Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9. Inger Gammelgaard Madsen

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Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9 - Inger Gammelgaard Madsen Ronaldo Benito

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da doch jemand wohnen soll, Omi“, erklärte Marianna erwachsen und Roland krümmte sich innerlich. Sein Blick suchte Irene. Er wusste nicht, wie viel sie ihren Eltern erzählt hatte. Ob sie überhaupt von ihrem Job bei der Dänischen Flüchtlingshilfe gehört hatten. Vermutlich nicht.

      „Wer soll da wohnen? Irene, du willst doch wohl keine Obdachlosen beherbergen?!“

      „Das sind keine Obdachlosen, Mama.“

      Irene legte Messer und Gabel auf den Teller und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. Rüstete sich zum Kampf, das konnte er sehen. Nun musste sie sich daran erinnern, dass die Äußerungen ihrer Mutter nicht provozierend waren.

      „Das sind Afrikaner, Omi“, war Marianna behilflich.

      „Afrikaner?!“

      Dagnys Ausbruch klang, als wäre ihr etwas im Hals stecken geblieben. Schön wär’s.

      „Die Gemeinde kann nicht alle Flüchtlinge unterbringen, die gerade ins Land kommen.“

      „Wer kann das, Irene? Ich habe natürlich die Bilder im Fernsehen gesehen, aber wir können doch nicht ganz Afrika hier in Dänemark wohnen lassen, oder!“

      „Das ist ja nicht ganz Afrika, Mama. Aber wenn wir mit einer Unterkunft helfen können, bis die Gemeinde eine bessere Lösung findet, dann tun wir das.“

      „Ich finde es menschlich und lobenswert, was Mama und Papa machen. Diese armen Menschen haben viel durchgemacht, also müssen wir ihnen helfen“, sagte Rikke ernst.

      Tim nickte.

      „Ist das wirklich wahr, Irene? Ihr wisst ja nicht, wer die sind!“, unterbrach Dagny. „Vielleicht sind das die, die Leute köpfen und Terroranschläge ausführen!“, unterbrach Dagny.

      Mariannas Augen waren groß und kugelrund geworden, während sie mit offenem Mund lauschte. Sie sprang von ihrem Stuhl und lief zu Irene. „Stimmt das, Oma? Können die euch köpfen?“

      „Nein, meine Süße. Natürlich können die das nicht. Das sind nicht die, die hierherkommen. Die flüchten nämlich vor denen, die Leute köpfen wollen. Geh mal rein und guck, ob Angolo nicht ein bisschen Gesellschaft braucht. Sein Ball liegt in der Garage.“

      Marianna lächelte erleichtert und lief ins Haus. Kurz darauf hörten sie Angolo begeistert bellen und Marianna lachen. Am Tisch war es still geworden. Roland empfand es als seine Pflicht zu übernehmen.

      „Die Flüchtlinge wohnen nur übergangsweise hier, und der PET, der Inlandsnachrichten- und Sicherheitsdienst, hat unter Kontrolle, wer ins Land kommt.“

      „Ach, glaubst du wirklich, Rolando? Das würde mich sehr erstaunen! Die haben doch überhaupt nichts unter Kontrolle. Diese Menschen pilgern doch nur hierher, um Anteil an unseren Gütern zu bekommen. Wir können es uns nicht einmal leisten, für die unsrigen zu sorgen.

      „Zynische Menschenschmuggler sind schuld an dieser gefährlichen Flucht über das Mittelmeer. Die muss man stoppen“, unterbrach Tim und machte ein Bier auf.

      „Ja, und die sind richtig geschickt darin, den Fremden zu erzählen, wie sie nach Dänemark kommen und Asyl und eine Familienzusammenführung erreichen. Und dafür benutzen sie doch alle dieselbe Geschichte: sie wurden gefoltert und werden getötet, falls sie zurückkehren.

      Dagnys Blick war voller Trotz und Überzeugung. Roland spürte die Ameisen im Nacken. Jetzt bissen sie und er biss die Zähne zusammen.

      „Und wir beklagen uns hier in Dänemark. Denk an Lampedusa, Sizilien und Süditalien, ganz zu schweigen von Griechenland und den griechischen Inseln, wo die Bootsflüchtlinge stranden - die, die überleben. Die können sie nicht zurückschicken, die Flüchtlingslager sind überfüllt und wir anderen im übrigen Europa wollen keine aufnehmen, was sollen die dann machen?“, sagte Irene. Sie reichte ihrem Vater, der abwartend mit einem Stück nacktem Roggenbrot dasaß, die Butter.

