Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman. Marisa Frank

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Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman - Marisa Frank Sophienlust Bestseller

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Frohnatur gewesen, so sah er heute beinahe zum Fürchten aus. Die Wangenknochen traten hart hervor, und die dunklen Augen hatten jeglichen Glanz verloren.

      Langsam drehte Klaus Meinradt den Kopf zu seinem Sohn um. »Hallo, Ulli«, sagte er schwach, und ein gequältes Lächeln stahl sich in sein verhärmtes Gesicht. »Wie geht es dir denn?«

      »Hallo, Vati.« Schüchtern hielt der Junge noch immer seine Hände hinter dem Rücken versteckt. Um seinen Mund zuckte es verdächtig.

      »Willst du nicht näher kommen? Oder fürchtest du dich vor mir?«

      »N… nein, das nicht«, stotterte Ulli und schaute hilfesuchend zu Schwester Regine auf, die ihm aufmunternd zunickte.

      »Geh nur hin zu deinem Vati, Ulli. Es geht ihm ja schon viel besser«, sagte sie freundlich. Dann stand die junge Frau auf und trat ans Fenster, um Vater und Sohn nicht zu stören.

      »Gefällt es dir in dem Kinderheim?« hörte sie Klaus Meinradt fragen. Ullis Antwort konnte sie allerdings nicht verstehen. Dann schwiegen beide.

      Nach einer Weile, die Schwester Regine fast wie eine Ewigkeit vorkam, stand plötzlich Ulli hinter ihr und zupfte sie am Rockzipfel.

      »Wir können gehen. Hedi wartet sicher schon auf mich«, murmelte der Knirps enttäuscht. Sein Vater hatte sich so sehr verändert, daß er ihn fast nicht mehr kannte.

      Teilnahmslos lag Klaus Meinradt im Bett. Sein Blick hing forschend an der jungen Frau, die sich etwas unbehaglich fühlte. Nichts hatte sie ihm erzählt, das ihn hätte aufrichten können.

      Ihr Mund blieb verschlossen, als sie ihm zum Abschied zunickte. Nicht einmal auf Wiedersehen brachte sie über die Lippen.

      Klaus Meinradt nickte kaum merklich zurück. Er wußte, daß sein Sohn sehr enttäuscht war. Aber er hatte nicht die Kraft besessen, zu lachen und zu scherzen wie früher. Zuviel war in den letzten Monaten geschehen.

      Er hatte Ulli nicht den fröhlichen, sorglosen Vater vorspielen können, obwohl er sich jetzt, nachdem der Junge gegangen war, gemein und herzlos vorkam.

      Das traurige Gesicht seines Sohnes verfolgte ihn, aber er war müde, zu müde zum Leben.

      *

      »Ulli, Ulli, wo bist du? Ich kann… dich nicht sehen. Ulli!«

      Schwester Mandy hörte das verzweifelte Rufen Klaus Meinradts, als sie gegen Mitternacht an seinem Zimmer vorbeiging.

      Für einen Patienten hatte sie eine Tasse heißen Tee aus der kleinen Küche geholt. Rasch lieferte sie das Getränk ab und ging dann, so schnell sie konnte, zu dem Einzelzimmer am anderen Ende des Flurs.

      Leise öffnete sie die Tür, das kleine Notlicht brannte. Klaus Meinradt schlief zwar, aber sein Kopf bewegte sich unruhig hin und her. Er stammelte unverständliche Worte vor sich hin.

      Mit ein paar Schritten war Amanda Veil, die diese Woche Nachtdienst hatte, neben seinem Bett. Sie legte ihm ihre kühle Hand auf die heiße Stirn. Vermutlich hatte er leichtes Fieber.

      »Ulli«, stöhnte er wieder und ballte seine Hände zu Fäusten. »Komm doch näher, Ulli, damit… damit ich dich besser sehen kann. Du… du brauchst dich doch vor mir… nicht zu fürchten, Ulli…«

      Mandy spürte ihren aufgeregten Herzschlag bis zum Hals hinauf. Sollte sie den diensthabenden Arzt rufen? Wenn sie es nicht tat, dann war das sträflicher Leichtsinn.

