Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman. Marisa Frank

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Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman - Marisa Frank Sophienlust Bestseller

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drei Monate«, gab Klaus knapp Auskunft. Er mochte es nicht, wenn soviel Aufhebens um seine Person gemacht wurde, aber in diesem Fall konnte er sich nicht dagegen wehren. Er war noch auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.

      Mühsam stützte sich Klaus auf seine Krücken und humpelte langsam auf das Haus zu. Er merkte wohl, daß sich hier und da ein Vorhang bewegte, aber niemand kam heraus, um ihm behilflich zu sein.

      Als sein Koffer endlich vor der Haustür stand und er den Taxifahrer großzügig entlohnt hatte, holte Klaus erst einmal tief Luft. Jetzt kam der schwerste Augenblick seines Lebens.

      Mit bebenden Händen steckte er den Schlüssel ins Schloß. Es war nicht einmal abgeschlossen, denn er hatte ja nicht mit so einer langen Abwesenheit gerechnet.

      Dicke, eingesperrte Luft strömte ihm entgegen, als er die Tür aufstieß. Zunächst mal muß ich gründlich lüften, sagte er sich, um sich von seinen wehmütigen Gedanken abzulenken.

      Überall lag eine dicke Staubschicht. Hilfesuchend schaute sich Klaus Meinradt um. An der Garderobe hing noch das Kopftuch, das Iris an jenem verhängnisvollen Sonntag vergessen hatte.

      Hastig griff Klaus nach seinem Koffer. Wieder fuhr ein schneidender Schmerz durch seinen Rücken. Er hatte sich zu schnell gebückt und dabei nicht aufgepaßt.

      Mühsam stieg er die Treppen hinauf zum Schlafzimmer. An der Tür zögerte er, aber dann trat er schließlich ein. Einmal mußte es ja doch sein, warum dann nicht gleich.

      Eigentlich machte der Raum mit den hellen Möbeln einen bewohnten Eindruck. Nur der Staub, der auf der Kommode lag und die stickige Luft brachten die ganze Verlassenheit dieses Hauses zum Ausdruck.

      Klaus stellte seinen Koffer ab und ging langsam zum Fenster. Es klemmte, als er es öffnen wollte. Ach ja, richtig, es hatte schon immer geklemmt, und Iris hatte sich jedesmal geärgert, weil er es noch nicht gerichtet hatte.

      Iris!

      Gedankenverloren starrte der Mann aus dem Fenster in den Garten hinunter, der immer der ganze Stolz seiner Frau gewesen war. Und nun war sie tot.

      Mit hängenden Schultern schleppte sich Klaus zu seinem Bett. Als er die Zudecke zurückschlug, wirbelte Staub hoch und nahm ihm für eine Weile die Luft zum Atmen. Er hustete und hustete, bis ihm die Tränen über die Wangen liefen. Dann legte er sich hin und starrte an die weiße Decke.

      Jetzt einfach einschlafen können und nicht mehr aufwachen müssen, schoß es ihm durch den Kopf. Mit einem Schlag wären dann alle Probleme gelöst.

      Aber nein, da war ja noch Ulli. Er brauchte seinen Vater, und er hatte auch ein Recht auf ihn.

      Klaus stöhnte und drehte seinen Kopf zur Seite. Sein Blick fiel auf eine Fotografie in einem goldenen Rahmen. Iris! Alles in diesem Haus erinnerte ihn an seine tote Frau. Konnte er mit ihrem Schatten leben?

      Die Tabletten fielen ihm ein, die Dr. Schmoll ihm mitgegeben hatte. »Für die erste Zeit«, hatte er mitleidig gesagt, »wenn Sie nicht schlafen können, dann nehmen Sie eine davon.«

      Mühsam stand der Versicherungskaufmann noch einmal auf. Es war zwar erst Vormittag, aber er fühlte sich so matt, als ob er schon tagelang nicht mehr geschlafen hätte. Er brauchte diese Tabletten, und wenn sie alle waren, dann würde er zu seinem Hausarzt gehen und sich wieder welche verschreiben lassen. Ja, das wollte er tun.

