Die Wahrheit über Covid-19. Miryam Muhm
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Wahrheit über Covid-19 - Miryam Muhm страница 6
Laut der Studie des Genetikers Francois Balloux vom Imperial College London (s. o.) lässt sich nämlich momentan nicht abschließend klären, ob SARS-CoV-2 tatsächlich von Fledermäusen abstammt oder nicht: »Die engste bisher bekannte genetische Abstammungslinie findet sich bei Hufeisennasen-Fledermäusen (BatCoV RaTG13) (Zhou et al., 2020). Diese Linie ist jedoch nur zu 96 % identisch mit SARS-CoV-2 – also nicht hoch genug, um es [BatCoVRaTG13] als unmittelbaren Vorfahren von SARS-CoV-2 anzusehen. Die zoonotische [tierische] Quelle des Virus ist zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels (23. April 2020) noch nicht identifiziert.«40 (Hervorhebungen durch die Autorin)
Der tierische Ursprung von SARS-CoV-2 ist bis heute immer noch nicht eindeutig erwiesen. (Stand: Juli 2020)
Das Narrativ des »chinesischen Fledermausvirus« erinnert also ein wenig an jenes, das uns seit 100 Jahren von der »Spanischen Grippe« sprechen lässt, obwohl es sich dabei um eine Fehlbezeichnung handelt, da das damalige Influenzavirus – wie wissenschaftlich nachgewiesen – seinen Ursprung in den USA hatte.
Trotz der Studien zum geographischen Ursprung in Südchina41 verbreiten die Massenmedien es weiterhin als gesicherte Tatsache, dass der Ursprung von SARS-CoV-2 in Wuhan liegt. Angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und solange es keinen abschließenden Konsens über den tatsächlichen Ursprungsort von SARS-CoV-2 gibt, sollte Wuhan korrekterweise nur als der Ort genannt werden, wo der erste größere Ausbruch stattfand.
Der Informationskrieg der Weltmächte und ihre Narrative
Nun, da das Narrativ von Wuhan als Ursprungsort des neuen Virus einmal in der Welt ist, bietet es natürlich genügend Stoff für amerikanische Verschwörungstheorien, wonach SARS-CoV-2 im Hochsicherheitslabor in Wuhan herbeimanipuliert und aus diesem freigesetzt wurde oder entwichen ist. Noch im Mai 2020 pochte US-Außenminister Pompeo darauf, dass SARS-CoV-2 aus dem Wuhan-Labor stammt – trotz einer Stellungnahme der US-Geheimdienste, wonach dies nicht mit Sicherheit behauptet werden könne.42
In Asien wiederum ist man eher der Auffassung, dass dieses gefährliche Virus den Amerikanern entkommen ist, und zwar vor dem 19. Juli 2019: An diesem Tag wurde auf Anordnung der US-Gesundheitsbehörde CDC das Hochsicherheits-Militärlabor Fort Detrick geschlossen, und zwar ziemlich Knall auf Fall. Die Chinesen gehen davon aus, dass die verfrühte grippeähnliche Welle in den USA mit diesem Ereignis zusammenhängt.
Für die Chinesen kam hinzu, dass von den Hunderten von US-Soldaten, die im Oktober 2019 zu den 7. Militärwettspielen des internationalen Weltsportsverbands nach Wuhan angereist kamen, nach ihren Beobachtungen einige bereits bei der Ankunft ziemlich »kränklich« wirkten und somit COVID-19 nach Wuhan eingeschleppt haben könnten. (Die Amerikaner landeten bei diesen Spielen nur auf Platz 35 und damit sogar hinter Tunesien.)43
Viel Aufsehen erregte der italienische Degenfechter Matteo Tagliariol, als er dem Corriere della Sera in einem Interview im Mai 2020 berichtete, dass er – wie viele Athleten seiner und anderer Mannschaften – in Wuhan erkrankt war, wobei sich die schlimmsten Auswirkungen erst nach seiner Heimkehr zeigten: »›Ich hatte drei Wochen lang Fieber und Husten [so der italienische Degenfechter] und die Antibiotika haben nichts bewirkt. Dann wurden mein Sohn und meine Partnerin krank. Ich bin kein Arzt, aber die Symptome scheinen die von COVID-19 gewesen zu sein‹.«44
Den französischen Sportlern Elodie Clouvel und Valentin Belaud ging es nach eigenen Aussagen ähnlich, und auch in der deutschen Delegation gab es wohl einige solcher Fälle, sodass man der Sache nachgehen wolle, wie Christoph Holtherm vom Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr im Mai 2020 in der Sportschau mitteilte.45
