Sigurd 3: Im Auftrag des Königs. Thomas Knip

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Sigurd 3: Im Auftrag des Königs - Thomas Knip Sigurd

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er als Abgesandter derer von Eckbertstein nicht alleine reisen konnte, war es für ihn selbstverständlich, Bodo und Cassim zu bitten, ihn zu begleiten, und wie erwartet mussten die beiden nicht lange überzeugt werden.

      Sein Vater gab ihm einen kunstfertig gewebten Wandteppich, der die Beschädigungen überstanden hatte, als Hochzeitsgeschenk mit, und schon am nächsten Morgen brachen die Freunde auf.

      Die Ländereien des Grafen Gebhardt lagen nur wenige Tagesreisen entfernt, und der nahende Frühling hatte inzwischen auch den letzten Schnee schmelzen lassen, sodass alle wichtigen Straßen passierbar waren.

      Schon von Weitem hob sich die mächtige Burganlage mit ihren wuchtigen Türmen vom Himmel ab. Als Sigurd mit seinen Freunden durch das steinerne Burgtor einritt, herrschte auf dem Burghof großer Trubel. Zahlreiche Ritter und Edelleute flanierten an ihnen vorbei oder machten sich zu einem Jagdausritt bereit. Die Luft war erfüllt von Lachen, begleitet von Lautenklängen der Minnesänger, die die Anwesenden unterhielten.

      Sigurd war von der Vielzahl an Gästen zuerst überwältigt und erfuhr von einem Bediensteten des Grafen, dass die Vorbereitungen in vollem Gange waren, denn die Vermählung sollte bereits morgen stattfinden.

      Er bat Bodo und Cassim, nach dem Stallmeister zu suchen, um die Pferde unterzustellen, und ließ sich dann von einem Wachmann zum Quartier des Haushofmeisters bringen, um sich vorzustellen und ein Schreiben seines Vaters zu überreichen. Der stämmige Mann, dem die Verwaltung der Burganlage unterstand, begrüßte ihn freundlich und ließ nach einem Diener rufen, der ihn mitsamt seinen Freunden zu ihren Zimmern geleiten sollte.

      Den Grafen sowie das Brautpaar würde er erst am Abend zu den Feierlichkeiten treffen. Das war Sigurd ganz recht, der sich nach diesem langen Ritt danach sehnte, sich für die nächsten Stunden ausruhen und in aller Ruhe für die Feierlichkeiten zurechtmachen zu können.

      *

      Doch Sigurd war nicht der Einzige, der den Abend nicht abwarten konnte. Als die Dunkelheit angebrochen war, näherte sich eine Gruppe berittener Männer der Burg, ohne jedoch auf das offen stehende Tor zuzureiten.

      Einer der Männer hob die Hand und zügelte sein Pferd. Er schob das Kinn vor, das von einem Spitzbart geziert war, und konnte sich ein erwartungsvolles Lächeln nicht verkneifen. In sicherer Entfernung zur Festung betrachtete er die Gebäude und konzentrierte sich auf eine Reihe hell erleuchteter Fenster. Die Gesellschaft hatte sich also im Rittersaal eingefunden, stellte er fest.

      Sein Pferd tänzelte unruhig und schnaubte unterdrückt. Er zog die Zügel fester und wandte sich zu seinen drei Spießgesellen um, die ihn mit angespannten Mienen ansahen. Sie alle wussten, welch Wagnis sie eingingen. Doch die Aussicht auf die versprochene Beute ließ sie dem Mann folgen, der als Gubo der Abenteurer bekannt und berüchtigt war.

      Sein Lächeln verbreiterte sich zu einem selbstbewussten Grinsen. Er würde warten, bis die Nacht angebrochen war und die Wälder, die die Burg umgaben, in Dunkelheit gehüllt waren. Dann konnte er es wagen, seinen Plan auszuführen und Dagmar, die Tochter des Grafen, zu rauben …

      *

      Trotz seiner zahlreichen Abenteuer war Sigurd beeindruckt von der Pracht, mit der der Rittersaal ausgeschmückt war. Schildwappen zierten die Wände, schwere, brokatbestickte Vorhänge schimmerten mit ihren Farben samten im Licht der eisernen Lüster, die an massiven Ketten von der Decke hingen. Im Kamin loderte ein Feuer, das die Kälte zu dieser späten Stunde vertrieb.

