Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9. Inger Gammelgaard Madsen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9 - Inger Gammelgaard Madsen страница 4

Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9 - Inger Gammelgaard Madsen Ronaldo Benito

Скачать книгу

lächelte nachsichtig. „Das war eine ganz andere Art Bootsflüchtlinge, die damals in den 70er und 8oer-Jahren kamen. Arbeitsam und ehrlich. Diese Art Menschen ist hier willkommen. Die haben nicht unser Leben bedroht und wollten nicht unser Land übernehmen und die Scharia einführen.“

      Carl Ernst war immer noch damit beschäftigt, das Dach zu betrachten, während er mit einem Zahnstocher zwischen den Zähnen pulte und aussah, als warte er immer noch auf Antwort über den Zustand des Daches.

      „Also du darfst nicht alle über einen Kamm scheren, Mama! Die Medien haben ein verkehrtes Bild von Leuten aus bestimmten Gegenden und mit einer anderen Kultur und einem anderen Glauben gezeichnet.“

      „Die Medien“, lachte Dagny leise. „Gibst du jetzt denen die Schuld?“

      „Ja, wem sonst? Woher hast du denn dein Wissen? Kennst du vielleicht einen einzigen Afrikaner oder Moslem?“

      „Natürlich nicht, meine Liebe. Von so etwas halte ich mich fern und das solltest du auch tun! Wir kommen jedenfalls nicht mehr zu Besuch, wenn die hier einziehen. Mit diesen Menschen kommt nur Unglück ins Land. Glaub mir!“

      Roland tat der Kiefer weh vom Zähnezusammenbeißen und es war unmöglich weiterzumachen. „Irene arbeitet ehrenamtlich für die Dänische Flüchtlingshilfe, Dagny. Die wissen es doch wohl am besten!“ Seine Stimme klang knurrend und Irene schaute ihn besorgt an, sagte aber nichts.

      „Wie naiv du doch bist, Rolando. Die leben von den Flüchtlingen. Wenn die nicht wären, hätten sie keinen Job und könnten sich ihre Luxusautos nicht leisten.“

      „Nein, jetzt hörst du aber auf, Mutti!“

      Irene stand schnell auf, stützte sich einen Augenblick auf dem Tisch ab und sammelte danach die fast leeren Teller in einem zügigeren Tempo zusammen, als es für sie normal war.

      „Ja, Oma, du bist gerade echt ein bisschen auf Krawall gebürstet!“, fand Rikke wütend und half ihrer Mutter mit den leeren Tellern.

      Das war’s dann also mit der Pfingstidylle. Roland stand ebenfalls auf und nahm ein paar der Schüsseln, an denen die Fliegen allmählich Interesse zeigten. Vielleicht war die Idee mit diesen Flüchtlingen gar nicht so schlecht. Wenn sie Dagny fernhalten konnten, taten sie auch ihm einen Gefallen.

      „Wer will noch ein kaltes Bier?“, fragte er, bevor er Irene und Rikke nach drinnen folgte.

      2

      Vizepolizeidirektor Anker Dahl sah sich im Zimmer um und fühlte sich wie ein Eindringling auf verbotenem Terrain. Insgesamt wirkte das Aufgebot in dem kleinen Raum völlig fehl am Platz.

      „Ich stand mal neben einer Frau in einer Buchhandlung, die die Verkäuferin um einen Kriminalroman mit schönen Morden bat. Ich habe überlegt, was sie wohl meinte - vielleicht ist das hier so etwas?“, sagte Niels Nyborg leise hinter ihm, als wolle er die anscheinend schlafende, junge Frau im Bett nicht stören. Er schniefte. Die Augen über dem Mundschutz waren rot und tränten. Es wirkte wie eine Allergie, unter der in dieser Jahreszeit mit zunehmendem Pollenflug viele litten.

      „Sie wurde identifiziert. Zuzanna Johansen. Zuzanna mit Z“, unterbrach Natalie Davidsen. Für einen Rechtsmediziner gab es keine schönen Morde.

      „Wer hat sie gefunden?“, fragte Anker Dahl. Er konnte den Blick nicht von der jungen Frau abwenden. Er hatte das Gefühl, wie wenn er vorsichtig die Tür zu Robins Zimmer einen Spalt öffnete und seinen schlafenden Sohn im Bett betrachtete. Sicherheit. Ruhe. Keine Gefahr. Das signalisierte auch dieser Tatort. Denn es war ein Tatort, das hatte Natalie Davidsen gerade festgestellt.