      Seine Finger zitterten, als er das Röhrchen mit den weißen runden Pillen aus seinem Koffer hervorkramte. Wenn er alle auf einmal nahm, dann…

      Aber Ulli, Ulli braucht mich doch.

      Aus dem angrenzenden Badezimmer holte er sich einen Becher kaltes Wasser. Dann setzte er sich auf sein Bett und hielt das Tablettenröhrchen gegen das Licht. Wenn er alle auf einmal nahm, dann war er mit einem Schlag allen Kummer los und konnte schlafen, schlafen, schlafen.

      Die Versuchung war groß. Er zog den Stöpsel heraus und legte sich eine der Pillen auf die Handfläche. Dann holte er noch eine und legte sie daneben hin.

      Eine würde genügen, hatte Dr. Schmoll gesagt.

      Klaus holte eine dritte und legte sie zu den beiden anderen. Und dann nahm er noch eine und noch eine, bis das Röhrchen leer war. Der dicke Bettvorleger verschluckte das Geräusch, als der Behälter zu Boden fiel.

      Klaus griff nach seinem Becher. In diesem Augenblick schlug unten die Türglocke an.

      *

      Den ganzen Vormittag hatte Mandy keine Ruhe gefunden. Nicht einmal ihre Arbeit mit den Patienten hatte sie von ihren seltsamen Gedanken ablenken können.

      Wie ein Geist spukte Klaus Meinradts gequältes Gesicht vor ihrem geistigen Auge herum. Immer wieder mußte die junge Krankenschwester daran denken, wie er jetzt in seiner leeren Wohnung herumging und vergangenen Zeiten nachtrauerte.

      Plötzlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie bat eine Kollegin, der sie noch vertrauen konnte, daß sie sie für die restlichen Stunden vertrat, holte rasch ihre Jacke und verließ dann so schnell sie konnte die Klinik.

      Klaus Meinradts Adresse wußte sie auswendig.

      Hastig entlohnte sie den Taxifahrer, als er sie in der Lindenstraße aussteigen ließ. Hier also wohnte Klaus.

      Suchend schaute sie sich nach der Nummer vierzig um. Irgendwie hatte Mandy das Gefühl, daß sie sich beeilen mußte. Warum, das wußte sie natürlich nicht, aber die Aufregung in ihrem Inneren wurde immer größer.

      Endlich hatte sie das Haus erreicht. Es hätte ihr eigentlich gleich auffallen müssen, denn der Vorgarten war so verwahrlost wie kein anderer.

      Als die junge Frau auf den Klingelknopf drückte, spürte sie ihren Herzschlag bis zum Hals, so aufgeregt war sie.

      Lange rührte sich nichts, anscheinend war niemand im Haus. Aber wo sollte Klaus Meinradt sein? Er hatte ihr doch selbst erzählt, daß er keinerlei Verwandte oder Freunde in Maibach hatte.

      Also mußte er zu Hause sein. Aber warum öffnete er dann nicht? Irgend etwas mußte geschehen sein.

      Wie eine eisige Faust umklammerte die Angst ihr Herz. War sie zu spät gekommen?

      Endlich hörte sie schwerfällige Schritte. Jetzt konnte sie erleichtert aufatmen.

      »Was wollen Sie?« Klaus Meinradts Stimme klang böse.

      Verlegen senkte Mandy den Blick. »Sie hatten doch gesagt, daß ich Sie besuchen sollte, wenn ich Zeit hätte. Jetzt habe ich Zeit, und da dachte ich, daß ich Ihnen vielleicht beim Auspacken helfen könnte.«

      »Sie haben recht«, antwortete der Mann resigniert. »Ich bin ein hilfloser Krüppel, der es gerade noch geschafft hat, seinen Koffer ins Haus zu bringen. Zu mehr bin ich nicht mehr fähig.«

      »So dürfen Sie nicht reden.«

      »Es stimmt aber«, widersprach er beinahe gleichgültig. »Aber kommen Sie ruhig herein. Sie werden staunen, wie schnell ein Haus verwahrlost, wenn die Hand der Hausfrau fehlt.«

      Mandy überhörte absichtlich seine bitteren Worte. »Wenn Sie nichts dagegen haben, dann werde ich erst einmal saubermachen und Ihnen etwas zum Mittagessen richten. Einverstanden?«

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