      Eine große Tafel nahm die Mitte des Raumes ein. Sie war üppig beladen mit allerlei Köstlichkeiten aus der Küche. Immer noch trugen Diener Platten mit Fasanen und Spanferkeln auf und gossen Wein in den Kelchen der zahlreichen Gäste nach, die auf langen Bänken entlang der aneinandergereihten Tische saßen und ausgelassen miteinander plauderten. In einer Nische stand eine Gruppe von Spielmannsleuten, deren Musik aus Laute und Flöte kaum gegen das Stimmengewirr ankam. Noch allerdings war das Festbankett nicht eröffnet, denn Graf Gebhardt bestand darauf, dass seine Tochter den Abend eröffnen sollte.

      Nachdem sie sich von der Reise ausgeruht hatten, waren Sigurd, Bodo und Cassim von Graf Gebhardt empfangen worden. Er hatte sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass es Sigurds Vater nicht möglich gewesen war, selbst zu kommen, hatte aber auch Verständnis dafür, dass er als Burgherr seine Verpflichtungen beim Wiederaufbau nicht vernachlässigen konnte.

      Sigurd empfand es als Ehre, dass der Graf ihn dann bat, an der Tafel zu seiner Rechten neben dem Bräutigam Platz zu nehmen. Graf Hartmut war kaum älter als Sigurd, und sie fanden rasch gemeinsame Themen, über die sie sich rege austauschten.

      Immer wieder warf Hartmut einen Blick zur Seite, auf die lange Treppe, die sich nach oben zog.

      »Es ist das Vorrecht der Damen, sich Zeit zu lassen«, meinte Sigurd schmunzelnd.

      Hartmut seufzte und lächelte leicht. »Sie ist wohl noch auf ihrem Zimmer und wird sicher gleich herunterkommen. Ich freue mich, dass auch du meine Braut nun kennenlernen wirst.«

      Sigurd wollte ihm gerade antworten, als er ein leises Schmatzen hörte. Er drehte sich in die Richtung und wollte gerade etwas sagen, als Cassim empört den Kopf schüttelte.

      »Aber Bodo! Kannst du nicht warten, bis Dagmar die Tafel eröffnet?«

      Bodo blickte schuldbewusst auf den Hühnerschlegel in seiner Hand und ließ ihn mit einem Ausdruck des Bedauerns sinken, bevor er sich über die Lippen wischte. Er stöhnte unterdrückt auf. »Ja … entschuldige, Cassim.« Er warf einen Blick in die Runde und war erleichtert, dass auch der Graf ihn mit einem Schmunzeln bedachte. »Aber die Braut könnte nun auch kommen, denn ich gebe zu, ich habe schon großen Hunger …«

      *

      Durch das geöffnete Fenster ihrer Kammer hörte die junge Frau leise die Musik der Spielmannsleute. Sie stand in der Mitte des Raumes und stieß den Atem aus, während die Schnüre in ihrem Rücken fester zugezogen wurden.

      »Oh«, sagte das Mädchen, das hinter ihr stand. »Habe ich zu fest gezogen?«

      »Nein, nein«, entgegnete Dagmar lächelnd. »Aber beeile dich bitte. Ich befürchte, wir lassen die Gäste schon zu lange warten.« Sie zog einen Ärmel ihres kostbaren Samtkleids zurecht, das am Kragen und den Handgelenken mit Pelz besetzt war.

      »Nur noch die eine Schlaufe, Herrin …«, antwortete das Mädchen, »… und Ihr seid fertig!«

      Es trat einen Schritt zurück und betrachtete die Grafentochter aus leuchtenden Augen. »Das Kleid ist wunderbar. Es schmückt Euch prächtig«, konnte es sich nicht zurückhalten.

      Dagmar lächelte. »Ich danke dir, Bettina.« Sie ging auf einen Tisch zu und griff nach einem Ring. »Glaubst du, dass ich Hartmut gefallen werde?«, fragte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

      Ein Lachen ließ sie herumfahren.

      »Mir gefallt Ihr ausnehmend gut, Dagmar! Und das ist im Augenblick doch die Hauptsache.«

      Die Braut stieß einen erschreckten Schrei aus. Ihre Zofe wich mit weit aufgerissenen Augen zurück und sah nur ungläubig auf den Mann, der sich durch das offene Fenster ins Innere schwang.

      »Gubo!«, entfuhr es Dagmar.

      Dieser deutete einen Diener an, als sein Name fiel. Es schmeichelte ihm, dass sie wusste, wer er war.

      Von

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