Im März 2020 twitterte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, dass vermutlich die US-Armee die Epidemie nach Wuhan eingeschleppt hatte.46
Solche Anschuldigungen machen nervös und ziehen Handlungen nach sich, die nicht immer von der Ratio geleitet werden. So haben chinesische Anwälte in China und den USA im März 2020 eine Schadensersatzklage gegen die US-Regierung, die US-Gesundheitsbehörde CDC, das US-Verteidigungsministerium und den US-Militärsportverband eingereicht.47 Ihre Begründung ist der Website des China Justice Observer zu entnehmen: »Von Sept. 2019 bis März 2020 veröffentlichten die US-Regierung und die CDC wissentlich falsche Informationen und sprachen von ›Grippe‹, obwohl einige der Grippepatienten tatsächlich mit einem unbestimmten Virustyp infiziert waren (der sich später als COVID-19 erwies) […].«48
Eine solche Klage muss sich natürlich auch auf Fakten beziehen, und eines davon ist, dass die US-Gesundheitsbehörde CDC ja selbst bemerkt hatte, dass die influenza-like-illness-Welle (ILI) in den USA verfrüht einsetzte und anders verlief als üblich.49 (engl. ILI = Bezeichnung für eine grippetypische, akute respiratorische Erkrankung, bei der ein Erregernachweis nicht durchgeführt wurde)
Wochen später haben Rechtsanwälte in Texas und Florida zum Gegenangriff geblasen und in Sachen COVID-19 eine Reihe von Einzel- und Sammelklagen gegen China vorbereitet. Im Unterschied zu den chinesischen Anwälten fordern sie Schadensersatz in Milliardenhöhe. Einige dieser Anwälte behaupten, SARS-CoV-2 sei im Sicherheitslabor von Wuhan entstanden.50 Auch der Generalstaatsanwalt von Missouri erhob am 21. April 2020 Klage gegen die chinesische Regierung mit der Behauptung, diese habe wichtige Informationen über das neue Coronavirus unterdrückt.51
Beiden Seiten dürfte aber klar sein – es handelt sich ja um Juristen –, dass ihre Klagen aufgrund der existierenden Staatenimmunität höchstwahrscheinlich abgeschmettert werden.52
Solche juristischen Gefechte gehören zum Wortkrieg der Supermächte, der auf der Basis von Gerüchten, Propaganda und Desinformationen ausgetragen wird. Und wir, die wir tagtäglich einer überbordenden Informationsflut und dem Sperrfeuer schlagzeilenträchtiger Meldungen ausgesetzt sind, glauben je nach politischer Vorliebe entweder das eine oder das andere und spielen das Spiel mit …
So sehr Trump zu Beginn des SARS-CoV-2-Ausbruchs in den USA die Chinesen während seiner täglichen Pressekonferenzen im Weißen Haus dafür gelobt hatte, wie effizient sie die Ausbreitung des Virus bekämpft hätten, so sehr attackierte er China wenig später mehrere Tage hintereinander auf das Schärfste, und zwar als der Verdacht gegen ihn laut wurde, er habe den Virusausbruch in den USA unterschätzt und nicht schnell genug reagiert. Seine tagtäglichen Tiraden gegen China und die WHO wurden vermutlich auch dadurch angefeuert, dass laut Umfragen fast ein Drittel der Amerikaner daran glaubt, das neue Coronavirus entstamme dem Sicherheitslabor in Wuhan.53
Aufgrund der in den Sozialmedien pausenlos verkündeten Vermutungen und der Informationen in Presse und Fernsehen über den »zweifelhaften« Umgang der Provinzregierung von Hubei mit gesundheitlich wichtigen Informationen haben inzwischen gut zwei Drittel der Amerikaner ein negatives Bild von China.54
Der Wirtschaftsfeind muss der Schuldige für diese Krise in Amerika sein. Daher kursiert in Presse, Rundfunk, Fernsehen und den sozialen Medien weltweit alles Mögliche – von plausibel verpackten Unterstellungen bis hin zu den abstrusesten Verschwörungstheorien. So wird z. B. verbreitet, dass sich ein Wissenschaftler im Hochsicherheitslabor in Wuhan versehentlich infiziert und dann andere Menschen angesteckt hätte55 – oder dass die hoch angesehene Virologin und Fledermaus-Forscherin Shi Zhengli-Li absichtlich