie zu sehen bekommen?“ fragte der Soldat.
„Niemand