      „Ja, warum haben die das italienische Hilfsprogramm Mare Nostrum eingestellt?“, fragte Rikke und schaute zu Roland, als ob er das wüsste, bloß weil er italienische Gene hatte.

      „Das wurde in der EU beschlossen, um Geld zu sparen, als sie von den Italienern um Hilfe gebeten wurde. Das war sicher ein teures Projekt. Jedenfalls hat die EU die Verantwortung durch das Programm Triton übernommen. Aber das ist nicht so effektiv wie Mare Nostrum es war, weil es statt um Rettung um verstärkte Grenzkontrollen geht“, erklärte Irene.

      „Tatsächlich ist es unsere eigene Schuld, dass sie flüchten, weil wir uns zusammen mit den USA in ihre Landesregierungen eingemischt und einige ihrer Staatsoberhäupter ausgerottet haben. Wir wissen nie, wem wir eigentlich helfen und welche Folgen es hat. Kollaps und Bürgerkriege sind in der Regel das Resultat. Die Flüchtlinge sind ein heißes Eisen für die EU. In mehreren Mitgliedsländern steht ein Wahlkampf kurz bevor, in dem gerade die Flüchtlingspolitik Hauptthema ist“, kämpfte Tim hartnäckig weiter.

      „So ein Unsinn!“ Dagny schnaubte. „Wir sind doch nicht schuld an ihrem Unglück. Was wollen die eigentlich hier? Die mögen unseren Glauben, unser Essen, unsere Kultur und unsere Lebensweise nicht. Warum schicken wir sie nicht einfach weiter nach Grönland, die haben doch Platz da oben? Oder in die osteuropäischen Länder? Aber, oh nein, da wollen die aber nicht wohnen, denn das kann man ja frei wählen, wenn man ein Flüchtling ist.“ Sie machte Anführungszeichen mit den Fingern, sodass das Goldarmband klimperte. „Die wollen nur nach Dänemark, um Sozialhilfe zu kriegen und sich fortzupflanzen, und natürlich sorgen die dafür, ein paar Kinder zu kriegen, während sie sich trotz Ausweisung im Asylzentrum aufhalten - dann sind sie irgendwie davor geschützt, dazu gezwungen zu werden, dahin zurückzukehren, wo sie herkommen. Die benutzen die Kinder!“ Dagny leerte hitzig ihr Schnapsglas. „Währenddessen bekommen dänische Frauen nicht genug Kinder, also wer soll Marianna versorgen, wenn sie alt ist? Warum habt ihr nicht mehr Kinder gekriegt?“ Sie starrte Rikke und Tim vorwurfsvoll an.

      Roland hatte wieder einen besorgten Augenkontakt mit Irene. Noch ein empfindliches Thema. Es tat ihm weh zu sehen, dass Rikke Tränen in den Augen hatte.

      „Wir haben alles probiert, Oma.“ Sie sah ratlos zu Tim, der beschlossen hatte sich darauf zu konzentrieren, dem Hering ein Ende zu bereiten. „Wir konnten einfach keine weiteren Kinder bekommen. Okay!“ Ihre Stimme zitterte. „Der einzige Ausweg wäre, einen Samenspender zu nutzen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du das begrüßen würdest!“

      „Wenn es ein dänischer Mann wäre, könnte ja wohl nichts dabei passieren,“ murmelte Dagny, schielte auf Rolands südländische Haut, die in der Sommersonne noch dunkler geworden war, und merkte nun immerhin, dass sie sich in die Nesseln gesetzt hatte.

      „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Nimm nur mal meine alte Schulfreundin, die gerade herausgefunden hat, dass ihr Vater nicht ihr richtiger Vater ist. Die Eltern haben einen Spender benutzt und es ihr nicht erzählt. Jetzt will sie ihn finden und das ist nicht leicht, weil er anonym ist.“

      „Wer denn?“, fragte Irene und sah verständlicherweise eine Möglichkeit, von dem anderen Thema wegzukommen.

      „Silje.“

      „Silje? Ich dachte, du hättest keinen Kontakt mehr zu ihr.“

      „Ich habe sie auf Facebook gefunden. Sie hat dort nach ihrem Vater gesucht. Sie und ihr Mann sind gerade nach Skäde Bakker gezogen, sie wohnen nicht weit weg von uns. Ihr

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