      Sie hatte auf Anker Dahl gewartet, der an einem solchen Pfingsten mit anderen Dingen beschäftigt war als mit Tatorten. Natalie war mit der Leichenschau fertig und stand ein Stück entfernt vom Bett vor dem Fenster und packte ihre Sachen zusammen. Die Gardinen waren zurückgezogen. Das Fenster war offen. Eine Amsel sang lustig auf einem Giebel in der Nähe. Natalie schaute auf ihre Uhr, als habe sie an einem Feiertag auch andere Pläne. Wer hatte das nicht?

      „Die Mutter“, antwortete Niels und schaute aus dem Fenster. „Die Mutter hat sie gefunden. Ich habe sie nach Hause geschickt, sie stand unter Schock. Sie war schon früher hier gewesen, dachte aber, ihre Tochter schliefe noch. So sieht es ja auch aus. Deswegen ist sie wieder gegangen, aber als sie später mit Zuzanna verabredet war und die nicht auftauchte, ist sie zurückgekommen und konnte sie nicht wecken.“

      „Ist das ihre Wohnung?“

      „Sie wohnte zur Miete.“

      „Einbruchsspuren?“

      „Nein, sie muss den Täter selbst reingelassen haben.“

      „War das Fenster offen?“, machte Anker Dahl weiter, während er die obligatorischen Latex-Handschuhe überstreifte.

      „Ja, vielleicht hat die Mutter es aufgemacht. Hier war es sicher ziemlich stickig.“

      „Stickig? Liegt sie schon lange hier?“

      „Vorläufig schätze ich, der Todeszeitpunkt war vor ungefähr sieben bis acht Stunden. Also ungefähr um fünf oder sechs Uhr heute Morgen“, sagte Natalie und hob demonstrativ ihren Koffer hoch, um zu signalisieren, dass sie mit ihrer Arbeit fertig war.

      „Hatte die Mutter einen Wohnungsschlüssel?“

      „Ja, die Eltern haben sich offenbar um die Katze gekümmert, wenn die Tochter nicht zu Hause war“, teilte Niels schniefend mit.

      „Die Katze?“ Anker Dahl schaute sich suchend um.

      „Ja, die ist nicht hier“, bestätigte Niels. „Zum Glück. Ich vertrage diese Tierchen nicht.“

      Anker Dahl betrachtete wieder das glühende Gesicht des Beamten. Es reichte offenbar, dass das Tier hier gewesen war.

      „Die Mutter hat sofort den Hausarzt angerufen. Er hat einen Herzstillstand diagnostiziert, aber es hat ihn doch gewundert. Zuzanna war gesund und munter und erst 19. Sportlich aktiv, sagte die Mutter.“

      Niels unterdrückte ein Niesen.

      „Die Pille, Gendefekt, Herzfehler?“, schlug Anker Dahl vor.

      Natalie übernahm. „Vasovagaler Schock, deswegen meinte ich, du solltest sie sehen, bevor ich sie mit in die Rechtsmedizin nehme.“

      „Vasovagaler … Ohnmacht?“ Anker Dahl ging näher ans Bett.

      „Eine vasovagale Reaktion ist in Wirklichkeit ein gewöhnlicher Zustand, der alle treffen kann, die plötzlich einen niedrigen Blutdruck oder langsamen Puls entwickeln, was dazu führt, dass das Gehirn zu wenig Blut bekommt. Sie kann von Angst, Schmerzen und unangenehmen Erlebnissen ausgelöst werden. Die Bewusstlosigkeit dauert normalerweise nur wenige Sekunden bis wenige Minuten und die Person sollte so schnell wie möglich liegen. Aber es kann auch lebensgefährlich sein. Ein vasovagaler Schock kann nach Druck auf zwei bestimmte entgegengesetzte Punkte am Hals eintreten.“

      „Also Mord?“

      „Wahrscheinlich. Du kannst die Spuren an ihrem Hals sehen.“

      Anker Dahl beugte sich übers Bett, um sie in Augenschein zu nehmen.

      „Ja,

Скачать книгу