      Sie holte aus dem Wäscheschrank einen Lappen, tränkte ihn mit kaltem Wasser und legte ihn dann dem Fiebernden auf die Stirn. Dann verließ sie wieder das Zimmer, schaute aber alle paar Minuten nach ihm.

      Nach einer Stunde war das Fieber gesunken, und Klaus Meinradt schlief ruhig. Mandy vermutete stark, daß dieses Fieber mit dem Besuch des kleinen Jungen zusammenhängen mußte.

      Und sie nahm sich vor, gleich am nächsten Morgen mit Klaus Meinradt über Ulli zu sprechen.

      *

      »Warum sind Sie noch hier?« fragte er, als Mandy gegen fünf Uhr in sein Zimmer trat.

      »Guten Morgen, Herr Meinradt«, grüßte die junge Frau höflich. Sie lächelte ihn an und zog sich einen Stuhl an sein Bett.

      »Sie hatten doch Nachtschicht«, sagte Klaus und runzelte verständnislos die Stirn. »Da müßten Sie doch schon längst auf dem Weg ins wohlverdiente Bett sein. Statt dessen sitzen Sie hier bei mir und starren mich an wie ein Weltwunder.«

      »Irrtum«, widersprach die Krankenschwester und schaute einen Augenblick verlegen zu Boden. »Ich starre Sie nicht an, ich habe mich lediglich vergewissert, daß es Ihnen wieder bessergeht.«

      »Entschuldigen Sie, bitte, aber ich verstehe nicht ganz. Mir geht es heute nicht anders als gestern.«

      »Das glaube ich Ihnen. Aber heute nacht haben Sie plötzlich so hohes Fieber bekommen, daß ich schon den Arzt rufen wollte. Doch kaum eine halbe Stunde später war es schon wieder verschwunden. Ich nehme an, daß es von der Aufregung kam, die Ihr kleiner Sohn gestern bei seinem Besuch verursacht hat.«

      »Ulli!« Klaus Meinradts Stimme war kaum zu hören. »Ich vermisse den Jungen mehr, als ich mir einzugestehen wage.«

      Mandy lächelte. »Sie sind ja auf dem Weg der Besserung, so daß Ihr kleiner Sohn öfter zu Besuch kommen kann, wenn es Sie nicht wieder zu sehr aufregt.«

      »Er wird nicht mehr wollen«, bestand Klaus leise. »Ich habe ihn gestern zu sehr enttäuscht. Er hat einen fröhlichen Vater erwartet und nicht so einen Trauerkloß, der nicht einmal gewußt hat, was er mit seinem eigenen Kind reden soll.«

      Verzweifelt preßte der Mann seine Lippen zusammen. Noch immer haderte er mit dem Schicksal, und noch immer machte er sich pausenlos Vorwürfe, die stets mit den gleichen Worten begannen: Hätte ich doch nicht…

      »Ulli wird das bis zum nächsten Mal schon vergessen haben. Möchten Sie, daß ich mich noch einmal mit dem Kinderheim in Verbindung setze? Vielleicht könnte Ulli…«

      »Das wäre wunderbar, Schwester Mandy. Dann könnte mein Sohn womöglich schon heute…« Sein Blick suchte den ihren, und sie nahm die Freude und Hoffnung in seinem Gesicht wahr.

      Mandy hätte jubeln können vor Glück. Sie war gestern so deprimiert gewesen, als ihr Regine Nielsen von dem mißglückten Besuch des kleinen Ulli erzählt hatte.

      »Vielleicht könnte ich dann auch aufstehen und mit ihm ein bißchen auf den Balkon hinausgehen?«

      »Natürlich dürfen Sie das. Sie müssen nur sehr vorsichtig sein. Aber das wissen Sie ja selbst.«

      »Wissen Sie, Schwester Mandy, in den letzten Stunden, seit mich mein Sohn besucht hat, sind mir so viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Eigentlich habe ich gar kein Recht dazu, mich so hängen zu lassen. Ich muß leben.«

      Die junge Frau war so erleichtert über die Worte, daß ihr fast die Tränen in die Augen stiegen. Aber sie drängte sie energisch zurück. »Sie müssen leben für Ihren Sohn«, stimmte sie ihm zu, und in ihrer Stimme klang unterdrückter Jubel mit.

      Diese Freude hielt auch noch an, als Mandy in ihrem bunten Sommerkleid durch die

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